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    Dienstag, 14. Februar 2012
    Blogging November - 106

    Eine meiner Ängste aus Kindertagen ist die Gefahr des Erstickens an einer Fischgräte, unter anderem traumatisch verankert durch die (bei jedem Fischessen) wiederholte Erzählung der Mutter einer meiner besten Freundinnen, wie das Kind einmal eine Gräte aus einem Fischstäbchen im Hals hatte und schon fast mausetot war, sie sich aber das Kind unter den Arm klemmte und ohne Jacke und auf Socken bei 40 Grad unter Null oder so ähnlich die 5 km zur nächsten Arztpraxis sprintete, wo gerade in allerletzter Sekunde noch die Gräte entfernt und das Kind gerettet wurde. So kam es jedenfalls bei mir an.

    Eine weitere Person im erweiterten Bekanntenkreis ist ebenfalls einmal an einer Fischgräte beinahe erstickt, eigentlich sogar ganz, nur dass er dann bewusstlos umfiel und durch den Ruck dieses Falles sich die Gräte zufällig löste und aus dem Mund schoss und der Betroffene einen zittrigen Atemzug tat und alles war wieder gut.

    Heute war Ersthelfertraining und es ging im Obstruktionen in der Luftröhre, durch Insektenstiche beispielsweise, bei denen Eile geboten ist, und um Obstruktionen in der Speiseröhre, z.B. ein zu großes Stück verschluckt, wo Trinken hilft oder wenn "jetzt zum Beispiel eine Fischgräte sich verkantet hat und da gar nichts hilft, muss man halt zum Arzt gehen, der macht das raus, aber gefährlich ist das nicht, kommen wir also zurück zu den allergischen Reaktionen..." sagte der Kursleiter. Und ich sagte: "Ähm, einen Moment, können wir nochmal kurz zur Fischgräte zurück??" Und ich fragte, wieso denn Leute an Fischgräten dann überhaupt ersticken, die inhaliert man doch nicht sondern die sind dann in der Speiseröhre.

    Kursleiter: Daran erstickt man ja auch nicht.
    Frau N: Aber es sind doch schon ganz oft Leute an Fischgräten erstickt.
    Kursleiter: Nö.
    Frau N: (glotz)
    Kursleiter: Vielleicht, wenn sie in Panik geraten, dann kann es da mal zu einem Notfall kommen, aber wenn man Ruhe bewahrt ist das überhaupt kein Problem.
    Frau N: Die ersticken dann also psychologisch??
    Kursleiter: Könnte man so sagen. Psychologisch ersticken. Haha, das merke ich mir.

    Ich bin fassungslos. Seit ewig esse ich Fisch mit panischem Blick aufs Detail und sehe bei jedem Fischstäbchen vor meinem inneren Auge die verzweifelte Mutter meiner Freundin, wie sie mit dem geliebten-fast-toten Kleinkind im Arm... und so weiter. Und das alles für psychologisch? Hallo???

    Ich war so fassungslos, dass ich mittags noch nicht einmal den anvisierten Fishmac (oder wie der heutzutage heißt) essen konnte.

    Nun eine Feldstudie:
    a) Kennen Sie Personen, die an Fischgräten fast - also im Klartext: psychologisch! - erstickt sind?
    b) Kennen Sie Personen, die an Fischgräten ganz in echt erstickt sind?

    Sie können offen antworten - die Mutter meiner Freundin ist vor einigen Jahren verstorben. Ich werde sie für fast vier Jahrzehnte Trauma nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können.


    (Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang: Heißt "praktisch grätenfrei" auf Quadratfisch eigentlich, dass es der Fisch besonders praktisch, weil grätenfrei ist, oder dass er "quasi" grätenfrei (->psychologisch grätenfrei?) ist?)

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