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    Donnerstag, 23. Mai 2013
    Blogging November - 568

    Würde ich tagebuchbloggen würde ich erzählen, dass heute ja Mittwoch war. Mittwochs ist - Sie wissen es: Religion, Putzfrau, Gemüsemann und Sport.

    Religion haben wir gut geschafft, weil es stark regnete. Wir fahren sonst immer mit dem Rad, dann sind wir ganz schnell, glaube ich immer, bei starkem Regen gehen wir aber zu Fuß. Tatsächlich sind wir aber mit der Fahrrad Ab- und Anschließerei und Taschen drauf etc. fast genauso langsam wie zu Fuß, jedoch weil wir denken, zu Fuß wären wir viel langsamer, sind wir dann in Wirklichkeit früher da, weil wir uns ja beeilen. Ein Trick. Wir waren also - dank Regen - sehr pünktlich.

    Im Büro hatte ich einen absurden Mailwechsel mit einem Dienstleister, dessen Aufgabe es ist, einen Universitätsabschluss eines Bewerbers zu überprüfen. Der Dienstleister teilte mir mit, die Universität würde aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben, man habe den Bewerber kontaktiert und dieser sagte, uns lägen die Zeugnisse vor. Ob das korrekt sei und ob ich dann bitte einen Scan schicken würde, damit man diesen an den Bericht anhängen kann.
    Ohne unnötig kompliziert oder mangelhaft hilfsbereit zu sein, fand ich dieser Vorgehensweise doch besonders unlogisch - wenn ich eine mir vorliegende Kopie bestätigt haben möchte, kann doch der Beleg dafür nicht genau diese Kopie sein?! Alle irre.

    Nach diesen und anderen Späßen bekam ich in der Kantine eine Familienportion Tortellini mit Fenchel, von der ich etwa 4 Tortellini aß, denn der Fenchel war Brokkoli und alles andere auch unansprechend.

    Mittwochs nehme ich immer noch das Mittwochskind mit nach Hause. Mademoiselle und das Mittwochskind aßen - wie jeden Mittwoch - unzählige Schinkenbrote, während ich auf Anraten der Putzfrau eine weitere Staubsaugerreparatur durchführte (mittlerweile semi-professionell: die Bürsten drehten sich nicht mehr, und auch nach Entfernung einer für eine halbe Perücke ausreichenden Haarmenge drehte sich nur die rechte. Auseinanderbau und Untersuchung ergab Merkwürdiges: in der linken Bürste befand sich ein mit einem Klümpchen Plastik verschmolzener Gewebepfropf, den ich mit Nagelschere, Skalpell und Pinzette abtrug, um dann mit der Nagelfeile und Schleifpapier das Plastik zu glätten. Jetzt funktioniert wieder alles ganz ausgezeichnet), bevor wir nach 45 Minuten Zu-Hause-Aufenthalt zum Sport aufbrachen.

    Sport geht eine Stunde, der Weg beträgt 10 Minuten, für das Kindertransportpersonal lohnt es also nicht, zwischendurch nach Hause zu gehen. In der Umgebung befinden sich nur Penny, Kik, Post und Tierarzt, hat man also kein Paket abzuholen und kein krankes Tier, bleibt man am besten in der Turnhalle. Dort kann man in der stickigen Umkleide sitzen oder in der Halle mit den ganzen Kindern oder auf einem ausgeborgten Kasten im dämmrigen Flur, alles zu dunkel zum Lesen. Oder aber - das habe ich vor etwa einem Jahr herausgefunden - auf einem kleinen Treppenhausabsatz in Fast-Dreieck-Form, also ein Dreieck mit einem Halbkreis als Hypothenuse (da die Treppe eine Wendeltreppe ist). Man gelangt dorthin, indem man erst die Tasche hinaufschwingt und sodann sich selbst elegant über das Treppengeländer lupft. Dann kann man sich direkt unter einem Fenster und an einer Heizung in den rechten Winkel kuscheln und die Beine baumeln die Halbkreishypothenuse hinunter. Es ist der perfekte Platz, um Weiterbildungsaktivitäten nachzugehen, was ich dort jeden Mittwoch tue. Mein zukünftiger Weiterbildungsabschluss wird also im Wesentlichen auf diesem Treppenabsatz erworben sein.

    Das aber nur nebenher, das eigentlich Interessante kommt jetzt: und zwar ist vor dem "Turnen für Mädchen bis 14" der Kurs "Ballspiele bis 6", diesen leitet Herr Igel. Herr Igel heißt vermutlich anders, sieht aber eben aus wie ein freundlicher Igel aus einem Bilderbuch, weshalb er für mich eben Herr Igel ist. Herr Igel ist schätzungsweise um die 60, trägt immer einen blauen Jogginganzug und hat einen Ball unter dem Arm. Herr Igel findet es gut, wie ich da in meinem Dreieck sitze, er freut sich und sagt jedes Mal "Früher, als ich da noch hoch kam, saß ich da auch immer, wenn ich auf den nächsten Kurs gewartet hab!" (Er sagt das auf Hessisch, aber ich kann nicht gut genug Hessisch, um das wiederzugeben.) Dann geht Herr Igel und ich sitze dort 30 Minuten, bis - ja, bis Herr Igel 2 kommt. Herr Igel 2 sieht genauso aus wie Herr Igel, trägt aber einen schwarzen Jogginganzug, hat keinen Ball und findet es schlecht, dass ich da sitze, das sei kein gutes Vorbild für die Kinder, die würden dann da auch raufklettern. Auch Herr Igel 2 sagt das auf Hessisch. Ich antworte dann immer auf Rheinisch "Mer ham ja sons nix", Herr Igel 2 guckt unzufrieden und geht in das Büro von Herrn Igel.

    Bisher dachte ich immer, bei Herrn Igel und Herrn Igel 2 handele es sich um unterschiedliche Personen, die sich eben zufällig sehr ähnlich sehen. Oder vielleicht sind sie sogar Zwillinge, ein doofer und ein netter Zwilling? Heute habe ich mir aber überlegt: vielleicht ist Herr Igel auch eine multiple Persönlichkeit und wechselt mit der Farbe seines Jogginganzugs gleichsam seine Persönlichkeit? Was meinen Sie?! Darüber habe ich heute viel nachgedacht, statt das "Konfliktmanagement" von Glasl zu lesen.

    Eine Gemüsekiste gab es heute übrigens nicht. Und zwar, weil Montag ein Feiertag war: Liefertagsverschiebung! Es war also kein vollständiger Mittwoch, weshalb er sich auch sowieso nicht zum Tagebluchbloggen eignet.

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