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    Dienstag, 5. Juli 2016
    Wmdedgt 7/2016

    (Was das ist und die anderen Beiträge dazu finden Sie hier, bei Frau Brüllen.)

    Ich hatte ja völlig übersehen, dass heute der 5. ist, sonst hätte ich spannendere Dinge getan. Das kommt davon, wenn man aus Faulheit den Leuten über Jahre mühsam antrainiert, auf allem, was man zur Unterschrift bekommt das Datum schon hübsch einzufügen. Da weiß man nicht mehr, welcher Tag es ist.

    Ich kann mich auch an den Morgen zu Hause schon gar nicht mehr erinnern, was wohl bedeutet, dass nichts Spezielles war. Im Büro ist es gerade etwas anstrengend, ich habe nämlich noch 1,5 Wochen bis zum Urlaub. Ich bin also gerade in der Phase, in der mir bewusst geworden ist, was bis dahin alles un-be-dingt zu erledigen ist, aber noch nicht in der Phase, in der ich resigniert habe. Wie ein emsiges Eichhörnchen flitze ich also von Task zu Task und vergesse zwischendurch fast, Luft zu holen. Momentan nerven mich die interkulturellen Aspekte meiner Arbeit ganz besonders, was natürlich auch daran liegt, dass ich dabei die Rolle der Minderheit einnehme und einer - meiner Ansicht nach - ganz besonders ignoranten Mehrheit gegenüberstehe, die es einfach nicht begreifen will, dass manche Sachen anderswo anders sind. Weil: warum? So habe ich z.B. ein Projekt, in dessen Anfangsphase, bei der Entwicklung und Einführung, ich schon immer sagte "und wir brauchen das auch für Papierformat A4". Jedes einzelne Mal sagte ich das, in jeder einzelnen Mail steht es. Ist noch was? Ja, A4. Fehlt noch was? Ja, A4. Brauchst ihr noch was? Ja, A4. Was es jetzt natürlich nicht gibt ist: A4. Zu teuer, das auch noch einzuplanen. Weshalb das gesamte System hier, in Deutschland, unbrauchbar ist und wir es nicht benutzen. Aber natürlich unbedingt benutzen sollen. Ja warum benutzt ihr das denn nicht? Weil kein A4. Ja, aber ihr sollt das doch benutzen. Ja, aber kein A4. Es ist zum wahnsinnig werden. Heute, nach mehr als 3 Jahren, plötzlich die Frage: "Can you explain to me the issue with using 8.5 x 11 paper?" Ja was soll wohl der issue sein, wir fahren halt auf der rechten Straßenseite, wir haben eine Krankenversicherungspflicht und unser Geschäftsleben ist nicht auf Papier im Letter-Format ausgerichtet. Das sind so Fragen, bei denen ich erstmal Treppensteigen gehen muss, bevor ich sie beantworte.

    Die Mittagspause verbrachte ich mit Frau Fragmente in einem griechischen Restaurant bei sehr gutem Essen, in meinem Fall einer mit Feta überbackenen Aubergine mit Rosmarinkartoffeln und Tzaziki.

    Mademoiselle hat in den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien keinen Nachmittagsunterricht und keine Hausaufgabenbetreuung mehr und Mittagessen gibt es an der Schule auch keines mehr, weil "sich das nicht mehr lohnt". Für wen und warum sich das nicht mehr lohnt kann ich Ihnen nicht sagen, ich habe es nicht erfragt weil ich mich ja um Schule nicht mehr kümmere. Übrigens mit großem Erfolg, ich habe schon mindestens 8 Kuchenbacktermine und 3 uninteressante Veranstaltungen ausgelassen. Als ich nach Hause kam, saß sie also schon mit Schulfreunden am Küchentisch, sie machten Hausaufgaben und ich versorgte die Meute mit Eis und Waffeln und zog mich dann in einen anderen Raum zurück. "Leute, es geht um alles, wir haben nur diese eine Chance!", hörte ich die Stimme meiner Tochter. "Wir müssen jetzt nochmal richtig Gas geben!", ordnete sie auch noch an. Es ist mir wirklich völlig unklar, woher das Kind diesen Ton hat.

    Dann hatte ich noch eine Telefonkonferenz, habe sehr viel Wäsche zusammengelegt, mich diverse Male mit dem neuangeschafften Mückenstichstick an verschiedensten Körperstellen genussvoll selbst verbrannt und überlegt ob das auf dem Kopf wohl auch Mückenstiche oder doch eher Läuse sind. Außerdem verfolgte ich den neuen Staubsauger, den letzte Woche die Putzfrau für mich aussuchte, per Sendungsauskunft. In den letzten 6 Tagen hat er es immerhin von Bielefeld nach Obertshausen geschafft. Ich frage mich, ob die den wirklich per LKW transportieren oder ob sie eventuell die ganze Strecke absaugen. Oder das Ding fährt Flixbus, wie Little B neulich, das kann natürlich auch sein. Jedenfalls wird die Putzfrau morgen etwas enttäuscht sein, aber was soll ich machen, mehr als unmittelbar bestellen, wenn sie danach verlangt, kann ich nicht tun. Besonders elegant fände ich es ehrlich gesagt, wenn der Paketbote genau dann kommt, wenn die Putzfrau da ist, sie das Paket annimmt und alles weitere regelt. Aber man darf nicht überreizen. Wenn das Gerät überhaupt vor meinem Urlaub ankommt, werde ich nicht meckern. Oder nur wenig.

    Mehr ist heute nicht passiert. Allerdings bin ich gerade in eine erneute sehr ausgeprägte Wegwerfphase eingetreten. Während ich diesen Eintrag geschrieben habe, bin ich heimlich mehrmals zwischendrin aufgestanden, um irgendwas in den Müll zu werfen (aktueller Stand: 1 Strickjacke, einen Karton voll Einzelsocken, ein Handtuch mit Loch, einen halbkaputten Kopfhörer und ein Parfum das ich nicht mag), und vor dem Absatz mit dem Staubsauger habe ich rasch einen ganzen Müllsack mit unerwünschten Süßigkeiten gefüllt. Ich glaube, da wird sich in den nächsten Tagen einiges tun, wenn der kritische Blick einmal zu schweifen beginnt, sind die Hände ganz schnell dabei.

    Und nun noch das (hier) letzte Bild der Painteress-in-Residence Umienne, denn der Monat ist um. Mit ganz herzlichem Dank und anerkennendem Kopfnicken - ich weiß, wie anstrengend das ist, jeden Tag ein Bild zu irgendwas zu machen:

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