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    Samstag, 19. November 2022
    19.11.22

    Neulich irgendwann schrieb ich, dass ich mir vorgenommen habe, nicht immer bei allem, was anliegt, sofort in die Umsetzung zu gehen sondern abzuwarten und zu schauen, wie sich die Situation ohne mein Zutun entwickelt. Ich schrieb mehr dazu, man kann es hier irgendwo nachlesen, fragen Sie mich aber bitte nicht wo. Es handelt sich bei diesem Vorsatz um ein Projekt, um die Hausaufgabe aus einem Seminar und ich übe sowohl beruflich als auch privat.

    Heute erreichte mich nun via Googledoc die Frage, sogar sehr groß geschrieben: "Was ist passiert, als Du nicht sofort in die Umsetzung gegangen bist, sondern Dich zurückgelehnt hast und geguckt hast (und ausgehalten hast), wie die Situation sich entwickelt?"

    Nunja. Im Wesentlichen das, was ich geahnt hatte: nichts. Dinge bleiben im Vagen, bleiben unumgesetzt, man sollte, wir könnten, es müsste, viel Gerede wenig Tun. Das erst einmal ohne Wertung. Mit Wertung: es ist recht langweilig. Es ist aber auch ruhiger. Ruhe und Langeweile sind bei mir immer recht nah beieinander, ich lerne aber die feinen Unterschiede zu bemerken und so kann ich dann vielleicht mit dieser neuen Zurücklehnfähigkeit steuern: nur da eingreifen, wo mir die Dinge wichtig sind. Wo sie mir egal sind, nur anderen wichtig sind, bleiben sie dann eben in Konjunktivhausen. Ob die Dinge mir nun an sich, für sich, per se wichtig sind oder ob mir nur wichtig ist, dass etwas geschieht, damit ich mich nicht langweile, möchte ich dann noch etwas mehr ausdifferenzieren und bei meiner zukünftigen Abwägung in Bezug auf machen/lassen die, die mir inhaltlich wichtig sind, an die erste Stelle setzen und die, die ich umgesetzt haben möchte, damit mir nicht langweilig ist, an die zweite Stelle. Das, was mir relativ egal ist, benutze ich als Forschungsfeld zum Studium der Aktionen (oder des Ausbleibens derselben) anderer Menschen. Es gibt noch viel zu beobachten!

    Noch etwas habe ich festgestellt: das kurze Zögern und Reflektieren, bevor ich in die Umsetzung gehe, bietet mir noch einen weiteren Vorteil, und zwar kann ich mit kurzem Nachdenken doch oft eine Person identifizieren, die ich zur Umsetzung der Angelegenheit beauftragen kann. Das dauert dann im ersten Moment länger, als wenn ich es selbst mache, aber Situationen neigen ja dazu, wiederzukehren und in der Summe lohnt sich der Aufwand. Also jetzt besonders beruflich betrachtet. Hier war meine große Hoffnung ja auch, dass durch mein kurzes Zögern andere Personen, die quasi schon wie angespannte Federn in Sprunghaltung nur darauf gewartet haben, auch mal umsetzerisch zum Zuge zu kommen und halt immer nur eine Millisekunde langsamer waren als ich, nun hervorschnellen und weiterhin immer alles sofort angegangen wird, nur eben ohne mein Zutun. Das hat sich bislang noch nicht eingestellt. Vielleicht muss ich meinen Zeitraum des Zögerns noch ausdehnen oder ich führe das alles insgesamt erst zu kurz durch. Dass um mich herum nur ausgeleierte Federn sind möchte ich an dieser Stelle noch nicht behaupten, wobei auch das - falls ich zu diesem Punkt gelangen sollte - eine wichtige Erkenntnis wäre.

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