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    Mittwoch, 17. Februar 2010



    Ein - zumindest in den Wintermonaten - unabdingbares Küchenutensil ist bekanntlich die Rotkrautsocke. Oder wie bewerkstelligen Sie es, dass die ganzen Köstlichkeiten wie Pfefferkörner, Zimtstange, Nelken, Lorbeerblatt hinterher nicht zwischen den Zähnen knirschen? Haben Sie etwa zu viel Zeit und kochen einen separaten Sud? Haben Sie noch mehr Zeit und picken nachher alles mühsam aus der fertigen Speise heraus? Oder schlucken Sie einfach unzerkaut? Egal - als normaler Mensch besitzt man eine Rotkrautsocke. Natürlich weiß, aus Baumwolle und zu Beginn der Saison in klarem Wasser ausgekocht.

    Meine diesjährige entnahm ich der Kleiderschrankhälfte des Herrn N., weshalb ich besonders zufrieden mit mir bin. Man hat nicht häufig die Gelegenheit, gutes Essen zu kochen und zeitgleich zu verhindern, dass modische Unarten Fuß (muahaha) fassen.

    Jedes Mal wundere ich mich auch wieder über die mysteriösen Volumenveränderungen, denen Rotkohl unterliegt. Man bekommt ein unauffälliges kleines Köpfchen, doch hat man dieses in Streifen geschnitten, passen sie kaum noch ins Spülbecken, geschweige denn ins Nudelsieb. Unter wüsten Flüchen verbringt man das alptraumhafte Gefissele in den größten verfügbaren Topf und lässt den Glasdeckel elegant auf der Spitze des Rotkrautberges balancieren. Kehrt man nach einigen Minuten Internet anderweitiger sinnvoller Beschäftigung an den Herd zurück, liegt nicht nur der Deckel fest auf - der Topf ist auch nur noch halb voll. Und am Ende, beim Essen, hat man sowieso immer zu wenig.

    Ein Gericht also für Personen mit hoher Frustrationstoleranz und weißen Baumwollsocken.

    Dienstag, 29. September 2009

    Auf welch unterschiedlichen Arten man Wäsche aufhängen kann - das ist doch erstaunlich. Das hatte Mama Novemberregen nämlich am Wochenende für mich erledigt, während ich auf der ultimativen proaktiven Muttiveranstaltung war, nämlich: Kindersachentrödelmarkt. Standmiete: ein selbstgebackener (das sagt doch schon alles!) Kuchen. Möglicherweise ist es zwangsläufig so: man bekommt ein Kind, dann bekommt man eine Fleece-Jacke und ehe man sichs versieht, kauft man eine Bauchtasche. Zeitnah steht man dann in Fleece-Jacke und Bauchtasche auf dem Trödelmarkt (wobei, ich nicht, ich hatte ja verkaufsfördernde Bekleidungstipps von Frau Schneckle erhalten. Hatte die Jacke aber immerhin dabei, sicher ist sicher.)
    Jedenfalls hängt Mama die Wäsche mit vielen Klämmerchen auf den Wäscheständer - ich ja nicht, denn ich ziehe beim Wäscheabnehmen einfach alles schwungvoll herunter. Was mit Klammern nicht geht, wie ich gestern feststellte. Auch war die Verteilung auf die Ebenen (es handelt sich nämlich nicht um einen simplen Wäscheständer sondern um einen Wäscheturm!) in meinen Augen falsch geregelt. Und "in meinen Augen" sagt hier schon alles, Mamas Augen sitzen nämlich rund 20cm tiefer als meine und dies bedingt natürlich unterschiedliche Anforderungen an die Arbeitsumgebung. Weshalb meine eine Schwester und ich auch schon diverse Küchenlampen mit den Köpfen zerschlagen haben, die eben in "Mamahöhe" über dem Tisch befestigt waren. Die novemberregenschen Schädel sind härter als Lampenglas.

    Das mit den Klämmerchen ist jedoch ein Muster: Klämmerchen auf dem Wäscheständer und Löffelchen in der Küche. Immer, wenn meine Eltern zu Besuch waren, stecken sämtliche Streuvorräte voller Löffelchen. Wenn man dann - wie ich - streut, landet das ein oder andere übersehene Löffelchen platsch! in der Soße, und abgesehen davon, dass es spritzt, verändert sich das "Handgefühl" des Behälters, so dass die Einschätzung, wie viel noch zu streuen ist, schwierig wird.

    Warum meine Eltern beim mir kochen, möchte man fragen. Ich weiß es auch nicht, vermute aber, sie halten mich nicht für kompetent. Weniger in der Speisenzubereitung als im Timing. "Zu Hause" gibt es Zeiten, zu denen das Essen auf dem Tisch sein muss, weshalb auch mit Uhr gekocht wird. Ich koche nie mit Uhr. Ich rieche, höre und sehe, wann die Sachen fertig sind - was natürlich nicht bedeutet, dass es gerade in meine sonstigen Pläne passt, sie vom Herd zu nehmen geschweige denn, sie unmittelbar zu verzehren. A-punto-Kochen ist tatsächlich nicht mein Ding.

    Neben keiner Uhr habe ich übrigens in der Küche auch keine Löffelchen und keine Döschen, womit "Döschen für Reste" gemeint ist - für übrig bleibende 30g saurer Sahne, 25g Haselnüsse oder einer halben Zwiebel. Das gibt es bei mir nicht. In der Küche mache ich keine Gefangenen.

    Die gesamte elterliche Metaausstattung verräume ich dann also jedes Mal in den auf Elternbesuche folgenden Wochen wieder, wo immer ich darauf stoße. Ungefähr genau dann, wenn alles wieder so ist, wie ich es gewohnt bin, kommen Papa und Mama Novemberregen dann erneut vorbei. Ich finde diesen Kreislauf außerordentlich beruhigend, und dass ich bei jeder Begegenung mit Klämmerchen, Löffelchen und Döschen an die beiden denke, ist schön.

    Freitag, 3. Juli 2009

    Neue Spezialität aus dem Hause N.: gebackene Kartoffeln aus dem Topf.

    Wir wissen nun: Die Batterie im Rauchmelder ist noch fit. Und ich kann ihn sogar ausschalten, wenn ich auf den Küchentisch die Klavierbank und darauf ein Kinderstühlchen stelle (Altbau, Sie wissen schon...). Und das Kind schläft wie ein Murmeltier.

    Und mein Kreislauf ist jetzt auch wieder da.

    Alles gut, sogar die Kartoffeln.

    Mittwoch, 17. Dezember 2008
    So geht Pfannkuchenlauf

    "Ich war gerannt, und dann, und dann musste Emma die fangen als ich gerannt war, uuuuuund, Elisa hat uns beide angefeuert, und dann war es andersherum. Ich hab gehalten und die Elisa musste fangen und die Emma hat uns, hat uns beide angefeuert. Mit der Siegerehrung haben ich, Emma und Elisa diese Sachen gekriegt. Diese Sachen, die ich bei Dir eins gekriegt habe. Du hast ein bisschen verloren, aber nicht viel, okay, Tina? Milan hat ganz verloren. Viel verloren. Bei der Siegerehrung, da war Milan auf der dritten Stufe, und ich, Du, und Emma und Elisa waren auf der ersten Stufe. So war das. Auf der zweiten waaaaaaaaaar: Aylin. Und Emma hat auch meine Schleife wiedergefunden, meine erste Schleife. Siehst Du. Meine erste Schleife, die violette, die hatte ich mit im Kindergarten und dann hab ich die beim Pfannkuchenlauf verloren und dann hat Emma die heute wiedergefunden. Okay? Und jetzt nix mehr mit Pfannkuchenlauf."

    Donnerstag, 4. Dezember 2008
    Nachwuchs

    Schneckchen

    Freitag, 6. Juni 2008

    Zwischen einem 20-seitigen Persönlichkeitsprofil und den Kreditkartenabrechnungen aus 2004 lag dann auch das Rezept für den Spaghettisalat. 2 Wochen oder so zu spät gefunden. Egal, hat trotzdem gschmeckt.

    (Rückfragen zum Persönlichkeitsprofil zwecklos, hab es weggeworfen.)

    "Ess-ich-später-Mama..."

    Wir werfen nur gut gekühlte Küchenabfälle weg.

    Ich hab mich früher immer gefragt, warum meine Mutter sowas sagt. Mittlerweile ist mir einiges klarer.

    Donnerstag, 5. Juni 2008
    Multikulti live

    Bei abendlicher Durchsicht des Panini-Albums am Kinderbett.

    Mademoiselle: Wer ist denn das?
    Frau N: David Odonkor
    Mademoiselle: Und in welchem Land spielt der?
    Frau N (ehrlich gesagt in Erwartung von Komplikationen): Deutschland.

    (Kurzes Schweigen)

    Mademoiselle: Ist ja klar. Dachte ich mir doch. Der hat ja genauso Haut wie der Gradie bei mir im Kindergarten, und der Kindergarten ist ja auch in Deutschland.

    Sonntag, 25. Mai 2008
    Geduld, Geduld...

    Kind: Was kochst Du da?
    Frau N: Tomatensoße für die Nudeln.
    Kind: Kann ich probieren?
    Frau N: Klar.
    Kind: Schmeckt lecker. Will ich nicht.
    Frau N: Kriegste Nudeln einfach so.
    Kind: Aber Spaghetti!
    Frau N: Die kannst Du doch so schlecht essen.
    Kind: Aber ich will so gern Spaghettiiiiii!!!
    Frau N: Ok, ok, Spaghetti.

    Wenig später, am Tisch:
    Frau N: Soll ich Dir die Spaghetti schneiden?
    Kind: Nein, ich rolle die. Aber - ich brauch was drauf!
    Frau N: Soße?
    Kind: Ketchup.

    Frau N. macht Ketchup drauf. Wenig später:
    Kind: Mir schmeckt das mit Ketchup nicht. Kann ich Nudeln nur so haben?
    Frau N, augenrollend: Jaaaa (tauscht Nudeln aus.)
    Kind: Ich kann das nicht rollen. Fütterst Du mich?
    Frau N: Neee! Ich will selbst essen. Wenn ichs Dir klein schneiden soll, hol ein Messer.

    Kind holt Messer, Frau N. schneidet Nudeln klein.
    Kind: Mama? Ich fürchte ich brauche Ketchup!
    Frau N: Was??? Du hattest eben Ketchup!
    Kind: Aber mach den nicht drauf!
    Frau N: Was???
    Kind: Ich will den selbst drauf machen.
    Frau N: Na. Dann hol ihn Dir und mach ihn drauf.

    Kind holt Ketchup, macht Ketchup auf Nudeln.
    Kind: Mama? Kannst Du mir das umrühren?
    Frau N rührt mit der Gabel um.
    Kind: Mama, so richtig umrühren, mit Löffel und Gabel. Unterheben heißt das!
    Frau N: Dann hol'n Löffel!
    Kind: Immer muss ich aufstehen und irgendwas holen!
    Frau N: Tja, Du willst ja auch dauernd was anderes haben!

    Kind holt Löffel, Frau N. rührt Ketchup unter Nudeln.
    Kind: So ist das lecker.
    Frau N: Mh.
    Kind: Mama? Ich hab aber gar keinen Hunger...

    (...)

    Samstag, 17. Mai 2008
    Trotzphase auf der A3...

    ...und anderswo. Nach dem Kindergarten auf dem Gehweg nämlich. Also zunächst. Bäuchlings hinwerfen, jaulen, treten, Fäuste trommeln. Nunja, die wohlpräparierte Kleinkindmutter trägt Buch und mobiles Internet bei sich und kann sich so die Zeit vertreiben und die Welt über die Unmöglichkeiten des Nachwuchses live unterrichten. Diverse Passantenmeinungen später, so nach etwa 40 Minuten, ist es möglich, ohne Ringkampf den Heimweg anzutreten.

    Zu Hause dasselbe in grün, bzw. im Flur, im Bad, in der Küche und im Büro. Eigentlich 3 Stunden Gebrüll non-stop, von wenigen Orts- und Wortwechseln unterbrochen. Der beherrschteste Mensch dieser Welt bin ich ja nun nicht wirklich und wo ich an diesem Nachmittag die (relative) Gelassenheit hernahm, in dem Gebrüll noch die Sachen für die Wochenendreise zu packen, ein paar Mal mit dem Büro zu telefonieren und die Wohnung unkritisch für zwei Tage Abwesenheit herzurichten, bleibt rätselhaft.

    Im Auto dann ein Kind, das sich krampfhaft wach hält. 150km lang Hörspielgedudel mit Gejaule im Hintergrund und die üblichen Quengeleien (Pipiiiiii, Eiiiiiiis, Papaaaaa, Spiiiiielen), mit den Nerven zunehmend auf Glatteis und dem Bedürftnis, einfach nur irgendwen anzubrüllen bis die Stimme versagt.

    Statt dessen dann einfach mal Musik angemacht, so ganz ganz laute Musik auf ganz ganz laut, bis man das Kind gar nicht mehr hören konnte. Noch eine Packung Gummibärchen nach hinten geworfen und dann war eigentlich alles gut. Und still, bzw. anders laut. Besser laut.

    Bis das Kind dann plötzlich ohne Gurt da saß. Da hat es entgültig gereicht. Warnblinkend auf dem Standstreifen wurde ich zwar gleich von netten Herren umringt worden, die ein technisches Problem vermuteten - hätte ich statt gegen das Auto* gegen das Kind getreten, wäre der Fall natürlich klarer gewesen. Die netten Herren haben bei einer Laune von um die minus dreiundfuffzich Milliarden aber auch nicht mehr viel verrückt. Blöde Herren wären besser gewesen, die hätte ich anbrüllen können.

    Boah. Was für ein Biest...


    *Aufgrund mitlesenden Autobesitzers weise ich darauf hin, dass ich vermutlich natürlich nur gegen die Reifen getreten habe.

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