Es wird völlig unmöglich sein, die ganzen losen Geprächsenden der letzten Tage noch zusammenzuziehen. Morgen haben wir nochmal 10 Stunden im Zug. Vorsichtshalber haben wir aber auch die nächste Reise bereits gebucht, nächstes Jahr im November, vorher haben wir keine Zeit.
An heute Morgen kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Ach ja, Tomas holte uns mit Miss Marple (das ist sein Auto) ab und fuhr uns mit Erklärungen durch Prag, dann zur Burg pünktlich zum Wachwechsel. Ich habe bisher keine Affinität zum Militär und fand es im ersten Moment merkwürdig, jeden Tag den Wechsel von einer Schicht zur nächsten zeremoniell zu begehen. Dann andererseits erspart dieses Ritual natürlich eine Menge Arbeit. Man stellt relativ sicher, dass alle pünktlich und passend gekleidet sind, alte Wache steht der neuen gegenüber, man merkt sofort, wenn wer fehlt, dann präsentieren sie sich gegenseitig die Waffen, alles da, na gut, dann stampfen wir noch ein paar Mal auf und tauschen die Position. Ich könnte mir das im Büro eigentlich auch gut vorstellen, alles "meine Bahn ist zu spät", "ich hab noch Zahnarzt", "oh ich bin gar nicht für Kundenmeeting gekleidet heute", "Ich hab mein Hardwaretoken vergessen" ist unmittelbar geklärt und nervt nicht die ersten paar Stunden des Tages über.
Als nächstes mussten wir erst einmal frühstücken, taten das in einem nahegelegenen Restaurant (Frau H Gänsebraten, ich Suppe und Salat), um danach die Burg zu besichtigen, dann waren wir aber so im Gespräch, dass zunächst das Bezahlen vergaßen - das fiel uns aber wieder ein, als wir gerade zur Tür hinaus waren und wir gingen zurück und dann vergaßen wir das mit der Burg vergaßen und es fiel uns erst wieder ein, als wir schon den halben Berg wieder runter waren. Und sowieso drängt die Zeit zur Reservierung im Café und die konnten wir auch nicht nach hinten verlegen, weil im Anschluss das Dinnerboot gebucht war. Essensstress!
Beim Kuchen essen kam uns auch die Idee, eine Schachuhr einzukaufen um die jeweiligen Gesprächsanteile besser moderieren zu können. Frau Herzbruch neigt ja zum Vortrag, ich neige zum sprunghaften Themenwechsel, zu den neuen Themen möchte Frau Herzbruch dann jeweils wieder einen Vortag halten und wieder eröffne ich zwanzig bis dreißig Nebenthemen, es wird entweder so enden, dass unsere Gehirne völlig ausbluten oder sich zu einem nie gesehenen furchterregenden Gemeinschaftswesen vereinen.
Aber dieses Mal wird es noch gut gehen. Morgen ist Rückreise. Ich habe Sorge, dass Frau H im Zug aus irgendeiner Tasche ein Entenbein holt oder eine Flasche Sekt oder, das ist am wahrscheinlichsten, beides.