Unter den vielen völlig verrückten Vorfällen im Büro stach heute einer ganz besonders heraus:
Irgendwer stellt später am Abend einer Kollegin leere, benutzte Kaffeetassen auf den Schreibtisch. An sich schon kein schöner Zug, mysteriös wird es aber, da diese Kollegin einen eigenen Raum hat, in dem es für andere keinen Grund zu sitzen gibt - für den gelegentlich kurzen Aufenthalt (was aus dem Drucker holen oder was ablegen) schon. Aber da hat man doch höchstens ganz selten mal zufällig einen Kaffee dabei, den man höchstens ein einziges Mal unachtsam abstellt und dann vergisst?
So ist es aber nicht, es steht dort ziemlich regelmäßig morgens eine benutzte Tasse und als die Kollegin neulich eine Woche nicht da war, sammelten sich mehrere an.
Ich bin ganz perplex und über die Vorgehensweise noch unschlüssig. DNA Proben nehmen? Kamera installieren oder jemanden nachts zur Beobachtung des Raumes im Schrank verstecken? Genau herausfinden, wer seine Getränke wie zubereitet (die Zielperson trinkt Kaffee aus Gläsern, es sind Milchspuren sichtbar, außerdem trinkt sie manchmal Pfefferminztee)? Mail an alle schreiben mit "Achtung, eine*r von uns ist offensichtlich jetzt komplett durchgedreht, bitte halten Sie alle die Augen auf!"?
Wir haben uns geeinigt, dass sie jetzt zunächst einmal abschließt, wenn sie abends geht. Ist doof für diejenigen, die in dem Raum eben kurz was ablegen oder holen wollten, die müssen dann nämlich erstmal aufsperren. Aber ich hoffe, dass es der Kaffeetassenperson zu blöd ist, extra eine Tür aufzuschließen, um ihre Tasse abzustellen, wenn doch sowieso ein paar Meter weiter die Küche mit Spülmaschine ist.
Für den Fall, dass nicht, können Sie mir weitere Eskalationsmöglichkeiten gerne hier hinterlassen!
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Begegnungsnotizen:
Haushaltsmitglieder
K (10 Minuten, FFP2 Maske)
Supermarkt
Ein weiterer toller Trick ist es, den Tag mit schönen Sachen zu befüllen, einfach weil die blöden dann nicht so viel Platz darin finden. Schließlich gibt es ja nur 24 Stunden.
Ich habe heute einen Adventskranz gekauft, der sehr, sehr schön ist, bin aber zu faul, ein Foto zu machen, stellen Sie ihn sich einfach vor: ziemlich groß, verschiedene grüne Nadelzweige, außen dran auch ein paar grünbraune Blätter, darauf grüne Kerzen, die ungefähr so dick wie hoch sind und ganz grün, also nicht außen grün innen weiß sondern so durchmeliert. Dazu silber angesprühte Tannenzapfen, Perlen, Glitzer. Bin höchst zufrieden.
Später am Tag habe ich dann mein Geburtstagsessen vorbestellt, es wird Gans geben (Brust und Keule) mit Rotkraut, Klößen und doppelt Maronen.
Abends war es auch lustig, ich habe Quatsch mit Frau Herzbruch gemacht, zapp, wieder zwei Stunden rum.
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Begegnungsnotizen:
Haushaltsmitglieder
C, ca. 10 Minuten, viel Abstand, sie Stoffmaske, ich FFP2
Meeting mit M und Externem, 1 Stunde, großer Meetingraum, alle FFP2-Maske
Supermarkt
Nachbarin draußen im Hof, 15 Minuten, Abstand aber keine Maske
Ich bin fest der Überzeugung, dass Stillstand immer schlecht ist, besonders schlecht ist aber das Verharren in unangenehmer Gemütsverfassung. Mein Verfahren ist in solchen Fällen, zu rennen. Wegzurennen oder herumzurennen, egal, physisch oder psychisch, auch egal, das löst zwar natürlich die Situation nicht auf, aber zumindest während des Rennens bin ich raus, anderweitig beschäftigt, stehe für Schwermut nicht zur Verfügung.
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Begegnungsnotizen:
Haushaltsmitglieder
N und C, 10 Minuten mit Abstand, ich FFP2
K, 10 Minuten mit Abstand, ich FFP2, K Stoff
M, 5 Minuten mit Abstand, ich FFP2, M Stoff
J, 5 Minuten mit Abstand, ich FFP2, J Stoff
Dienstleistertermin, draußen, 15 Minuten mit Abstand, ich FFP2, er Stoff
Das war eine Woche wie aus der Welt gefallen. Hoffe, die nächste wird besser, ich habe mich sogar getraut, ein paar Pläne zu machen.
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Begegnungsnotizen:
Nur Haushaltsmitglieder
Was mir total entglitten ist: eigentlich wollte ich ja aussortieren aber statt dessen wird alles immer mehr. Neulich stellte ich schon fest, dass ich plötzlich 14 Jeans besitze, das geschah noch aus relativ gutem Grund und dass im Schlafzimmer neben dem Bett 5 Schuhkartons mit neuen Schuhen stehen (auch aus gutem Grund) aber heute wurde es diffizil, als wegen einer Abwasssersituation zwei Küchenschränke ausräumte und da war einfach ganz, ganz, ganz viel.
Nichts Abgelaufenes und nichts, das wir nicht essen, immerhin. Das hätte mich auch gewundert, denn irgendwann im März hatte ich eine kurze Sortier- und Bestandsaufnahme gemacht. Aber es hat sich angesammelt, so, als ob ich jedes Mal, wenn ich z.B. eine Dose Tomaten verwendet habe, dann auch gleich "Dose Tomaten" auf den Einkaufszettel geschrieben hätte aber dann nicht eine, sondern gleich zwei oder drei gekauft hätte. Exponentielles Wachstum! Wir wissen heutzutage alle, was das bedeutet!
Dieses Problem bezieht sich, unter anderem, auf Dosentomaten, Tomatenmark, Kokosmilch, Senf, Ketchup, Apfelkompott, Marmeladen, Haferflocken, Currypasten, gemahlene Mandeln und Vanillpuddingpulver - letzteres bin ich wirklich nicht schuld, denn das gibt es ja nur im Dreierpack und woher soll ich Tage später noch wissen, ob ich Packung 1, 2 oder 3 aus dem Dreierpack aufgebraucht habe? Den Schuh für Vanillepulver ziehe ich mir also nicht an.
Losgeworden bin ich in den letzten Tagen aber ein Sofa und eine Nestschaukel. Vom Volumen gleicht sich das etwa aus.
Trotzdem: hier wird jetzt einfach nichts mehr gekauft.
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Begegnungsnotizen:
Haushaltsmitglieder
Supermarkt (FFP2)
Denke, es ist langsam an der Zeit, die Post-Corona-Liste zu beginnen, also: die Liste der Sachen, die dann ich dann unbedingt machen will, weil ich sie gerade sehr vermisse.
Erste zwei Einträge:
- Karaoke
- im indischen Restaurant (innendrin!) essen, den Duft der Gewürze überall um mich herum und dieses warme, nach Zitrone duftende feuchte Tuch zum reinigen der Hände gereicht bekommen
- in großer Runde in/vor einer Kneipe sitzen, also so groß, dass das Zuhören anstrengend wird, weil alles durcheinander geht, und Bier trinken
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Begegnungsnotizen
Haushaltsmitglieder
Praxis der Hausärztin (FFP2-Maske)
Als Gruß aus der Küche, Appetithäppchen für meinen derzeitigen State of Mind, möchte ich Ihnen die Information anreichen, dass mir heute Nachmittag die PIN zu meinem Handy nicht mehr einfiel. Für beide SIM-Karten nicht.
Ich hatte das Handy zuvor wegen eines auf keinen Fall durch irgendein Geräusch zu unterbrechenden beruflichen Telefonats für 15 Minuten komplett ausgeschaltet und in diesen 15 Minuten war ich zum ersten Mal seit September entspannt. Soll doch die Welt ihren Scheiß allein machen, ich bin raus.
Als ich nach 15 Minuten mittelmäßig bereit war, zurückzukehren, machte mein Gehirn einfach nicht mit. Nummern gelöscht, einfach nicht mehr da. Was es alles gibt!
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Begegnungsnotizen:
Haushaltsmitglieder
Optikerin (OP-Maske)
Und ich dachte wirklich, es läge an Professor Drosten!
Sie müssen wissen, dass ich seit dem 13. März - ja, ich war nicht von Anfang an dabei - jeden Abend mit Professor Drosten einschlafe. Das ist kein Grund für Neid, denn ich bekomme nur sehr wenig davon mit, genau gesagt höre ich das "Hallo". Das "Hallo" klingt so normal, dass ich mir sofort denke "Ach, alles okay, Professor Drosten regelt die Pandemie, ich kann schlafen".
Tatsächlich hatte ich angefangen, den Podcast zu hören, um mich zu informieren. Nur kann ich ja keine Podcasts hören, genauso, wie ich nicht wirklich Fernsehen kann, ich schlafe dann einfach ein. Außer, ich tue etwas anderes nebenher, aber dann achte ich auch nicht mehr auf die Handlung, dabei ist also nichts gewonnen. Den Drosten-Podcast wollte ich aber wirklich unbedingt hören, wegen der Information, hatte tagsüber aber einfach keine Zeit, wegen der Pandemie, also probierte ich es abends im Bett. Natürlich erfolglos. Wenn die Woche um war, die neue Folge vom Podcast kam, gab ich jeweils auf und las die vorhergehende Folge als Skript nach. Dann Versuch mit der nächsten Folge. "Hallo" - (Schnarchgeräusch).
Irgendwann war Sommerpause.
Nach der Sommerpause, ab September, hatte ich gar nicht mehr so sehr das Bedürfnis, mich über die Pandemie zu informieren. Alles wird irgendwann langweilig. Natürlich musste ich mich aber weiter informieren, auch aus beruflichen Gründen. Ich kann Ihnen die jeweiligen Einreise- und Quarantänebestimmungen jederzeit, auch, wenn Sie mich irgendwann in der Nacht aus meinem Professor-Drosten-induzierten Schlaf reißen, ohne die Augen zu öffnen herunterbeten - und das sicher nicht aus ganz persönlicher Faszination.
Zusätzlich trat ich aber Anfang September in eine glücklicherweise höchst selten auftretende Phase in meinem Leben ein, in der ich nicht so richtig gut ein- und durchschlafen kann. Weil ich mich zum einen (ein bisschen) um M sorgte und zum anderen (sehr viel) um Mama N. Ich erinnerte mich daher an die anästhetische Wirkung des "Hallo" und schlief einfach jedes Mal wieder mit Professor Drosten ein, startete ihn auch manchmal noch mehrfach pro Nacht, zu 100 % mit der erwarteten und mittlerweile erhofften Wirkung: "Hallo" - (Schnarchgeräusch)
So ging es nun gut zwei Monate und in dieser Zeit kam auch ein neues Gerät in den Haushalt, nämlich: eine Uhr. Also so ungefähr. Ich befand, dass ich eine Uhr benötige, schaute mich danach um und fand alle Uhren komplett hässlich und deutlich überteuert, ich war ja gar nicht sicher, ob ich sie wirklich tragen würde, was macht man schon mit so einer Uhr, erinnerte mich dann aber, dass ich präpandemisch ein Fitness-Armand hatte, das auch die Uhrzeit anzeigte. Das hatte ich im April irgendwann abgelegt, weil ich es zu frustrierend fand, zwischen Home Office und möglichst nicht rausgehen am Abend irgendwas im Bereich von 2500 Schritten auf dem Ding vorzufinden. Das Band suchte ich jetzt wieder heraus, wollte es aufladen aber riss dabei den USB-Anschluss aus dem Band und das Band irgendwie halb durch. Ich bin unsicher, wie es dazu kam, vielleicht hatte ich etwas viel angestaute Energie aber man sollte doch meinen, Fitness-Bänder halten sowas aus.
Wie auch immer, ich kaufte einfach ein billiges Fitness-Armband, das genauso hässlich aussieht, wie eine Armbanduhr aber immerhin kann man sich das Zifferblatt aussuchen, ich bin also zu 80 % zufrieden. Zusätzlich, wir kommen jetzt wieder zum eigentlichen Thema zurück, ganz gleich sind wir schon da, misst das Armband auch den Schlaf. Und es beschwert sich seit Anschaffung über meine "Tiefschlafkontinuität", diese sei zu niedrig, ich solle weniger Alkohol trinken.
In der letzten Woche machte ich nun eine Entdeckung: ich ging nämlich an den meisten Tagen ohne Professor Drosten schlafen, weil ich das Handy nicht mehr standardmäßig nachts neben mir hatte, M ist ja wieder da und Mama N nicht mehr in Lebensgefahr. Ich lag also abends im Bett, dachte "ach ich schalte mal das Hallo ein", das Handy war aber irgendwo in der Wohnung und ich zu faul, nochmal aufzustehen. Also sagte ich selbst "Hallo" und schlief dann ein. Und? Und?? Am nächsten Morgen lobte mich das Armband jeweils für meine tolle Tiefschlafkontinuität!
Das berichtete ich heute Morgen empört im virtuellen Büro: "Professor Drosten torpediert meinen Schlaf!" Beim Erzählen der Sachlage wurde mir natürlich auch klar, dass der jetzt bessere Schlaf eher damit zu tun hat, dass ich mich ganz bewusst nachts nicht mehr in Alarmbereitschaft halte, da schläft man dann eben auch tiefer. Das Weglegen des Handys und Verzicht auf den Podcast ist nur ein Symbol dafür, nicht die Ursache.
Um die Familie und den eigenen Schlaf muss man sich selbst kümmern, Professor Drosten regelt eben doch nur die Pandemie.
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Begegnungsnotizen:
Herr N und M (Haushalt)
Praxis der Hausärztin, Apotheke, Supermarkt, Optiker (alles mit FFP2)
Meine schlechte Laune wird mittlerweile zum Running Gag, erreichte aber tatsächlich heute Morgen den vermuteten absoluten Tiefpunkt jemals, denn ich erwachte mit einer Erkältung. Das mit dem vermuteten absoluten Tiefpunkt erwies sich später noch als falsch, die Erkältung war aber jedenfalls so, dass man sie nicht nur spürte sondern auch hörte, betroffen waren - und ich sage bewusst waren! - Nase, Ohren und Hals.
Das war morgens um 5, ich meldete mich im Büro erst einmal ab und ging wieder ins Bett, um diese Angelegenheit wegzuschlafen. So ganz gelang es nicht, ich hatte aber schon den Eindruck, ein halber Tag oder maximal ein ganzer könnten den Unbill beseitigen, dann kam mir aber etwas dazwischen, und zwar zählte mir Frau @Cucinacasalinga in einem ernsten Videogespräch die fünf Apokalyptischen Reiter wider jeglichen Spaß auf, namentlich: Führungsstil, Akzeptanz, Toleranz, Ethik und Gewissen. Jaja, kleiner machen wir es nicht.
Ich habe ja im Büro die Regel erschaffen, dass alle Personen mit irgendwie gearteten Erkältungssymptomen sich auf alle Fälle weit entfernt halten sollen und ärztlichen Rat einholen, wann und nach welchen Maßnahmen sie zurückkehren. Natürlich nicht geplant hatte ich, Opfer meiner eigenen Anweisungen zu werden.
Aber so geschah es. Ich rief in der Arztpraxis an, um zu erfahren, dass meine Ärztin wohl schon seit zwei Jahren gar nicht mehr praktiziert, nunja, wie die Zeit vergeht, es handelt sich aber um eine Gemeinschaftspraxis mehrerer Mediziner*innen und mir wurde gesagt, ich stünde nun "auf der Liste". Um was für eine Liste es sich handeln würde, fragte ich noch, und die Dame am Telefon lachte und sagte "Die Rückrufliste natürlich!"
Natürlich, sehr schön, innerhalb einer halben Stunde rief dann auch eine Ärztin an. Sie fragte meine genauen Symptome und Zeitpunkt ihres Auftretens ab, dann, ob ich Personen begegnet wäre, von denen ich wüsste, dass sie sich zwischenzeitlich mit dem Coronavirus infiziert hätten oder ob ich Risikobegegnungen in der Corona-WarnApp hätte, ob ich in den letzten 8 Tagen in Situationen gewesen wäre, bei denen ich ein hohes Infektionsrisiko vermute und zuletzt, als ich all das verneint hatte, ob ich das Gefühl hätte, ärztliche Behandlung oder weitergehende Beratung dazu oder sonstige Hilfe zu benötigen. Auch das nicht.
Die Ärztin sagte, sie hielte eine Corona-Infektion für unwahrscheinlich, ich soll aber bitte - das sei derzeit Standard - 5 Tage tendenziell zu Hause bleiben, wobei ich schon einkaufen und spazieren könne. Sie ginge davon aus, dass die Symptome bis Freitag abklingen, sollte das nicht der Fall sein oder Fieber, Husten oder eine sonstige Verschlechterung eintreten, solle ich mich bitte wieder telefonisch melden, damit wir uns nochmal besprechen und ggf. einen Abstrichtermin vereinbaren können.
Ich fühlte mich hervorragend beraten, verbrachte den Tag im verhassten Home Office und fühlte mich gegen Abend komplett genesen, bekam folglich sofort nochmal richtig schlechte Laune, weil: all das für nix!
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Begegnungsnotizen:
Das Anwesen nicht verlassen, also nur Haushaltsmitglieder