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    Donnerstag, 10. November 2022
    9.11.22

    Letzte Nacht nicht vom Podcastzimmer geträumt, immerhin, dafür habe ich heute aber gesehen, dass im Putzregal die Feuerlöschdose in der Schachtel mit den Staubsaugerbeuteln steht und dann dachte ich, die Beutel seien aufgebraucht, aber es waren noch drei drin, zapp, sofort dachte mein Gehirn "wie super, da kann ich noch den cremefarbenen Hochflorteppich saugen!" Meine Güte, diese Wohnung hier hat ausschließlich Parkett. Da hat sich in meinem Gehirn nachhaltig etwas verkantet, vielleicht probiere ich es mal mit Triptanen. Ich staubsauge überhaupt nie, die Putzhilfe staubsaugt und wischt, der Roboter staubsaugt, ich präferiere das Fegen aber noch mehr präferiere ich, das nicht öfter als alle paar Jahre mal zu tun. Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal war und ich plane die Wiederholung bislang noch nicht, mit diesem zeitlichen Abstand fühle ich mich komfortabel.

    Warum ich überhaupt am Putzregal zugange war, ist erklärungsbedürftig. Ich arbeitet heute nämlich "wegen der Situation" von zu Hause, Sie wissen, ich hasse das, heute hasste ich es noch mehr, weil es ungeplant war und mir daher noch weniger geeignete Mittel zur Verfügung standen als im geplanten Fall schon und dann brach noch die Cloud zusammen, in der alles liegt, also fast alles, aber auf der 2-seitigen To-Do-Liste, die ich auf Papier (Papier! Diese Zumutung!!) hergestellt hatte, als ich noch dachte, bald geht es ganz sicher wieder, also auf dieser Liste klammerte ich nach zahlreichen Durchlesedurchgängen irgendwann alles ein, was ohne diese Cloud nicht geht und dann blieben nur noch sehr wenige Dinge übrig und diese waren allesamt nicht dringend und nicht wichtig und motivierten mich daher kein bisschen zur Erledigung. Ich funktioniere nur unter Druck. Also guckte ich Dinge in der Wohnung näher an, auf die mein Blick eben so fiel und mein Blick fiel auf die Papierzeitung. Papierzeitungen. Also den Stapel, ungelesen. Ich kann das erklären. Ich muss das vermutlich erklären.

    Vor ein paar Wochen rief mich eine Vertreterin der hiesigen Tageszeitung an (sagt man Vertreterin? Verkäuferin?). Sie sagte, ich habe die Zeitung ja mal getestet und dann aber nicht abonniert, ob ich nochmal testen wolle, ob sie mir nun besser gefällt. Ich ließ wissen, dass ich mir gar kein Werturteil anmaßen wolle, ich hatte die Zeitung nämlich bestellt, weil zu dieser Zeit Papa N. ein paar Wochen bei mir wohnte und der liest morgens Zeitung. Ich nicht. Ich wäre gerne ein Mensch, der morgens Zeitung liest aber es realisiert sich einfach nicht, ich stelle es mir sehr schön - also im wahrsten Wortsinne schön - vor, morgens mit einem Kaffee im Sessel oder auch am Küchentisch die Zeitung zu lesen, mein Tagesablauf gibt das aber nicht her und jemand, der abends im Sessel sitzt und die Zeitung von morgens liest will ich nicht sein und dann endet es so, dass alle Zeitungen Papiermüll sind und das ist ja nicht nachhaltig. All das sagte ich der Zeitungsfrau und sie antwortete, das würde sie vollkommen verstehen, es sei jedoch so, dass die Weihnachtszeit naht und man da immer mal Dinge in irgendwas einwickeln muss oder auch nasse Schuhe stopfen oder die Fenster putzen weil Besuch kommt und für all das bietet sich Zeitungspapier hervorragend an und wenn es dann nur einen Tag in diesem Zeitraum gäbe, an dem ich der Mensch bin, der ich so gerne wäre, mit der Zeitung und dem Kaffee morgens, ja, dann würde sich sich von Herzen freuen und ansonsten sei es ja wie schon beschrieben dennoch ein faktisch sinnvolles Arrangement. Oh, diese Frau war eine gute Verkäuferin! In mein anerkennendes Zögern sagte sie noch, ich müsse für einen (zeitraumvergessenlangen) Test nur 14,90 Euro zahlen und bekäme einen 15 Euro Rewe-Gutschein, ob ich auch 1 Milliarde Mal die Zeitung zu diesen Konditionen bestellen könne, frage ich absolut geistesgegenwärtig und sie sagte ja, ich könne wenn ich könne weil: Vorkasse.

    Diese Zeitungsfrau hat mir also telefonisch die Schuhe ausgezogen und deshalb habe ich jetzt ein Probeabo der Tageszeitung. Es ist natürlich genau so, dass ich die Zeitung jeden Abend auf den Altpapierstapel lege, genau, wie ich vorhergesagt habe, und ob sich das weihnachtliche Fensterputzen noch einstellt, wage ich nicht zu prognostizieren. Aber ja, die Putzhilfe lobte das Vorhandensein von Zeitungspapier schon, sie hat den Mülleimerschrank unten damit ausgelegt.

    Jedenfalls dachte ich, weil die Cloud ja nicht ging, wäre heute der Tag, den ich der Zeitungsfrau visionär in unserer Gedankenwelt aufzeichnete und den sie - dessen Version meiner selbst sie - in mir sah. Naja, sie lag aber falsch, ich hab dann halt wegen der Feuerlöschdose in der Staubsaugerbeutelschachtel an das Podcastzimmer gedacht und bin die nächste halbe Stunde lautlos schreiend durch die Wohnung gerannt.

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