Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch tagebuchbloggen könnte.
(Heute z.B. kamen wir im absolut letzten Moment an der Schule an, obwohl das gesamte Aufstehen etc. völlig korrekt abgewickelt worden war. Mysteriös. In der Schule wurde mir noch ein Zettel zum Unterschreiben hingehalten - die Einladung zum Elternabend nämlich, und ich war versucht, sie nicht zu unterschreiben sondern erstmal das Format in Ordnung zu bringen (Zeilenabstände ohne durchgängiges System, Bullets falsch eingerückt etc.). Habe ich aber natürlich nicht gemacht. Statt dessen fiel mein Blick auf den Tagesordnungspunkt "Umgang mit Medien", so dass ich auf dem gesamten Weg ins Büro meine Gegenrede formulierte und, glaube ich, teilweise auch laut vortrug, bis ich mich erinnerte, dass ich ja gar nicht hingehen will zum Medien-Elternabend.
Was ich im Büro gemacht habe, weiß ich nicht mehr, aber ich habe zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder eine Mittagspause geschafft und es gab sehr leckere Zucchinispalten mit Quark in der Kantine. Dann kam noch der Entwurf des Protokolls eines anderen Elternabends per Mail und auch da habe ich unter inneren Qualen am Format nichts geändert, nur ganz schlimme Fehler und falsche Namen verbessert und dann mit schmerzvoll verzerrtem Gesicht und geschlossenen Augen auf Send geklickt. Man darf sich nicht immer in alles einmischen, sonst muss man es selbst machen.
In der S-Bahn schlief ich ein, wachte aber dank guter Bahnfahrerroutine rechtzeitig zur Zielstation auf und ging zum Schuster. Dem Schuster hatte ich letzte Woche ein paar Schuhe mit zerkratzten Absätzen gebracht, um sie wieder schön machen zu lassen, es sollte bis Samstag dauern. Grundsätzlich ist dieser Schuster aber nie mit den Schuhen fertig, wenn man kommt, erst findet er die Schuhe gar nicht und wenn er sie dann hat, bietet er an, zu warten. Das mache ich und beobachte alles ganz genau, und ich schwöre, wenn das noch lange so geht, habe ich bald die Handgriffe selbst drauf und dann kaufe ich mir so eine monströse Maschine und stelle sie in das Zimmer von Frau Herzbruch, wenn die einen anderen Job hat, und dann mache ich mir meine Schuhe selbst wieder schön. Echt jetzt.
Danach ging es weiter zur Schule, Mademoiselle erwartete mich bereits mit ihrem Muttertagsgeschenk in der Hand, und zwar ein Mobile bestehend aus einem Ast mit zwei Papiervögelchen, einem Papierschmetterling und einer dicken Pfeifenreinigerhummel. Sehr niedlich. Den Heimweg verbrachten wir damit, zu überlegen wo wir es aufhängen könnten. Ich finde übrigens das generelle Muttertagsbashing relativ langweilig bis blöd. Ja, die Nazis haben den gepusht, ja, es gibt auch schlechte Mütter, ja, die Blumenindustrie profitiert, mimimi. Mademoiselle freut sich wie irre, wenn sie ein Geschenk machen kann, ich freue mich über das Astmobile (und die Katzen erst!) und es ist echt alles nicht so schlimm, man kann sich ab und zu mal den Stock aus dem Arsch ziehen. Ich schweife ab.
Eigentlich wollte ich mich bei Ankunft zu Hause ein paar Minuten auf die Couch legen, weil ich ja in der S-Bahn schon eingeschlafen war. Allerdings bedurfte dann erst das bereits gestern per Hand gepatchte Computerspiel des Kindes einer weiteren elterlichen Modifikation. Während dieses Vorganges zog sich das Kind einen Splitter zu - ja, am Schreibtisch sitzend, so etwas ist definitiv möglich, auch wenn ich nicht weiß, wie. Es musste also der Splitter noch rasch herausoperiert werden. Als nächstes wollte ich dann noch kurz die Wäscheständer aus dem Wohnzimmer wieder ins Büro räumen, damit ich es auf der Couch gemütlicher habe, es schien mir aber clever, vorher im Büro zu saugen, wobei das Saugen an sich nichts, ich wiederhole mit allem Nachdruck: nichts (!) mit dem kürzlichen Besuch von 2/3 der Familie Herzbruch zu tun hatte sondern einen reinen Routineprozess darstellte. Jedenfalls fiel mir dabei auf, dass der Staubsauger nicht so gut saugte wie sonst, weshalb ich ihn ein bisschen auseinander nahm. Und ich sage Ihnen: ich sah Dinge, die ich nie sehen wollte!
Während ich mich mit dem Staubsauger beschäftigte, sprang ein Knopf von meiner Jeans ab, so ein Nietenknopfdings, und ich erinnerte mich, dass der schonmal abgesprungen war und ich ihn per Hand wieder zusammengedrückt und mich schon gewundert hatte, dass das so gut hält (es hielt vermutlich gut, weil die Hose zu weit ist und der Knopf deshalb normalerweise nicht unter Spannung steht, nun, bei Staubsaugerarbeiten dann schon). Zusammendrücken ging dieses Mal nicht gut, so dass ich die Staubsaugerreparatur kurz zugunsten einer Jeansreparatur unterbrach. Ich sah genau drei Möglichkeiten: 1. Den Knopf manuell zusammenklicken und dann mit einer Zange verbiegen, so dass der Stift nicht mehr herausrutschen kann, 2. Einen normalen Knopf annähen, 3. Die Jeans zum Schneider tragen, der allerdings schon zwei meiner Hosen zum Kürzen hat, weil ich immer Langgrößen brauche, die mir dann aber 1 cm zu lang sind, normale Größen hingegen sind mir mehrere cm zu kurz. Ich entschied mich für 1, war aber wohl sehr in Schwung, so dass ich den Knopf nicht nur verbog sondern in zwei Teile teilte. Sehr mysteriös. Ich schwenkte zu Möglichkeit 2 um.
Dann klingelte die Hausmeisterin und berichtete mir vom Sperrmüll, den sie organisiert hatte und dem wir Dinge hinzufügen wollten, u.a einen Autokindersitz, welchen aber das Sperrmüllauto - wie die Hausmeisterin mir sagte - nicht mitnehmen wolle. Was erstens falsch und zweitens egal ist, weil ich am Wochenende entschieden habe, dass wir den Sitz doch noch behalten wollen; das beides der Hausmeisterin zu erklären, war aber schwierig, zusätzlich war ich von Kopf bis Fuß in Staubsaugerresiduen gehüllt und hatte einen Kater um die Schultern, alles etwas anstrengend.
Endlich konnte ich den Staubsauger wieder zusammenbasteln und das Büro saugen und dann auch das Wohnzimmer und den gesamten Rest der Wohnung, und dann die Wäscheständer rüberräumen, wobei ich aber entdeckte, dass eine nicht initiierte Person Eingriff in die Wäscheständersystematik genommen hatte, ganz offensichtlich ohne das zugrundeliegende System zu verstehen. Als alles wieder so war, wie es gehört, warf ich schnell noch eine Ladung Wäsche an. Und dann hätte ich mich auf die Couch legen können, nur war ich dann nicht mehr müde und es war auch schon viel zu spät.
Also machte ich Essen aus den Resten der Gemüsekiste, und zwar eine Pfanne mit Zwiebeln, Knoblauch, Auberginen, Zucchini, Tomaten, Steinchampignons und grünem Spargel.
Und das war es dann auch schon.)
Aber das wollen wir nicht wirklich, oder?