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    Mittwoch, 11. Juli 2012
    Blogging November - 253

    Da ich den Friseurbesuch spontan auf gestern vorverlegt hatte, bin ich nun in der glücklichen Lage, der Leserschaft ein Update zur Lage der Nation angedeihen zu lassen.

    Auch heute läuft alles wie am Schnürchen, sieht man von kleineren Ausfällen ab. Z.B. trug ich auf dem Weg durch die Betreuung einen Arm voll mit Mademoiselles Kleidungsstücken mit dem Ziel, diese im Kofferraum des Leihwagens zu verstauen. Ich verlor ein paar grüne, schmutzige Socken an der Garderobe, ein rosa Bolerojäckchen im Garten, ein lila T-Shirt im Bastelzimmer und als ich schließlich mit der verbleibenden Glitzerjeans vor dem Wagen stand, wusste ich nicht, wo der Autoschlüssel ist. Aber wen wundert das, ich habe mittlerweile sogar großes Verständnis für Leute, die das Baby im Bus oder die Omma an der Autobahnraststätte vergessen und selbst David Cameron hat ja neulich seine Tochter versehentlich im Pub zurückgelassen, verständlich, der Mann hat sicher fast so viel um die Ohren wie ich. Ich denke auch, mein kurzer Ausfall lag nur daran, dass ich nebenher mit Herrn N. telefoniert und diesem Instruktionen zur Eilstornierung einer Internetbestellung gegeben hatte - Mademoiselles (aka Hermine Grangers) Zauberstäbe waren nämlich letzte Woche in der Betreuung entwendet worden und wurden von den weichherzigen Eltern nachbestellt, sind aber heute nach Verhör eines designierten Kackbratzenkindes in einen Vorhangzipfel gewickelt hinter der Heizung wieder aufgefunden worden. Ich hab dieses Kind noch nie gemocht.

    Ansonsten gibt es nur drei Dinge zum Nachdenken:

    Erstens, die Technikerin hat mir zwei Ratgeber zur Kaninchenzucht mitgebracht und dabei absolut schadenfroh geguckt.

    Zweitens, warum eine Ferienbetreuung eine Abschiedsfeier mit gewünschter Elternbeteiligung in die Betreuungszeit (am frühen Nachmittag) legt - gut, das kann man noch verstehen, das liegt daran, dass es während der Arbeitszeit abgewickelt werden soll. Aber warum schaut man als Betreuer (m/w) dann pikiert/enttäuscht, wenn 14 von 15 Eltern mit "leider nein" antworten und Nr. 15 - ich - mit "vielleicht"? Man fragt sich, welchem der denkbaren Mythen die Betreuung aufsitzt: a) dass die Eltern, die ihre Kinder zur Ferienbetreuung bringen, derweil meist Privatfreizeit haben, b) dass die gesamtdeutsche Arbeitnehmerschaft freitags um Mittag die Arbeit niederlegt oder c) dass man am Tag vor Betreuungsende, also Urlaubsbeginn, sowieso nicht mehr viel zu tun hat und dann einfach früher abhaut? Viel Zeit, sich darüber zu wundern, ist aber zum Glück nicht, zumal gleich mit der Einladung die Aufforderung, Kuchen mitzubringen erging, natürlich unter Beachtung der "Selbstgemachtes Only!" Policy der Einrichtung. Mein hysterisches Lachen schallte mehrere Straßenzüge weit.

    Drittens ist Suff-Andy nicht mehr da. Suff-Andy ist ein Mann um die Mitte 30 mit hässlicher Jeans, Dreitagebart und Alkoholproblem, der den Kiosk neben unserem Haus frequentiert. Sowohl Physis wie auch Psyche wären mir egal, würde Suff-Andy nicht unverhältnismäßig stark zu Erbrechen von gleichermaßen Mageninhalt wie Worten neigen. Das stört mich ganz persönlich und zusätzlich stört es mich, Mademoiselle immer zu ermahnen, nicht in die Kotzepfützen zu treten und Besucher vorzuwarnen, sich nicht in ein Gespräch verwickeln zu lassen, weshalb ich mir am Montag die Freiheit genommen habe, Suff-Andy einen Platzverweis zu erteilen und hilfsweise gleich noch im Kiosk (rhetorisch) nachgefragt habe, ob man wohl über eine Schankerlaubnis verfüge. Man wusste nicht, was eine Schankerlaubnis ist, also hat man wohl keine, egal, Suff-Andy blieb Montagabend weg und auch Dienstag war von ihm keine Spur. Heute ist ihm unsere Absprache wohl kurzfristig entfallen, aber als ich vor wenigen Minuten heimkehrte, half ich ihm mit der neulich von Frau Herzbruch in ähnlichem Zusammenhang in derselben Straße erfolgreich verwendeten "I'm watching you"-Geste auf die Sprünge und er trollte sich um die Ecke. Das läuft.

    Soviel zum Stand der Dinge. Bleiben Sie dran um zu erfahren, ob ich tatsächlich am Donnerstag noch einen Kuchen backen werde (bestimmt), an diesem Elterndingenskirchen am Freitag teilnehme (vermutlich, wenn der Oberchef nicht austickt) und ob Suff-Andy die Zeit meiner Abwesenheit nutzen wird, um sich wieder am Kiosk nebenan einzuzecken (100 pro).

    [Bonusfrage: Haben Sie noch den Überblick, wo Mademoiselles Fahrrad gerade steht?!]




    Heute vor zig Jahren:
    Pes Eltern sind auf dem Dorf. Wir treffen uns bei ihr und essen Pommes.

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