19.
Ich mag Menschen.
Ich finde sie einfach unglaublich interessant. Was treibt sie an? Warum erfinden sie Dinge wie Laubbläser? Wie kommen sie auf die Idee, der Sitzplatz neben ihrem würde ihnen auch gehören? Welche merkwürdigen Vorerfahrungen und Gedankengänge bewegen sie dazu, Kaffee mit Süßstoff zu süßen? Das sind doch durchaus spannende Fragen.
Menschen, die ich nicht kenne, finde ich also normalerweise erst einmal gut. Was ein praktischer Charakterzug an mir ist, denn er erspart mir viel unnütze Aufregerei. Man mag sich nun denken, ob ich dann nicht ständig von Menschen enttäuscht werde, wenn ich sie erst einmal gut finde und dann sind sie hinterher doch so oft blöd. Nein, denn erstens erwarte ich ja nichts von diesen Leuten. Es ist eher so, wie wenn ich früher meinen Mäusen zugeschaut habe: die waren auch immer außerordentlich beschäftigt und versunken in ihre diversesten Tätigkeiten, die außer ihnen selbst keiner nachvollziehen konnte. Irgendwie rührend. Von den Mäusen hab ich nichts erwartet, von den fremden Menschen erwarte ich auch nichts, ich finde sie nur interessant und, naja, irgendwie rührend. Zweitens finde ich sie auch hinterher gar nicht so oft so blöd. Ich bin da recht urteilsfrei. Ich verstehe sie nicht, deshalb frage ich so viel, oft verstehe ich nach der Antwort weniger als vorher, aberm das ist nichts, was mich ärgert. Es fasziniert mich.
Drei Personen habe ich bisher kennengelernt, die ich von der ersten Begegnung an nicht mochte und denen ich nie den Rücken zudrehen würde. Zwei davon haben sich später als wirkliche Psychopathen entpuppt. Beim dritten warte ich noch darauf und halte ich derweil so fern wie möglich.