Eben war ich noch schnell im Drogeriemarkt, um eine Wassersprudlerpatrone zu tauschen, leer gegen voll. Die Verkäufer im Drogeriemarkt tragen alle ordentliche Frisuren, weiße Kittel mit roten Aufschlägen und ein Namensschild. Ich trug Jeans, eine schwarze Jacke mit Kapuze, unter der Kapuze vom Duschen feucht heraushängende Haare und natürlich kein Namensschild.
Die Wasserpatronen tauscht man an der Kasse um, muss dafür aber einmal den Laden durchqueren. Dementsprechend zielstrebig war ich unterwegs, als mir am CD/DVD-Regal eine Frau in den Weg trat, mir eine CD unter die Nase hielt und fragte, ob die zum Spielen sei. Nach einiger Zeit hatten wir geklärt, dass sie einen Flim sucht.
CD-Frau: Und wo sind die für Kinder?
Frau N: Ich fürchte, die sind nicht sortiert.
CD-Frau: Das ist aber sehr schlecht! Da findet man ja gar nichts! Das sollten Sie aber mal machen!
Frau N, in Gedanken bei Mademoiselle: Ja, Sie haben recht, das ist schlecht. Eventuell werde ich das in den nächsten Tagen veranlassen.
Am nächsten Regal - Gesichtscremes und Waschlotion - fragte mich eine andere Frau, wo denn die Postkarten seien. An der Kasse, wusste ich Bescheid. Die Frau ging weg, kam aber kurze Zeit später wieder, sie fände die Karten nicht, ob ich ihr die bitte zeigen könnte. Aber sicher doch, ich wollte ja sowieso zur Kasse.
Kartenfrau: Und wo sind die für Babys?
Frau N: Schauen Sie mal, hier sind welche zur Geburt.
Kartenfrau: Nicht Geburt!! Baby!! Erster Geburtstag! Orrrr!
Frau N: Für Kinder sind auch ein paar dabei. Hier in diesem Fach...
Kartenfrau: Ich brauch für Mädchen.
Frau N: Gucken Sie doch einfach mal durch.
Kartenfrau: Hier ist gar nichts für Mädchen!
Frau N, eine lindgrüne Karte mit buntem Pop-up-Schmetterling vorzeigend: Diese ist doch ganz hübsch...
Kartenfrau: Voll hässlich. Die Karten sind alle hässlich! Ist nichts für Mädchen! Wo ist rosa? Wo ist Glitzer?? Die sind alle billig!
Frau N: Nunja, die kosten auch nur 50 Cent. Vielleicht schauen Sie irgendwo, wo es hochwertigere Karten gibt.
Kartenfrau: 50 Cent ist genug für Karte. Müssen Sie besser bei Lieferanten aufpassen. Schlechte Qualität, hier. Echt, ich glaub das nicht!!
Frau N: Tut mir leid, dass Sie so unzufrieden sind.
Kartenfrau: Reden Sie nicht, Sie müssen was machen, nicht reden. Sagen Sie Chef!
Frau N: Ich kümmere mich darum.
Die Kartenfrau rauscht davon, ich drehe mich um und stehe vor einer alten Dame:
Oma: Frollein, haben Sie jetzt denn Zeit für mich?!
Frau N: Ähm, ja, natürlich.
Oma: Ich komme hier mit dem Zucker nicht zurecht. Wissen Sie, was der Unterschied zwischen braunem und weißem Zucker ist? Wissen Sie, ich habe ein Rezept bekommen, für Kuchen, von meiner Schwiegertochter, und das ist mit braunem Zucker, aber der erinnert mich so an den Krieg, den mag ich gar nicht nehmen.
Frau N: Sie können stattdessen auch weißen Zucker nehmen.
Oma: Wirklich? Frollein, sind Sie sicher? Nicht, dass da was schief geht, da steht brauner Zucker im Rezept.
Frau N: Absolut sicher. Nehmen Sie weißen Zucker. Es soll Ihnen ja schmecken.
Oma: Frollein, Sie sind ein Engel!
So. Und morgen geh ich im Krankenhaus operieren...