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    Sonntag, 21. Dezember 2014
    Blogging November - 1146

    Nachdem ich stimmlich gestern Voldemort, wenn er Parsel spricht, war, war ich heute komplett stimmlos und es war ein sehr, sehr langer Tag. Zum einen fühlte ich mich insgesamt besser und voller Energie und so hatte ich schon vor Mittag drei Sorten Plätzchen gebacken, diverse Ladungen Wäsche gewaschen und die Geschenke für die gesamte Familie eingepackt. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich aber immer genervter, denn nicht sprechen zu können ist unglaublich anstrengend, jedenfalls, wenn man jemand ist, der sehr viel über Sprache regelt.

    So ruft mein Kind, wie ich finde, überproportional häufig aus irgendeinem Winkel der Wohnung "Mama???". Dann springe ich natürlich nicht auf, sondern brülle zurück: "Was ist??". Meist folgt ein "Komm mal!", ich antworte "Komm du!". Geht nicht!, Warum?, Siehst du dann!, Sag es mir!, Dann lass!, Ok! schließen sich meist an. Und das sind noch die einfachen Fälle. Schwieriger ist es, wenn irgendwo aus der Wohnung ein panisches "Scheiße, Hilfe!!" ertönt. Irritierenderweise handelt es sich oft um Notfälle wie einen vom Hochbett gefallenen Stift, den "jemand" aufheben und nach oben anreichen müsste. Ein nur mittellautes "Upsi!" hingegen kann durchaus bedeuten, dass gerade die Badewanne überläuft oder in der Küche eine Fettexplosion stattfindet. Da muss man schon gucken gehen. Jedenfalls, wenn man nicht rufen kann.

    Stimmliche Einschränkung macht mich - hier wird der eine oder andere eventuell erstaunt reagieren - auch nicht gerade zu einem besseren Menschen. Paradoxerweise verleitet mich dieses Handicap nämlich zum Brüllen. Es ist ja so: wenn ich dem Kind sage, es soll die Tür nicht offen stehen lassen, ist es schon nervig genug, wenn genau das doch passiert. Aber im Normalfall ruft man einfach "Tür zuuu!" hinterher. Das ging heute natürlich nicht, ich musste mich also aufraffen, entweder die Tür selbst schließen oder aber - meine Methode - dem Kind hinterherrennen, es zur Tür zurückführen und mit mühsam durch stundenlanges Schweigen erworbener Reststimme "Tür! zu! kalt!"
    rasseln. Das Kind nickt, schließt die Tür, wenige Minuten später läuft es aber durch eine andere und ließ die wiederum offen. Und ich will nicht schon wieder aufstehen, ich will auch nicht zum zweiten Mal das mit der Tür sagen, es hat mich ja schon beim ersten Mal ausreichend gekostet. Ich bin unendlich angepisst und was mache ich: ich brülle! Außer, dass ich ja gar nicht brüllen kann. Es klingt für eine Millisekunde, als hätte man einer Katze auf den Schwanz getreten und endet dann in einem langen Hustenanfall. "Mama, was war das für ein Geräusch??", fragt das Kind. Man gestikuliert eine Kopfnuss und bewegt dazu stumm die Lippen mit wilden Flüchen. Das Kind fragt, ob es das filmen darf. (Nein!).

    Am Nachmittag habe ich aufgegeben, ich kümmere mich einfach um gar nichts mehr und schweige beharrlich. Mein Mund öffnet sich nur noch, um Tee aufzunehmen. Vielleicht kann ich schon wieder sprechen, weiß es nur nicht. Kann die Stimme noch weg sein, wenn man gar nicht versucht, sie zu gebrauchen? Vielleicht habe ich jetzt nicht mehr Voldemorts, sondern Schrödingers Stimme. Und definitiv Kopfschmerzen, weil sich die ganzen ungesagten Worte in meinem Kopf stauen. Manche Leute gehen ja übers Wochenende in ein Kloster, um dort zu schweigen. Ich glaube, das wäre nichts für mich.

    Blogging November - 1145

    Musik und ich ist ja sowas. Ich komme aus einer singenden Familie - ich kenne es nicht anders, als dass auf Autofahrten, unter der Dusche, beim Spülen, beim Plätzchen backen, beim Tapezieren und sowieso eigentlich immer gesungen wird. Es ist so: wenn man aufgewachsen ist wie ich, wundert man sich nicht, wenn jemand mit La Traviata die Kellertreppe hochkommt oder mit dem Weihnachtsoratorium auf den Lippen hinter dem Badezimmerschrank fegt. Mama N. ist dabei eher der Operntyp, Papa N. für Schlager und Kirchenlieder zuständig, mit den Schwestern N. habe ich mir mehrere Urlaube auf Familienfesten und Fußgängerzonen (auch, wenn es damals noch gar nicht so viele Fußgängerzonen gab), mit Pop- und Volksliedern zusammengesungen.

    Musik ist für mich vielleicht deshalb etwas, das passiert. Nichts, das ich plane. Und vielleicht deshalb habe ich, soweit ich mich erinnere, in meinem Leben genau 1 CD und 2 LPs an Musik gekauft, mehr nicht. Musik passiert immer und überall, dazu kaufe ich kein Dings und lege es in ein Gerät. Noch heute ernähre ich mich musikalisch sozusagen von Mix-Tapes, nur stecken mir die keine Jungs mehr in die Schultasche, sondern ich gebe meinen MP3-Player an Personen meines Vertrauens und erhalten ihn mit neuer Musik zurück.

    Für den Aufbau dieses Postings wäre es nun ideal, wenn ich sagen könnte, dass eine der LPs, die ich kaufte, von Queen war. Allerdings lesen Personen mit, die dem exakt widersprechen könnten.

    Queen ist mir hauptsächlich aus drei Zusammenhängen in Erinnerung: erstens, in der Schule im Musikunterricht - der Musiklehrer war großer Fan, nebenberuflich spielte und sang er in Kneipen, was aus dem Unterricht in Erinnerung geblieben ist, ist, dass wir ständig irgendwas singen sollten. Mir war das relativ egal, bei uns zu Hause wurde ja, wie gesagt, ständig gesungen, aber viele andere in meiner Klasse hassten das Singen wie die Pest, versuchten, sich davor zu drücken oder die entsprechenden Stunden zu schwänzen. Ab und an machten wir auch Quizzes - der Lehrer spielte veschiedenste Stücke auf dem Klavier an und wir mussten aufschreiben, worum es sich handelte. Dabei kam auch viel Queen vor.

    Zweitens - manchmal ist es merkwürdig, wie eigentlich kleine Ereignisse sich einbrenen - hörte Schwester N-2 Queen, als eine Freundin meiner Mutter zu Besuch war. Das muss so grob 1991 gewesen sein, diese Freundin kam dann nämlich am Kaffeetisch auf das Thema Aids zu sprechen. Das war damals noch ein relativ neues Thema und diese Frau wusste nicht wirklich gut Bescheid, ie erzählte von der Schwulenkrankheit und dass wir alle aufpassen müssten, wenn wir amerikanische Kleidung kaufen, denn man könne sich anstecken, wenn amn die anprobiert. Schwester N ging damals ziemlich in die Luft und betrieb Aufklärung, diese Szene ist mir sehr im Gedächtnis geblieben.

    Drittens haben Schwester N-1 und ich ab 1992 lange Zeit, wenn wir mit ausreichend Personen im Auto unterwegs waren, natürlich Bohemian Rhapsody angestimmt. Ich sitze dann hinten rechts, Schwester N-1 am Steuer, bzw. Sie müssen das wegen Linksverkehr seitenverkehrt betrachten, was auch der Grund ist, warum wir nicht so richtig gut sind, denn aufgrund der geographischne Entfernung fuhren wir zu selten zusammen Auto.

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