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    Sonntag, 25. Juni 2017

    Die Zeit rast geradezu, wenn man nur so auf dem Sofa sitzt. Es ist schier unglaublich. Gut, es mag daran liegen, dass ich zunächst einmal nachts mindestens 11 Stunden schlafe und auch gerne nochmal ein Mittagsschläfchen einlege. Und auch daran, dass alles etwas länger dauert. Ein Glas Wasser holen ist sonst eine Angelegenheit von ca. 15 Sekunden. Momentan schätze ich das 10fache. Wenn man das hochrechnet läppert es sich natürlich. Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, die Zeitung zu lesen!

    Definitiv gibt es aber schon einen sekundären Krankheitsgewinn in Form einer neuen Geste: mit der Krücke einen herumliegenden Socken aufangeln und dem Verursacher auf eben dieser verächtlich unter die Nase halten. Sodann mit einem Schlenker aus dem Handgelenk die Socke in eine passende Richtung (z.B. Kinderzimmer) davonschleudern. Ich bin schon sehr gut im Sachen-per-Krücke-schleudern, ganz nebenher lassen sich auch Lichtschalter sehr gut so bedienen und Oberlichter schließen und Chipstüten aus dem oberen Schrankfach hangeln. Das war noch vor einer Woche alles viel schwieriger.

    Dann ist mir noch etwas aufgefallen in punkto sekundärer Krankheitsgewinn: Ich neige ja ein bisschen zu orthopädischen Problematiken. Mit diversen Sehnenscheidenentzündungen (beide Arme), Bänderdehnungen (beide Füße) und letztes Jahr Rücken mit Folge Bein kann ich schon aufwarten. Und ich stelle zu meinem Erstaunen fest, dass diese Problematiken ein ganz unterschiedliches Ansehen genießen. Sehnenscheidenentzündungen sind eine Tippsenerkrankung, hat keinerlei Stellenwert und wird belächelt. Verknackste Füße zeugen von Ungeschicklichkeit. Rücken ist ganz schlimm - signalisiert Gebrechen, Alter, Übergewicht, Unsportlichkeit, all das. Mit Rücken kann man Mitleid ernten, viel Mitleid, aber sonst nichts. Hingegen Kreuzband bzw. Unhappy Triad: das ist eine typische Sportverletzung, da schwingt schon fast Wagemut mit, entsprechend sind die Reaktionen darauf. Probieren Sie es aus. Nee, lieber nicht, probieren Sie was anderes aus, das interessiert mich wirklich, aber ich traue mich (noch) nicht, es selbst auszuprobieren: Kommt man vom Fußboden wieder hoch (wenn man sich dort hingelegt oder hingesetzt hat), wenn ein Bein gestreckt bleiben muss, ohne Hilfsmittel? Wie geht das? Bitte testen Sie mal, ich bin momentan nicht so risikofreudig, habe aber häufiger als gedacht Dinge am Fußboden zu erledigen und wüsste für die nächsten Tage gern Bescheid. Und mich von der Familie unter Gejaule vom Boden zerren lassen möchte ich mich nicht, das macht ja das ganze Krankheitsansehen zunichte.

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