Vorweg: wie zu Hause angekündigt habe ich es geschafft, die Tagesordnung des Elternabends in exakt 18 Minuten durchzuziehen. Aber dann kam diese Frage. Und als diese Frage nach 45 Minuten fertigbesprochen war, war da der Vater mit Karohemd und Pollunder.*
Pollunderman: Ich habe noch eine Frage, eher: einen Wunsch!
Frau N: Bitte.
Pollunderman: Das Protokoll vom letzten Elternabend kam sehr verspätet, es wäre schön, wenn wir das von heute früher bekommen könnten.
Frau N: Da haben Sie Recht, beim letzten Elternabend brannte bei mir das Haus gegenüber ab und meine Tochter war allein zu Hause, da hatte ich das Protokoll komplett vergessen und es viel mir erst Wochen später wieder ein. Dieses Mal dauert es nicht so lange.
Pollunderman: Das reicht mir als Auskunft nicht. Ich möchte das Protokoll binnen einer Woche.
Frau N: Gut - da gibt es genau zwei Möglichkeiten. Die erste ist, Sie schreiben das Protokoll für heute selbst, dann können Sie es gern so schnell verteilen wie Sie möchten. Die zweite ist, dass eine andere Person das Protokoll schreibt, und diese andere Person wird das dann in ihrem eigenen Tempo tun. Mir sind beide Möglichkeiten gleich lieb, Sie können sich das aussuchen.
Schulsozialarbeit: (tut so als müsste sie husten)
Pollunderman: (wischt mit dem Arm einen Teller Süßigkeiten vom Tisch und verlässt wutentbrannt den Raum)
Kopftüchmütter: T-t-t, Männer immer!
Reflektiv gesehen: was ich an meiner Arbeitsstelle besonders schätze, ist die Alltagstauglichkeit der Lernkurve. Ich würde sagen, vor zig Jahren habe ich gelernt, Leute einzuschätzen. Mein aktueller Job ist die darauf aufbauende Meisterklasse in Gesprächsführung mit schwierigen Charakteren.
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*Die Sprachwissenschaftlerin im Haus weist mich auf eine Orthographieschwäche hin. Eigentlich ist es aber Rheinisch, bei uns heißt das mit "o".
Heute vor zig Jahren:
10 Uhr aufstehen, jobben, ich vergesse total, zum Geigen zu gehen. Rufe Pe an, lese. Schulfrei wegen Abitur.