Ich bin dezent schlecht gelaunt. Das ist eine Verbesserung gegenüber der bisherigen still-dunklen Niedergeschlagenheit.
Eigentlich wollte ich heute mit @fragmente bloggen, das Internet hakte aber zu sehr, es ist eine absolute Zumutung, wenn mitten in einer sowieso schon anstrengenden Phase abends (oder zu irgendeiner anderen Zeit) auch noch das Internet hakt.
Ich berichte kurz von meinem Tag heute. Die Nacht war alptraumdurchsetzt, es sind momentan Träume, in denen Dinge nicht klappen. Treffen, bei denen ich die Verabredung nicht finde oder den verabredeten Ort nicht, Anrufe, bei denen ich es nicht hinbekomme, die korrekte Nummer zu wählen, Dinge, die ich brauche und nicht finde, Personen, von denen ich weiß, dass sie mir wichtig sind aber ich kann mich nicht genau an sie erinnern. Eine halbe Stunde vor dem Wecker wache ich auf, so dass sich ein weiteres Schlafen nicht mehr lohnt, mir die 30 Minuten aber auch fehlen.
Das Kind bleibt heute zu Hause, es hat Schrödingers Corona. Sie verspürt Symptome, das wundert mich nicht, wenn ich drei Tage hintereinander mehrere Stunden in geschlossenen Räumen in Gruppen verbracht hätte, aus denen mittlerweile eine zweistellige Personenanzahl positiv testet, würde ich auch immer mehr Symptome verspüren, je mehr ich darüber nachdenke. Die Symptome verschwinden, wenn man am PC zockt, sie kehren zurück, wenn Hausarbeiten zu erledigen sind und wenn es dunkel wird. Schnell- und Bürgerinnentest sind bisher negativ, PCR wurde nicht gewährt. Also was weiß man schon.
Ich gehe ins Büro und bin den ganzen Tag über angespannt. Heute ist nämlich der Tag, an dem ich einen Booster-Termin für Mama N. vereinbart habe. Mama N. ist gesundheitlich in keinem guten Zustand und hat ihre bisherigen Booster-Termine wegen Krankenhausaufenthalt verpasst. Nun ist sie entlassen, die Lage so gerade stabil, der beratende Arzt sagte mir offen, dass er fachlich nicht einschätzen kann, ob boostern für sie eine gute Idee ist oder jetzt gerade nicht, es gibt dazu keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wir sollten nach Bauchgefühl entscheiden. Mama N. kann diese Entscheidung gerade nicht treffen, also habe ich das gemacht und den Termin vereinbart. Den Tag verbrachte ich also angespannt zwischen der Sorge, dass die Hausärztin den Termin vergisst und gar nicht kommt und der Sorge, dass Mama N. die Impfung in ihrem derzeitigen Zustand nicht verträgt und das alles spektakulär schief geht. Diese Situation ist übrigens noch unaufgelöst, denn es gab nur ein kurzes Zeitfenster zwischen Termin und Papa Ns Schlafenszeit, in dem ich das Ergebnis hätte erfragen können. Dieses Zeitfenster habe ich verpasst, warum erkläre ich gleich. Jedenfalls habe ich aber beschlossen, mich nicht weiter zu sorgen, da ich über Probleme in der einen oder anderen Richtung sicher informiert worden wäre.
Dass es nicht für einen simplen Anruf gereicht hat, hat folgende zwei Gründe: zum einen sind diese Anrufe momentan nie simpel, ich hatte ja eine Phase, in der mich mich davor/danach/währenddessen immer in Schocklage auf den Boden legen musste, dazu habe ich wirklich absolut keine Lust mehr und muss mich daher mental vorbereiten, es vergeht also einige Zeit. In diese Phase der mentalen Vorbereitung platzte ein eingehender Anruf vom Kind, das dringend etwas (nicht coronaverwandtes) aus der Apotheke benötigte, dort aber - auch mit Schrödingers Corona isoliert man sich, habe ich angewiesen - nicht abholen konnte. Ich war noch im Büro, es musste eine bestimmte Apotheke aufgesucht werden, da das rezeptpflichtige Produkt bestellt war, die Apotheke hatte noch 45 Minuten geöffnet, sie liegt in einer Fußgängerzone.
Das ist alles wichtig, zusätzlich ist wichtig zu wissen, dass ich Schuhe trug, in denen ich mir Blasen gelaufen hatte (weil es helle Schuhe sind und ich sie daher meist im Sommer mit dünnen Söckchen trage, heute trug ich aber dicke schwarze Socken, weil mir ja auch ständig kalt ist, und das passte von der Größe her nicht optimal), zweitens hatte ich keine Jacke dabei, weil ich mit dem Auto unterwegs war und morgens auch schlicht nicht an eine Jacke gedacht hatte. Ich fand im Büroschrank noch ein paar lauffähigere Schuhe (Ballerinas), ich fand leider im Kofferraum nicht die erwartete Fleecejacke, die dort ein paar Jahre lang immer lag, ich weiß nicht, was damit passiert ist. Ich fuhr also in die richtige Stadt, parkte das Auto und hatte dann noch 10 Minuten Zeit für einen Fußweg von 10 Minuten, so kam es, dass ich in dem möglichen Zeitfenster für ein Telefonat mit Papa N. in einer dünnen Dreiviertelarmbluse und Ballerinas im Februarregen durch die Innenstadt flanierte. Rennen ging nicht, die Ballerinas sind irgendwie einen Tick zu groß geworden.
Ich bekam das gewünschte Produkt in der Apotheke, es regnete zwischenzeitlich in Strömen und mir fiel ein, dass zu Hause Knoblauch aus ist. Schrödingers Corona hin- oder her, ich möchte wirklich nicht ohne Knoblauch im Haus in Quarantäne landen, also ging ich noch einkaufen und dann ging ich noch spazieren, in Frühjahrskleidung, mit unpassendem Schuhwerk, ja, im Regen, denn anders Amüsement gibt es ja zur Zeit sowieso nicht: Schränke ausräumen oder ein gutes Buch lesen wurde mir angeraten - Schränke ausräumen ist sehr 1. Lockdown, meiner Ansicht nach und ein gutes Buch, ja meine Güte, ich möchte gute Bücher lesen als Entspannung nach aufregenden eigenen Erlebnissen und Begegnungen und nicht statt dessen. Ich mache eine Milliarde nervige Dinge den ganzen Tag mit Krankheitsmanagement und Familienmanagement und Büromanagement und es steht nichts Leichtes, nichts Unterhaltsames auf der anderen Seite der Waage, diese Häuslichkeit und Zurückgezogenheit widern mich an, mich interessiert Fernsehen nicht, mich interessiert der Haushalt nicht, Handarbeiten und Heimwerken nicht, Kochen und Backen nicht, ich habe keinen Bock mehr ständig Kaffeedates draußen auf der Straße zu haben oder bei Treffen draußen herumzuspazieren, Videokonferenzen verursachen mir schon ein leichtes Gefühl der Übelkeit, Bücher möchte ich im Café beim Frühstück oder Kuchen (DEN ANDERE BACKEN!!) lesen, ich möchte ins Theater gehen und ins Kino, mit vielen Leuten zum Karaoke, auf Partys mit Leuten die ich noch nicht kenne, in Kneipen mit schlechter Luft. Es ist einfach alles eine unglaubliche Scheiße.