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    Donnerstag, 29. Juni 2017
    wtf

    Ich weiß natürlich nicht, ob zwei Tage schon wirklich aussagefähig sind, aber bei meinen Expeditionen mit Krücken und Beinschiene in die Öffentlichkeit fällt mir Folgendes auf: die allermeisten Menschen über alle Farben und Formen, Geschlechter und Altersstufen hinweg sind wirklich ganz rührend aufmerksam und hilfsbereit. Sie halten Türen auf, machen Plätze frei, bieten an, etwas festzuhalten und so weiter und so weiter.

    Mit Ausnahme einer spezifischen Gruppe, die im Gegensatz dazu schnell nochmal vorbeidrängelt um den letzten freien Sitzplatz zu erhaschen, nach Blickkontakt Türen ins Gesicht zuschlagen lässt und übertrieben laut seufzt, wenn es irgendwo mal länger dauert. Das ist die Gruppe der ca. 35-50-jährigen Frauen. Also genau solche wie ich selbst.

    Das ist schon irgendwie verstörend.

    Dienstag, 27. Juni 2017

    Frau N: Hier, dieser Thrombosestrumpf rollt sich oben immer ein und schnürt mir das Bein ab, was kann man da machen?

    Sanitätsfachperson: Nix. Die sind [mehrminütiger Vortrag über die Strickart von Thromboseprophylaxe im Vergleich mit z.B. regulärer Kompressionsversorgung]. Also jedenfalls sind die dazu gedacht, damit zu liegen. Wenn Sie damit Laufen und das Bein belasten brauchen Sie die ja nicht mehr.

    Frau N: Ach dann kann ich den ausziehen??

    SFP: NEIN! Auf gar keinen Fall! Ziehen Sie es halt einfach immer wieder glatt, Sie haben doch Zeit.




    Arzt: Na Frau N., was macht mein Knie?

    Frau N: Also wenn Sie das dicke blaue da meinen, das ist mein Knie. Sie könnten da allenfalls noch ärztlich unser Knie sagen.

    Arzt: Sehe ich anders. Das ist wie bei einem Sorgerechtsstreit. Ich würde sagen, ich weiß mehr über dieses Knie als Sie und kümmere mich auch deutlich kompetenter darum.

    Frau N: Und 44 gemeinsame Jahre zählen nichts?? Sie sind doch im Alltag nie da, nur zu den besonderen Gelegenheiten, wie so ein Sonntagspapa!

    Arzt: Pscht jetzt, sonst gibt es Narkose.



    Ich bin vermutlich in guten Händen.

    Dienstag, 27. Juni 2017

    Ja, ich hab ausreichend Dinge getan. Um 6 aufgestanden und dann vor dem Frühstück gymnastische Übungen fürs Bein und die ersten Schrittchen ohne Krücken. Krankenbesuch bekommen, Homeoffice gemacht, weitere Schrittchen ohne Krücken, dann auch Schritte, dann nochmal Beingymnastik, dann eine halbe Stunde Couch. Dann ohne Krücken die Küche aufgeräumt und nochmal Homeoffice und Abendessen (bestellt) mit Füße hochlegen und jetzt bin ich mal wieder unglaublich müde.

    Montag, 26. Juni 2017
    Sooooooooo...

    (Stellen Sie sich das als ein anlaufnehmendes Sooooooooo vor, um morgen die Couch zu verlassen und Dinge zu tun. Was für Dinge, und wie ich sie tun kann, weiß ich jetzt noch nicht. Aber das findet sich schon. Es gibt immer und überall Dinge, die getan werden wollen, und ganz bestimmt braucht man nicht für alle zwei fitte Beine.)

    Sonntag, 25. Juni 2017

    Die Zeit rast geradezu, wenn man nur so auf dem Sofa sitzt. Es ist schier unglaublich. Gut, es mag daran liegen, dass ich zunächst einmal nachts mindestens 11 Stunden schlafe und auch gerne nochmal ein Mittagsschläfchen einlege. Und auch daran, dass alles etwas länger dauert. Ein Glas Wasser holen ist sonst eine Angelegenheit von ca. 15 Sekunden. Momentan schätze ich das 10fache. Wenn man das hochrechnet läppert es sich natürlich. Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, die Zeitung zu lesen!

    Definitiv gibt es aber schon einen sekundären Krankheitsgewinn in Form einer neuen Geste: mit der Krücke einen herumliegenden Socken aufangeln und dem Verursacher auf eben dieser verächtlich unter die Nase halten. Sodann mit einem Schlenker aus dem Handgelenk die Socke in eine passende Richtung (z.B. Kinderzimmer) davonschleudern. Ich bin schon sehr gut im Sachen-per-Krücke-schleudern, ganz nebenher lassen sich auch Lichtschalter sehr gut so bedienen und Oberlichter schließen und Chipstüten aus dem oberen Schrankfach hangeln. Das war noch vor einer Woche alles viel schwieriger.

    Dann ist mir noch etwas aufgefallen in punkto sekundärer Krankheitsgewinn: Ich neige ja ein bisschen zu orthopädischen Problematiken. Mit diversen Sehnenscheidenentzündungen (beide Arme), Bänderdehnungen (beide Füße) und letztes Jahr Rücken mit Folge Bein kann ich schon aufwarten. Und ich stelle zu meinem Erstaunen fest, dass diese Problematiken ein ganz unterschiedliches Ansehen genießen. Sehnenscheidenentzündungen sind eine Tippsenerkrankung, hat keinerlei Stellenwert und wird belächelt. Verknackste Füße zeugen von Ungeschicklichkeit. Rücken ist ganz schlimm - signalisiert Gebrechen, Alter, Übergewicht, Unsportlichkeit, all das. Mit Rücken kann man Mitleid ernten, viel Mitleid, aber sonst nichts. Hingegen Kreuzband bzw. Unhappy Triad: das ist eine typische Sportverletzung, da schwingt schon fast Wagemut mit, entsprechend sind die Reaktionen darauf. Probieren Sie es aus. Nee, lieber nicht, probieren Sie was anderes aus, das interessiert mich wirklich, aber ich traue mich (noch) nicht, es selbst auszuprobieren: Kommt man vom Fußboden wieder hoch (wenn man sich dort hingelegt oder hingesetzt hat), wenn ein Bein gestreckt bleiben muss, ohne Hilfsmittel? Wie geht das? Bitte testen Sie mal, ich bin momentan nicht so risikofreudig, habe aber häufiger als gedacht Dinge am Fußboden zu erledigen und wüsste für die nächsten Tage gern Bescheid. Und mich von der Familie unter Gejaule vom Boden zerren lassen möchte ich mich nicht, das macht ja das ganze Krankheitsansehen zunichte.

    Samstag, 24. Juni 2017

    Oft wird ja erst im Nachhinein klar, welche Entscheidungen gut und welche weniger gut waren. Ich habe nun gleich zwei eher nebenher getroffene Entscheidungen des letzten Jahres identifiziert, die ganz hervorragend waren.

    Erstens: Anschaffung des Ventilators. Sehr geräuscharm, sehr effizient macht das Sofaliegen momentan sicher um 50% angenehmer.

    Zweitens: Anschaffung der neuen Matratze im Bett, die nicht nur insgesamt bequemer ist sondern auch viel höher als die alte. Eine Senioren-Komforthöhe. So dass ich da jetzt auch mit Bein in der Schiene mühelos aufstehen kann, ohne vorher nach irgendwas zum Festhalten zu fuchteln.

    Dass ich mein ganzes Entscheidungsglück nicht nur mit Kaufentscheidungen verspielt habe sondern auch noch irgendwas Signifikanteres im letzten Jahr dabei war, kann ich bisher nur hoffen.

    Donnerstag, 22. Juni 2017

    Aha, man kann also auch unglaublich müde werden, wenn man den ganzen Tag herumgelegen und -gesessen hat, inklusive Mittagsschlaf. Das war mir tatsächlich noch nicht bekannt.

    Egal, Tage mit über 30 Grad verschläft man bekanntlich sowieso am besten.

    Donnerstag, 22. Juni 2017
    Hoffentlich langweilig

    Heute dachte ich mir, ich probiere mal etwas ganz Neues aus, damit ich darüber berichten kann. Etwas, das ich noch nie vorher gemacht habe, nämlich: Vollnarkose.

    Leider kann ich darüber aber nun auch nichts erzählen, weil ich natürlich nichts mitbekommen habe. Die letzten knapp 2 Wochen befürchtet ich, aus der Narkose nicht mehr aufzuwachen, trotz der Beteuerungen des Arztes, es wäre sehr viel wahrscheinlicher, dass ich auf dem Weg zu ihm mit dem Auto verunglücke. Merkwürdigerweise fand ich dann aber in der Klinik alles ganz normal und unspektakulär. Vielleicht war das die Atmosphäre dort - niemand war irgendwie aufgeregt, da war ich es dann auch nicht.

    Mit der Anästhesistin scherzte ich noch, ob ich eventuell auch mal ausprobieren könnte, den Zugang selbst zu legen - durfte ich natürlich nicht, aber sie vertröstete mich auf die Thrombosespritzen. Dann spekulierten wir noch über Situationen, in denen für eine medizinische Laiin (mich) die Fähigkeit, einen intravenösen Zugang legen zu können, von Vorteil wäre. Da fiel uns nicht viel ein, Zombieapokalypse im Einzugsgebiet eines Krankenhauses vielleicht, ansonsten (im Dschungel oder auf einem Vulkan oder anderen Planeten verunglückt) hätte man wohl das Material nicht dabei und schon gar nicht das geeignete Zeugs, das man dann in sich einfüllen möchte. Es gab kein Runterzählen, keine Ankündigung, gar nichts, wir dachten einfach laut nach und dann wachte ich in einem anderen Raum wieder auf. Sehr unspektakulär.

    In den nächsten Wochen/Monaten kann ich dann berichten, wie die Kombination aus Ruptur des vorderen Kreuzbandes, des Innenbandes und des Meniskus postoperativ ausheilt. Ich hoffe, das wird ähnlich unspektakulär.

    Mittwoch, 21. Juni 2017

    Jedes Jahr mag ich den Sommer ein bisschen mehr. Das ist ja auch verblüffend.

    Dienstag, 20. Juni 2017

    Und heute wollen gleich drei Computer gleichzeitig nicht so wir ich, da geh ich einfach schlafen

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