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    Dienstag, 5. April 2016
    Wmdedgt 4/2016

    Was das ist und die anderen Beiträge dazu finden Sie hier.

    Urlaub!!

    Um kurz vor 7 wachte ich mit Kopfschmerzen auf, zum Glück aber keine Migräne, nur ein völlig verspannter Nacken, vermutlich vom ganzen Draußen-Herumsitzen gestern. Das hält ja auch kein Mensch aus. Ibuprofen eingeworfen und wieder schlafen gegangen, der Kater kam auch nochmal mit und bettete sich auf meinem Rücken. Um 9:40 das nächste Mal die Augen geöffnet und alles bestens.

    Mademoiselle war auch noch in ihrem Bett und machte da irgendwas, also kümmerte ich mich zunächst um Kaffee, Frühstück und Wäsche. Wäsche war heute ein zentrales Thema, Mademoiselle kam nämlich erst Sonntag von der ersten Urlaubsreise und bricht Donnerstag auf die zweite auf, durch Wachstumsschub und Geschmacksveränderung gibt es aber gerade nur sehr wenige akzeptable Kleidungsstücke und durch draußen warm ist die Heizung aus und die Klamotten trocknen schlecht, also ist eine gewisse Planung notwendig.

    Weiter hatten wir uns gegenseitig versichert, heute keinesfalls das Haus zu verlassen. Allerdings war das Obst alle (bis auf ein paar schrumpelige Äpfel und drei braune Bananen), das geht nicht, ich brauche Obst, und Parmesan war auch aus. Ich sagte also im resignierten Mütterton "Dann gehe ich eben nochmal zum Markt..." und Mademoiselle erklärte sich bereit, mitzukommen. Der Markt geht bis 14 Uhr, um 13:15 waren wir aufbruchbereit, Mademoiselle auf dem Skateboard. Ich gab zu Bedenken, dass der Weg zum Markt jetzt eher sehr zügig gehen müsste und auf dem Markt selbst Skateboardfahren nicht erlaubt ist, fand aber kein Gehör. Also gingen wir zügig los, bzw. ich ging zügig voran und Mademoiselle rollte auf dem Skateboard hinter mir, stolpernd, fluchend, kippelnd, das Skateboard würde nicht richtig lenken, sei kaputt, sei schlechte Qualität, führe nicht gut, sei ein Kack-Skateboard. An der ersten Ampel steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren.

    Auf dem Markt hatte ich eine seltene Unsichtbarkeitserfahrung. Normal habe ich ja eher eine gesteigerte Sichtbarkeit, so als ob über mir ein großes Schild das blinkend "Ansprechen!!" signalisiert schweben würde. Heute war ich weg. Drei Markstände nacheinander verließ ich wieder, weil mich niemand ausreichend wahrnahm, um mir in einem angemessenen Zeitrahmen etwas zu verkaufen. Schon sehr ungewohnt, es war auch gar nicht voll. Der italienische Gemüsestand brach diesen merkwürdigen Bann, der Verkäufer fragte mich, ob ich in D-Mark oder in Euro zahlen wollte und berichtete mir dann, er sei nur wegen der D-Mark nach Deutschland gekommen und würde seit 2002 täglich für ihre Wiedereinführung beten. Dann noch Metzger und Käsestand, auch alles problemlos, außer dass die Metzgersfrau mir ständig Wurst zum probieren gab und auf mein "ich mag keine Wurst" nicht reagierte, ich reichte die Wurst an das Kind weiter, Mademoiselle hat einen separaten Magen für Fleisch und Wurst und kann Unmengen davon vertilgen.

    Kakao im Café lehnte Mademoiselle ab, Peynirli Açma beim Bäcker ging aber. Als wir dann weiterzogen, entdeckte ich am Skateboard Hundekacke, eine kurze Inspektion am Kind ergab auch betroffenes Schuhwerk. Mademoiselle erlitt einen vorpubertären Wutanfall, "jetzt ist es wirklich ein Kack-Skateboard", sagte ich und sie konterte mit "das ist ein Scheiß-Witz!!"

    Zu Hause legte ich als fürsorgliche Mutter Gummihandschuhe und Zahnbürste für die Reinigung des Schuhprofils bereit, es gab Geschrei der Art "weiß nicht wie sowas geht", was ich mit "schau halt auf Youtube" abblockte, Türenknallen, immerhin die Tür zum Bad mit den Stinkeschuhen. Dann Türknallen zum Kinderzimmer und dann haben wir beide ein bisschen was einzeln gemacht, ich zum Beispiel wieder einmal Wäsche.

    Ein paar Stunden später hatte Mademoiselle ihren Kleiderschrank aussortiert. Falls jemand Kleidung in Größe 146-152 braucht, sehr schmal geschnitten, bitte melden. Mir war währenddessen beim Verräumen der eigenen Wäsche aufgefallen, dass ich vor ein paar Monaten wohl dachte, ich würde sicher auch gern mal flieder oder weiß tragen. Das ist natürlich nicht der Fall, war es ja auch überhaupt noch nie. Die einzige sinnvolle Maßnahme ist, das alles schwarz zu färben und das mache ich gleich morgen.

    Zwischendurch die Meldung der Putzfrau, sie sei aus dem Urlaub zurück und käme morgen, also ein kurzes Freudentänzchen unterbrochen von dem Gedanken, dass Mademoiselle morgen Nachmittag Freundinnen erwartet und mit Krümeln zu rechnen ist. Im selben Moment kam auch der Anruf der Mutter einer dieser Freundinnen mit organisatorischen Diffizilitäten, die ich nicht nachvollziehen, aber immerhin lösen konnte, mehr will ich dazu nicht sagen, sonst rege ich mich auf. Ich fragte aber noch in der entsprechenden Stimmung Mademoiselle, ob sie sich nicht lieber einfach online mit ihren Freundinnen treffen wolle, das wäre zeitgemäßer (und keine Krümel und keine Organisation), aber das Kind war störrisch. Vielleicht wegen der Sache mit dem Skateboard am Morgen.

    Spaghetti Blognese und eine Riesenschüssel Obstsalat und sonst nichts mehr.

    Dienstag, 5. April 2016
    Sitzgelegenheiten

    Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten war ich heute draußen, viele Stunden lang, 7 glaube ich, und habe dabei eigentlich gar nichts gemacht außer wechselnde Sitzgelegenheiten ausprobiert.

    Erst saß ich auf einer Holzbank auf einer schönen Wiese. Da waren auch ein paar Wespen, fand ich nicht so schlimm, ich bin nicht allergisch, wollte nichts essen und bin auch keine Mundatmerin. Die Wespen fanden mich aber schlimm, es wurden immer mehr, ich stellte fest, dass unter der Bank offensichtlich im Boden das Nest war. Um die Tierchen nicht weiter zu beunruhigen, suchte ich mir einen anderen Platz.

    Dieser Platz war oben auf der Halfpipe eines Skaterparks. Gute Rundumsicht, ab und an konnte ich sogar die Kinder, mit denen ich da war, erspähen. Nach einiger Zeit kamen zwei Jungs, einer groß, einer klein, beide etwa 13 Jahre alt, würde ich schätzen, sie hatten einen Ball dabei und eine Megaportion Pommes (heißt am Kiosk so). Sie aßen die Pommes, dann wollte der große Junge Fußball spielen, der kleine meinte, das wäre ungesund nach dem Essen. "Nach dem Essen" schien recht dehnbar zu sein, ich glaube, der kleinere Junge hatte überhaupt keine Lust auf Fußball. Der größere Junge wurde ungeduldig und bat um meine Meinung bezüglich Fußballspielen nach dem Essen und dann zu der Frage, ob man die Halfpipe herunterrutschen könne oder ob dann die Hose kaputt ginge, zu einem Problem mit den Fahrradbremsen und zu Minigolf. Bevor wir noch bei Berufsberatung oder Politik endeten, kamen meine eigenen (teilweise ausgeliehenen) Kinder und wollten auch eine Megaportion Pommes, also zog ich um zum Kiosk.

    Am Kiosk gab es Liegestühle. Und Kaffee. Sehr sehr guten Kaffee, theoretisch, jedenfalls der einzige im Umkreis von mehreren Kilometern verfügbare. Ich blieb dort mehrere Stunden und trank sehr viel Kaffee. Der Kioskmann sagte, allein durch meinen Besuch habe es sich doch gelohnt, an diesem bewölkten Tag zu öffnen. Ich nehme an, er meinte damit den Umsatz. Eine Decke gab er mir auch, wohl, damit ich noch länger bleibe und noch mehr Kaffee trinke. Zu meinem Entsetzen wollten die Kinder dann in den Hochseilgarten, dort muss eine Betreuungsperson in der Nähe sein. Zum Glück vernahm der Kioskmann mein Lamento und erlaubte mir, Liegestuhl und Decke mitzunehmen. Und noch einen Kaffee. Ich denke übrigens, Kioske an Kinderspielplätzen sollten Kaffeeflatrates einführen.

    Ich saß also mit Liegestuhl im Zuschauerbereich des Kletterparks, die anderen Erwachsenen musterten mich mit unverhohlenem Neid. Dort feilte ich auch meine Fingernägel, zu was man alles kommt, wenn man mehrere Stunden einfach draußen herumsitzt! Abgebissen sehen sie aber eleganter aus, finde ich, aber das nur nebenbei. Um 17 Uhr schloss der Kiosk, Liegestuhl und Decke mussten zurück. Ich fand im Zuschauerbereich eine Art Lehnstuhl, bestehend aus einem Holzklotz, einem Brett als Rückenlehne und einer großen Astgabel als Armlehnen. Warum war dieser wunderbare Stuhl nur unbesetzt? Ich setzte mich hinein und kippte sofort mit ihm nach hinten um, da er nicht mehr richtig im Boden verankert war. Nun guckte niemand mehr neidisch.

    Als nächstes probierte ich eine Bank aus, bestehend aus einem halbierten Baumstamm als Sitzflüche und der anderen Hälfte als Rückenlehne. Alles sehr rustikal im Kletterpark, ich muss sagen ich weiß die Annehmlichkeiten der Moderne schon zu schätzen. Die Bank war Mist, die Lehne drückte unangenehm in den Rücken. Eine zweite Bank, leicht anders geschnitten, war noch halb frei. Die andere Hälfte belegten die Tupperdosen einer Frau, die auf einem Baumstumpf saß. Ich sagte zu den Tupperdosen "darf ich?" und setzte mich. Die Frau verwickelte mich sofort in ein Gespräch. Wie kalt es doch sei (war es gar nicht) und dass man immer mit den Kindern und so. Ich beruhigte sie, es würde sehr bald alles besser, ich wäre mit großen Kindern da, die mich eigentlich gar nicht bräuchten, ich wäre nur dabei, um mal draußen zu sein. Wann diese wunderbare Phase denn käme, fragte die Frau und ich erklärte, mit ein paar 11jährigen unterwegs zu sein und das sei außerordentlich entspannt. Die Frau nickte und begann, eine Zeitschrift zu lesen. Kurz darauf kamen ihre Kinder - drei Jungen, der jüngste geschätzt 15. Sie aßen die eingetupperten Äpfel, Kuchenstücke, Käsebrote und jeder eine Tüte Chips. Ich war neidisch und dachte wehmütig an die Donuts am geschlossenen Kiosk. Am Kletterpark gab es nur Energieriegel, igitt.

    Endlich begann es zu regnen. Die Kinder winkten mir aus ein paar Metern Höhe, das sei egal. Also machte ich einen Regenspaziergang. Als ich zurückkehrte, fragte ich die Kletterparkbelegschaft, wie lange eigentlich geöffnet sei, und zwar bis 19 Uhr, aber wenn alle weg wären, würde auch vorher geschlossen, gerade bei Regen. Ob denn noch viele da wären, wollte ich wissen. "Nur noch Ihre!" "Also, von mir aus können Sie die einfangen", sagte ich.

    Dann saßen wir noch eine halbe Stunde an der Bushaltestelle.

    Montag, 4. April 2016
    Die Liebe und ihre Tücken (Spoiler: es ist nur eine!)

    Wie Sie ja alle wissen, denke ich seit Tagen intensivst über die Liebe (und ihre Tücken) nach und bin zu folgendem qualifiziertem Ergebnis gekommen:

    Das Problem mit der Liebe ist, das wir bei diesem Gefühl nach einem Gegenüber verlangen, das ebenso fühlt. Liebe - die gesamte Palette der Zuneigungsgefühle ist dabei leicht problematisch, auch z.B bei Freundschaft ist es schöner, vom Gegenüber auch gemocht zu werden - sucht die Erwiderung und Nähe. Dabei übersehen wir, dass der Alltag nicht auf einer theoretischen Gefühlsebene funktioniert, sondern ganz praktisch abläuft. Es gibt ein Leben zu leben, wir möchten das auf unsere Art tun, und nun möchten wir jemand anders dabei haben, der dabei mitmacht. Klar, dass es da zig Einzelheiten auszuhandeln gibt. Das ist eine sehr unromantische Angelegenheit, zudem kompromissbehaftet und dadurch wenig egoförderlich.

    Zusammenfassend: Die Tücke der Liebe ist das Spannungsfeld zwischen Ich und Wir.

    Sonntag, 3. April 2016
    Die Liebe und ihre Tücken

    Jetzt wollte ich heute ganz ernsthaft über die Liebe (und ihre Tücken) schreiben, aber dann war Frühstück und Sekt und dann hab ich Kuchen gebacken und lauter Dinge angefangen wie Pizza machen, Betten abziehen, Steuer, Aussortieraktionen. plötzlich aber bemerkt, dass ich lieber Zocken möchte, ich weiß nicht, wie es kommt, aber plötzlich ist es 23 Uhr und ich hab zu viel Obstsalat gegessen und mir ist ein bisschen schlecht.

    Die Liebe muss warten. Und ihre Tücken auch. Ich muss ja erstmal die Betten fertig überziehen!

    Freitag, 1. April 2016
    Diskussionslos: Die Wendyfraktion im Reitverein

    (Ich möchte dieses Thema gerne delegieren...)

    Ja, Mademoiselle war auch mal reiten, hautpsächlich als Ferienkurs und auch mal Reiterhofferien und sie reitet gern und findet das ganz toll. Ich selbst konnte mich mit der ganzen Reiterhofangelegenheit nicht so sehr erwärmen, deshalb überließ ich den Kindertransport meistens einer etwas pferdeaffineren Freundin. Wobei ich nichts gegen Pferde habe. Schöne Tiere. Also meistens. Wenn nicht, dann immer noch rührende Tiere. Aber das ganze Drumherum. Es fängt ja schon damit an, dass Reiten kein Sport ist, den man mal so eben rasch betreibt. Erst muss ja geraume Zeit alles Mögliche mit dem Pferd getan werden, dann reitet man und hinterher tut man noch mal alles Mögliche mit dem Pferd.

    Pferdemädchen waren dort auch, natürlich, und so eine kleine Clique, der harte Kern, die alles - von den Vorarbeiten über das Reiten bis zu den Nacharbeiten kommentierten, und alles, was die kleineren, fremderen, anderen Pferdemädchen machten, war natürlich falsch und dumm. Das gehört dazu, dieser Typus muss einfach besetzt werden, so wie die Rollen der strengen Hausmeisterin, des unfähigen Praktikanten und der tratschenden Kollegin.

    Mittwoch, 30. März 2016
    Diskussionslos: Die Liebe und ihre Tücken v2

    Es wurde angemahnt, die Liebe und ihre Tücken sei nicht adäquat behandelt worden. Das kann ich so natürlich nicht stehen lassen. Bevor ich mich gedanklich der Liebe (und ihren Tücken) zuwende, muss ich aber unbedingt von meinem Traum letzte Nacht erzählen. Ich habe ziemlich schlecht geschlafen, das lag daran, das Mademoiselle verreist ist und die kleine Katze, die normal nachts mit ihr kuschelt, nun nachts mit mir kuschelt. Zusätzlich zum Kater, der ja immer auf mir schläft. Und dann träumte ich auch noch folgendes:

    Im Rapunzelturm, also dem Hochhaus, in dem ich arbeite, war aus Gründen, die hier zu weit führen würden, ein etwa 30 Stockwerke tief reichender Zylinder ausgehöhlt worden, Durchmesser ca. 10 Meter. Es waren Experimente durchgeführt worden und infolgedessen hatte sich in dem Zylinder ein Gas gebildet, das dummerweise Bewusstsein angenommen hatte. Ziel dieses Gases war es natürlich, die Welt zu beherrschen. Der Weg dahin führte über die Gehirne der Menschen - das Gas konnte direkt mit Gedanken kommunizieren, wenn man ihm nah genug kam, und die Gedanken beeinflussen, modifizieren und steuern. Deshalb war der Zylinder natürlich mit einem schweren Stahldeckel verschlossen. Man konnte das Gas aber durch den Stahldeckel im eigenen Kopf flüstern hören und musste sich schon etwas konzentrieren, um die Auswirkungen fernzuhalten.

    Natürlich war das insgesamt eine ungünstige Entwicklung. Genauso natürlich wusste ich sofort Rat, nämlich ist meine Kraulschwimmpartnerin ja Doktorin und überhaupt sehr wissend und zusätzlich vertrauenswürdig - das ist wichtig, denn es war ja alles sehr geheim, eine Massenpanik musste vermieden werden! Ich rief die Kraulschwimmpartnerin an, schilderte das Problem und selbstverständlich wusste sie sofort, was zu tun wäre, nämlich, bestimmte Substanzen in den Zylinder einzubringen, die könne sie mitbringen, nur die Einringung wäre schwierig da ja gleichzeitig unbedingt das Entweichen von Gas und noch unbedingter der Kontakt mit selbigem vermieden werden müsste. Für diese zusätzliche Komplikation hatte sie auch schon einen Lösungsansatz, sagte jedoch: "Aber heute ist ja Mittwoch. Erstmal gehen wir schwimmen."

    Ich protestierte natürlich, die Rettung der Welt hätte doch schon etwas Priorität, aber die Kraulschwimmpartnerin war unerbittlich: ich hätte schon so oft kein noch so gutes Argument als Ausrede gelten lassen; heute wäre sie mal an der Reihe zu sagen, dass mittwochs geschwommen wird und der Rest nicht wirklich interessiert, den könne ich unter Wasser den Kacheln erzählen.

    Immerhin erklärte sie sich bereit, mich mit dem Auto am Arbeitsplatz abzuholen, damit es etwas schneller ging mit dem Schwimmen und die Rettung der Welt noch am selben Tag stattfinden könnte. Aus unerklärlichen Gründen ließen wir dann das Auto aber stehen und gingen zu Fuß weiter Richtung Schwimmbad. Es war Winter und es lag Schnee. Uns wurde kalt. Auf dem Weg waren lauter kleine warme Pools, Kinderbeckengröße, so dass wir es für eine gute Idee hielten, komplett bekleidet durch diese Pools zu schwimmen um uns aufzuwärmen und dann einfach (in nassen Klamotten) schnell weiterzulaufen.

    Nun wurde die Kälte aber zu einem echten Problem, besonders, als wir endlich an unserem Schwimmbad ankamen und es gar nicht da war. Es gab nur eine tiefe ausgehobene Grube, mit Holzplanken ausgekleidet. Ein kleiner alter Mann, Spaziergänger, erkärte uns, das Wasser würde gerade ausgetauscht und schwimmen könne man erst in ein paar Stunden wieder. Interessiert betrachtete ich die Holzplanken weil ich ja eigentlich gedacht hatte, der Boden des Schwimmbeckens sei gefliest.

    Die Kraulschwimmpartnerin zog mich davon, es wäre zu kalt, wir würden bald erfrieren. Auf dem Weg vom Schwimmbad in den Wald (bitte fragen Sie mich nicht, was für ein Wald und welche Rolle er spielte) stießen wir auf ein Solarium in Garagengröße. Die Kraulschwimmpartnerin beschloss, wir sollten ins Solarium gehen um uns aufzuwärmen und die Kleidung zu trocknen. Ich sagte, bevor ich in ein Solarium ginge, würde ich eher erfrieren. An dieser Stelle ergab der Traum überhaupt zum ersten Mal Sinn, oder nein, zum zweiten Mal, das erste Mal war es an der Stelle, an der ich der Kraulschwimmpartnerin bedingungslos die Rettung der Welt zutraue. Die, wie ich übrigens fand, nun auch langsam stattfinden sollte, das war mit ein Grund, warum ich nicht ins Solarium wollte. Eine gewisse Zickigkeit.

    Dann schrie mir die kleine Katze ins Ohr, weil sie mit der Gesamtsituation unzufrieden war. Ich wachte auf. Das Gas konnte nicht mehr beseitigt werden. Falls also in den nächsten Tagen die Zombieapokalypse erfolgt, tut es mir sehr leid, dass ich zur Liebe und ihren Tücken (noch) nicht gekommen bin.

    Dienstag, 29. März 2016
    Diskussionslos: Warum steht der Flamingo auf einem Bein

    Schon wieder was mit Vögeln. Und dann auch noch eine vordergründig so einfache Frage, dass ich mir fast denke, da muss doch irgendein Trick dahinterstecken, irgendeine Falle lauern.

    Ich finde die zweite Ebene der Frage aber nicht, man kann die Anwort ganz einfach nachschauen, es scheint darüber wenig Zweifel zu herrschen: der Flamingo steht auf einem Bein, um nicht durch zwei Beine im Wasser unnötig Körperwärme zu verlieren. Eins steckt er daher immer in sein Gefieder. Würde wir im Winter am Bahnsteig sicher auch machen, wenn wir etwas gelenkiger wären (und mehr Federn hätten).

    Sonntag, 27. März 2016
    Diskussionslos: Der gute Tipp beim Einrichten einer Küche

    Vielleicht wussten Sie es noch gar nicht, aber ich bin ein großer Fan von Fachleuten und Profis. Wenig begeistert mich so sehr, wie wenn jemand etwas wirklich gut kann (und wenig nervt mich so sehr, wie wenn jemand, der etwas können sollte, sich stümperhaft verhält). Besonders auch, wenn ich davon überhaupt nichts verstehe: Wurzelfüllungen, Sanitärarbeiten, Schneiderei, Tattoos, Friseurhandwerk und so weiter.

    Natürlich auch Küchenbau. Mein guter Tipp wäre: beauftragen Sie eine Fachperson. Eine, die nach Hause kommt, dort alles ausmisst, mit Ihnen bespricht, was Sie brauchen, dann einen Plan zeichnet, erklärt, abstimmt und umsetzt. Abweichungen von diesem Tipp sind meiner Meinung nach nur in zwei Fällen sinnvoll: 1) es ist finanziell nicht machbar oder 2) Sie haben selbst Spaß an Küchenbau.

    Bei mir lag keiner dieser Fälle vor, ich beauftragte also ein kleines Küchenstudio mit angeschlossener Schreinerei, Herr F der Chef kam zu mir und machte irgendwas mit einem Laserdings, wir sprachen viel, ein paar Tage später mailte Herr F etwas, wir mailten etwas zurück und er mailte etwas Neues, dann besuchten wir ihn in seinem Küchenstudio und suchten Fronten und Griffe und Arbeitsplatte etc. aus und dann kamen zwei Mitarbeiter von Herrn F und bauten eine Küche bei uns ein, an S-förmigen Altbauwänden und auf einem Boden, auf dem ein Ball wegrollt, wenn man ihn still hinlegt. Nach zwei Tagen schaute Herr F persönlich nach dem Verbleib seiner Mitarbeiter, kratzte sich viel am Kopf und baute ein bisschen mit, dann hatten wir Küche, die Arbeitsplatte ist etwas erhöht, weil wir größer als Standard sind, die Schränke haben ein Fach mehr als normal, weil wir sehr hohe Decken haben und es mir nichts ausmacht, auf Stühle Trittleitern zu klettern und ich selten gebrauchte Geräte lieber oben hinter einer Schranktür habe als offen in Regalen. Die Küche ist seit fast 10 Jahren super, demnächst werde ich Herrn F mal ein paar Blenden erneuern und Griffe austauschen lassen.

    Vielleicht ein zweiter Tipp noch: ein freistehender Küchenblock ist eine schöne Sache. Hat man gern vor dem geistigen Auge mit Blumenstrauß drauf oder Obstkorb. In Wirklichkeit legt dort aber jeder seinen Scheiß ab und das Ding wird zur inoffiziellen Müllhalde des Raumes. Ich rate ab.

    Samstag, 26. März 2016
    Diskussionslos: Die liebe Nachbarschaft

    Vermutlich gingen beim Lesen des Titels in ihrem Kopf neben den Ohren zwei Hände hoch, die die Zeige- und Mittelfinger zu Anführungszeichen kräuseln.

    Bei mir nicht. Ich kann nichts Schlechtes oder Lästerliches über die Nachbarn hier im Haus sagen, sie sind einfach alle okay.

    Ganz unten im Haus ist eine Betreutes-Wohnen-WG von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Momentan wohnen dort nur Frauen. Die eine hat einen erwachsenen Sohn, der öfters vorbeikommt, aber nicht ins Haus, sie sprechen am offenen Fenster. Die zweite erzählt mir öfters von ihrer Tochter, die ungefähr so alt ist wie Mademoiselle, aber nicht bei ihrer Mutter lebt. Mit der dritten kam bisher kein Gespräch zustande aber ich bilde mir ein, sie nickt ein bisschen, wenn ich "Hallo" sage.

    Im 1. Stock wohnen die allerbesten Nachbarn. Die sind rundum einfach nett, füttern die Katzen, wenn wir verreisen, lassen Mademoiselle mit dem Ersatzschlüssel rein, wenn sie ihren vergessen hat und behaupten, unseren Lärm nicht zu hören. Eine Familie mit zwei Kindern, der Sohn macht gerade Abitur, die Tochter ist etwas jünger. Die Tochter spielt sehr gut Klavier, das hört man bei uns in der Küche (die liegt direkt über ihrem Zimmer) und hat offenbar neuerdings einen Freund, ich habe die beiden neulich auf einem Parkplatz gesehen und Herr N. sah sie im Hauseingang gegenüber, sehr spannend!

    Neben den allerbesten Nachbarn wohnt eine sehr nette alleinerziehende Frau, mit der ich öfters schon ausgegangen bin. Die, deren Karnickel ich im August, 2012 während des Sommerurlaubs pflegte, vielleicht haben Sie damals schon mitgelesen, es gab kein Happy End. Die nette Nachbarin hat leider einen Hang zu verhaltensgestörten Männerbekanntschaften. Die zwei Kinder - ein Junge, ein Mädchen, mit dem Mädchen hat Mademoiselle zu Kindergartenzeiten viel gespielt - pubertieren gerade extrem, aber das gehört halt dazu.

    Im 2. Stock ist unsere Wohnung, daneben lebt ein Paar, vielleicht Ende 50. Der Mann hat eine erwachsene Tochter und ein Enkelkind, die Frau spricht kein Deutsch aber nach ein paar Jahren fand ich heraus, dass sie ziemlich gut Englisch sprich. Ein Thema hatten wir trotzem nicht bis die Katzen bei uns einzogen, sie liebt nämlich Katzen. Seitdem sprechen wir also häufig über Katzen, seit ein paar Wochen hat sie auch eine, ein kleines Siamkätzchen, noch sehr jung und sehr scheu und sehr niedlich.

    Über uns, im 3. Stock, wohnt die Hausmeisterin. Die Hausmeisterin ist ganz genau so, wie es sich gehört. Sie überwacht mit Argusaugen die Mülltrennung, scheucht die Kiner von den Garagendächern und kümmert sich um alles. Es muss solche Hausmeisterinnen einfach geben. Der Mann der Hausmeisterin sitzt öfters in der Garage und trinkt Bier (in der Wohnung darf er nicht). Wenn man vor ihm die Treppe hochgeht sagt er Dinge wie "So schön war ich auch mal!" Zwei erwachsene Söhne, einer sehr seriös, einer sehr unseriös.

    Daneben wohnt eine alleinstehende Frau in meinem Alter. Reist viel, gibt mir dann den Briefkastenschlüssel. Da fällt mir ein, dass ich ihren langjährigen Herrenbesuch schon ewig nicht mehr gesehen habe. Die Frau sehe ich aber auch selten, hat einen ganz anderen Rhythmus als ich.

    Im Obergeschoss wohnt auf der einen Seite nochmal eine Familie mit zwei Kindern. Sehr korrekte Menschen, sehr religiös, die Kinder - selbst Alter wie die Kinder der alleinerziehenden Frau - gehen auf eine Privatschule. Die Mutter sehr offen und nett, die übrigen Familienmitglieder wirken auf mich etwas, hm, freudlos. Wenn die Kinder die Schlüssel für Urlaubsblumengießen abgeben oder am Wochenende nach Backpulver/Ei/Mehl fragen, scheint das eine ziemliche Überwindung zu sein. Nette Kinder, wirken aber etwas gedeckelt und dürfen sehr viel nicht. Handy, Süßigkeiten, FastFood, allein raus, wie das bei korrekten Leuten eben so ist.

    Daneben, ebenfalls im Dachgeschoss, ein alleinstehender Herr. Auch mein Alter, schätze ich. Arbeitet immer sehr lang und hat einen tollen Kamin im Wohnzimmer. Seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, erwähnt er jedes Mal, dass er bald auszieht. Das geht jetzt schon fast 10 Jahre so. Ich gehe also davon aus, dass wir uns vorerst weiter gegenseitig die Tür aufhalten und über die Werbesendungen im Briefkasten ereifern.

    Nein, wirklich keine mental gekringelten Finger im Titel.

    Freitag, 25. März 2016
    Diskussionslos: Jugendsünden (weitere)

    Hm, ich habe hier über ein Jahr Tagebuch abgetippt und jetzt noch ein paar Minuten mein Gehirn und Gewissen erforscht aber: es ist alles gesagt.

    Ersatzweise liefere ich eine vielleicht amüsante Information. Bekanntlich kläre ich schwierige Sachverhalte ja gern per Telefon. Also am Liebsten per Chat, aber die zweite Wahl ist Telefon, vor Mail, weil durch den direkten Kontakt (Chat und Telefon ist für mich direkt) besser und schneller die Reaktion des anderen berücksichtigt werden kann - Sachen lassen sich dadurch für mich einfacher klären.

    Das war allerdings nicht immer so, ich habe früher Telefonieren nicht nur gehasst sondern gefürchtet. Drei meiner Beziehungen sind (in unterschiedlichen Stadien) am Telefon gescheitert. Nummer 1 scheiterete noch in der Anbahnungsphase am Anrufbeantworter. Mit einem Jungen aus vier Klassenstufen über mir hatte ich beim Tanz in den Mai Bier und Brüdeschaft getrunken, er fuhr mich auf Gepäckträger vom Fahrrad nach Hause und gab mir seine Telefonnummer mit dem Hinweis, er wohne nicht mehr zu Hause und habe einen Anrufbeantworter. Ob ich mich trauen würde, darauf zu sprechen. Ich verneinte vehement. Völlig undenkbar, auf einen Anrufbeantworter zu sprechen. Er hielt das für einen Scherz. War aber keiner, ein paar Wochen später machte er Abitur, irgendwann gegen Ende (meines) Studiums habe ich ihn nochmal auf irgendeiner Party gesehen.

    Mit Nummer 2 war ich gerade ein paar Wochen zusammen als ich ins Schullandheim fuhr, zwei Wochen Skifreizeit. Er war nicht in meiner Klasse und hatte vorher gesagt, wir würden sicher telefonieren. Allerdings musste man zum Telefon ein paar Kilometer durch den Schnee laufen und ich wollte ja sowieso nicht telefonieren. Hab ich also nicht gemacht. Skifreizeit war super. Hinterher war ich allerdings wieder Single.

    Nummer 3 sagte am Telefon zur Begrüßung immer "Na?" Mehrere Monate fiel mir auf "Na?" nichts ein. Ich habe es wirklich versucht und mich auch mit meiner besten Freundin Pe beraten, wie mit diesem "Na?" umzugehen sei. Wir fanden keine Lösung. Irgendwann habe ich die Nerven verloren und nicht mehr an- oder zurückgerufen.

    Sollten Sie also Telefonprobleme haben, bleiben Sie locker. Das kann alles noch werden.

    November seit 6823 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr