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    Freitag, 29. Mai 2020

    Heute Abend tut mein Fuß weg, sehr empörend, an einer Stelle, an der gar nichts weh zu tun hat, da ist überhaupt nichts außer halt irgendwie Knochen mit Haut drüber (Außenkante). Und er tut auch nicht beim Laufen weh, sondern beim herumsitzen. Ich könnte natürlich einfach mehr laufen, aber ich bin mittlerweile müde und habe keine Lust mehr, zu laufen, ich bin ja von 7 Uhr bis jetzt gerade ununterbrochen herumgerannt.

    Wovon so ein Fuß wohl schmerzt? Ich habe dazu keine richtige Beziehung, mich schmerzen außer dem Kopf in der Regel keinerlei Körperteile. Auch, als ich den Kreuzbandriss hatte tat mir das nicht sonderlich weh, war halt unangenehm aber ich war ganz fest davon überzeugt, dass wenn ich aus der Narkose aufwache der Chirurg sich bei mir entschuldigen wird, weil er sich auf dem MRT-Bild etwas eingebildet hat, wo in Wirklichkeit nur eine kleine Prellung war (stattdessen entdeckte er, dass Innenband und Meniskus auch noch durch waren und begrüßte mich beim Aufwachen mit "Was um Himmels Willen haben Sie gemacht??")

    Wo war ich, beim Fuß. Inakzeptabel. Ich habe mit dem Fuß auch nichts Spezielles gemacht, also nichts, wofür er nicht absolut vorgesehen wäre. Ich gehe jetzt schlafen und erwarte, dass das morgen weg ist.

    Mittwoch, 27. Mai 2020

    Frau Fragmente sitzt am Schreibtisch ihres Schlafzimmers und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Der Vorhang vor dem Fenster hinter ihr ist zugezogen, ich dachte erst, das sei ein neues Videokonferenzarrangement aber das ist es gar nicht. Hätte aber sein können, Frau Fragmente findet das Home Office ja eine mehr als nur akzeptable Form des Arbeitens, es wäre ihr zuzutrauen, da aufzurüsten. Allerdings ist sie seit heute frisch "Head of" irgendwas (ich weiß was, "irgendwas" ist nicht despektierlich sondern nur vertraulichkeitswahrend), als Head of wird sie ihr Reich möglicherweise doch bald begehen und alle Huldigungen in persona entgegennehmen wollen. Wir werden sehen.

    Zum Einstieg ins Bloggen verlas Frau Fragmente Fanpost, an sie gesendet mit Gruß an mich. Das war sehr angenehm, Gruß zurück.

    Frau Fragmente sieht heute sehr fluffig aus. Die Haare sitzen perfekt, sie lacht sehr viel und wirkt sehr entspannt. Und auch recht motiviert, obwohl sie heute keine Blognotizen hat tippt sie regelrecht mit Verve und schaut sehr konzentriert. Ich selbst schweife schon wieder gedanklich etwas ab, nämlich in Richtung des Haselnuss-Eisbechers, den ich im Eisfach habe, aber den kann ich jetzt nicht holen, denn ich hatte Frau Fragmente meine ungeteilte Aufmerksamkeit angekündigt. Ich meinte damit aber eigentlich nur die Head-of-Geschichte, die ist ja jetzt schon eine halbe Stunde her, vielleicht reicht es auch nun mit der ungeteilten Aufmerksamkeit und ich hole mir den Eisbecher doch.

    Ich amüsiere mich beruflich in letzter Zeit häufig, weil einer der Sätze, mit denen wir Entscheidungen begründen lautet: "Diese Presse können wir uns nicht leisten." Interessanterweise habe ich das ja privat schon seit Jahrzehnten als Leitbild: Möchte ich das am nächsten Tag in der Zeitung lesen? Also: möchte ich am nächsten Tag in der Zeitung lesen "Mann von Feigenbaum erschlagen, den 42jährige Mutter von außen an das Balkongeländer band"? Oder "Unfall einer 37jährigen, die ein Fahrrad mit einem Fahrrad transportierte", "Genickbruch einer 45jährigen, die die Küche wie Pippi Langstrumpf putzen wollte"? Einige meiner möglicherweise gar nicht so schlechten Ideen, der letzten Jahre setze ich wegen Angst vor der Presse nicht um. Und so ist es jetzt auch im Job. Neben der "Frankfurter Gemeinde mit 107 Corona-Fällen nach Gottesdienst" möchte man nun nicht der "Frankfurter Betrieb mit 57 Corona-Fällen nach Sommerfest" sein, auch nicht, wenn das draußen und mit Abstand stattgefunden hat und auch nicht das "Frankfurter Büro mit 5 Corona-Fällen im Praktikantenbüro", auch nicht, wenn jeder an einem anderen Wochentag kam, die sich nie begegnet sind aber eben nur alle auf dem Türschild standen. Das Bild von so einem Türschild lässt sich nicht wegerklären.

    Was gibt es sonst Neues? Ich sagte neulich Woche zu drei unterschiedlichen Personen "Ich muss jetzt auch langsam mal wieder nett werden" und keine dieser Personen widersprach. Seit einer Woche fahre ich nun sehr viel Fahrrad und bin daher insgesamt etwas weniger mit überschüssiger Energie geplagt. Vielleicht hilft das.

    Mittwoch, 27. Mai 2020

    Heute wieder das Anwesen nicht verlassen, weil es sich nicht ergab, dafür ununterbrochen telefoniert. Als ob sich alle gedacht hätten "so, jetzt aber, JETZT rufe ich Frau N mal wieder an und erzähle ihr alles, was ich seit dem 19.3. erlebt habe oder zuallermindestens stelle ich ihr irgendeine völlig verrückte Frage".

    Dienstag, 26. Mai 2020

    Heute wieder drei Menschen "live" gesehen, die ich seit über zwei Monaten nicht gesehen habe, davor aber so gut wie jeden Tag. Mit wie vielen Menschen habe ich wohl "vor Corona" täglich live gesprochen? Zwanzig? Dreißig? Irgendwas so um den Dreh. Und jetzt an den meisten Tagen drei bis fünf.

    Das ist alles außerordentlich verwirrend.

    Montag, 25. Mai 2020

    Heute gab es ein besonderes Erlebnis: Herr N und ich trafen uns mit einer befreundeten Familie in deren Garten. Für uns alle war das die erste Verabredung mit mehr als einer Person seit Anfang März.

    Obwohl der Garten sehr groß ist, war es mit dem Abstand halten manchmal schwierig. Unter den Erwachsenen weniger, hier fehlten eher die Rituale: sind wir jetzt richtig angekommen und setzen uns an den Tisch und woher wissen wir das, wenn wir uns nicht mit Körperkontakt begrüßt haben sondern alle irgendwie in der Gegend stehen? Kann ich jemandem den Kaffee anreichen oder eher doch nicht? Haben wir uns jetzt richtig verabschiedet und gehen oder fehlt da noch was? Das war merkwürdig aber natürlich nicht wirklich problematisch.

    Mit den Kindern war es schwieriger. Die Teenager waren nicht anwesend, aber eine 10jährige und eine 4jährige - die 10jährige spricht immer sehr viel mit mir, zeigt mir Fotos, Bücher, Pflanzen etc und sitzt meist ganz nah neben mir, während die 4jährige ein richtiges Kuschelkind ist und immer bei Herrn N sein will. Die 10jährige befand "das ist alles komisch und doof und deshalb fahre ich jetzt nach Hause" (und tat das). Die Dreijährige vergaß "dieaktuellesituation" häufig und sprang in den Arm oder auf den Schoß, manchmal war sie auch sehr verunsichert und fragte Dinge wie "kannst du mir denn jetzt den Schuh zubinden, wenn der aufgeht, weil ich ja den Knoten noch nicht so gut kann? Oder was machen wir sonst, wenn wir durch den Wald laufen und mein Schuh aufgeht, dann muss ich vielleicht hinfallen aber dann kannst du mich nicht tragen". Nunja. Ich befand, dass ich im Notfall den Schuh zubinden könnte, da es ja sehr windig war und ich zusätzlich sogar auch noch eine Maske dabei hatte. Immerhin konnten wir also eins der Probleme auf der Welt lösen.

    Was mich aber noch viel nachhaltiger beeindruckt hat: wie sehr es mir widerstrebt, aus einer Toilettenkabine zu gehen, wenn nicht vorher ein Spülgeräusch ertönt ist. Es handelte sich um eine Komposttoilette. Und ich überprüfte mehrere Sekunden lang gedanklich, ob ich nicht doch irgendwas vergessen hätte. Es war aber nur das fehlende Geräusch.

    Sonntag, 24. Mai 2020

    Ein wichtiger Durchbruch in Bezug auf den Stapel des Grauens wurde heute erzielt: die letzte Aufgabe, die mir im Nacken saß, ist erledigt. Jetzt sind nur noch optionale Dinge drin, die Kür quasi, die einiges leichter, schöner, klarer, übersichtlicher machen, aber bei denen rein gar nichts passiert, wenn ich sie einfach nicht mache. Solche Dinge wie KFZ-Versicherungs-Preisvergleich, Freistellungsaufträge erteilen, andere Kreditkarte online hinterlegen, Bankkonto auflösen, bei der Hausratversicherung nachfragen, ob sie mir nicht jetzt mal aktiv bessere Konditionen anbieten wollen und Ähnliches. Sehr erfreulich.

    Die heutige Aktion, diese letzte Aufgabe zu bewältigen, hat mich allerdings 3 Stunden gekostet, obwohl es in Wirklichkeit nur um drei kleine Schreiben ging. Dem ersten mussten zwei Bescheinigungen beigefügt werden aber ich konnte sie nicht finden, ob wohl ich wusste, wo sie waren. Die eine nämlich im Ordner "Steuer 2018", die andere im Ordner "Steuer 2019". Ich wollte zuerst die aus "Steuer 2018" suchen, ca. 8 cm Papier und ich konnte sie nicht finden, 5 mal durchsuchte ich den Stapel. Dann schaute ich in ein paar anderen Ordnern und Mappen, da war sie aber auch nicht. Schließlich wechselte ich die Herangehensweise und suchte erst die Bescheinigung 2019. Nur 4 cm Papier. Trotzdem musste ich den Stapel 3 Mal durchgehen, bis ich sie hatte. Verrückt. Und besonders verrückt, dass es eher wohl eher mit einer Sperre im Gehirn zu tun hatte als mit zusammenklebendem Papier.

    Als ich 2019 hatte und mir gut, gut das Aussehen eingeprägt hatte, fand ich 2018 fast auf Anhieb. Genau da, wo ich sie erwartet und schon 5 mal gesucht hatte.

    Das Gehirn ist echt ein komisches Ding.

    Samstag, 23. Mai 2020

    Aus Faulheit habe ich dann heute die befüllten, aber außen fürchterlich klebrigen Marmeladengläser in die Spülmaschine gestellt. 29 Minuten bei 45 Grad. Twitter riet vehement (aber nicht wirklich überzeugend) ab. Die Gläser sind super geworden, blitzeblank und keinerlei Klebezeugs mehr.

    Freitag, 22. Mai 2020

    Es gibt wenig zu berichten. Habe es heute geschafft, ein Buch zu lesen, also nicht ganz aber doch einige Stunden lang.

    Ansonsten sehr viel Marmelade gekocht, die köstlich riecht, vielleicht sollte man Marmelade gar nicht auf dem Brot essen sondern mit dem Löffel einfach so?

    Mittwoch, 20. Mai 2020

    Frau Fragmente ist in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich bin an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.

    Bevor ich irgendwas anderes schreibe: ich fühle mich absolut unzureichend beraten in Bezug auf Handyhalterungen. Nur eine Zuschrift, das kann nicht Ihr Ernst sein, Sie haben alle Ihr Handy mit irgendwas im Auto fest, das weiß ich genau.

    Frau Fragmente sieht heute entspannt aus. Das ist umso verwunderlicher, weil sie einen sehr stressigen Tag hatte. das Licht beleuchtet sie auch sehr schön, sie sitzt zum Fenster gewandt und es ist sicher auch bei ihr schon dämmrig draußen, aber vor dem Fenster ist ein weißes Rollo das schön reflektiert und vor dem erleuchteten Laptopbildschirm sitzt sie ja auch. Ich sehe heute auch den Bildschirm, das ist interessant, auch wenn ich nichts lesen kann. Aber ich habe noch nie zuvor gesehen, wie die Maske, in die sie ihre Blogtexte schreibt, eigentlich aussieht.

    Über dem Laptop auf einer Ablage steht etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist. Geschenkband? Paketband? Eine Dose? Es ist unklar. Sonst nichts Wesentliches im Bild: Kopfhörer, Mauspad, Maus, Vorhang, Schreibtisch, Fenster mit Rollo, Frau Fragmente mit Haaren, ein Auge, Nase, Mund, schwarzem Oberteil, zwei Händen. Keine Kette heute.

    Ich weiß heute nichts zu schreiben. Frau Fragmente sagt, ich könne über meine Wochenendpläne schreiben oder über die Nutzung der Zeit jetzt im Gegensatz zu "normal" oder ich könnte vielleicht auch über das Lesen schreiben.

    Am Wochenende - also das beginnt ja so ein bisschen schon morgen, habe ich folgende Pläne: morgen werde ich Kinderarbeit beauftragen; ich werde M mit einem Freund auf ein Erdbeerfeld fahren, auf dass sie mir 5 kg Erdbeeren pflücken mögen. Wenn das getan ist, fahre ich sie wieder zurück und sie dürfen dann tun, was sie wollen und ich koche Marmelade. Diesen Plan finde ich ganz vorzüglich. Abends habe ich Gesangsstunde. Am Freitag arbeite ich dann, allerdings von zu Hause und am Abend bin ich zur Bearbeitung des Stapels des Grauens verabredet. Samstag habe ich bisher keine Pläne; Sonntag bin ich vermutlich zu einem Spaziergang verabredet, habe das aber nicht ganz festgemacht.

    Die Nutzung der Zeit im Gegensatz zu "normal". Naja. Wie wir ja wissen, habe ich erst ein paar Wochen lang nonstop gearbeitet, das hat gerade erst nachgelassen und ich achte jetzt auf pünktlichen Feierabend. "Normal" wäre ich 3-4 Abende in der Woche irgendwo unterwegs. Das bin ich jetzt noch nicht wieder. Statt dessen bin ich häufiger verabredet, den Stapel des Grauens zu bearbeiten und ich telefoniere viel mehr von zu Hause auf dem Bett aus - sonst telefoniere ich wenn überhaupt dann von unterwegs.
    Frau Fragmente sagt, sie würde über dieses Thema neutral berichten. Darauf bin ich gespannt. Ich kann das Thema nicht gut neutral betrachten, denn ich finde alles an dieser Situation nervig. Ich bin mit meinem normalen Leben vollumfänglich zufrieden, ich möchte gar nicht mehr Zeit zu Hause oder weniger Zeit mit pendeln verbringen und ich telefoniere nur so viel, weil ich die Leute, mit denen ich telefoniere, nicht sehen kann. Ich nehme es als notwendig hin, aber neutral darüber zu berichten gelingt mir eher nicht, ich finde es rundum scheiße.

    Denn beim Thema pendeln sind wir dann auch schon beim Thema lesen: ich lese normalerweise in der Bahn, also 2 x 15 Minuten am Tag. Manchmal ist es dann so fesselnd, dass ich zu Hause abends weiterlese. Momentan fahre ich nicht Bahn, ich fahre entweder gar nichts, weil ich nicht pendele, oder Fahrrad, auf dem Fahrrad lese ich natürlich nicht, also lese ich jetzt beim pendeln gar nichts und bin auch abends nicht von irgendwas so gefesselt, dass ich es weiterlesen würde.

    Joah. So sieht das im Moment aus. Vielleicht finde ich ja für den Rest der Pandemie noch irgendwas, das ich neutral betrachten kann.

    Mittwoch, 20. Mai 2020

    Heute zum ersten Mal in diesem Jahr mit dem Rad zum Büro. Das ist die ersten Male immer eine Qual, dieses Jahr war ich überrascht, denn ich hatte überhaupt keine Konditionsprobleme, nur die Beine waren Pudding. Ich hatte mit starkem Schnaufen gerechnet, schließlich habe ich mich seit dem 19.3. nur zwischen Bett, Schreibtisch und Sofa bewegt. Ob die Gesangsstunden dabei eine Rolle spielen, luftmäßig?

    Die beste Handyhalterung für das Fahrrad ist meiner Ansicht nach übrigens diese hier, auch wenn sie zu meinem großen Schmerz "aufgrundderaktuellensituation" auf ihrer Website stehen haben.

    Die beste Handhalterung fürs Auto habe ich noch nicht gefunden, Sie dürfen sie mir gerne empfehlen.

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