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    Montag, 25. Januar 2016
    Kater

    Den ganzen Tag schon hab ich katerbedingte Kopfschmerzen, linksseitig ist eigentlich alles betroffen, sogar das Auge tränt. "Naja, die soll nicht jammern, wird schon wissen, was Sie macht", denken Sie sich jetzt vermutlich. Oder "selbstgewähltes Leid", wie neulich hier so treffend gesagt wurde, dass ich den Ausdruck nun mehrmals täglich, besonders im Büro, verwende.

    Allerdings konnte ich ja nicht wissen, dass der Kater zum einen so groß und schwer werden würde und zum anderen bevorzugt auf meiner Lendenwirbelsäule schläft (ich bin Bauchschläferin), als wir das Viech aus dem Tierheim geholt haben. Und zusätzlich schlafe ich immer so tief, dass ich das einfach nicht merke, erst morgens wache ich auf und bin im unteren Rückenbereich komplett verbogen.

    Insofern, ja, selbstgewählt schon. Aber ein bisschen Jammern muss da auch drin sein.

    Samstag, 23. Januar 2016
    Auflauf

    Auf dem Markt

    Frau N: Ich brauche Kartoffeln für Gratin.

    Kartoffelmann: Ei, für Kraddäng?

    Frau N: Gratäääääääähhh.

    Kartoffelmann: Kraddäng!

    Frau N: Okee.


    Ach, Hessen...

    Donnerstag, 21. Januar 2016
    Klone, Lyrik, Freiheit, Müslimatsch

    Ein ereignisreicher Tag.

    Erst saß ich morgens in der S-Bahn unter Klonen. Kloninnen. Clowns. Also unter 3 jungen Frauen, die alle drei lange, glatte Haare hatten, erstaunt gezupfte Augenbrauen und einen sehr missmutigen Blick. Dazu alle drei eine Louis-Vuitton-Tasche auf dem Schoß. Stimmen vermuten, dass auch alle Ugg-Boots und pseudozerrissene Jeans trugen, aber so weit gingen meine Recherchen nicht rechtzeitig. Ich war sehr versucht, laut "Helau! Geile Kostüme‼" zu brüllen, konnte mich aber per Scrabble selbstregulieren. Sehr faszinierend: es gibt ein Fotoprojekt zu solchen Klonerscheinungen. Es geht dabei darum zu dokumentieren, wie sich Personen von anderen zu unterscheiden versuchen, indem sie eine Gruppenidentität annehmen. (via @nahoernsiemal)

    Im Büro ärgerte mich der Lyrikkalender 2014 mit einem weiteren Gedicht, irgendwas sehr uninteressantes über Winter und Blumen. Natur halt. Naturbeschreibungen überblättere ich ja sogar in Büchern. Vom Lyrikkalender werden Sie also nichts mehr hier lesen und ich auch nicht, ich warf ihn nämlich kurzerhand in den Müll. Mein Interesse zu leiden ist sehr schwach ausgeprägt und dem Drang anderer nach selbigem stehe ich mit Unverständnis bis hin zur Übergriffigkeit gegenüber. Sollte das bei Ihnen anders sein, empfehle ich für 2017 nach dem südwest Kalender "Mit deutschen Gedichten durch das Jahr" Ausschau zu halten.

    Für 2016 habe ich übrigens einen sehr schönen Kalender, den Arche Literaturkalender "Glückliche Augenblicke". Sie sehen gleich, wo mein Schwerpunkt liegt. Auf den glücklichen Augenblicken, nicht auf den in Naturbildern ausgedrückten Befindlichkeiten. Gleich im Januar stand: "Es kommt selten vor, dass man mit einer lang ersehnten Freude im Augenblick der Erfüllung noch übereinstimmt; ich hatte dieses Glück (…)" (Simone de Beauvoir in ihren Memoiren). An dem Satz allein kann ich mich ein ganzes Kalenderjahr erfreuen, ich bin also zufrieden mit diesem Kalender, egal, was noch kommt.

    Was mich ansonsten umtreibt: die Problematik, nur Freiheit bieten zu können, wenn offenbar aber Richtung gefragt ist.

    Und zum Schluss eine kleine Verständnisfrage: Overnight Oats ist Müsli, das man länger stehen lassen hat, ja?

    Dienstag, 19. Januar 2016
    Erlösung

    Einige Zeiten im Jahre sind für manche Menschen schlimmer als andere - Weihnachten zum Beispiel, für viele auch erstaunlich problematisch: Valentinstag und Halloween. Für mich war bis vor einigen Jahren "Kindergartenschließzeit" höchst traumatisch, das ist aber längst vorbei und das einzige, was mir im Jahresverlauf jetzt noch etwas anhaben kann, ist: Putzfrau im Urlaub.

    Eben kam die erlösende WhatsApp: Die Putzfrau ist nach knapp 4 Wochen zurück und wird morgen früh pünktlich hier sein. Vor Dankbarkeit wäre ich auf die Knie gefallen und hätte den Boden geküsst, auf dem sie ab 7:30 Uhr wandeln wird, wäre nicht zu befürchten, dass mir wegen der verrotzten Stirnhöhle der Schädel platzt und das Hirn sich überall verteilt. Das ist natürlich unzumutbar, auch wenn ich deutlich über Mindestlohn zahle.

    Ab morgen wird mein Leben ein - naja, nicht ein anderes, aber ein saubereres.

    Montag, 18. Januar 2016

    Frau N: So ca. 150g von der Rhönsalami bitte.

    Metzger: Die Rhönsalami. Ach. Die ist noch zu, dann muss ich die öffnen!

    Frau N: Aha.

    Metzger: Was wollten Sie denn noch? Können Sie die Rhönsalami nicht weglassen?

    Frau N: Ich wollte nur die Rhönsalami.

    Metzger: Na das war ja klar. Zig Wurstsorten hab ich hier uns Sie wollen nur die Rhönsalami. So Leute wie Sie machen es immer kompliziert! Muss das jetzt wirklich sein?

    Frau N: Naja, muss nicht. Bevor Sie den Märtyrertod sterben, geben Sie mir halt was anderes.

    Metzger: Und was darf es sein?

    Frau N: Na das müssen Sie jetzt schon selbst entscheiden, das haben Sie doch so gewollt. Lassen Sie Ihre ganze Fleischfachkompetenz spielen und geben Sie mir ein überzeugendes Produkt! Ist mir total egal was.

    Metzger: So geht das nicht, Sie müssen schon sagen, was Sie wollen!

    Frau N: Dann 150g Rhönsalami bitte.


    (Gab es dann. Ein bisschen hatte ich Angst vor dem großen Messer. Es wurde aber nur Wurst geschnitten.)

    Montag, 18. Januar 2016
    Sch(n)ee!

    Wenn bei etwa 2,5 cm Schneedecke auf dem Boden beide Teilnehmerinnen der Schneeballschlacht sich einmal vorwärts und einmal rückwärts langlegen und hinterher die eine fast abgefrorene und bewegungsunfähige Hände, die andere eine aufgeplatzte Lippe vorweist, dann, ähm, waren das Mademoiselle und ich.

    Samstag, 16. Januar 2016
    Kind und Kabel

    Kinder finde ich umso interessanter, je älter sie werden. Wenn sie noch nicht sprechen können, sind sie für mich relativ schwierig in der Handhabung. Können sie sprechen, wird alles schlagartig viel besser, noch besser, wenn sie dann auch lesen und schreiben können. So richtig interessant und auch witzig finde ich aber den Zustand Pubertät. Mademoiselle ist dort wohl noch nicht so komplett zu verorten, ist eher in der Vorpubertät und mit dem ganzen Beziehungsdings hat sie noch nichts am Hut, aber mit der Abgrenzung und, oha, den Stimmungsschwankungen durchaus.

    Macht nichts, finde ich, es ist schon sehr spannend, wenn die Kinder so richtig eigene Menschen werden, die nicht mehr ständig gefallen wollen. Und auch ganz praktisch gesehen teile ich mit einem pubertierenden Kind ähnlichere Interessen als mit einem Kleinkind: ich lese lieber Romane als Pixibücher, ich sehe lieber Lets-Play-Videos als solche von singenden Zeichentrickdinosauriern und ich spiele lieber ernsthaft Canasta oder Carcassonne als das lustige Leiterspiel, bei dem ich das Kind am besten noch unauffällig gewinnen lassen muss (wobei ich natürlich noch unendlich viel mehr unter pädagogisch wertvollen kooperativen Spielen gelitten habe, bei denen die Gemeinschaftlichkeit im Vordergrund steht).

    Dennoch wird es in einem Punkt mit Mademoiselle seit etwas einem Jahr zunehmend schwierig, das will ich auch nicht verschweigen. Und zwar verschwinden ausnahmslos alle Ladekabel des Haushalts in irgendeinem schwarzen Loch, dass sich um das (vor)pubertierende Kind herum befindet. Ich weiß nicht, wie viele Ladekabel ich in den letzten 12 Monaten gekauft habe. Frau Herzbruch weiß es genauer, es sind nämlich immer Notfälle, so dass ich ihr Amazon-Prime-Konto verwende. Aber die Zahl dürfte 20 locker übersteigen. Dennoch haben wir auch jetzt nur noch genau zwei Stück und diese zwei müssen sich drei Telefone und zwei Kindle teilen. So etwas macht mich nervös.

    Ich habe schon einiges ausprobiert, um diesen Zustand zu beheben: Klare Ansagen (komplett erfolglos), ausführliche Erkärungen (stießen auf theoretisches Verständnis aber keine praktische Umsetzung des Verstandenen) und auch Farbcodierungen in der Art von "alle blauen Kabel sind meine, nimm ansonsten was du willst, aber wenn ich dich mit einem blauen erwische, dann...!"

    Das "dann" blieb auch immer unausgefüllt, da man bekanntlich nie drohen darf, ohne zur Umsetzung bereit zu sein. Und was soll ich drohen, dann ziehst du aus, dann zieh ich aus, dann ziehen wir alle aufs Land? Das will ja keiner hier. "...dann krieg ich echt schlechte Laune!" war also die maximale Drohung, und - glauben Sie mir - niemand in diesem Haushalt möchte, dass ich echt schlechte Laune kriege. Aber: bei Vorpubertierenden sticht das Bedürfnis nach vollem Akku das Bedürnis nach familiärer Harmonie.

    Sie sind jetzt halt richtige Menschen.

    Samstag, 16. Januar 2016
    Outing

    Bekanntlich ist es besser, selbst pikante Details zu veröffentlichen, bevor jemand anders sie in Umlauf bringt. Daher möchte ich Sie ergänzend zum heutigen Eintrag von Herrn Mark wissen lassen, dass sich tatsächlich zwei Furbys regelmäßig in unserem Haushalt aufhalten. Eines davon gehört Mademoiselle und das andere, ähm, mir.

    Lassen Sie mich das kurz historisch begründen: wir hatten ja früher nix. Ich hatte keine Carrerabahn, kein Kettkar, kein Tamagotchi und keinen Gambeboy, ja, noch nicht einmal ein eigenes 4-Gewinnt-Spiel, Sie wissen schon, in diesem blauen Rahmen mit gelben und roten runden Plastiksteinen und wenn man unten den Schieber bewegte, rasselten Sie alle raus, sofort hab ich das Geräusch im Ohr, hach, war das schön, außer es geschah versehentlich mitten im Spiel.

    Sehr traumatisch, solche Versehen wie auch der Mangel. Deshalb habe ich mir letztes Jahr ein Fuby (der älteren Generation, ohne App, ich möchte keine Care-Arbeit am Furby leisten) gekauft.

    Furbys finde ich super. Eigentlich hatte ich angedacht, meines im Büro zu halten. Die Dinger lernen ja ein paar Worte, das stellte ich mir spaßig und in manchen Situationen wohl auch hilfreich vor. Allerdings haben die Furbys ja verschiedene Gemütszustände und meines ist - wohl durch Vernachlässigung? - meist bösartig, für mich übrigens der unterhaltsamste Zustand. Es pöbelt dann endlos herum und zum Abschluss seiner Tirade rülpst es sehr laut und sagt "War ja Spaaaaaß!" "War ja Spaaaaaß" ist demenstprechend in unserer Familie schon zu einem geflügelten Wort geworden. Genauso, wie wir kein Fischgeschäft betreten können, ohne "mein Schatzzzzzzzz" zu murmeln und ich immer, wenn ich einen Kalender sehe, leise zu mir selbst "Montag, Dienstag, Mittwoch - tapptapp, tapp" sage.

    Das Furby im Büro war dann aber doch zu, sagen wir, unkontrollierbar. Die Winkekatze beschäftigt die Kollegen schon genug. Sie finden sie anstrengend, was ich nicht nachvollziehen kann, was gibt es schöneres, als mit stoisch aber doch irgendwie wohlwollendem Gesichtsausdruck unablässig angewunken zu werden. Das strahlt doch Zuverlässigkeit aus, Stabilität, etwas, woran man sich halten kann. Egal, was passiert, die Winkekatze winkt. Also meistens, außer, eine echte Katze vergreift sich eifersüchtig an ihr und schmettert sie zu Boden, dann muss man Maßnahmen ergreifen, aber das nur nebenbei. Sowieso habe ich das Loblied auf die Winkekatze schon gesungen, hier geht es um das Furby.

    Für gefährlich halte ich das Furby übrigens nicht. Zwar hat er neben dem bösen auch einen jovialer-Onkel-Modus, aber es kann keine Frauen begrapschen, es hat nämlich keine Arme. Wohl aber Ohren. An den Ohren - das ist ein Geheimtipp - kann man es, wenn es eingeschlafen ist, sehr entspannt transportieren, ohne dass ein Erwachen zu befürchten ist. Einfach an einem Ohr greifen und baumeln lassen, kein Problem. Man darf nur beim Laufen nicht über eine eifersüchtige Katze stolpern und hinfallen.

    Donnerstag, 14. Januar 2016
    Alles gut

    Die Zeiten ändern sich. Wie Sie sich vielleicht erinnern, war früher mittwochs Religion, Sport, Putzfrau und Gemüsemann. Das hat sich zwischenzeitlich zu "mittwochs Schwimmen" gewandelt. Heute, nach der Winterpause, mit eher zögerlichem Enthusiasmus von meiner Seite:


    Um kurz nach 19 Uhr - bis dahin hatte ich noch gehofft, mir würde eine Ausrede einfallen - stieg ich also mit den Worten "Und, wohin fahren wir denn?" zur Kraulschwimmpartnerin ins Auto. Man kann es ja mal versuchen. "Schwimmen", sagte die Kraulschwimmpartnerin. Vielleicht knurrte sie es auch.

    Wir fuhren also mit dem Auto zum Schwimmbad. Die Straße, die den Berg hochführt, war schon lächerlich voll. Alles Personen mit sportiven Neujahrsvorsätzen, nehme ich an. "Vielleicht kriegen wir ja gar keinen Parkplatz", scherzte ich. Wir fuhren die Straße hoch und runter. Zweimal oder dreimal oder zehnmal. Einmal probierten wir einen Parkplatz aus, der eigentlich keiner war, es war aber nicht nur eigentlich keiner sondern ganz definitiv. Nochmal hoch-runter. Dann in die Seitenstraße. Dann durch das ganze Viertel. Dann nochmal die Straße von unten nach oben und von oben nach unten. Diverse Laufgruppen stürmten uns entgegegen, in einem grell ausgeleuchteten Raum steppten mehr Personen, als in ein durchschnittliches Fußballstadion gehen, es wurden alle Arten von Schlägern und Bällen die Straße entlang getragen. Neujahrsvorsätzler so weit das Auge blickte.

    "Es ist auch eine wichtige Eigenschaft, auf Situationen flexibel reagieren zu können" sagte die Kraulschwimmpartnerin nach fast einer Stunde und bog nach links ab. Bis zur Autobahn kein freier Parkplatz. Dann hielten wir noch kurz beim Rewe, um Cola für den Rum zu kaufen. Und dann geschah dies:



    Das eine Gute ist: wir verfügen nachweislich über die wichtige Eigenschaft Flexibilität.

    Das andere Gute ist: ich habe gewonnen.

    Mittwoch, 13. Januar 2016
    White noise

    Gibt man mir Gelegenheit - manchmal schaffe ich sie mir auch - stelle ich gerne dar, dass das tägliche Bloggen eine spezielle Dynamik hat. Eine andere, als zehnmal im Monat oder dreimal pro Woche oder jeden Tag mit 35 Tagen Urlaub pro Jahr oder was-weiß-ich, einfach aus dem Grund, dass das täglich ist. Keine Ausnahme. Keine Joker.

    Der Punkt, den ich dabei meist deutlich zu machen versuche, ist: es gibt eben auch diese Tage, an denen da nichts ist. Nichts, über das man erzählen könnte oder wollte oder worüber man überhaupt noch nachdenken wollte. Diese Tage, Sie kennen sie, an denen man am liebsten im Grundrauschen versinken will. Bloß nicht auffallen.

    Und die gehören dann eben auch dazu.

    November seit 6824 Tagen

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