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    Freitag, 16. März 2012
    Blogging November - 137

    Es ist wichtig, sich selbst einschätzen zu können. Deshalb kann ich Mademoiselle momentan leider nicht in der Schule abholen (im Ganztagsbereich ist das üblich, weil die Eltern zu verschiedenen Zeiten kommen), sondern muss sie mir vors Tor schicken lassen.

    Das liegt daran, dass die Betreuungseinrichtung nächste Woche streikt. Und ich leider für diesen Streik keinerlei Verständnis habe. Worum er geht, weiß ich nicht, es ist mir auch egal. Um irgendwelche Interessen eben.

    Es regt mich so auf, weil der Streik - meiner Meinung nach - an die völlig falsche Adresse gerichtet ist. Die Entscheider über die BAT- oder TL-V-Tabellen oder wie auch immer sie heißen mögen, empfinden, denke ich, wenig Druck, wenn mein Kind nicht wie vertraglich vereinbart betreut wird. Im produzierenden Gewerbe ist das sicherlich anders, da wird bei einem Streik nichts hergestellt und nichts verkauft und das bemerkt der Arbeitgeber sehr bald. Bei Kita-Gebühren ist es so, dass sie auch bei Streik weitergezahlt werden, also who cares. Dass die Eltern verärgert sind und diesen Ärger möglicherweise kund tun, mag sein. Aber: bei wem wüsste ich jetzt spontan nicht (ich persönlich habe die Betreuungsleitung angeschissen, aber das ist natürlich nicht die richtige Adresse), das herauszufinden fehlt auch die Zeit, die ich jetzt nämlich darauf verwenden muss, eine andere Betreuungsmöglichkeit zu finden. Und - am wichtigsten: das ist doch nun auch ums Verrecken nicht meine Aufgabe. Die Leute sollen sich bitte selbst mit wem-auch-immer auseinandersetzen. Im Zweifelsfall mit "denen da oben", was genau wie diese BAT/TL-V-Dinge ein Reizwort für mich ist, weil ich nicht weiß, warum das heute überhaupt noch existiert, warum Verträge nicht einfach individuell ausgehandelt werden - es will doch sonst auch immer jeder individuell und selbstverwirklicht sein - dann ist auch kein kollektives Gejammere nötig.

    Fazit: ich fühle mich nicht solidarisch, sondern instrumentalisiert. Zur Durchsetzung irgendwelcher Interessen wird in die Betreuung meines Kindes und in die Sicherung meines Lebensunterhaltes eingegriffen - damit in elementare Bestandteile meines Alltags. Wieso gehen öffentlich Bediensteten nicht in ihrer Freizeit zu wem-auch-immer und werfen Tomaten oder machen eine Sitzblockade vor seinem Haus? Vermutlich könnte man dafür nicht so viele mobilisieren wie für einen freien Tag. Ich bin weit davon entfernt, Verständnis zu haben. Gewissermaßen bin ich aufgebracht.

    Auf den Zettel, der mir mitteilte, dass ich in der nächsten Woche keine Betreuung in Anspruch nehmen kann und auf dem um mein Verständnis gebeten wird, habe ich rückgemeldet, dass ich kein Verständnis habe und sehr verärgert bin. Gerade konnte ich mich noch bremsen, aufzuschreiben, dass man auch bitte von politischer Indoktrinierung meiner Tochter im Unterricht absehen möchte - ich will ja keinen Krieg. Eigentlich will ich nur den blöden Erzieher/Innen per Mund-zu-Mund-Beatmung in die Fresse kotzen oder ihnen zumindest mit dem Stiefelabsatz den Hinterkopf aufpicken. Sehen Sie, und deshalb kann ich Mademoiselle momentan nicht in der Schule abholen. Es ist wirklich wichtig, sich selbst einschätzen zu können.




    Heute vor zig Jahren:

    Ich werde aus Politik rausgeschmissen weil ich dem Lehrer B. auf eine blöde Frage eine blöde Antwort gebe. [Anmerkung heute: leider weder Frage noch Antwort sind überliefert.] Eigentlich aber voll gut weil ich die Hausaufgaben für Englisch nicht habe. Die habe ich dann im Gang gemacht. In Englisch haben wir dann aber einen Film geguckt und die Hausaufgaben wurden nicht nachgeguckt. Ich komm mir voll verarscht vor.

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