Ausnehmend guter Tag!
Das Wichtigste zuerst: seit Beginn der Pandemie und der Zuhausebleiben-Ansage fantasiere ich ja davon, die Fugen des Badezimmer-Fußbodens mit der Zahnbürste zu reinigen. Bisher kam ich noch nicht dazu, zu meinem Bedauern natürlich, die Pandemie ist aber ja noch nicht durch, es besteht durchaus Hoffnung. Zumal ich heute im Supermarkt einen Moment der Erleuchtung hatte, als ich am Tchibo-Regal vorbeiging und ein grün-oranges Objekt sah mit dem Namen "Fugenbürste". Die Fugenbürste ist, so mein erster und zweiter Eindruck, vollkommen durchdacht. Sie ist ähnlich schmal wie eine Zahnbürste aber länger, die Fugenreinigung wäre also ähnlich effektiv aber noch effizienter. Dann hat die Fugenbürste an der Spitze schräge Borsten, die in Ecken reichen - im Gegensatz zur herkömmlichen Handzahnbürste, wie Sie sicher wissen. Und nicht zuletzt - das beeinflusste meine Kaufentscheidung nicht, weil ich es erst zu Hause, beim genauen Studium der Produktbeschreibung sah - hat die Fugenbürste am Griff noch einen Kratzer. Mit diesem Kratzer habe ich gerade den Aufhänger eines blauen Plastikelefanten mit Sanduhr, der seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr in Gebrauch war - tatsächlich die Sanduhr auch seit ca. 8 Jahren nicht mehr vorhanden und der Elefant auch seit 2 Jahren nicht mehr, der Aufhänger aber eben noch - von den Fliesen neben dem Waschbecken entfernt (die Klebereste dann mit dem Ceranfeldschaber, der übrigens auch sehr versatil ist!). Es liegt mir völlig fern, an dieser Stelle andere Produkte, die ich generell sehr schätze, zu diffamieren aber ich möchte doch andeuten, dass Tesa Power Strips nach einer gewissen Zeit nicht mehr die häufig beworbene Möglichkeit bieten, durch Zug an dem überstehenden Schnöpsel das Gesamtwerk zu lösen. Eher ist es so, dass nach vielen Jahren Licht- und Lufteinflüssen der Schnöpsel einfach abreißt und man steht da mit einem Aufhänger an den Fliesen, ohne Elefant und ohne Sanduhr aber bombenfest. Das war Thema 1.
Thema 2 für heute, es treibt mich seit ein paar Tagen um aber niemand fragte nach, denn es ist ein Thema, über das man eigentlich nicht spricht: Geld. Mir hat neulich ein Amt 40.000 Euro überwiesen, für mich unerwartet, also nicht die Überweisung an sich aber ich hatte mit eher 4.000 Euro gerechnet (und das nicht im Sinne von vermutet sondern im Sinne von errechnet). Erst ging ich von einer Null zu viel aus, auch wenn die Summe gar keine Null enthielt, wir alle wissen ja, dass man eher selten eine Null zu viel macht sondern eher in eine Summe nochmal eine 3 oder 9 hineinkloppt, versehentlich, oder manchmal eine 5 oder 7, wenn man sich nicht ganz sauber nach der 56, also der 6, sehen Sie, hier ist es mir auch passiert, das war jetzt nicht absichtlich, ausgestreckt hat. Dann kam dazu Post, die den Vorgang erklären sollte, es aber auf den ersten Blick auch nicht tat sondern eher ein Missverständnis nahelegte. Nun sind meine Kontenstände entspannt, aber 40.000 Euro erwecken durchaus meine Aufmerksamkeit, ich musste das Thema also irgenwie handhaben, was ich auch tat. Und um keinen Cliffhanger zu produzieren: es ist sehr unspektakulär, man kann von einer Auslegungssache sprechen, das Geld bleibt daher bei mir, aber nur vorübergehend, denn ich werde dadurch wiederum einer anderen Stelle etwas schuldig. Keine wilden Essenseinladungen an alle daher, es tut mir leid, ich bin nur in einen Verwaltungsprozess eingebunden, den man von mir aus auch gerne hinter den Kulissen und ohne mein Zutun hätte abwickeln können, aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen, man kann sich nur glücklich schätzen, dass es Post und Online-Banking gibt und man nicht mit einem Pferd und Wachen und Schmuck und Münzen jetzt in irgendeine Hauptstadt reiten muss um diese Angelegenheiten zu regeln weil einem sonst irgendwann schlicht wer den Kopf abschlägt. Also: alles gut.
Um den Bogen zu meinem zweiten Thema aber en detail noch zu schlagen möchte ich hier offenbaren, dass ich einen Moment darüber nachdachte, die Zahlung zur Kenntnis zu nehmen und mich dann tot zu stellen. Auch eine Option. Natürlich schon mittelfristig keine schlaue, weshalb ich sie mir auch sofort verbaute, indem ich allen, mit denen ich an diesem Tag zu tun hatte, sofort davon erzählte, denn ich halte große Stücke auf Sozialkontrolle und die Kritikfreude derer, mit denen ich mich gerne umgebe. Wir müssen uns aber nichts vormachen, 40.000 Euro reichen zwar nicht, um mich zu kriminalisieren, aber irgendeine Summe gibt es ja schon, die ausreichen würde. Ich beschäftigte mich mit der Frage, wo diese Summe wohl liegt, es macht ja vieles einfacher, wenn man diese Frage aus dem Stehgreif beantworten kann. Also begann ich, grob zu überschlagen - um nie mehr arbeiten zu müssen braucht man wohl etwa 25 Mal seine jährlichen Ausgaben, bei den gegenwärtig schlechten bis Negativzinsen könnte das durchaus mehr sein, dann muss man hinzurechnen, dass man - wenn das Geld auf kriminellem Weg zusammen kommt - auch ein nicht gerade niedriges Startkapital für Identitäts- und Wohnortwechsel und so weiter braucht aber alles ist glaube ich noch insgesamt die kleinere Summe. Die weitaus größere ist das Schmerzensgeld, das den Abschied vom aktuellen Leben aufwiegen muss - nun mag es Personen geben, die ihr Leben rundum scheiße finden, aber dazu gehöre ich ja nicht, klassische Push-Faktoren nicht vorhanden, die Ablöse wäre also eher hoch, besonders, wenn man noch einrechnet, dass ich ja nicht ohne Herrn N und M gehen wollte und deren "Normal" auch mit einem gewissen Preis behaftet wäre, weiter dann die Freunde, die man zurücklassen und nie mehr kontaktieren würde.
An dieser Stelle kam auch die folgende Frage in mir auf: wenn es jetzt gar nicht um den großen Betrug ginge sondern um ein Spiel um Geld, würde ich gegen Zahlung einer gewissen Summe, sagen wir mal 1 Million Euro, eine gewisse Person, sagen wir mal Frau Herzbruch oder Frau Fragmente, aus meinem Leben streichen? Solche Fragen kann man sich in einer Freundschaft ja mal stellen, was schadet es, zu wissen, woran man ist, ich werde das morgen machen, würde schätzen beide sagen "Nimm das Geld, ich würde es auch tun!" aber ich habe das noch nicht komplett durchdacht, ich hänge ja noch bei dem anderen Thema.
Konkludierend einen Schritt zurück: in Bezug auf meine aktuelle Situation scheint mir bei einem geplanten größeren Betrug, dass der Pull erst da maßgeblich wird, wo er schon mit dem Grenznutzen von Geld kollidiert und ich dafür momentan nicht zur Verfügung stehe.
Weitere Erkenntnis: Wenn man also wen kaufen will oder sich selbst verkaufen an einen großen Plan, dann gibt es wohl ein paar entscheidungserleichternde Faktoren. Zum Beispiel Notlage: würde mir die finanziellen Mittel für eine lebensnotwendige Behandlung fehlen oder bräuchte ich aufgrund meiner Vergangenheit eine gewisse Summe für einen Auftragsmörder sähe ja alles schon ganz anders aus. Oder eben wenn ich mein Leben doof finde, wenn ich, vielleicht zusätzlich, keine Familie oder Freunde habe auf die ich (noch) Wert lege, mir wird an dieser Stelle klar, warum es im Geschäftsleben vertrauensfördernd ist, wenn jemand Familie und langjährige soziale Verbindungen hat. Was ist eigentlich mit der Familie von Marsalek, gibt es da (noch) Eltern, Geschwister, PartnerIn, weiß man da was? Hinzu kommt auch noch eine Haltung zum Leben an sich. Macht jemand lieber die ganze Zeit vor mich hin oder macht jemand lieber jetzt 10 Jahre Knaller und dann 20 Jahre Knast oder auch 10 Jahre Knaller und wenn Knast droht Suizid? Das alles sollte man bedenken, wenn man eine Person zum Kaufen finden möchte.
Bzw. noch ein Nachgedanke: ebenfalls bietet es sich natürlich an, eine Person, die man kaufen möchte, zu identifizieren und dann eben erst eine Notsituation bei ihr herbeizuführen um den Preis zu drücken. Das kennt man natürlich aus Filmen und Romanen und Sie haben das bestimmt alles selbst schon ausführlich durchdacht, aber in meinem Kopf schließen sich gerade sehr viele Kreise, wer weiß, wozu das noch gut ist.
Das war Thema 2.
Kurzer Einschub, ich kam gerade an der Fugenbürste vorbei und sie ist orange-gelb. Und Holz ist auch im Spiel. Borsten glaube ich orange und Griff gelb, aber beschwören kann ich es schon wieder nicht, ich hab es ja nicht so mit Farben.
Auf das dritte angekündigte Thema, die Kompetitivität, habe ich jetzt tatsächlich keine Lust mehr, denn obwohl ich schon zwischendrin gekocht und telefoniert habe wird mir das Schreiben gerade langweilig und ich möchte jetzt lieber lesen, alkoholfreies Weizenbier trinken und möglicherweise Quizduell spielen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Allerdings natürlich ein komplett anderer.