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    Montag, 2. Mai 2022
    01052022

    Ich denke jetzt bestimmt schon 10 Minuten über das Wandern nach und komme zu keinem Schluss. Es ist nämlich so: ich gehe gerne. Also ich bewege mich gerne gehend fort, das finde ich eine logische und entspannte Fortbewegungsmethode, weil ich an keine Haltestellen oder Abfahrtszeiten gebunden bin und mich auch nicht am Zielort um den Verbleib (oder während des Weges um die Belange) eines Fahrzeugs kümmern muss. Zu Fuß gehen kann man immer, von überall aus, man geht einfach los und wenn man ankommt, ist man da ohne weiteres Brimborium, das finde ich total super.

    Wandern hingegen interessiert mich nicht so richtig. Das ist vermutlich ein Problem in meinem Kopf. Für mich heißt wandern, irgendeinen vorher ausgesuchten Weg zu gehen und sich dabei umzuschauen und Freude an der Umgebung und möglicherweise am Aufenthalt in der Natur und am Wetter zu empfinden. Ich glaube, das trage ich nicht so in mir. Wetter finde ich am besten, wenn es mir nicht auffällt (also: dezentes Wetter. Keine direkte Sonneneinstrahlujng, kein Niederschlag, ganz unauffällige Temperatur, leichter Luftzug). Natur an sich interessiert mich mäßig, von flauschigen Tieren abgesehen, die mag ich sehr gern und Wasser, in dem ich schwimmen kann auch. Wasser nur anschauen hingegen mag ich nicht, da will ich dann immer schwimmen und wenn das nicht geht, wozu ist das Wasser dann gut, in dieser Hinsicht bin ich wie der Hund von Frau Herzbruch.

    Ich denke, man kann mir das Wandern gut verkaufen, wenn es "wohin" geht. Zum Beispiel in ein Ausflugslokal, das dann aber nicht ein Notbehelf mit schlechtem Kaffee sein darf sondern eines, zu dem man gerne möchte und sich dann eben entschließt, es zu Fuß aufzusuchen. Oder zu einer Sehenswürdigkeit. Was ich auch total für mich sehe, sind Wanderungen zu Zielorten, an denen übernachtet wird. Das Gepäck ist dann schon dorthin gebracht worden, es ist folgerichtig, ihm nachzugehen und dort zu schlafen, wo es hingebracht wurde (Gepäck selbst tragen kommt für mich nicht in Frage, ich hasse es, Dinge zu tragen, finde Handtaschen schon enorm lästig und gehe, wann immer möglich, mit Dingen nur in den Hosen- und Jackentaschen aus dem Haus). Beim Wandern braucht man natürlich eigentlich einen Rucksack, für Getränke, für ein kleines Erste-Hilfe-Set und so, das sehe ich ein, diesen Rucksack sollte dann aber wer anders tragen oder man wandert halt in der Zivilisation, wo man bei Bedarf kurz in einen Supermarkt geht, das kann ich mir auch für mich gut vorstellen. Ich kann problemlos 12 Stunden am Stück durch fremde Städte laufen.

    Wanderungen, die ich positiv in Erinnerung habe:

    Als Kind mit meiner Patentante, die in einem Wanderverein war - die Wanderung führte zu einer Burg, die von Kirschbäumen umgeben war und der Zweck der Wanderung war, dort viele Kirschen zu essen

    Als junge Erwachsene eine Wanderung über die Aonach Eagach Ridge in Schottland, Zweck der Wanderung war, wilde Klettereien an steilen Abgründen zu vollführen, sehen Sie selbst.

    Als etwas ältere Erwachsene eine Wattwanderung auf eine Ostfriesische Insel - hab vergessen welche es war, Baltum oder Spiekeroog glaube ich - jedenfalls war hier für mich tatsächlich der Weg das Interessante und nicht das Ziel, wobei es bei keiner anderen Wanderung so enorm wichtig war, rechtzeitig am Ziel anzukommen. Bin gespannt, wie M. das in ihrer Erinnerung beurteilen wird.

    Später eine recht kleine Wanderung im Raum Düsseldorf zu einem Ausflugslokal, Zweck der Wanderung war die Regelmäßigkeit, einmal im Jahr im entsprechenden Personenkreis immer ein Foto an derselben Stelle zu machen und später im Ausflugslokal Bier zu trinken.

    Dem gegenüber stehen viele, viele Wanderungen, die ich in schlechter Erinnerung habe, sie sind in meiner Erinnerung nicht mehr klar abgegrenzt:

    Alle Wanderungen mit der Schule, sie waren fast immer bei zweifelhaftem (sprich: irgenwie auffälligem) Wetter mit zerdrücktem und nicht mehr so frischem Proviant im Rucksack, Zweck war vermutlich Bewegung, Zielorte blieben mir nicht in Erinnerung, irgendwann war mal halt wieder zurück und fuhr noch eine Weile mit feuchten Klamotten und in schaler Käsegraubrotluft Bus.

    Diverse andere Wanderungen auf Berge mit einem Freundeskreis in Schottland, die diese Berge "sammelten", es gibt Leute, die möchten auf jeden Berg über 3000 Fuß in Schottland (also: einen Munro) einmal drauf, das nennt man "Munro Bagging" und die Leute mit denen ich mehrfach durch Schottland reiste hatten dieses Hobby. Es gibt um die 200 dieser Munros (über die genau Zahl lässt sich länglich diskutieren), ich war auf ungefähr 45, was mehr klingt, als es ist, denn manche liegen so dicht beieinander, dass man sie in einem Rutsch erledigen kann, in der Aonach Eagach sind zum Beispiel schon zwei drin, Sgorr nam Fiannaidh und Meall Dearg.

    Diverse Wanderungen mit der Familie an Urlaubsorten, wenn es da gerade keinen anderen Pläne gab, in Erinnerung ist mir immer viel Streit um den Weg, das Ziel war wohl, etwas zu sehen, wobei das "was" meist unklar blieb.

    Ich plane ja, später dieses Jahr noch mit Frau Herzbruch und einem Esel durch die Uckermark zu wandern. Was da der Zweck ist, weiß ich noch nicht, es gibt aber gute Voraussetzungen (das Gepäck wird transportiert, es ist ein Tier dabei), dass diese Wanderung in Sparte 1 rutscht.

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