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    Montag, 22. Dezember 2014
    Blogging November - 1147

    Wer im Hause N. die Weihnachtsgeschenke bringt, ist nicht eindeutig zu beantworten.

    Natürlich kennen wir hier den Weihnachtsmann. Einmal einfach so, man begegnet seinen Abbildungen ja überall, und Mademoiselle kennt ihn auch aus den "Briefen vom Weihnachtsmann" von Tolkien - den alten Herrn, der am Nordpol wohnt und sich mit ungezogenen Eisbären herumschlagen muss, die jedes Jahr neues Chaos anrichten. Der Weihnachtsmann hat natürlich irgendwie mit Weihnachten zu tun, das ist klar. Aber zu uns kommt der Weihnachsmann nicht.

    Am Heiligabend kommt bei uns zu eim nicht genau bekannten Zeitpunkt das Christikind - ein kleines, langhaarig-blondes Mädchen (!) in weißem Kleid - zum Fenster hereingeflattert. Ins Wohnzimmer, in dem der Weihnachtsbaum steht. Wann das Christkind kommt, wissen wir nicht genau, das findet nämlich immer statt, wenn wir gerade in einem anderen Raum sind. Wir wissen aber, wann das Christkind geht: dann läutet nämlich ein kleines Glöckchen, alle stürmen ins Wohnzimmer, finden das Christkind aber nicht mehr vor. Nur das Fenster ist noch einen Spalt geöffnet, es kommt kühle Luft herein und die Kerzen flackern. Die Kerzen hat das Christkind angezündet, außerdem hat es wohl noch so eine Art "Kontrollblick" durch den Raum schweifen lassen. Geschenke hat es jedoch auch nicht gebracht - wie sollen so große Pakete auch durch einen Fensterspalt passen?

    Die Geschenke haben nämlich tatsächlich wir - also die gesamte Familie - besorgt. Wir helfen dem Christkind. So ein kleines Mädchen kann das ja nicht alles allein bewerkstelligen. Herr N. und ich als Eltern helfen dem Christind ziemlich viel, andere Verwandten auch, und natürlich auch zunehmend Mademoiselle. Momentan ist sie in einem Alter, in dem ihr "dem Christkind helfen" mindestens genauso viel Freude bereitet, wie beschenkt zu werden.

    Es ist aber bei weitem nicht so, dass wir einfach Geschenke für irgendwen kaufen würden! In Wirklichkeit geht das folgendermaßen: jeder kann dem Christkind gegenüber Wünsche äußern - das kann man am besten abends nach Einbruch der Dämmerung auf dem Balkon tun, oder auch morgens, wenn die Engel gerade Plätzchen backen, oder auch im Bett, oder man kann dem Nikolaus einen Zettel mitgeben. Eigentlich kann man den Wunsch auch nur denken. Das Christkind sammelt diese Wünsche und sucht Personen aus, die als Erfüllungsgehilfen in Frage kommen. Denen teilt es die Wünsche mit - per Gedankenübertragung. Die haben dann also sozusagen eine Eingebung, worüber sich jemand anders freuen könnte, und gehen einkaufen. Sie verpacken das Geschenk, legen es unter den Baum, und das Christkind kommt dann am Heiligabend eben nur noch zur Endabnahme vorbei. Vielleicht finden Sie das kompliziert oder esoterisch, es funktioniert aber erstaunlich gut.

    Neben dem Christkind bringt bei uns aber noch jemand Geschenke, und zwar: die verstorbenen Ratten. Die schenken meistens totalen Quatsch und bringen auch manchmal Sachen durcheinander. Die Ratten sind dem Christkind, was der Nordpolarbär dem Weihnachtsmann ist. Es könnte zum Beispiel passieren, dass die Ratten eine Rolle Klopapier schenken, damit man sich damit ein schönes Kuschelbett nach Rattenart polstern kann. Oder eine Banane, weil sie die selbst gerne mögen. Letztes Jahr schenken sie eine Packung Spekulatius, die haben sie immer gerne gefressen, deshalb war die Packung auch schon zu 1/4 leer. So ist das mit den Ratten. Sollten die Katzen in einer hoffentlich fernen Zukunft bei den Geschenken mitmischen, bekommen wir vermutlich alle nur noch leere Pappkartons.

    Als Mademoiselle vier oder fünf war, ließ sie mich wissen, dass ihr jetzt klar sei, dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich gäbe. Und das Christkind nicht. Und den Nikolaus auch nicht. Halt nur den Osterhasen eben!

    Das hindert sie aber nicht daran, auf das Glöckchen zu warten (tatsächlich möchte sie es dieses Jahr selbst läuten, wenn das Christkind davongeflogen ist - Glöckchen muss aber jedenfall sein!), oder dem Nikolaus Schnaps und seinem Esel Zuckerstücke vor die Tür zu stellen.

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