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    Samstag, 4. Februar 2017
    Übergangsphase

    Längere Zeit habe ich mich gegen Ebook-Reader gesträubt, weil halt Bücher-Geruch-Haptik-undsoweiter. Letztendlich war das alles aber eher eingebildet und kein bisschen wichtig. Das Hauptargument gegen Ebooks war (und teilweise ist), dass ich Bücher bekanntlich selten von vorn bis hinten lese sondern vorn, dann hinten um zu sehen, ob es sich lohnt, dann wieder vorn weiter, Mittelteil ist oft langweilig als ins letzte Drittel, manchmal dann nochmal zurück weil irgendwas nicht ganz klar wird, dann das Ende nochmal, oder auch nicht, wenn es nicht so doll war. Das geht elektronisch natürlich auch, ist aber ungleich aufwändiger, als wenn man einfach Finger zwischen die Seiten legt, außerdem kann ich immer noch schneller anhand der Seitendicke eine Position im Buch per Blick abschätzen, als Prozentangaben oder Seitenzahlen zu jonglieren - Zahlen kann ich ja eh nicht. Und zuletzt war ich ja so beeindruckt, als die Pfarrerin mal bei uns zu Besuch war und sagte: "Wenn du mal Eindruck schindend bibelfest tun willst, sag du schlägst die Psalmen auf und dann einfach genau die Mitte von der Bibel, da sind die, ein Handgriff, zapp." Ich hoffe, das waren die Psalmen. Und, dass das Psalmen heißt und nicht Psalme, das Wort erscheint mir gerade insgesamt höchst merkwürdig, aber ich schweife ab.

    So. Warum ist es jetzt zu mehr linearer Lesedisziplin bei mir gekommen? Zum einen das Alter, jaja, es ist schon schön, wenn man am Abend die Schriftgröße einen Tick höher stellen kann. Zum anderen die Möglichkeit, sich Worte durch Antippen übersetzen zu lassen. Zum Leseverständnis ist das meist nicht so nötig, geht ja alles aus dem Zusammenhang hervor, aber manchmal bin ich regelrecht neugierig, was ein Wort wohl exakt bedeutet. Ich meine damit nicht unbedingt fremdsprachlich, durchaus auch ab und an auf Deutsch. Und drittens, dass man Dinge im Buch suchen kann. Ich suche meistens Namen. Kann ich mir absolut nicht merken in Büchern, bei Ich-Erzählern weiß ich manchmal nicht einmal, wie der Protagonist heißt. Ist mir meist auch ziemlich egal, falls also Autoren mitlesen, die sich bei der Namenswahl der Charaktere zerfleischen - für mich nicht, bitte, völlig unnötig. Ich benenne die meist eh nochmal selbst. Reale Personen im meinem Umfeld übrigens auch.

    Wenn ich ein Papierbuch lese, ist es derzeit also so, dass ich immer mal wieder hilflos auf ein Wort tippe oder versuche, zu zoomen. Wenn ich hingegen auf dem Kindle lese, scharre ich öfters mit dem Daumennagel am rechten Rand, um einen Seitenstapel vor- oder zurückzuschieben.

    Übergangsphasen sind immer außerordentlich herausfordernd.

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