Seit etwa einem halben Jahr wohnen nun die Katzen hier und noch immer irritiert es mich enorm, wenn ich beispielsweise gerade irgendwo was aufwische und dann eine Katze vorbeigegangen kommt, zielstrebig auf dem Weg nach weiß-ich-nicht, kurz innehält und mir einen aufmunternden "prima - weitermachen!" Blick zuwirft und dann weitergeht. Wohin und was sie dort zu tun plant, bleibt unklar, ich stalke die ja nicht. Sie gehen einfach von Raum zu Raum, wie wir Menschen auch. Sie sehen - es irritiert mich tatsächlich, ich habe viele Jahre Käfigtiere gehabt.
Katze und Kater haben sich recht verschieden entwickelt. Der Kater ist ein großer, lieber Kerl und möchte alles richtig machen, er möchte gefallen. Wenn man sich ihm nähert fängt er an zu schnurren, gibt Köpfchen und produziert beim Streicheln Waschmaschinenlaute, alles so, wie es sein soll. Er ist sehr menschbezogen, hat Apportieren gelernt und steht enorm auf Clicker-Training. Er ist wirklich außerordentlich geduldig, auch mit Kindern und auf der Party neulich thronte er die meiste Zeit auf einem Barhocker in der Küche, mitten im Getümmel und ließ sich von allen am Kopf kraulen.
Die Katze hingegen ist sehr klein geblieben und möchte, dass alles richtig gemacht wird, so wie es ihr gefällt. Ist das nicht so, stellt sie sich vor mich und schreit mich an, manchmal fängt sie auch an zu schubsen. Wenn man sich ihr nähert, rennt sie weg, das findet sie lustig. Streicheln muss jetzt wirklich nicht sein, manchmal erduldet sie es, jedoch mit einem Blick, der zwischen Resignation und Genervtheit schwankt. Sie kennen diesen Blick von Katzen. Nachts - meist im Morgengrauen - kommt die kleine Katze allerdings unter die Bettdecke und nuckelt dort an einem Zipfel von Pyjama, Nachthemd oder Decke und schnurrt, als habe man einen Rasenmäher im Bett versteckt. Morgens wenn der Wecker klingelt springt sie auf, rennt weg und tut, als wäre nichts gewesen.
Die Katzen waren jedenfalls eine der besten Entscheidungen im letzten Jahr.