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    Samstag, 6. April 2013
    Blogging November - 523

    Vor ein paar Tagen erwähnte Berenike hier im Zusammenhang mit meiner Kaffee-Angewohnheit den "Latte-Faktor".

    Googeln können Sie alle selbst, ich habe es heute auch getan, daher nur kurz:
    Der Latte-Faktor besagt in erster Linie, dass regelmäßig gezahlte kleine Geldbeträge sich über die Zeit zu einer großen Summe aufaddieren. Das ist absolut unstrittig. Darüber hinaus impliziert der Latte-Faktor aber, dass Personen, die dauernd kleine Beträge für irgendwas ausgeben, wie beispielsweise für Café Latte, unvernünftig handeln. Denn über das Leben summieren sich die Café Lattes zu einer satten Million (Dollar - der Latte-Faktor kommt aus Amerika, und zu sagen "summieren sich die Café Lattes zu beim gegenwärtigen Umrechnungskurs Interbankrate +/-0 rund € 771.754" wäre natürlich ungewollt polemisch).

    Der Latte-Faktor ist nicht unstrittig. Kritisiert wird jedoch hauptsächlich die Berechnung: es wäre doch arg gerundet worden, die Inflation nicht berücksichtigt, Lebenserwartung/Lebenssituation nicht sinnvoll angesetzt etc. Die Berechnung interessiert mich aber nicht, lassen wir es eine Million sein, als Sinnbild für "viel Geld". Diese Million könnte ich am Ende meines Lebens haben, wenn ich keinen Kaffee im Pappbecher mehr kaufe.

    Ich verzichte hiermit in der gebotenen Form
    auf meine Latte-Million.

    Es fängt ja schon damit an: am Ende meines Lebens? Danke auch! Was soll ich denn dann damit? Gut, den Nachkommen vererben, natürlich. Mademoiselle wird sich über die Million (minus Steuern) freuen, das ist klar. Kann man ja viel mit machen, sich was Gönnen. Kaffee zum Mintnehmen zum Beispiel, wenn einem danach ist. Oh.

    Halten wir uns aber auch nicht an Spitzfindigkeiten auf und nehmen an, mir stünde die Latte-Million bei entsprechendem Verhalten tatsächlich zur Verfügung. Ich könnte ein Haus kaufen. Hm, ich habe ja schon eine Wohnung, die mir sehr gut gefällt. Das Haus wäre vermutlich irgendwo in der Pampa, ich bräuchte noch ein Auto und müsste das Kind dauernd herumfahren. Wir würden alle umziehen, irgendwohin, wo wir jetzt akut gar nich so dringend wohnen möchten. Schulwechsel und so. Hmhm. Vielleicht doch lieber reisen. Naja, reisen kann ich auch so. Nicht im Millionärsstil zwar. Habe ich aber bisher auch noch nicht vermisst. Zugeben - es ist mein Problem, wenn ich auf Anhieb nicht weiß, wofür ich die Million verwenden würde. Auf's Konto damit, das Geld wird ja nicht schlecht. Für später, irgendwann wird man sich was leisten wollen, das einen ein Stück weit zufriedener oder die Welt etwas besser macht. Dafür ist Geld schließlich da.

    Aber tatsächlich macht es mich häufig morgens glücklich, mir einen Kaffee zu kaufen. Vielleicht ist das sogar nicht nur für mich, sondern auch für meine Umwelt gut: für Familie, Freunde und Kollegen, Fremde auf der Straße, die mich meistens gut gelaunt und zufrieden erleben, weil ich meinen Alltag prima finde, so wie er ist. Mit Coffee-to-go.

    Sie sehen, die Sache ist vielschichtig. In diesem Sinne: Lassen Sie sich nicht von Theorien einnorden. Begreifen Sie die Spielregeln. Und unterschätzen Sie nie das kleine Glück.




    Heute vor zig Jahren:

    Um 10 Uhr stehen wir auf und machen Fotos mit den alten Frisuren und Klamotten. Danach fahren wir zum Friseur und lassen uns nen Bob schneiden, kinnlang, der über alles abrasierte drüberfällt, so dass man es nicht sieht. Dann fahren wir in die Stadt Klamotten kaufen. Und normale Schuhe. Und ziehen das alles gleich an.

    Um 14 Uhr essen wir bei uns und meine Mutter erkennt uns nicht auf Anhieb, findet die Frisur aber schön. Wir suchen bei mir ein paar Sachen raus und gehen dann zu Pe.

    Abends gehen wir zu zweit in der Pizzeria Essen, wo wir meine Schwester mit einem Typen treffen, der anscheinend ihr Freund ist. Sie erkennen uns aber nicht. Dann gehen wir nochmal zu mir und dann zu Pe (Fernsehen).

    Gegen 22:30 Uhr ruft der Kuli an und läd sich und einen Typ namens Schmidt, der auch auf unserer Schule ist, ein. Gegen 23 Uhr kommen sie. Kuli erkennt uns nicht. Wir trinken Bier, Sekt und labern ganz gut, gucken Fotos an.

    Um 1 Uhr geht Schmidt, wir machen noch weiter, irgendwann fängt Pe an zu kotzen. Sie geht dann hoch und kommt nicht wieder, lässt uns aber auch nicht herein, und antwortet an der Sprechanlage immer nur, dass wir sie in Ruhe lassen sollen, so dass Kuli und ich in ihrem Zimmer im Souterrain schlafen, weil wir nicht mehr raus kommen.

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