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    Sonntag, 5. Juli 2020

    Mir ist sehr, sehr übel und kommt durch mein Geburtstagsgeschenk und das Geburtstagsgeschenk war absolut wunderbar.

    Geschenkt wurde mir ein Abend mit VR-Brille (Oculus Quest) und mit dieser Brille habe ich erst zur Übung ein kleines Monster gestreichelt und ihm was gekocht und es gefüttert, das war nett aber relativ ereignislos. Irgendwann wurde es Nacht und gab ein Feuerwerk, das war schön. Und ich war auch schon ziemlich erschöpft und brauchte eine Pause - es ist erstaunlich anstrengend, die Realität nur durch die Augen wahrnehmen zu können und durch das Gesehene alles andere zu interpretieren. Und wenn das Gesehene mit dem Gefühlten nicht übereinstimmt, versucht das Gehirn trotzdem, die Realität im Sinne des Gesehenen möglichst lang aufrecht zu erhalten.

    Als ich die Brille zum Ausruhen absetzte, wusste ich schon nach diesem ersten kurzen Spiel nicht, wo ich war. Also nach dem Absetzen natürlich schon, sprich: ich erkannte die Wohnung der Freundin sofort wieder. Aber ich hatte nicht erwartet, dort zu sein. Ich hatte auch nicht erwartet, konkret woanders zu sein, es ist ein bisschen scher zu beschreiben, ich hatte einfach erwartet, das ich die Brille abnehme und dann weiß ich es auch nicht. Sehr verwirrend.

    Nach dem Ausruhen war ich im Weltall und schoss dort auf angreifende Satelliten, Aliens oder Raumschiffe. Das hat mir am meisten Spaß gemacht, glaube ich. Ich hatte drei verschiedene Sorten Waffen - vielleicht wären es später noch mehr geworden, aber mangels Übung bin ich ja nicht so weit gekommen - und einen Schild. Der Schild war aber in späteren Leveln zu klein und ich musste auch körperlich Angreifern ausweichen, die kamen von allen Seiten, meine Güte, anstrengend!

    Zur Entspannung wollte ich Achterbahn fahren. Die erste Achterbahn war etwas lahm und ich dachte mir, es wird möglicherweise spannender, wenn ich mich hinstelle. Diese Vermutung war korrekt. Es war so spannend, dass ich fast umfiel. Wahnsinn, wie allein das Sehen aus dem Gleichgewicht bringen kann, wie tatsächlich der Magen runterrutscht wenn der Achterbahnwagen ins Leere fällt und wie der Körper ausgleicht, wenn sich der Wagen zu einer Seite neigt. Weil es so schön war, fuhr ich dann noch eine spannendere Achterbahn, die aber im Sitzen. Am Ende wurde ich glaube ich von einem Dinosaurier gefressen.

    Dann war mir erst einmal richtig, richtig übel. Gegessen hatten wir vorher schon aber ich brauchte nun Schokolade und musste auf dem Sofa liegen. Zeit zum sinnieren: ich plane ja schon lange, das hohe Alter in virtuellen Welten zuzubringen. Seit langem hoffe ich, dass dann Holodecks in Pflegeheimen Standard geworden sind - leider bisher keine richtige Enwicklung in diesem Bereich. Notfalls, so dachte ich bisher, kann ich mich auch mit z.B. Second Life oder WoW zufriedengeben. Seit heute weiß ich aber, dass diese VR-Brillen wirklich gut funktionieren, als ich muss dann echt nirgendwo mehr hin, diese Art von Realität reicht mir völlig aus - zumindest auch, wenn man sie mit der Yoga-Matte verknüpft, auf der ich vorher lag. Die hatte die Gastgeberin mir unter dem Tagesordnungspunkt "Wellness" angeboten (ich dachte erst kurz sie schickt mich duschen. Es ist keine Yoga-Matte, auf der man selbst Yoga turnt sondern die Matte turnt einen. Also man liegt darauf und durch Luft und kleine Mechanismen im inneren wird man entweder sanft massiert und gedehnt oder auch durchgekaut und hochschleudernd wieder ausgespuckt. Wir probierten natürlich alles aus. Also, diese Matte noch mit der Brille sinnvoll verknüpfen und alles ist gut. Wobei, die Brille muss noch leichter werden. Das sollten die Entwickler bis zu meinem Lebensabend noch schaffen, die Entwicklung vom klobigen ersten Autotelefon zum Handy ging ja auch recht schnell.

    Wie gesagt, mir war richtig, richtig, richtig übel. Fast genauso schön wie selbst spielen war es aber, die Gastgeberin bei Spielaktivitäten zu beobachten. Ohne zu sehen, was sie sieht, ergeben die Handlungen und Bemerkungen natürlich überhaupt keine Sinn, es ist enorm amüsant aber ich darf sagen: die Gastgeberin wirkte in ihren Bewegunsabläufen regelrecht elegant!

    Als letztes raffte ich mich noch einmal auf, um eine Art Tanzspiel zu spielen (Beat Saber). Hier wählt man Musik (beat) aus und im Rhytmus dieser Musik kommen Würfel mit Pfeilen auf einen zugeflogen, die man mit einem Lichtschwert (saber) in Richtung des Pfeils zerteilen und manchmal noch irgenwelchen Gebilden ausweichen muss - das ergibt eine Art Tanz und hatte vorher bei der Gastgeberin die eleganten Bewegungen ergeben und ich selbst fühlte mich auch recht begabt.

    Eigentlich hatte ich noch ein Rätselspiel spielen wollen, aber mein Kopf war wirklich vollends erledigt und allein bei dem Gedanken, die Brille nochmal aufzusetzen, drehte sich mir der Magen um.

    Große Empfehlung, es ist ein riesiger Spaß! (Und wo sonst kann man im Stehen Achterbahn fahren?)

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