Heute war Reisetag, ich war von 6:30 Uhr bis 20:30 Uhr unterwegs, in 7 verschiedenen Zügen, in einem italienischen Restaurant, bei meinen Eltern zu Hause, auf einem Spaziergang, in einem Supermarkt. Das war sehr schön, ich bin ausnehmend gern unterwegs, weil es immer so viel zu Schauen und zu Hören gibt. Btw kann es sein, dass der Hauptbahnhof Düsseldorf eine völlige Fehlkonstruktion ist? Immer wenn ich da bin, passen die Reisenden alle gar nicht auf die Bahnsteige, es ist ein elendes (und auch nicht ganz ungefährliches) Gedränge, da mache Stellen durch die Treppenaufgänge sehr schmal sind und es sich auch an anderen Stellen nicht gut verteilt, weil überall irgendwelche Automaten oder Häuschen herumstehen. Vielleicht bin ich aber auch immer nur zur falschen Zeit da, wenn es ganz besonders voll ist. In Frankfurt verteilt sich das natürlich alles viel besser, das ist ja ein Kopfbahnhof, man kann also vor dem Gleis noch abhängen und dennoch schon alles überblicken und die Treppenaufgänge fallen natürlich auch weg.
Wie gesagt, ich bin sehr gerne unterwegs, besonders gern bin ich allein unterwegs, weil ich mich dann nach niemandem richten muss. Neulich war ich ja mit Frau Herzbruch unterwegs und, kaum zu glauben, wir waren das erste Mal miteinander verreist, jedenfalls meiner Erinnerung nach. Wir haben dabei festgestellt, dass wir besonders gut miteinander verreisen können, also über unsere generelle angenehme Reisetauglichkeit in jeglichen Kontexten hinaus. Wir haben überlegt, woran das liegt und sind dabei auf drei Faktoren gestoßen: a) wir gehen ziemlich gleich, also gleiches Tempo, gleicher Rhythmus - das entstresst an sich schon den gesamten Alltag, niemand muss je warten oder sich beeilen. b) wir haben beide kein Thema damit, Recht zu behalten in Bezug auf Petitessen wie den richtigen Weg, die richtige Himmelsrichtung, das richtige Verkehrsmittel. Willig liefern wir uns komplett GoogleMaps oder dem Hinweis von völlig Fremden aus und stellt sich eine Annahme als falsch heraus, sagt keine Dinge wie "ich habe ja gleich gesagt..." oder "hätten wir doch..." sondern wir zucken unbeeindruckt mit den Schultern und gehen halt 5 km zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind - - dies führt auch gleich zu c), einer gewissen Ignoranz gegenüber dem eigenen Leid: ja, wenn wir 5 km in die falsche Richtung gelaufen sind, weil wir irgendein (mit dem Weg völlig unverwandtes) Thema diskutiert und nicht aufgepasst haben, gehen wir klaglos den Weg wieder zurück oder auch noch einen weiteren Weg, weil wir nämlich beide nicht gern denselben Weg zweimal nehmen und uns daher auf Umwegen vielleicht noch einmal verirren; wenn es kein Essen gibt, sind wir halt hungrig, wenn es kalt ist frieren wir und wenn es regnet werden wir nass, das ist alles einfach hinzunehmen und ist kein Grund, die Pläne zu ändern oder über diese Angelegenheiten überhaupt zu sprechen - Schulterzucken und weiter.
Wie auch immer, weil ich heute so viel unterwegs war, plane ich, das Anwesen morgen nicht zu verlassen. Ich will ja auch mal wohnen. Pläne für morgen sind: den Koffer, der mit in Prag war, fertig auspacken, die Tasche, die mit in Düsseldorf war, fertig auspacken, den Badezimmerschrank durchsortieren. Vorher natürlich ausschlafen, zwischendrin natürlich Bücher und Internet lesen.