Die Nacht von Freitag auf Samstag war ganz wunderbar, geradezu perfekt. Zuerst war ich nämlich, am Abend, mit Frau Fragmente Steak essen und das Steak war ganz ausgezeichnet, das Dessert auch und ich war danach sehr satt aber hatte nicht das unangenehme Gefühl, nie wieder etwas essen zu können. Außerdem besprachen wir große Themen. Zum Beispiel wie es gelingen kann, dass Personen ein Verantwortungsgefühl verspüren für, zum Beispiel, ihren Arbeitsbereich. Was braucht es dazu, was muss ich liefern, irgendeine Art von Autorisierung? Oder ist das etwas, das man mitbringt oder eben auch nicht? Und falls nicht, kann man sie dann doch irgendwie erwerben, erlernen, diese Haltung? Und natürlich sprachen wir auch über das Internet. Und darüber, wie unangenehm zur Schau gestellte moralische Überlegenheit auf uns wirkt. Und über vieles andere.
Dann ging ich nach Hause und war dort allein, das mag ich sehr. Ich finde es schön, nach einem vollen Tag/Abend nach Hause zu kommen und nicht zu sprechen und keinen weiteren Input vorzufinden. So saß ich also einfach herum bis es an der Zeit war, das Kind von einer Party abzuholen. Dann war es zu Hause auch wieder schön, weil das Kind da war, in seinem Zimmer, im Bett, in Sicherheit sozusagen. Sehr angenehm, ich saß noch eine Weile im Dunkeln auf dem Balkon und freute mich, dass das Techniktagebuch einen Grimme Online Award gewonnen hatte. Später kam dann auch Herr N von einer Party, dann war es perfekt. Alle waren erst weg und dann da, Tür von innen zu und schlafen. Also ich erstmal nicht, ich hatte nämlich Fenster und Balkontür aufgelassen und mir daher die Aufgabe mit in den Schlaf gegeben, bei Gewitter aufzuwachen. Und es war halt ständig Gewitter. Ich tat also in der Nacht so dies und das. Hier mal ein Fenster schließen, dann kam auf der wetterabgewandten Seite aber frische Luft, also da das Fenster auf. Alle Mückenstiche nochmal mit diesem komischen Gerät elektronisch verbrennen, damit sie nicht so jucken. Pflanzen auf dem Balkon nochmal hochbinden, damit Regen/Wind sie nicht abnicken. Mich umziehen, weil selbst patschnass geworden. Nochmal kurz raus, um die Füße im Regen abzukühlen. Andere Fenster auf und zu. Katzen durchzählen. Die Taschenlampe suchen, etwas trinken. Haare nass machen wegen zu warm. Nochmal Zähne putzen aus Verwirrung. Zwischendurch schlief ich auch ab und an, ab kurz vor Sonnenaufgang dann auch tief und fest bis 11 Uhr. Passt schon.
Heute habe ich dann gefühlt gar nichts gemacht, wobei das so richtig nicht stimmt. Ich habe auf jeden Fall zwei Ladungen Wäsche gewaschen, Muffins gebacken, Zucchini-Walnuss-Minz-Nudeln gekocht, Gesangsstunde gehabt und alle beweglichen Teile des Kühlschranks durch die Spülmaschine gejagt, ihn grundlegend aufgeräumt und von innen ausgewischt, die Betten frisch bezogen und die Wäsche der Woche bisher zusammengelegt. Das ist ja nicht nichts, es fühlt sich dennoch so an, als hätte ich den ganzen Tag nur auf dem Sofa gesessen. Vielleicht, weil ich eigentlich so viel mehr machen wollte, hunderttausend Dinge, aber keins davon konkret, sie schwirrten alle nur in meinem Kopf - vielleicht Steuererklärung oder Ebay-Kleinanzeigen oder Schleichtiere sortieren oder eine Kiste ausräumen oder den Keller oder die Garage oder länger ausstehende Nachrichten beantworten oder die Kochbücher sortieren oder den Gläserschrank oder die Ersatzbettdecken sichten, die viel mehr sind als ich je brauchen werde. Aber es war warm und es war alles unkonkret, vielleicht müsste ich mir eine Liste machen. Jedenfalls, wenn ich an einem Tag solche Dinge wirklich tun will. Ich glaube, ich wollte das heute gar nicht.