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    Samstag, 8. Juni 2019

    Der Tageswechsel fand mich in einem griechischen Lokal in guter Gesellschaft aber mit dem schlechtesten Bier des Jahres (bisher). Es handelte sich um ein Jever, was an sich natürlich nicht schlecht ist, aber es war warm und auch irgendwie schal - wir hatten im Lokal unser Willkommen aber schon überreizt (wieso das so ist, dass man auf einem Freitagabend kurz nach Mitternacht nicht mehr in einem Lokal sitzen sollte, kann ich nicht erklären), also ließ ich es dabei bewenden, irgendein Bier muss ja auch das schlechteste des Jahres sein.

    Ununterbrochener Nachtschlaf bis 9:30 Uhr und nach dem Frühstück mache ich mich auf zu Erledigungen.

    Zum einen hat das Kind gestern Abend wohl meine Jahresfahrkarte verloren oder findet sie jedenfalls nicht mehr, ich lasse sie also neu ausstellen und kaufe ihr bei dieser Gelegenheit dann auch gleich eine eigene Jahresfahrkarte. M braucht keine Fahrkarte, um die Schule zu erreichen, ist aber generell sehr umtriebig. Ein Schülterticket kostet im Jahr 365 Euro, ich beobachte das seit einiger Zeit und wir kommen im Jahr für M auf etwa 300 Euro Fahrtkosten. Da lohnt sich die Jahreskarte rein auf den Fahrtpreis gerechnet noch nicht, wir müssen aber auch die Nerven mit einbeziehen, die geschont werden. Neben morgendlichem hektischen Kleingeld-Zusammenkratzen passiert es nämlich auch immer mal wieder, dass M strandet, weil sie kein Geld für die Rückfahrt mehr dabei hat und ich sie dann entweder abholen oder aber am Telefon diskutieren muss, im letzteren Fall geht sie dann weitere Wege, als mir zur entsprechenden Uhrzeit lieb ist, zu Fuß oder sie spricht Leute auf der Straße an, um das Geld für einen Fahrschein zusammenzubekommen, das ist natürlich auch nicht ideal. Vielleicht gehört ein Jahresticket für den ÖPNV einfach genau so zu einem Kind wie ein Mobildatenkontingent. Die Dame am Verkaufsschalter hatte noch ein weiteres gutes Argument: dass die Kinder gar nicht erst auf die Idee kommen, sich von irgendwem (fremden) fahren zu lassen, um Geld zu sparen, und dass sie auch nicht versehentlich (wegen Bezahlen vergessen) schwarz fahren/dabei erwischt werden. Alle diese Argumente waren mir zusätzliche 65 Euro im Jahr wert, M kann jetzt also hin Hessen per Nahverkehr hin- und herfahren, wie sie lustig ist.

    Zweite Erledigung ist der Kauf von Kartoffeln auf dem Wochenmarkt. Der Kauf gestaltet sich ungeahnt schwierig, der Verkäufer möchte wissen, wozu ich die Kartoffeln verwenden will und "zum essen" reichte ihm nicht aus. Ich wiederum bin nicht gewillt, meinen Wochenkochplan mit ihm zu teilen, in dem auch sowieso Püree, Wedges, Gratin und Pellkartoffeln vorkommen, es hätte das Gespräch wohl nicht weitergebracht. Unter lauten Atemgeräuschen gibt mir der Herr also eine Kartoffel "für alles", wie sie heißt, will er mir nicht sagen, "Sie wollen sie doch nur 'zum essen', sie sprechen ja nicht mit ihr, eigentlich müssten Sie fragen, wie ich heiße!" - Touché, der Mann hieß übrigens Herr Ahrend, ob wirklich mit h und nur mit d oder t oder dt weiß ich nicht, fragte ich auch nicht, weil ich ihm ja nicht schreiben will und dass ich über ihn schreiben will wusste ich bis gerade vor diesem Absatz auch noch nicht.

    Nächste Station ist ein Kaufhaus, in dem ich Ohrringe gekauft habe von denen (wegen schlechter Aufbewahrungsdisziplin) der Verschluss von einem abgebrochen ist, ich möchte also dasselbe Paar noch einmal kaufen. Es gibt die Ohrringe noch aber der Verkäufer überredet mich, doch lieber den alten reparieren zu lassen und verweist mich an einen Goldschmied ein paar Straßen weiter. Also auf zum Goldschmied, der Goldschmied kann das auch reparieren, benötigt aber zum genauen Abgleich den nicht defekten Ohrring, den ich nicht dabei habe. Ein andermal.

    Ich gehe also nach Hause, werfe dort alle bisherigen Einkäufe in den Kofferraum und fahre zum Getränkemarkt und Supermarkt für den Wocheneinkauf. Seit ich Wocheneinkauf mache, kann ich ganz gut überblicken, dass wir pro Woche Zeug (Lebensmittel, Getränke, Putz- und Körperpflegezeug) für ca. 100 Euro einkaufen, dazu zweiwöchentlich die Gemüsekiste für ca. 35 Euro. Katzenfutter extra. Ist das viel/wenig/normal für 3 Personen? Ich habe keine Ahnung, ich stelle es nur fest.

    Später zu Hause ein akuter Müdigkeitsanfall, ich darf aber keinesfalls schlafen, tagsüber schlafen bekommt mir nicht. Also räume ich auf und gieße die Blumen auf dem Balkon, dabei falle ich über die Türschwelle, der Fuß tut weh, lässt sich aber ignorieren, ich mache einfach weiter mit dem Aufräumen, später wische ich dann noch den Fußboden in der halben Wohnung, weil überall Blut ist. Beim Aufräumen ist mir auch eingefallen, was ich noch beim Einkauf vergessen habe - 2 oder 3 Kleinigkeiten, die ich aber für den Wochenkochplan benötige und die ich unbedingt heute noch haben will, weil ich genauso unbedingt keinesfalls vor nächstem Samstag wieder einkaufen gehen möchte, also wenn dann heute nochmal aber dann garantiert eine Woche nicht, keinesfalls. Weder Herr N noch M möchten meine Zwangshandlung aber bedienen, also gehe ich selbst nochmal los. Der Fuß will nicht in den Schuh und dann will er nicht laufen, egal, er muss halt, es geht aber nur bis zur Straßenecke, dann drehe ich um.

    Ich nehme also das Fahrrad. (Sie haben jetzt nicht wirklich gedacht, dass ich die Einkaufsidee aufgebe, oder?) Im Supermarkt ein paar Straßen weiter ist es außerordentlich unangenehm und zusätzlich habe ich auch noch das Handy vergessen, kann mich also in der (langen!) Kassenschlange nicht angemessen ablenken. Mein Blick fällt auf Lesematerial, Zeitschriften, auch so eine fremde Welt, überall steht ganz groß und bunt was von "Baby", "Glück". "Unfall", "Krankheit", "Trennung", "schlank mit Magnesium", "schlank mit Calcium", "schlank mit irgendwas und Zauber", es spielt auf der allersimpelsten Gefühlsklaviatur und bedient die Lust am Spektakel, es widert mich zutiefst an.

    Wieder zu Hause Füße hoch. Das geplante Essen wird nicht gekocht, der Plan von heute Morgen ist heute Abend schon wieder obsolet, ist aber auch egal, heute wird Pizza bestellt und es geht einigermaßen pünktlich ins Bett, denn morgen ist Konfirmation von Ms Freundin - und kundige Stimmen haben mir berichtet, dass es sich dabei keinesfalls um die von mir gedachte zackig-kurze Veranstaltung handelt, nach der man rechtzeitig zum Frühschoppen im Biergarten angelangt ist, sondern eher ein komplett vormittagsfüllendes Programm - ja sogar mit richtig Programm - und die Einladung, die auf der Karte steht, wohl eher dem Mittagessen wenn nicht gar dem Kaffee gilt.

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