Neben einer neuen Tasche brauche ich eigentlich auch das eine oder andere neue Oberteil, seit ein paar Wochen halte ich also unauffällig Ausschau, unauffällig ist wichtig, denn wenn ich zu genau gucke, finde ich bekanntlich nichts. Ich finde aber auch unauffällig nichts, denn: es gibt diese Saison überhaupt keine Farbe, die ich tragen möchte. Allenfalls als Pyjama, aber Pyjamas brauche ich nicht.
Kurz habe ich überlegt, ob mich diese Situation in Aufregung versetzt aber: das Gegenteil ist der Fall. Ich werde einfach nichts kaufen. Das spart ja unglaublich viel Zeit! Ich habe schon einmal etwa 3 Jahre lang keine Hosen gekauft, damals, als die Modeindustrie auf den Gedanken kam, irgendwas außer Bootcut könnte akzeptabel sein. Gut, im 3. Jahr trug ich dann sehr viel Rock. Aber im Bereich Oberteile kann ich schon auch diverse Kapriolen aussitzen, bei den Pullovern könnte es eng werden, aber dann kontere ich mit Kurzärmligem und Strickjacke drüber, damit komme ich notfalls bis 2020.
Und darüber hinaus kann man ja immer noch umfärben.
Aus aktuellem Anlass muss ich recht dringend folgendes wissen: welches Behältnis benutzen Sie, um alles, was Sie so brauchen, täglich mit sich herumzuschleppen, z.B. ins Büro? Ich werde in diesem Bereich sehr bald eine Kaufentscheidung treffen müssen und möchte gut informiert sein. Von Plastiktüte bis Diamon Birkin bin ich theoretisch für alles offen, wenn mir die Vorzüge ausreichend angepriesen werden.
Gern mit Bild.
Nachtrag: Hat denn hier evtl. jemand eine Tausche Tasche und kann mir von Erfahrungswerten berichten?
Zwei Dinge waren heute etwas merkwürdig.
Zum einen sprach heute jemand im Büro die sicherlich weisen Worte: "Es gibt ein paar Leute hier, deren Auffassung von sich selbst und ihrer Umwelt ein wenig wirr ist." Irritierenderweise war die Person, die das sagte, aber ausgerechnet jemand, auf den genau das auch sehr zutrifft.
Zum anderen saß, als ich gegen 20:30 Uhr auf dem Heimweg war, in der verlassenen Fußgängerzone ein Mensch mit Pferdekopfmaske und spielte mit Hingabe Schlagzeug.
Heute ist Mittwoch, mittwochs ist Schwimmen. Letzte Woche war ich, naja, ich werde ja nie krank, aber vielleicht war ich etwas angeschlagen und die Woche davor gab es bekanntlich ein Problem mit den Parkplätzen und den Neujahrsvorsätzlern.
"Bist Du wieder fit?" fragte die Kraulschwimmpartnerin mich WhatsApp und ich antwortete beherzt "Mittelfinger!". Das war natürlich die Autokorrektur. Ich meinte "mittelfit". Keine Ahnung, wieso die Autokorrektur meint, ich würde Mittelfinger tippen wollen. Wo es doch ein Symbol dafür gibt. So sehr Text statt Bild bin ich nun auch nicht, dass ich "Mittefinger!" schreiend durch die Stadt renne. Egal.
Ich aß zwar im Tagesverlauf keine Motivationsbanane und vergaß auch das Magnesium aber ich war komplett bereit, den Preis dafür im Becken zu zahlen. Extra fuhren wir auch früher los als beim letzten Mal, um länger Zeit zu haben, einen Parkplatz zu suchen. Wir fanden ihn aber schon nach zweimaligem Kurven (glaube ich) in der ersten Seitenstraße, einen komfortablen Vorwärtsreinfahrparkplatz, nicht, dass die Kraulschimmpartnerin nicht rückwärts einparken könnte, tatsächlich kann sie so gut rückwärts einparken, dass Sie auch in Vorwärtsparkplätze rückwärts einparken könnte, wenn sie wollte, aber warum soll man nicht mal etwas auf Luxus machen, wenn so ein Parkplatz schon da ist.
Das Schwimmbad wirkte von außen recht belebt, viele Menschen mit Schwimmnudeln, doch das sollte uns nicht abhalten, wir gingen zur Kasse. Dort dann das Debakel: das Schwimmbad hatte gerade geschlossen und würde übrigens immer mittwochs um diese Zeit schließen. Ich hätte ja Stein auf Bein geschworen, dass wir schon einmal mittwochs deutlich später in diesem Schwimmbad waren, aber naja, wir waren in so vielen Schwimmbädern zu so vielen Uhrzeiten, wer soll sich das alles merken. Die Sauna hatte jedenfalls noch auf. Aber wer will schon Sauna, also ich jedenfalls nicht. Niemals.
Wir fuhren also wieder heim. Nächste Woche neuer Versuch, anderes Bad.
Ich habe gerade Mademoiselle Gute Nacht gesagt und ihr dabei eine kleine ausgedachte Geschichte erzählt. So wie jeden Abend, fiel mir dabei auf. Seit sie ungefähr eineinhalb Jahre alt ist.
Jetzt ist sie 11. Gehen wir mal davon aus, dass ich in den letzen 9,5 Jahren durchschnittlich jede Woche an 2 Abenden ausgegangen bin und nicht zu Mademoiselles Schlafenszeit zu Hause war.
Dementsprechend hätte ich mir dann bisher, ähm, etwa 2.479 Geschichten ausgedacht?!
Ach du meine Güte.
Ich habe heute ungefähr so viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht wie in der letzten Nacht schlafend - das klingt jetzt erst einmal unspektakulär, könnte ja sein, dass ich auf einen anderen Kontinent gereist bin, da wäre diese Fahrtzeit sicher angebracht, nur: so war es nicht. Der weitaus überwiegende Teil meiner Reisetätigkeit fand auf einer Strecke statt, für die ich mit dem Auto etwa 20 Minuten benötige.
Nämlich fand ich, es sei heute eine passende Gelegenheit, Mademoiselle klarzumachen, dass es echt überhaupt kein Problem darstellt, mit dem Bus zum Training zu fahren statt kutschiert zu werden - Spoiler vorab: es war auch wirklich kein Problem, zum Training zu gelangen. Sämtliche Probleme traten erst auf der Heimfahrt auf, da war aber Mademoiselle nicht dabei. Weil ich nämlich dachte, statt zwei Stunden vor der Halle zu stehen, fahre ich rasch mit dem Bus wieder zurück und mache mir einen netten Nachmittag und Herr N. sammelt das Kind auf dem Rückweg vom Büro ein.
Tatsächlich war es dann so: die Fahrtzeit beträgt schon einmal 45 Minuten mit dem Bus. Der Bus selbst fährt alle 30 Minuten. Als ich auf dem Rückweg zur Haltestelle kam, fuhr der Bus gerade weg. Ich ging also kurz in einen Schreibwarenladen, um mir meine tägliche Ration Irrsinn abzuholen. Dann stellte ich mich ordnungsgemäß zum Warten an der Haltestelle auf, es kamen noch ein paar Jugendliche hinzu, nur der Bus kam eben nicht, nicht so schlimm, bis zu einer Stunde Wartezeit kann ich locker mit Scrabble überbrücken. Plötzlich waren jedoch die Jugendlichen weg. Ich geriet kurz in Panik - sollte ich den Bus etwa irgendwie übersehen haben? Nein, doch nicht, erleichtert stellte ich fest, dass die Jugendlichen nur ein paar Schritte von der Haltestelle weggegangen waren, um gemeinschaftlich gegen eine Hauswand zu pinkeln.
Einen Moment war ich versucht, erzieherisch tätig zu werden. Man sagt ja, es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen, ich vermute eher, es braucht in Wirklichkeit eine Großstadt und mit Freude erinnere ich mich an den Tag zurück, als ich mit Mademoiselle, damals 3 oder 4, im Bus saß und sie immer mal wieder schrill kreischte. Natürlich forderte ich sie auf, das zu lassen, sie fragte warum, ich antwortete, weil es nervt, mich und die anderen Leute auch und Mademoiselle sagte: nein, das nervt die nicht. Da drehte sich eine nette Frau um und sagte zu meinem Kind: "Doch, mich nervt das ganz enorm, lass es bleiben, verdammt noch mal!" Seitdem erziehe ich auch munter an anderen Kindern herum, haue ihnen die hochgelegten Füße in der Bahn von den Sitzen, lasse sie im Einkaufszentrum Papier aufheben, das sie auf den Boden geworfen haben und zerre sie auseinander wenn sie sich kloppen, jedenfalls, wenn der Kampf mir sehr unausgewogen erscheint.
Wo war ich, bei den pinkelnden Jungs. Ich entschied mich gegen eine Ansprache, wegen der Sorge, eventuell zu einer Übereinkunft zu kommen und diese unbedacht per Handschlag zu besiegeln (kleines nachträgliches Schaudern an dieser Stelle).
Dann kam auch bald (haha) der Bus, nur ging er ein paar Haltestellen später kaputt, dann kam nach etwas mehr Zeit ein Ersatzbus, der fuhr aber einfach woanders hin, dort woanders wartete ich wieder auf einen Bus, der fuhr mich zu einer Bahn, die Bahn wieder im 30-Minuten-Takt - ich will nicht langweilen. Ich kam um 19:30 Uhr zu Hause an und wenige Minuten später trafen auch Mademoiselle und Herr N. ein. Natürlich habe ich das alles geheim gehalten, das Kind denkt weiterhin, dass man sehr locker mal mit dem Bus zum Training fahren kann. Kann man ja auch. Und ich muss mir nicht vorwerfen lassen, dass nicht bereit wäre, mir Erziehung was kosten zu lassen.
Den ganzen Tag schon hab ich katerbedingte Kopfschmerzen, linksseitig ist eigentlich alles betroffen, sogar das Auge tränt. "Naja, die soll nicht jammern, wird schon wissen, was Sie macht", denken Sie sich jetzt vermutlich. Oder "selbstgewähltes Leid", wie neulich hier so treffend gesagt wurde, dass ich den Ausdruck nun mehrmals täglich, besonders im Büro, verwende.
Allerdings konnte ich ja nicht wissen, dass der Kater zum einen so groß und schwer werden würde und zum anderen bevorzugt auf meiner Lendenwirbelsäule schläft (ich bin Bauchschläferin), als wir das Viech aus dem Tierheim geholt haben. Und zusätzlich schlafe ich immer so tief, dass ich das einfach nicht merke, erst morgens wache ich auf und bin im unteren Rückenbereich komplett verbogen.
Insofern, ja, selbstgewählt schon. Aber ein bisschen Jammern muss da auch drin sein.
Auf dem Markt
Frau N: Ich brauche Kartoffeln für Gratin.
Kartoffelmann: Ei, für Kraddäng?
Frau N: Gratäääääääähhh.
Kartoffelmann: Kraddäng!
Frau N: Okee.
Ach, Hessen...
Ein ereignisreicher Tag.
Erst saß ich morgens in der S-Bahn unter Klonen. Kloninnen. Clowns. Also unter 3 jungen Frauen, die alle drei lange, glatte Haare hatten, erstaunt gezupfte Augenbrauen und einen sehr missmutigen Blick. Dazu alle drei eine Louis-Vuitton-Tasche auf dem Schoß. Stimmen vermuten, dass auch alle Ugg-Boots und pseudozerrissene Jeans trugen, aber so weit gingen meine Recherchen nicht rechtzeitig. Ich war sehr versucht, laut "Helau! Geile Kostüme‼" zu brüllen, konnte mich aber per Scrabble selbstregulieren. Sehr faszinierend: es gibt ein Fotoprojekt zu solchen Klonerscheinungen. Es geht dabei darum zu dokumentieren, wie sich Personen von anderen zu unterscheiden versuchen, indem sie eine Gruppenidentität annehmen. (via @nahoernsiemal)
Im Büro ärgerte mich der Lyrikkalender 2014 mit einem weiteren Gedicht, irgendwas sehr uninteressantes über Winter und Blumen. Natur halt. Naturbeschreibungen überblättere ich ja sogar in Büchern. Vom Lyrikkalender werden Sie also nichts mehr hier lesen und ich auch nicht, ich warf ihn nämlich kurzerhand in den Müll. Mein Interesse zu leiden ist sehr schwach ausgeprägt und dem Drang anderer nach selbigem stehe ich mit Unverständnis bis hin zur Übergriffigkeit gegenüber. Sollte das bei Ihnen anders sein, empfehle ich für 2017 nach dem südwest Kalender "Mit deutschen Gedichten durch das Jahr" Ausschau zu halten.
Für 2016 habe ich übrigens einen sehr schönen Kalender, den Arche Literaturkalender "Glückliche Augenblicke". Sie sehen gleich, wo mein Schwerpunkt liegt. Auf den glücklichen Augenblicken, nicht auf den in Naturbildern ausgedrückten Befindlichkeiten. Gleich im Januar stand: "Es kommt selten vor, dass man mit einer lang ersehnten Freude im Augenblick der Erfüllung noch übereinstimmt; ich hatte dieses Glück (…)" (Simone de Beauvoir in ihren Memoiren). An dem Satz allein kann ich mich ein ganzes Kalenderjahr erfreuen, ich bin also zufrieden mit diesem Kalender, egal, was noch kommt.
Was mich ansonsten umtreibt: die Problematik, nur Freiheit bieten zu können, wenn offenbar aber Richtung gefragt ist.
Und zum Schluss eine kleine Verständnisfrage: Overnight Oats ist Müsli, das man länger stehen lassen hat, ja?
Einige Zeiten im Jahre sind für manche Menschen schlimmer als andere - Weihnachten zum Beispiel, für viele auch erstaunlich problematisch: Valentinstag und Halloween. Für mich war bis vor einigen Jahren "Kindergartenschließzeit" höchst traumatisch, das ist aber längst vorbei und das einzige, was mir im Jahresverlauf jetzt noch etwas anhaben kann, ist: Putzfrau im Urlaub.
Eben kam die erlösende WhatsApp: Die Putzfrau ist nach knapp 4 Wochen zurück und wird morgen früh pünktlich hier sein. Vor Dankbarkeit wäre ich auf die Knie gefallen und hätte den Boden geküsst, auf dem sie ab 7:30 Uhr wandeln wird, wäre nicht zu befürchten, dass mir wegen der verrotzten Stirnhöhle der Schädel platzt und das Hirn sich überall verteilt. Das ist natürlich unzumutbar, auch wenn ich deutlich über Mindestlohn zahle.
Ab morgen wird mein Leben ein - naja, nicht ein anderes, aber ein saubereres.