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    Dienstag, 25. April 2017
    Auch Kussi

    Schon morgens bekomme ich eine Mail von Mama N in der steht "Telefon geht nicht und Paybackkarte ist abgelaufen, bitte kümmern!" Ich rufe also bei Wotanfon an, für den Bereich meiner Eltern ist keine Störung bekannt, die Leitung wird kurz geprüft und scheint in Ordnung zu sein. "Mach mal vom Strom und wieder dran!" antworte ich und widme mich dann der Paybackkarte mit der schnell folgenden Erkenntnis, dass Paybackkarten eigentlich gar nicht ablaufen. Woher sie das wüsste und wo das Datum stünde, frage ich meine Mutter.

    Längere Zeit kommt keine Antwort. Dann eine WhatsApp. "Guthaben ist abgelaufen ich soll die 1 drücken oder ausschalten, schalte jetzt aus." Gleich bin ich noch viel mehr verwirrt. Das Handy meiner Mutter bucht normalerweise alles, was es braucht, von meinem eigenen Konto ab. Ich logge mich in den Kundenbereich ein, es ist auch alles in Ordnung, Guthaben da, Flatrate da, nichts abgelaufen und mein Konto auch gedeckt. Und sowieso, wie kann sie mir schreiben, wenn Wotanfon und Mobildaten ausfallen? "Wo bist du?" antworte ich.

    "Einkaufen, Kuss!" antwortet meine Mutter. "Fernseher geht auch nicht." Der Fernseher meiner Eltern läuft über ich weiß nicht was, aber jedenfalls nicht über Wotanfon. Das nicht funktionierende Telefon, das nicht funktionierende Handy, der nicht funktionierende Fernseher und die abgelaufene Paybackkarte können in überhaupt keinem kausalen Zusammenhang stehen. Das alles aufzuklären bedarf deutlich mehr Zeit, als ich im Büro zwischendrin abknapsen kann. "Ich rufe dich an, wenn ich zu Hause bin. Auch Kussi!" antworte ich.

    Um 17 Uhr rufe ich zurück. Ans Festnetztelefon geht niemand, das ist ja auch defekt. Ans Handy geht aber auch niemand. WhatsApp-Nachrichten bleiben unbeantwortet. Ich verwende den geheimen Kanal, der immer funktioniert, um mit meiner Mutter in Kontakt zu treten: der Wordfeud-Chat. Zum Glück bin ich an der Reihe. Ich lege ein doppeltes QI für 22 Punkte und schreibe "Wo bist du, wo soll ich anrufen, geh halt ran", in den Chat. Meine Mutter legt CIS, 21 Punkte und enthält sich einer Antwort.

    Wenig später ruft meine Schwester an. Sie ist im Hause meiner Eltern und entnervt. Das Festnetztelefon funktioniert tatsächlich nicht, Internet und auch WLan sind im Haushalt aber vorhanden, weshalb meine Eltern über den Wordfeud-Chat erreichbar waren.

    Relativ schnell stellt sich heraus, dass das Telefon nur nicht richtig eingesteckt war, gestern war nämlich irgendwer da und hat irgendwas am Gerät gemacht und hat dabei wohl und so weiter. Ist ja egal, Hauptsache es geht wieder.

    Die abgelaufene Paybackkarte ist in Wirklichkeit eine Prepaid Karte. Autokorrektur. Aber sie steckt nicht im Handy meiner Mutter sondern im Handy meines Vaters. "Ich habe doch Handy gesagt!", belehrt Mama N. "Meins ist ein Smartphone, Papas ein Handy. Das solltet ihr wissen!" Warum sie dann mit ihrem Handy, Verzeihung, Smartphone nicht mehr auf Nachrichten geantwortet hat und nicht erreichbar war? Der Akku war leer.

    Immerhin kann ich die Prepaid-Karte umgehend aus der Ferne wiederbeleben, auch wenn zwischenzeitlich sogar der Anbieter gewechselt hat, es ist aber alles leicht zu lösen. An Grenzen stoßen wir erst, als ich Papa N. sage, ich müsse nun sein Guthaben mit 10 Euro aufladen denn das will er nicht und das braucht er nicht. Dass der Anbieter ihm aber nicht lebenslang für nix telefonische Erreichbarkeit zur Verfügung stellen möchte sondern dafür eben jedes Jahr mindestens 10 Euro in Form von Guthabenaufladung erwartet, sieht dann auch Papa N. ein. Wenn auch widerwillig. "Na so viele Jahre werden es ja nicht mehr sein!" knurrt er und ich höre ihn durchs Telefon auf seinem Gebiss kauen. Ich setze mir umgehend eine Erinnerung in den Kalender, jährlich Anfang April dezent weitere 10 Euro aufzuladen.

    Fast legen Schwester N und ich schon auf, da fällt uns noch der Fernseher ein. Was damit ist, wollen wir wissen. Der Fernseher funktioniert, doch zeigt er jetzt immer Untertitel, so lautet die Klage. "Ist doch gut, dann musst du den nicht immer so laut stellen" murmele ich und da hat Mama N. plötzlich Ohren wie ein Luchs: "Das ist aber nicht meiner sondern der von Papa, du missratenes Kind!"

    Während Schwester N sich durch die Menüführung des Fernsehers fräst, gibt das missratene Kind einfach nur "Panasonic Fernseher Untertitel" bei Google ein und erhält als einen der ersten Treffer die Information, dass unter der grünen Taste auf der Fernbedienung eine Taste STTL ist und mit dieser kann man die Untertitel ein- und ausschalten. So wird es getan. Am anderen Ende der Leitung werden noch die Fernbedienungsdesigner beschimpft, dass sie einen so heimtückischen Knopf dort anbringen, wo man ihm beim Abstauben unabsichtlich drückt.

    Dann ist aber tatsächlich die Ordnung in allen technischen Belangen wieder hergestellt.

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