Dieser Eintrag ist mit den Füßen in einer Schüssel voll kaltem - nunja, mittlerweile lauwarmem - Wasser gesendet.
Es war viel los in den letzten Tagen, die Zeit zum Aufschreiben fehlte einfach.
Am Freitag blickte ich mit dem Nachfolger vom Oberchef auf das erste Halbjahr der Zusammenarbeit zurück. Wir waren uns einig, dass es gut läuft und kontinuierlich besser wird. Er habe von mir im letzten halben Jahr häufiger "das weiß ich nicht" oder "oh, das habe ich falsch gemacht" gehört als in seiner gesamten Karriere von allen anderen Mitarbeitern zusammen, sagte er - das schaffe Vertrauen. Außerdem teilen wir das Gefühl, manchmal wie Hänsel und Gretel im Wald herumzuirren (Ich dachte, Sie kennen sich damit aus - Nö, ich dachte, Sie kennen sich damit aus! - Nö.). Es bleibt spannend.
Abends war Sommerfest, auch das haben wir mittlerweile im Griff. Es ist klar, wie die Leute hingescheucht werden, es ist klar, dass es ungeachtet der Temperaturen ein Dessert mit Schokoladenanteil geben muss, bestimmte Personen haben gelernt, dass sie sich lieber früher schon einen Wagen bestellen und die Technikerin und ich haben herausgefunden, wer von uns welche hartnäckige Person später am effizientesten in ihr Transportmittel befördert. Es ist alles eingespielt, also Zeit, diese Aufgabe abzugeben.
Zu Hause war ich gegen 2 Uhr mit Ganzkörperjucken (Insekten und Sonne), irgendwann habe ich wohl auch geschlafen, heute Morgen war ich um 6 ein bisschen wach, las ein Buch, schlief darüber ein, dasselbe um 10 nochmal, später kurzer Einkauf per Fahrrad und danach wieder Ganzkörperjucken (die Sonne), dann großer Einkauf mit dem Auto.
Dann Sofa. Das kollidierte mit den Interessen von M, sie war unterwegs und wollte gerne Sachen gebracht bekommen. ich wollte aber nicht gerne Sachen bringen, eben wegen Sofa. Es wird ja viel geklagt, wenn Kinder in die Pubertät kommen, ich kann mich dieser Klage jedenfalls bisher nicht so richtig anschließen. Ich verstehe diese Phase im Moment als ein Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Verantwortung, zwischen Wollen/Können/Dürfen und Sollen/Müssen, zwischen Rechten und Pflichten. Die Kinder werden selbstständig und ihr Handlungsspielraum erweitert sich enorm, das finden sie natürlich toll aber sie werden eben auch entsprechend ihrer neuen Handlungskompetenzen in die Pflicht genommen, das finden sie weniger toll. Und je mehr man neu ausprobiert, desto mehr geht natürlich auch mal schief. Dann sind sie traurig oder enttäuscht oder entmutigt - umso schlimmer, wenn sie selbst schuld sind, weil sie eben selbst verantwortlich waren. Sie spüren in dieser Phase vermutlich die Last einer Verantwortung zum allerersten Mal.
Man kann das an sehr kleinen Sachen festmachen. M zum Beispiel bekam gestern einen Sonnenbrand, dazu rief sie mich sehr empört an. Sie habe noch nie (!!!) einen Sonnenbrand gehabt! Was natürlich daran liegt, dass ich sie bisher immer eingecremt oder zumindest nachhaltig nervig zum Eincremen angehalten habe, ich habe ihr auch die Sonnencreme (immer Faktor 50) gekauft und, da ich viel mit ihr unterwegs war, immer darauf gedrängt, eh nicht zu lang in der Sonne zu bleiben. M war gestern aber ab morgens um 7 unterwegs un kehrte erst heute Abend um 20 Uhr zurück, wer so lange allein unterwegs ist, muss sich natürlich auch allein um Sonnenschutz kümmern.
Oder heute Nachmittag wollte sie von mir ein paar Dinge gebracht bekommen, frische Kleidung. Verständlich, dass man nach mehr als 24 Stunden frische Kleidung möchte, aber auch da gilt eben, dass man das mit bedenken muss, wenn man sich selbst eine Übernachtung bei Freunden organisiert und eben auch die Witterungsverhältnisse mitbedenkt - oder halt auch nicht, aber dann hat man entweder nichts oder muss es sich holen. Auch wieder selbst. Anstrengend ist das, ich stimme zu denn: für mich ist derselbe Weg genauso anstrengend.
All das muss verstanden werden, ausgehandelt und zum ersten Mal in dieser Konsequenz gefühlt werden. Das ist auch anstrengend. Ich habe viel Verständnis dafür, fühle auch mit, aber ändern kann ich es nicht - es ist ja schließlich wichtig, das Prinzip von Verantwortung zu begreifen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wenn ich das verhindere, halte ich das Kind klein.
Also wie gesagt, ich saß auf dem Sofa und versuchte, ein Buch zu lesen, die Wärme machte mich aber kreislaufig und ich schlief immer wieder dabei ein. So ging der Tag dahin. Später wollte ich noch eine kalte Suppe kochen, begann das auch, stellte mittendrin aber fest, dass man diese Suppe tatsächlich erstmal kocht, so dass es dann geraume Zeit dauert, bis sie wieder kalt ist und sozusagen Essreife hat. Diese Suppe dann also morgen, wir bestellten kurzfristig, der Lieferdienst hatte keine Fahrer, später dann aber doch.
Ein weiterer Versuch, das Buch zu lesen, und wieder dabei eingeschlafen - am Buch liegt es aber nicht!
Vielleicht probiere ich es gleich im Bett noch einmal, und wenn ich dann einschlafe, bleibt es eben bis morgen dabei.