(Was WmdedgT ist und wer das noch macht findet sich hier)
Das war ein bisschen anstrengend gestern und man kann tastächlich wie verkatert sein nach derartigen Spielereien. Also war ich heute Morgen um 6 Uhr gar nicht so fit wie gewohnt, aber ist ja auch alles irgendwie egal: ich hab zum Geburtstag einen wunderschönen metallic-blauen Themorbecher bekommen, in dem kann ich einen dreifachen doppelten Espresso mit Milchschaum durch das Morgengrauen vor mir hertragen. So ein Becher ist übrigens auch ein Ansprechmagnet, wenn man ihn in der Bahn auf das Mülleimerdings stellt. "Sie haben Kaffee!" sagen die Leute oder "Schöner Becher!" oder "Sowas ist ja auch besser für die Umwelt, schlimm diese Leute mit ihren Pappbechern!" oder "Dass die Leute heute überall etwas verzehren müssen!". Alles schon gehört. Es gibt die verschiedensten Antwortmodelle auf alle diese Äußerungen. "Ja!" geht immer, "Sperrt Sie alle ein‼" auch oft, erstaunlich gut passt auch "Und Sie?!", aber dann muss man gewillt sein, das sich daraus ergebende Gespräch auch weiterzuführen. Das war ich noch nie, ich habe "Und Sie?!" also bisher immer nur gedacht und musste öfters ein bisschen vor mich hinlachen dabei. Da wird man dann auch gar nicht mehr angesprochen.
Im Büro die ersten Stunden damit zugebracht, das Schlachtfeld aufzuräumen, Debriefing sozusagen. Mittagessen abgesagt wegen zu viel zu tun, dann festgestellt, dass ich ja schon das Frühstück wegen Eile stehenlassen hatte und nicht vor 19 Uhr nach Hause kommen werde, also schnell ganz viele Leute belabert, dass sie doch mit mir was zu Essen bestellen sollten. Dann normales Arbeitszeugs, unterbrochen von Irrsinn, wie immer geplanter früher Aufbruch und letztendlich hektisches Wegrennen in letzter Minute.
Freitags bin ich die Trainingsfahrerin, ging also nur kurz nach Hause, um Mademoiselle und die Sporttasche nach unten zu klingeln und dann zum Carsharing-Auto und dann zur Sporthalle. Von dort weiter in einen anderen kleinen Ort, in dem ich vor einer Woche mit Mademoiselle versucht hatte, neue Turnschläppchen für sie zu kaufen. Es gab das gewünschte Modell nicht, Kunstturnschläppchen kosten aber nicht gerade zweieurofuffzich, so dass ich wenn, dann schon auch die genau richtigen einkaufen wollte. Der Verkäufer fand das übertrieben, die anderen würden genauso gut gehen, es kostete damals ziemlich Mühe und scharfen Tonfall, ihn dazu zu bewegen, das gewünschte Modell - das man natürlich auch hätte online bestellen können, klar auch etwas günstiger, aber manchmal unterliege ich dieser sentimentalen Anwandlung, im lokalen Handel einzukaufen - zu bestellen, damit ich dann eine Woche später nochmal mit einem geliehenen Auto in diesen komischen kleinen Ort fahren kann, um sie abzuholen. Heute war die Bestellung tatsächlich da, der (selbe!) Verkäufer ein Ausbund an Freundlichkeit, der mich noch ausfragte nach Verein und Riege und letzten Wettkämpfen und so weiter und letztendlich 20 % Freundschaftsrabatt in die Kasse tippte. Bei sowas frage ich mich immer: Was ist mit den Menschen?!
Weiter ging es zum Supermarkt, Wocheneinkauf, dann wieder zur Sporthalle. Nun waren noch 45 Minuten übrig, ich überlegte, ob ich einfach den Sitz nach hinten klappe und eine Dreivierstelstunde schlafe, aber davon werde ich aber erfahrungsgemäß kalt und wehleidig, so dass mich lieber mit Internet und Cola wach und weiter überdreht hielt, bis Mademoiselle aus der Halle kam.
Zurückgefahren, fremdes Auto auf dem Carsharing-Parkplatz vorgefunden, Auto abschleppen lassen, 19 Uhr zu Hause, Abendessen gemacht, Katzen gefüttert, Kuchen gebacken (ist noch im Ofen), Katzenklos saubergemacht, Wäsche aufgehängt.
Jetzt Couch, ab 20:15 Uhr Verabredung mit der Spanischen Inquisition. Ich stelle den Text lieber vorher online, wer weiß, wie das ausgeht, vor dem falschen Tribunal kann man ja noch so unschuldig sein (an dieser Stelle eine Mischung aus märtyrerhaftem Blick und unterdrücktem Lachen vorstellen).
Heute ist Mittwoch, selbstverständlich waren wir schwimmen. Ich hatte zwar die Motivationsbanane und das Magnesium vergessen, dafür gab es aber einen Parkplatz und das Schwimmbad hatte geöffnet.
Leider war es aber auch sehr voll. Spotschwimmer waren kaum vorhanden, jedoch trieben diverse Personen quasi reglos im Wasser oder führten Bewegungen aus, deren Sinn sich uns Kraulschwimmgeschulten nicht erschloss. Leicht spöttischen Blickes glitten wir also ins Becken, um eine Bahn in lässiger Eleganz zu kraulen. Das Köpergedächtnis erinnerte sich selbst nach einer mehrmonatigen Pause zuverlässig an den Bewegungsablauf: Anemonenfüße, Hafischflosse, Supermanhaltung, Billy-Idol-Mund, das ganze Programm. Leider erinnerte sich die Kondition aber überhaupt nicht, dass da mal etwas war, und so mussten wir nach einer halben Bahn selbst auch dümpeln und hundepaddeln den nächsten Beckenrand anschwimmen.
Nach einer kurzen Jammer- und Erholungsphase fassten wir den Plan, uns eine Bahn durch ausdauernd agressiven Schwimmstil freizupflügen. Dies ließ sich recht leicht umsetzen - schon nach zwei bis drei Fastzusammenstößen wichen händchenhaltende Pärchenschwimmer und Adoleszentengruppen in neonfarbenen Badebermudas nach rechts Richtung Wassergymnastiktrupp aus. Dominanz muss man jedoch nicht nur erlangen sondern auch erhalten, dies geht nur durch konsequentes Weiterbeschwimmen der Bahn. Die Kraulschwimmpartnerin und ich gaben alles. Bis dann die älteren Damen kamen. Die, bei denen die Beinchen so leicht staksig as dem Badeanzug ragen. Es tut mir leid, aber Omis kann ich nicht wegpflügen, das geht nicht. Dachte ich mir. Und dann dachte ich, ach vielleicht doch, und holte tief Luft. Da traf mich die volle Ladung der Geheimwaffe der Generation ü70: Parfüm. Einmal tief in die Lunge. Hustend und geschlagen strampelte ich davon und nutzte die Gelegenheit, mir am Beckenrand die Krämpfe aus zwei Waden, einem Zeh und einem Mittelfuß zu massieren. Danach schwammen wir brav um die alten Damen drumherum - mit Luft anhalten.
Zum ersten Mal seit überhaupt war heute beim Schwimmen so, dass die Kondition währenddessen besser wurde. Gegen Ende hätten wir schon recht gut kraulschwimmend Strecke machen können, wenn es eben nicht so voll gewesen wäre.
Nachdem wir jetzt immerhin ein Schwimmbad gefunden haben, das geöffnet hat, gehen wir für nächste Woche auf die Suche nach einem, das zusätzlich noch nicht so überfüllt ist.
Ich weiß nicht, ob es schon aufgefallen ist, aber in meinem Arbeitsumfeld überwiegen ja die, sagen wir, Charaktere. So gibt es immer mal wieder Ideen, Reaktionen, Erlebnisse, mit denen ich wirklich nicht gerechnet hatte.
Der interessanteste Urlaubsantrag, den ich mal bekam, wurde mir mit der Begründung "An dem Tag kommt der neue Harry Potter raus und ich muss das sofort lesen" überreicht. Und heute gab es die interessanteste Krankmeldung, sie lautete: "Ich habe am Wochenende zu viel gegessen."
Man kann doch irgendwie nicht anders. Man muss die alle gern haben.
Heute ist Bloggen nach Wunsch. Frau Fragmente interessiert sich für das Thema "vergessen", auch im beruflichen Kontext. "Wie es ist, wenn du etwas vergessen hast. Wie fühlst du dich? Wie gehst du damit um? Wie oft passiert das und unter welchen Umständen?" möchte sie wissen.
Also vorweg: privat vergesse vermutlich dauernd etwas, jedenfalls fallen mir oft nach Monaten irgendwelche Kleinigkeiten ein, die ich doch noch tun wollte, ich wundere mich milde und finde, dass durch mein Vergessen kein Schaden entstanden ist. Wichtige Sachen hingegen vergesse ich normal nicht, wie soll ich sie vergessen, wenn sie mir wichtig sind, das würde mir doch auffallen. Insofern schätze ich privat das Vergessen der tausend Kleinigkeiten, die ich sowieso nur mit mir selbst ausgemacht hatte. Dass z.B. das Silikon an der Badewanne erneuert werden sollte, vergesse ich gern immer mal wieder, ich wäre ziemlich angestrengt, wenn ich mich permanent an alles erinnern würde, was ich tun oder bedenken will. Und so habe ich privat auch keine To-Do-Liste.
Anders ist es natürlich bei Sachen, die ich jemandem zugesagt habe oder eben beruflich, da werde ich dafür bezahlt, gewisse Dinge zu erledigen und bin nicht so entspannt, wenn ich etwas davon vergesse. Deshalb habe ich verschiedene Erinnerungsverfahren. Die aber natürlich auch mal versagen.
Meist fällt mir das selbst in letzter Minute auf oder oft auch anderen, mit denen ich zusammen an einer Sache arbeite oder die auf etwas von mir warten - die erinnern mich dann. Das passiert je nach Stresslevel vielleicht ein- oder zweimal im Monat. Selten ist ein Zeitpunkt zu dem noch etwas zu retten war, völlig verstrichen - kam aber auch schon vor. Vielleicht einmal pro Jahr.
Wie ich damit umgehe ist beruflich und privat gleich: meistens sage ich erst einmal "arghghgh Scheiße das hab ich vergessen!" Wenn dann noch was zu machen ist, setze ich alles daran, das hinzubekommen. Es wird also hektisch, geht aber eigentlich immer gut aus. Ist nichts mehr zu machen, bleibt nur, die Information darüber, was passiert ist und wer verantwortlich ist an die richtige(n) Stelle(n) zu bringen und die Rückmeldung - egal ob konkrete Vorschläge zur Schadensbegrenzung, Wiedergutmachung oder einfach Frustrationsäußerungen - diskussionslos anzunehmen und ggf. umzusetzen.
Wie ich mich damit fühle - meistens bin ich von mir selbst genervt und ärgere mich, weil ich ja weiß, dass ich das besser gekonnt hätte. Zu Verzweiflung, Minderwertigkeits- oder Schuldgefühlen neige ich eher nicht. Natürlich versuche ich, herauszufinden, woran das Vergessen lag - hier sind wir bei den Umständen: war es ein Fehler im System, also kann ich irgendeine Vorkehrung treffen, dass mir solche Sachen nicht nochmal durchrutschen? Oder lag es an Überlastung, dann muss ich natürlich auch etwas ändern, damit sich Fehler nicht häufen, oder die Überlastung zumindest kommunizieren und weitere Fehler in Kauf nehmen - in der Situation bin ich auch manchmal.
Oft gibt es aber einfach gar keinen Grund. Hab ich übersehen, ist halt passiert. Dann hake ich das ab. "Wer viel macht, macht viel verkehrt", hat Mama N. früher immer gesagt.
Neben einer neuen Tasche brauche ich eigentlich auch das eine oder andere neue Oberteil, seit ein paar Wochen halte ich also unauffällig Ausschau, unauffällig ist wichtig, denn wenn ich zu genau gucke, finde ich bekanntlich nichts. Ich finde aber auch unauffällig nichts, denn: es gibt diese Saison überhaupt keine Farbe, die ich tragen möchte. Allenfalls als Pyjama, aber Pyjamas brauche ich nicht.
Kurz habe ich überlegt, ob mich diese Situation in Aufregung versetzt aber: das Gegenteil ist der Fall. Ich werde einfach nichts kaufen. Das spart ja unglaublich viel Zeit! Ich habe schon einmal etwa 3 Jahre lang keine Hosen gekauft, damals, als die Modeindustrie auf den Gedanken kam, irgendwas außer Bootcut könnte akzeptabel sein. Gut, im 3. Jahr trug ich dann sehr viel Rock. Aber im Bereich Oberteile kann ich schon auch diverse Kapriolen aussitzen, bei den Pullovern könnte es eng werden, aber dann kontere ich mit Kurzärmligem und Strickjacke drüber, damit komme ich notfalls bis 2020.
Und darüber hinaus kann man ja immer noch umfärben.
Aus aktuellem Anlass muss ich recht dringend folgendes wissen: welches Behältnis benutzen Sie, um alles, was Sie so brauchen, täglich mit sich herumzuschleppen, z.B. ins Büro? Ich werde in diesem Bereich sehr bald eine Kaufentscheidung treffen müssen und möchte gut informiert sein. Von Plastiktüte bis Diamon Birkin bin ich theoretisch für alles offen, wenn mir die Vorzüge ausreichend angepriesen werden.
Gern mit Bild.
Nachtrag: Hat denn hier evtl. jemand eine Tausche Tasche und kann mir von Erfahrungswerten berichten?
Zwei Dinge waren heute etwas merkwürdig.
Zum einen sprach heute jemand im Büro die sicherlich weisen Worte: "Es gibt ein paar Leute hier, deren Auffassung von sich selbst und ihrer Umwelt ein wenig wirr ist." Irritierenderweise war die Person, die das sagte, aber ausgerechnet jemand, auf den genau das auch sehr zutrifft.
Zum anderen saß, als ich gegen 20:30 Uhr auf dem Heimweg war, in der verlassenen Fußgängerzone ein Mensch mit Pferdekopfmaske und spielte mit Hingabe Schlagzeug.
Heute ist Mittwoch, mittwochs ist Schwimmen. Letzte Woche war ich, naja, ich werde ja nie krank, aber vielleicht war ich etwas angeschlagen und die Woche davor gab es bekanntlich ein Problem mit den Parkplätzen und den Neujahrsvorsätzlern.
"Bist Du wieder fit?" fragte die Kraulschwimmpartnerin mich WhatsApp und ich antwortete beherzt "Mittelfinger!". Das war natürlich die Autokorrektur. Ich meinte "mittelfit". Keine Ahnung, wieso die Autokorrektur meint, ich würde Mittelfinger tippen wollen. Wo es doch ein Symbol dafür gibt. So sehr Text statt Bild bin ich nun auch nicht, dass ich "Mittefinger!" schreiend durch die Stadt renne. Egal.
Ich aß zwar im Tagesverlauf keine Motivationsbanane und vergaß auch das Magnesium aber ich war komplett bereit, den Preis dafür im Becken zu zahlen. Extra fuhren wir auch früher los als beim letzten Mal, um länger Zeit zu haben, einen Parkplatz zu suchen. Wir fanden ihn aber schon nach zweimaligem Kurven (glaube ich) in der ersten Seitenstraße, einen komfortablen Vorwärtsreinfahrparkplatz, nicht, dass die Kraulschimmpartnerin nicht rückwärts einparken könnte, tatsächlich kann sie so gut rückwärts einparken, dass Sie auch in Vorwärtsparkplätze rückwärts einparken könnte, wenn sie wollte, aber warum soll man nicht mal etwas auf Luxus machen, wenn so ein Parkplatz schon da ist.
Das Schwimmbad wirkte von außen recht belebt, viele Menschen mit Schwimmnudeln, doch das sollte uns nicht abhalten, wir gingen zur Kasse. Dort dann das Debakel: das Schwimmbad hatte gerade geschlossen und würde übrigens immer mittwochs um diese Zeit schließen. Ich hätte ja Stein auf Bein geschworen, dass wir schon einmal mittwochs deutlich später in diesem Schwimmbad waren, aber naja, wir waren in so vielen Schwimmbädern zu so vielen Uhrzeiten, wer soll sich das alles merken. Die Sauna hatte jedenfalls noch auf. Aber wer will schon Sauna, also ich jedenfalls nicht. Niemals.
Wir fuhren also wieder heim. Nächste Woche neuer Versuch, anderes Bad.
Ich habe gerade Mademoiselle Gute Nacht gesagt und ihr dabei eine kleine ausgedachte Geschichte erzählt. So wie jeden Abend, fiel mir dabei auf. Seit sie ungefähr eineinhalb Jahre alt ist.
Jetzt ist sie 11. Gehen wir mal davon aus, dass ich in den letzen 9,5 Jahren durchschnittlich jede Woche an 2 Abenden ausgegangen bin und nicht zu Mademoiselles Schlafenszeit zu Hause war.
Dementsprechend hätte ich mir dann bisher, ähm, etwa 2.479 Geschichten ausgedacht?!
Ach du meine Güte.
Ich habe heute ungefähr so viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht wie in der letzten Nacht schlafend - das klingt jetzt erst einmal unspektakulär, könnte ja sein, dass ich auf einen anderen Kontinent gereist bin, da wäre diese Fahrtzeit sicher angebracht, nur: so war es nicht. Der weitaus überwiegende Teil meiner Reisetätigkeit fand auf einer Strecke statt, für die ich mit dem Auto etwa 20 Minuten benötige.
Nämlich fand ich, es sei heute eine passende Gelegenheit, Mademoiselle klarzumachen, dass es echt überhaupt kein Problem darstellt, mit dem Bus zum Training zu fahren statt kutschiert zu werden - Spoiler vorab: es war auch wirklich kein Problem, zum Training zu gelangen. Sämtliche Probleme traten erst auf der Heimfahrt auf, da war aber Mademoiselle nicht dabei. Weil ich nämlich dachte, statt zwei Stunden vor der Halle zu stehen, fahre ich rasch mit dem Bus wieder zurück und mache mir einen netten Nachmittag und Herr N. sammelt das Kind auf dem Rückweg vom Büro ein.
Tatsächlich war es dann so: die Fahrtzeit beträgt schon einmal 45 Minuten mit dem Bus. Der Bus selbst fährt alle 30 Minuten. Als ich auf dem Rückweg zur Haltestelle kam, fuhr der Bus gerade weg. Ich ging also kurz in einen Schreibwarenladen, um mir meine tägliche Ration Irrsinn abzuholen. Dann stellte ich mich ordnungsgemäß zum Warten an der Haltestelle auf, es kamen noch ein paar Jugendliche hinzu, nur der Bus kam eben nicht, nicht so schlimm, bis zu einer Stunde Wartezeit kann ich locker mit Scrabble überbrücken. Plötzlich waren jedoch die Jugendlichen weg. Ich geriet kurz in Panik - sollte ich den Bus etwa irgendwie übersehen haben? Nein, doch nicht, erleichtert stellte ich fest, dass die Jugendlichen nur ein paar Schritte von der Haltestelle weggegangen waren, um gemeinschaftlich gegen eine Hauswand zu pinkeln.
Einen Moment war ich versucht, erzieherisch tätig zu werden. Man sagt ja, es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen, ich vermute eher, es braucht in Wirklichkeit eine Großstadt und mit Freude erinnere ich mich an den Tag zurück, als ich mit Mademoiselle, damals 3 oder 4, im Bus saß und sie immer mal wieder schrill kreischte. Natürlich forderte ich sie auf, das zu lassen, sie fragte warum, ich antwortete, weil es nervt, mich und die anderen Leute auch und Mademoiselle sagte: nein, das nervt die nicht. Da drehte sich eine nette Frau um und sagte zu meinem Kind: "Doch, mich nervt das ganz enorm, lass es bleiben, verdammt noch mal!" Seitdem erziehe ich auch munter an anderen Kindern herum, haue ihnen die hochgelegten Füße in der Bahn von den Sitzen, lasse sie im Einkaufszentrum Papier aufheben, das sie auf den Boden geworfen haben und zerre sie auseinander wenn sie sich kloppen, jedenfalls, wenn der Kampf mir sehr unausgewogen erscheint.
Wo war ich, bei den pinkelnden Jungs. Ich entschied mich gegen eine Ansprache, wegen der Sorge, eventuell zu einer Übereinkunft zu kommen und diese unbedacht per Handschlag zu besiegeln (kleines nachträgliches Schaudern an dieser Stelle).
Dann kam auch bald (haha) der Bus, nur ging er ein paar Haltestellen später kaputt, dann kam nach etwas mehr Zeit ein Ersatzbus, der fuhr aber einfach woanders hin, dort woanders wartete ich wieder auf einen Bus, der fuhr mich zu einer Bahn, die Bahn wieder im 30-Minuten-Takt - ich will nicht langweilen. Ich kam um 19:30 Uhr zu Hause an und wenige Minuten später trafen auch Mademoiselle und Herr N. ein. Natürlich habe ich das alles geheim gehalten, das Kind denkt weiterhin, dass man sehr locker mal mit dem Bus zum Training fahren kann. Kann man ja auch. Und ich muss mir nicht vorwerfen lassen, dass nicht bereit wäre, mir Erziehung was kosten zu lassen.