"Aber da trinkt ihr nicht wirklich Bier, oder?", fragt die Kindergartenmutter mich mit großen Augen, als ich ihr von meiner geplanten Muttertagstour erzähle.
"Ähm. Ja. Doch. Das ist doch der Sinn dabei...", sage ich verwundert und erhalte als Antwort ein noch erstaunteres: "Du siehst gar nicht so aus!".
...
1. Es gibt neue Schuhe, die werden nach einem halben Tag so richtig unbequem. Und es gibt Schuhe, die werden nach einem halben Tag so richtig bequem. Diese nämlich:
2. Man kann den älteren Frauen, die meinen, sie hätten die entgültige Weisheit über Kindererziehung mit dem Löffel gefressen, relativ leicht das Maul stopfen. Wenn sie sich in der langen Supermarktkassenschlange darüber auslassen, dass das 3jährige Kind einen Schnuller im Mund hat, bleckt man die Zähne und sagt: "Ich habe an etwas gelutscht bis ich zwölf war und tue das heute noch gerne. Gibt es an meinen Zähnen irgendetwas auszusetzen?" Es schweigt im Folgenden nicht nur die ältere Frau, sondern die gesamte lange Supermarktkassenschlage.
Wir haben ja häufig Übernachtungsbesuch und sind mit Bettzeug hervorragend ausgerüstet. Das ist gut. Ich langweile mich ungern. Das ist auch gut. Die kinderkotzebedingte Verstopfung der Waschmaschine ließ sich kurz vor Mitternacht problemlos beheben. Es ist also wirklich alles gut.
Man lernt ja auch. Nach dem vierten oder fünften Schwall erkennt man die Zeichen. Erst vermehrtes Wälzen und Treten im Schlaf. Dann ein Schmatzen. Dann, plötzlich, ein herzhaftes Gähnen, unmittelbar gefolgt von dem unbeschreiblich gluckernd-würgenden Geräusch aus den Tiefen des Verdauungstraktes. Man spürt das Gefühl süß-sauer zusammenlaufenden Speichels beinah selbst im Mund, zerrt das Kind in die Vertikale und hält rechtzeitig Schüssel oder Handtuch vor das Kindergesicht.
Gut ist auch, dass ich dem Kind offenbar einen leidenschaftslosen Umgang mit solchen Unpässlichkeiten anerziehen konnte. Was stört wird rausgewürgt, danach ist es besser, kein Grund für Theater.
Die in einem der ganz wenigen unbetreuten Momente im Vorbeigehen vollgereiherte Spielzeugkiste ganz lapidar mit "ich musste noch mal spucken, macht ja nix" abzutun ist dann allerdings, hm. Und auch den Korb mit der frischen Wäsche hätte ich aus dem Weg räumen sollen.
Naja, dafür bin ich jetzt geduscht.
Dass es das Zeug gibt, heißt nicht, dass man das überall reinpacken muss. So!
Speziell für die Frau Midori hier ein kurzer Abriss.
Man braucht für 2 sehr hungrige Personen oder 3 Normalesser zwei Pfannen und einen großen Topf und die folgenden Zutaten in Reihenfolge der Verwendung:
1 Zwiebel
1 bisschen Öl
Mangold (ein dickes Büschel)
1 bisschen Gemüsebrühe
1 Knoblauchzehe
braune Champignons (hm - 2 Hand voll?)
noch 1 bisschen Öl
Lachs (je nach Hunger)
Nudeln (je nach Hunger)
getrocknete Tomane (hm - 5?)
Pfeffer, Salz, Muskatnuss
1 bisschen Sahne (hm - 3 Eßlöffel?)
Pfanne 1: Zwiebel gehackt in Öl anbraten. Derweil (lustiges Wort) Mangold "filetieren" (also wie immer, halt - das Weiße vom Grünen abschneiden), das Weiße in Streifen schneiden und zur Zwiebel kippen. Kurz anbraten, dann ein bisschen Gemüsebrühe dazu, Deckel drauf und ein bisschen dünsten. Nämlich genau so lang, bis die Knoblauchzehe gehackt und die Pilze gewaschen und in Scheiben sind. Dann das alles dazu. Wieder Deckel drauf und nun zum:
Topf: Nudeln kochen. Und währenddessen zu:
Pfanne 2: Öl erhitzen, Lachs würfeln und in die Pfanne werfen. Braten. Ab und zu wenden. Mit Pfeffer und Salz würzen. Und zwischendurch zurück zu:
Pfanne 1: erstmal schauen: wenn das sehr suppig aussieht vom Pilzsud, Deckel ab und wegkochen lassen, das soll nur feucht sein und nicht schwimmen. Getrocknete Tomaten in Streifen schneiden und in die Pfanne rühren. Das Grüne vom Mangold in grobe Streifen und obendrauf werfen. Zusammenfallen lassen. Mit Pfeffer, Salz, Muskatnuss würzen und ein bisschen Sahne drüber (nur so dass es glänzt, nicht schwimmt!), nochmal unterheben, fertig.
Nudeln aufn Teller, Mangold drüber, obendrauf der Lachs.
Bei der Zubereitung von Schweineschnitzeln:
Mademoiselle N., 3 Jahre, auf ein Poster in der Küche zeigend, auf dem Beavis abgebildet ist: Lebt der?
Frau N: Nö, das ist doch nur ein Bild.
Mlle: Aber das ist ein Mensch.
Frau N: Nee, den gibt es in echt nicht. Nur als Bild oder als Puppe. Nicht aus Fleisch und Blut, wie Menschen.
Mlle: Bin ich auch aus Fleisch und Blut?
Frau N: Ja.
Mlle: Bist Du auch aus Fleisch und Blut?
Frau N: Ja.
(Die Fragen, ob Papa, Oma, Opa, sämtliche Kindergartenfreunde und Nachbarn ebenfalls aus Fleisch und Blut sind werden ebenfalls bejaht.)
Mlle: Ist der Löwe im Zoo auch aus Fleisch und Blut?
Frau N: Ja - der ist aber ein Tier.
Mlle: Warum ist der kein Mensch?
Frau N: Weil - ähm, der kann ja nicht sprechen.
Mlle: Wie die A.? (Kindergartenfreundin, mangelhafte deutsche Sprachkenntnisse)
Frau N: Nee, nee, die A. spricht doch nur eine andere Sprache, die kann doch sprechen.
Mlle: Wie der S.? Ist der ein Tier? (Kindergartenfreund, Integrativkind, sprachbehindert)
Frau N: Himmel, nein! Der S. kann nur so nicht sprechen, ist halt nicht jeder gleich.
Mlle: Warum ist denn der Löwe kein Mensch?
Frau N: (schwitzend) der hat doch Fell und sieht ganz anders aus!
Mlle.: Ahja. (kurze Bedenkzeit) - Mama, ist das Fleisch da in der Pfanne so Fleisch wie in uns drin?
Frau N: Ja, schon, aber das ist kein Menschenfleisch. Das ist vom Schwein.
Mlle.: Das sieht gar nicht aus wie ein Schwein.
Frau N: Das ist ja kein ganzes Schwein, das wäre ja viel zu groß, das ist nur ein Stück.
Mlle: Wo ist denn der Rest vom Schwein?
Frau N: Beim Metzger oder bei wem anders in der Pfanne oder so.
Mlle: Ist das tot?
Frau N (entschlossen): Jepp!
Mlle (nach kurzer Überlegung): Ja, weil wenn das nicht tot wäre, dann würde das ja immer wegrennen, wenn wir es essen wollen, gell?
Frau N (erleichtert): Genau!
Mlle: Wer hat das denn tot gemacht?
Frau N: Der Metzger.
Mlle: Darf man das denn tot machen?
Frau N (stark schwitzend): Ähm, der Metzger darf das...
Mlle: Wie macht man denn ein Schwein tot?
Frau N: Öh - weiß ich gar nicht...
Mlle: Dann müssen wir das mal im Internet nachschauen, gell?
(...)
Das mit der Hand geschah im Bus. Da waren wir flott eingestiegen gleich zu Beginn der Tageshälfte, die ich als ökologisch korrekte Übermutter verbringe, haben uns die Klappsitze gleich neben der Kinderwagenabstellbucht gesichert und sprachen über weiß-nicht-mehr-was-aber-sicher-pädagogisch-höchst-wertvolles, als der Busfahrer mal gerade, wohlbegründet, so richtig in die Eisen ging. Das war ein bisschen wir Karneval denn im Bus purzelte alles herum wie Kamelle und Konfetti zugleich, nicht, dass ich das so richtig mitbekommen hätte aber es war sehr bunt und sehr laut und trotz Schwerkraft flog ich vom Klappsitz, rutschte auf Knien einmal quer durch den Bus gen Osten (wirklich!), nur der eine Finger musste sich unbedingt an so einer Haltestange verkanten. Schlechtes Timing, hätte der sich ein paar Sekunden vorher verkantet, wäre das alles nicht passiert!
Das Kind fand ich eine halbe Buslänge vorn unter einer Sitzbank wieder, es machte auch durch reichlich Geschrei auf sich aufmerksam, also alles kein Problem. Sogar sehr gut gelöst, mit unter dem Sitz, denn da wo das Kind vorher war, war nun ein Rollstuhl mit einem mißgelaunten Senioren drunter und zwischen Rollstuhl und Buswand der Kinderbuggy, allerdings nun schrottreif. Die gesamte Szenerie war erheiternderweise mit Rosenblüten übersät. Als das alles und die übrigen gepurzelten Passagiere aus dem Weg geräumt waren, saß ich schon längst wieder souverän neben Mademoiselle auf dem Klappsitz und rieb mir die Knie, die doch etwas heiß geworden waren, Nylon auf Bus-PVC, autsch. Aber - und das ist ja das Wesentliche: keine Laufmasche!
Meine Tasche riecht unerklärlicherweise nach Pizza. Naja, unerklärlicherweise - wer weiß schon, worin ich die heute morgen in der Bahn abgestellt habe. Ich könnte mir heute Abend Pizza bestellen. Natürlich mit Pilzen (frisch!), Zwiebeln, Ananas, Pepperoni und Knoblauch. Kochen wird bei dem Programm heute sowieso nicht drin sein, und als Strohwitwe allein auf der Couch einen Rohkost- (ich hab jetzt dreimal hintereinander statt "Rohkost" "Rotwein" geschrieben, das kann doch nicht wahr sein...) Abend, ach, naja. Frage mich nur, ob man als Frau-allein-zu-Haus qua Situation (moralisch?) verpflichtet wäre, mit dem Lieferanten zu flirten. Sich am Ende vorher noch zurechtzumachen statt den wohlverdienten Schluffilook mit wirrem Haar zu kultivieren. Vermutlich nicht. Aber wieso gibt es eigentlich so gut wie keine Lieferantinnen? Das wäre vielleicht noch eine Marktlücke. Lieferdienst für Frauen. Die könnten dann statt der Flasche Billigwein eine Gurkenmaske mit auf die Pizza legen. Da würden dann bestimmt lauter Herren mit verstellter Stimme anrufen. Nicht wegen der Gurkenmaske.
Mademoiselle N. heute morgen beim Kuscheln:
"Mama, Deine Haut ist so glatt wie eine Eisbahn!"
Hach... ;-)
Im Eingangsbereich des Kindergartens - Frau N. möchte gerade die Sachen des Kindes verstauen.
Mademoiselle: "Mama, nicht machen, der A. hängt jetzt immer die Tasche für mich auf."
Frau N: (fragender Blick an kleinen Jungen daneben)
Junge: (nickt, nimmt die Kindergartentasche und hängt sie an einen Haken)
Mademoiselle: (lächelt - dann ein kritischer Blick.) "Danke. Aber eigentlich möchte ich die Tasche lieber am ersten Haken hängen haben. Morgen machst Du das dann richtig."
Mannmannmann. Was für eine Zicke!!