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    Dienstag, 23. August 2016
    Die Senioren und die Pokémon

    Ich muss immer noch darüber schmunzeln, wie ich am Samstag mit vier Senioren zwischen 70 und 80 Jahren beim Frühstück saß und eine davon - meine Mutter - plötzlich herausplatzte: "Ja hast du denn gar nicht die Pokemons??"

    Zum Glück musste ich sie nicht enttäuschen, ich habe ja die Pokemons. Fasziniert betrachteten drei der vier meinen Avatar, der auf der Landkarte stand, stellten Fragen, wo die Karte herkommt, ob die Pokestops (zwei waren am Rheinufer vor der Tür des Restaurants sichtbar) zufällig oder reglmäßig oder wie auch immer verteilt sind und wonach es sich richtet, ob ein Pokemon vorbeikommt. "Es wäre ja schon schön, wenn jetzt mal eins käme und bei uns am Tisch säße!", sagte meine Mutter.

    Wenig später tat uns ein Safcon den Gefallen. Es saß genau im Brötchenkorb. Mein Handy wurde umhergereicht und fasziniert betrachtet, wie das Pokemon an derselben Stelle sitzen blieb, obwohl jemand den Korb wegzog. Und dass es woanders saß, wenn man das Handy etwas anders hielt.

    "Wenn die Thermine hier an lauter Sehenswürdigkeiten vorbeifährt, sind dann da auch im Handy diese Bälledinger?, fragt meine Tante später während der Stadtrundfahrt. Wir schauen nach und ja, es gibt einige Pokestops an den Sehenswürdigkeiten, die erwähnt werden. Alle sind zufrieden. Tipp für Wiesbaden-Touristen: die Thermine fährt in einem Tempo, das es zulässt, Eier auszubrüten. Auf dem Neroberg werde ich wieder aufgefordert nachzuschauen, ob nun vielleicht andere Pokemon anwesend sind. "Schließlich sind wir nicht mehr am Fluss sondern auf einem Berg", sagt mein Onkel. Mittlerweile ist aber mein Akku leer, der Spaß ist also erstmal vorbei.

    Sie habe aber schon ein paar gute Pokemonplätze um ihre Wohnung herum gefunden, sagte meine Mutter. Da säßen nämlich am frühen abend neuerdings immer junge Leute und da habe sie nachgefragt, damit sie diese Plätze dann nächste Woche mit Mademosielle aufsuchen kann.

    Ich finde, von "steck nicht dauernd die Nase in ein Buch" über "du hast jemanden im Internet kennengelernt??" haben wir wirklich ein gutes Stück Weg zurückgelegt.

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