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    Dienstag, 28. August 2012
    Blogging November - 298

    Das Hauptproblem schienen die Bändchen zu sein. Überall Bändchen vor dem Gesicht, zum wahnsinnig werden, ich will doch nicht die Bändchen vollkotzen.

    Die einen Bändchen stellten sich als meine Haare heraus, die also weggehalten, neue Bändchen vor den Augen. In den Spiegel geschaut - Bändchen weg. Brille gesucht: Keine Bändchen zu sehen. Bei neuer Übekeitswelle Haare wieder weggehalten: Bändchen wieder da! Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis mir klar wurde, dass es sich um die überhängenden Knotenenden des Armbändchens handelte, das Mademoiselle mir geknüpft hatte. Wie soll man darauf auch kommen, ich bin gar kein Fan von so Armbändchen, aber wenn man vom Kind eins bekommt, das es in tagelanger Arbeit hergestellt hat, dann trägt man es. Für zweimal rum reichte es nur ganz knapp, einen Doppelknoten zweier sich um ca. 1 cm überlappender Fäden nur mit der linken Hand und mit der Migräne des Jahrhunderts bedarf einer gewissen geistigen Fokussierung - interessanterweise war da während der paar Minuten absoluter Konzentration kein Schmerz, nur weiße Leere, dafür kam die nächste Welle mit Wucht und ich übergab mich - auf weitere Bändchen! Man beginnt, an seinem Geisteszustand zu zweifeln.

    Die weiteren Bändchen kamen vom T-Shirt, sah ich später. Die waren nie so lang gedacht, man kann aber mit einem 7jährigen Kind keine Bändchen am T-Shirt haben, ohne dass diese immer wieder gezogen werden und ausleiern, daher der neuerliche Bändchenalarm.

    Die Tabletten wirken nicht, immer wieder werde ich unsicher, ob ich überhaupt eine genommen habe, es fehlt aber eine im Blister, also muss es wohl so sein, und neben der Schachtel habe ich eine Zahl notiert, "3", das soll "drei Uhr nachts" heißen und daraus kann ich ableiten, wann ich nachlegen kann, ohne dass der Kreislauf wegsackt. Ich kann das gerade nicht ausrechnen, aber das wird sechs Stunden später sein, irgendwann morgens also, zehn vielleicht, jedenfalls noch sehr lang hin, denn es ist gerademal vier. Ich kann nicht schlafen, wenn ich Migräne habe, es wird dann nie besser, immer nur noch schlimmer, ich muss wachbleiben, bis die Medikamente wirken, nur bin ich so müde, ganz unendlich müde, weil ich doch die letzte Nacht im Zelt geschlafen habe, und die Nacht davor nur sehr wenig, und die ganzen Nächte davor auch nicht viel, weil es so warm war, und nun war es angenehm kühl und ein frisch bezogenes Bett und es sollte die Nacht mit dem besten Schlaf des Jahres werden. Statt dessen laufe ich seit drei Uhr nachts im Kreis durch die Wohnung.

    Ich probiere diverse erlernte Entspannungstechniken, aber weil ich so müde bin, schlafe ich ein, sobald ich mich ansatzweise entspanne, und dann wird es immer nur noch schlimmer. Also laufe ich wieder durch die Wohnung, auf den Balkon, zwischendurch prüfe ich nochmal, ob ich wirklich eine Tablette genommen habe, wann das nochmal war, dann bemühe ich mich, die Uhr abzulesen, manchmal sind fünf Minuten vergangen, manchmal 30, es erscheint mir völlig willkürlich. Was war das nochmal für ein Problem eben, achso, die Bändchen, was waren das nochmal für Bändchen, ich kann mich partout nicht erinnern, habe ich mir doch mittlerweile die Haare zusammengebunden, das Armband doppelt verknotet und das T-Shirt gewechselt, aber irgendwas war da doch mit Bändchen. Und wann war nochmal die Tablette, wieso steht da eine "3", wieso funktioniert dieses Gehirn nicht richtig. Vermutlich bin ich deshalb nie wirklich bei den Drogensachen hängengeblieben: ich habe diese Zustände ja so schon, völlig unverlangt, und der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Trip sind doch nur ein paar Details.

    Ein bisschen besser wird es später, Mademoiselle wacht krank auf, ich regele die Informationskette und spreche auf den Anrufbeantworter in der Schule erst den falschen Namen (meinen, nicht Mademoiselles), dann die falsche Klasse, die Mail ins Büro klappt, glaube ich, besser, während die zweite Medikamentenrunde langsam Wirksamkeit zeigt fällt mir ein, dass ich gleich morgens einen Besucher haben würde, auch das noch geregelt, dann Telefon und Klingel ausgestellt, das Kind vor eine DVD gesetzt und nochmal zweieinhalb Stunden tief und fest geschlafen. Danach alles gut.

    Den Nachmittag über haben wir dann chinesische Ess-Stäbchen mit Plakafarbe zu Zauberstäben umgestaltet. Das ist ja ein bisschen wie Korbflechten. Jetzt tiefenentspannt.




    Heute vor zig Jahren:
    Nachmittags war ich mit Marco und ein paar Mädels von zwei Klassen unter uns, die ihn toll finden, auf einem Straßenfest. Pe hatte keine Lust. Es war ganz witzig und man konnte Marco gut mit den Kindern, die ihm hinterherrennen, aufziehen. Sonst nichts wichtiges.

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