"Heute kommt der zweite Teil der Atmung - letze Woche haben wir ja schon einige Frequenzspielchen gemacht", sagte der Schwimmlehrer. Zu einem eventuellen zweiten Teil mit Entchen sagte er nichts, das nehme ich gleich vorweg, um Ihnen eine eventuelle spätere tiefe Enttäuschung zu ersparen. Es soll ja Leute geben, die an den Entchen hängen.
Es ging dieses Mal darum, den Kopf beim Atmen genau richtig zu drehen. Auch dazu hatte der Kraulschwimmlehrer ein eingängiges Bild parat: der Terminator! Wir standen im Wasser und drehten den Kopf wie der Terminator. Irgendwie ausdruckslos, irgendwie nur so wie zwei Zylinder, die sich gegeneinander drehen, ganz gerade auf einer Achse, keine Neigung. Exakt so soll der Kopf im Wasser gedreht werden. Keine Neigung, kein lautlos wieherndes Luftschnappen Richtung Schwimmhallendecke. Nur eine Terminator-Drehung - der Rest kommt durch die Schulterrotation. Das übten wir ein bisschen, es ging ziemlich gut.
Im nächsten Schritt ging es darum, sämtliches Drehen (also des Kopfes und der Schulter) so weit wie möglich zu minimieren. Je weniger Drehen, desto stabiler die Wasserlage, desto effizienter der Schwimmstil. Es böte sich an, sagte der Schwimmlehrer, auch mit dem Mund zu arbeiten. Den Mund also zu verziehen in eine Richtung, so dass sich an der Seite, die bei den Minimal-Terminator-und Schulter-Drehungen aus dem Wasser kommt, eine Saugöffnung bildet. Stellen Sie sich Billy Idol vor, auch wenn der Schwimmlehrer das nicht sagte - ich bin überzeugt, das lag nur daran, dass der Schwimmlehrer zu jung ist, um Billy Idol zu kennen.
Wir schwammen eine Bahn, ich sog dreimal mit Terminator-Hals durch die Billy-Idol-Fratze eine volle Ladung Chlorwasser ein. "Ich empfehle, trotz Minimaldrehung den Kopf zum Atmen nicht komplett unter Wasser zu lassen", sagte der Kraulschwimmlehrer. Ungewohnt süffisant.
"Machen wir auch eine Exkursion? Wir wollen eine Exkursion machen, ich habe die anderen schon gefragt!", sagte Hanni oder Nanni, vielleicht Hanni. Der Schwimmlehrer war genauso überrascht wie die Kraulschwimmpartnerin und ich angesichts eines Ausflugs in ein Museum oder so im Badeanzug. Aber es war ein Exkurs gemeint. Wie im Donnerstagskurs. Nämlich zum Delfinschwimmen. "Ah, wie im Donnerstagskurs, ja, da haben wir das mal ausprobiert. Da braucht man viel Kraft." Der Kraulschwimmlehrer schien zögerlich. Andererseits war aber Delfin seine eigentliche Wettkampfdisziplin. So aus der Hüfte, er führte es kurz auf dem Trockenen vor. Ja, wir werden es ausprobieren. Demnächst. Luigi seufzte und ächzte vorsorglich schon einmal. Delfin, boah, puh, poah, phhhhhh!
Aber nun sollte erst einmal die Spinne kommen. Die Spinne ist die Hand, während Sie von der maximalen Streckung unter Wasser am Oberschenkel wieder zurückgeführt wird (also: zur Haifischflosse und dann in die Streckung gerade vor dem Kopf). Der Rückweg sozusagen. Um die richtige Handentspannung und Entfernung der Hand von der Wasseroberfläche auszuloten, sollte die Hand sich wie eine Spinne von der Achsel nach vorn übers Wasser bewegen. Krabbelnd. Die Finger als Beine. Nur 4 Beine, fiel dem Kraulschwimmlehrer auf. Also eigentlich eine halbe Spinne. Außer, dass wir ja zwei Hände haben - an dieser Stelle verlor er etwas den Faden und wir schwammen einfach los. Terminator-Hals, Billy-Idol-Mund, Halbspinne.
Und dann kamen, wie gesagt, keine Entchen, aber: Flossen. Flossen sind am zweitbesten nach Entchen, finde ich. Ich trage Flossengröße 38/39. Alles bisher gelernte wurde mit Flossen repitiert, es klappte quasi hervorragend, mit Flossen bin ich nämlich so schnell, dass ich die ganze Bahn überhaupt nicht atmen muss.
Flossen, ich liebe sie! Das mentale Bild von meinem safe place bei den Quietscheenten auf dem Atlantik wird noch durch blaue Gummiflossen an meinen Füßen erweitert. Hundert Jahre könnte ich mit Flossen Kraulschwimmen. Aber leider war die Stunde dann um.
Klar haben wir letzte Nacht auch den Mond angeschaut - wer sein Kind mutterseelenallein auf dem Schulhof die Sonnenfinsternis beobachten lässt, kann ja dann bei der Mondfinsternis schlecht einen Rückzieher machen.
Mein Wecker stand auf 4:30 Uhr, das hielt ich für die optimale Zeit, denn zum einen lag sie innerhalb der maximalen Verdunklung, zweitens sind dann 4,5 Stunden schlaf schonmal erledigt (unter 4 bin ich schlichtweg nicht funktionsfähig, zwischen 4 und 5 geht es schlecht, aber es geht, ab 5 Stunden schaffe ich einen Tag ohne Ausfälle, normalerweise schlafe ich 6 Stunden und bin dauermüde, optimal wären 8,5 Stunden für mich, aber diese Realität steht leider nicht zur Verfügung) und drittens kann ich von 4:35 bis 6:00 Uhr nochmal fast 1,5 Stunden schlafen, das lohnt noch.
Ein komisches Geräusch aus dem Handy weckte mich also um 4:30 Uhr, ich benutze das Handy sonst nicht als Wecker, traute mir aber nicht zu, den normalen Wecker mitten in der Nacht korrekt umzustellen, also irgendein Geräusch, ich taumelte zum Küchenfenster, ja, der Mond war zu sehen, ich taumelte ins Kinderzimmer, murmelte "Mond gucken" und zerrte am Kind, gemeinsam gingen wir auf den Balkon. Mondfinsternis, Blutmond, all das. "Schlafen", murmelte Mademoiselle, ich trug sie zurück ins Bett, kroch in meins, rüttelte an Herrn N und fragte "Mond sehen?", Herr N. artikulierte vehement "mhmh!", danach weiß ich bis zum nächsten Weckerklingeln um 6 Uhr nichts mehr.
Haben wir dann jetzt alle Himmelsereignisse erstmal durch?
Der Wortmischer hat mich mit einem Stöckchen beworfen, nunja, eigentlich seine gesamte Blogroll, aber es kommt mir gelegen, ich bin nämlich heute einfallslos, daher vielen Dank für die Rettung aus der Bredouille. Zu dem Stöckchen gehört auch eine Plakette, die ist aber rosa und passt hier nicht gut, außerdem finde ich Bilder ja immer anstrengend, ich lasse das mal aus.
Nun die Fragen:
1. – Münchener Oktoberfest? (Unbedingt! / Keinesfalls! / Was ist das?)
Bisher nicht.
2. – Haben Sie Ihren Volkswagen schon abgestoßen?
Ich mache ja Carsharing. Das eine Auto ist klein und rot, das andere groß und silber. Mehr weiß ich über die Fahrzeuge nicht.
3. – Erinnern Sie sich noch an das erste Musikstück, das Sie sich gekauft haben? (Vinyl, CD, Download?) Hören Sie sich das heute noch gerne an?
Ich erinnere mich leider nicht. Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher ob ich mir jemals Musik gekauft habe.
4. – Spielen Sie ein Musikinstrument? Trauen Sie sich damit vor Zuhörer?
Ja, diverse - richtig gelernt habe ich diverse Flöten, Klavier und Geige und ich kann etwas auf der Gitarre schrammeln, eigentlich wollte ich neulich gerne anfangen, Schlagzeug zu lernen, aber das ging sich zeitlich nicht aus, so nehme ich ab nächster Woche wohl Gesangsunterricht. Auf den Instrumenten bin ich recht eingerostet, man kommt ja zu nix, dennoch: vor Zuhörern kein Problem, also ich würde jetzt keine Konzerthalle mieten, aber Familie/Freunde kein Thema, ich habe auch schon in Fußgängerzonen gespielt (nicht Klavier).
5. – Im Preisausschreiben gewinnen Sie eine Penthauswohnung in Berlin, London, Paris, Prag oder Wien. Welche suchen Sie sich aus?
London.
6. – Bevor Sie den Löffel abgeben: Welches Ding müssen Sie vorher unbedingt noch gedreht haben?
Welches Ding, öh, ich habe nichts Spezielles vor, aber davon noch einiges.
7. – Halb acht Uhr abends. Sie kommen völlig gerädert (aus der Arbeit) nach Hause. Was passiert, sobald der Mantel an der Garderobe hängt und die Schuhe in der Ecke stehen?
Leider habe ich eine ausgeprägte Nach-Hause-Komm-Schwäche. Die gestaltet sich so, dass ich für ca. 1 Stunde nach Eintreffen nicht zur Ruhe komme und das sehr unangenehm finde, gerade, wenn ich bald schon wieder los muss. Vielleicht können wir das gemeinsam aufarbeiten.
Es ist so: wenn ich nach Hause komme, stehen meistens die Katzen im Flur, die begrüße ich ausgiebig, dann habe ich Einkäufe in der Tasche, die gekühlt werden müssen, räume also zunächst meine Tasche aus, stelle dabei fest, dass die Luft in der Wohnung abgestanden ist, öffne die Balkontür, sehe, dass dort Blumen gegossen werden müssen, ernte aber zunächst ein paar Äpfel, nehme Äpfel und Gießkanne mit in die Küche, lasse Wasser in die Gießkanne laufen, schneide eine Raupe aus einem Apfel, entsinne mich des Einkaufs, wische überlaufendes Wasser auf, sehe dabei, dass beim Ausleeren des Kaffeesatzes morgens etwas gekrümelt hat, wische den Mülleimerschrank durch, räume die Spülmaschine aus, erinnere mich, dass ich Wäsche waschen wollte, falle über die offene Einkaufstasche in der Küchentür, sehe im Flur auf dem Boden Katzenkotze, denke beim Aufwischen, ich sollte mal die Sandalen in den Schrank räumen und die festen Schuhe ins Schuhregal, wische das Schuhregal aber erst noch durch, entdecke dabei ein lang verloren geglaubtes Katzenspielzeug, werfe es den Katzen, es landet unter dem Sofa, ich ziehe das Sofa ab, sauge rasch dahinter, wechsle den Staubsaugerbeutel, wozu ich in die Küche muss und mich wundere, wieso es da aussieht, als habe eine Bombe eingeschlagen und wie es sein kann, dass ich eine Stunde nach Eintreffen zu Hause noch immer Jacke und Schuhe anhabe.
Es ist schwierig. Ich denke, ich sollte ein anderes Ritual finden. Vielleicht hat jemand Tipps.
8. – Kochen Sie selbst? Was kommt auf den Tisch, wenn die leeren Teller schon nach einer Stunde im Geschirrspüler stehen müssen?
Ja. Schauen Sie hier.
9. – Golf, Ski, oder Tennis? (Oder doch lieber die TV-Fernbedienung?)
Wenn ich mir was davon aussuchen muss, dann Ski. Eigentlich natürlich Kraulschwimmen.
10. – Wir schreiben das Jahr 2025. Was ist für Sie die auffälligste Neuerung im Vergleich zu heute?
In 10 Jahren, ach, so lang ist das jetzt nicht hin. Keine Ahnung, vielleicht sind Fernsehsender abgeschafft und man streamt nur noch was man sehen will direkt aus dem Netz und es gibt keine Printausgaben von Tageszeitungen mehr. Mir erscheint das beides jedenfalls sehr redundant.
11. – Sie packen Ihren eigenen Flüchtlingskoffer. Was muss da rein? (Fünf Dinge braucht der Mensch.)
Darüber möchte ich nicht nachdenken.
So. Jetzt soll ich mir 11 Fragen ausdenken und diese an 11 Personen weiterreichen.
Die 11 Fragen sind:
1. Was haben Sie zuletzt gegessen? (Sorry, ich bin hungrig.)
2. War es das, worauf Sie auch so richtig Appetit hatten?
3. Wenn nein, wie kam es zu der Diskrepanz? Ersatzfrage für die, die gegessen haben, worauf Sie Appetit hatten: war es so gut wie erhofft?
4. Welches Buch lesen Sie dieser Tage? (Falls Sie zig Bücher angefangen haben, beschränken Sie sich bitte auf eins.)
5. Wie ist es? Ersatzfrage für die, die kein Buch lesen: warum nicht?
6. Was wollen Sie als nächstes mal ausprobieren?
7. Wie sind Sie hier in diesem Blog gelandet?
8. Spielen Sie gern?
9. Wenn ja, was? Ersatzfrage für die, die nicht gern spielen: Warum nicht?
10. Wie viele Stunden schlafen sie im Schnitt pro Nacht?
11. Haben Sie schonmal ernsthaft versucht, jemanden umzubringen? (Bitte keine Details, ich möchte nur eine Korrelation zwischen 10 und 11 herstellen).
Nun nominiere ich die 11 Personen, dazu habe ich mir etwas sehr cleveres überlegt, und zwar nominiere ich exakt die 11 Personen, die diese Fragen zuerst beantworten werden. So ist, denke ich, allen Seiten gedient; sollte es schief gehen, trage ich gern die gesamte Verantwortung für das Scheitern.
Mademoiselle hat von Schwester N. Magnetknete zum Geburtstag bekommen - wir haben heute mit der Familie nachgefeiert. Diese Magnetknete ist ein nichtnewtonsches Fluid (Spätzleteig übrigens auch, aber das wirklich nur ganz nebenbei), ist eigentlich zu überhaupt nichts gut (im Gegensatz zu Spätzleteig) aber verhält sich außerordentlich interessant. Besonders toll: Wenn man sehr, sehr viel Geduld hat, überzieht der Knetball, den man sich auf die offene Hand gelegt hat, irgendwann die gesamte Handfläche schmiegt sich ihr so an, dass sogar die Linien in der Hand klar zu sehen sind. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte man eine Hand aus Metall, würde sich von der Hand an langsam in etwas cyborghaftes verwandeln.
Leider habe ich ja überhaupt keine Geduld. Aber bei Schwester N. sah es klasse aus.
Kennen Sie dieses Gefühl, also ob in der Nacht merkwürdige Wesen, Gewürm vermutlich, in der Nasenschleimhaut Furchen auf dem Weg ins Gehirn hinterlassen hat um dann hinter der Stirn sämtliche Flüssigkeit abzusaugen und in Augenlider und Lippen zu transportieren? Ich kannte das bis heute Morgen auch nicht, aber dann ist es mir geschehen. So dass ich den Tag mit viel Blinzeln verbrachte und mein Mund, durch die aufgeplusterten Lippen, in meinen Ohren leicht verwaschen und schwerfällig artikulierte. Da hat man dann gar keine Lust, überhaupt irgendwas zu sagen. Jetzt wird es langsam besser, aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an, jetzt gehe ich nämlich schlafen.
Ich war heute auf einem Elternabend und habe es geschafft, mich zu nichts wählen zu lassen. Hurra, damit bin ich nun endgültig "ämterfrei". Zu einem kleinen Trick habe ich allerdings gegriffen, ich kenne ja diesen Drang, den ich immer verspüre, wenn irgendwas nicht erledigt wird und weshalb ich dann manchmal in Nacht- und Nebelaktionen ganze Büroküchen umräume, dieses "bevor wir hier noch lange reden, mach ich das rasch". Deshalb habe ich vorgesorgt und schnellte gleich wie eine Feder aus dem Stuhl, als die Frage nach der Wahlleiterin gestellt wurde. Die Wahlleiterin und die Wahlhelferin können nämlich nicht selbst gewählt werden. Das war meine Chance, und ich nutzte sie.
Die Wahl verlief auch nicht so reibungslos, wie man vermuten sollte. Dabei meine ich nicht, dass es etwa 30 Minuten dauerte, bis es eine Kandidatin gab, sondern die Abstimmung. Es gab eine Kandidatin, Frau J., man konnte also für Frau J. stimmen, gegen sie, oder sich enthalten. 4 Personen von 19 entschieden sich aber, Frau T. (je 2) und Herrn H. (je 2) zu wählen. Da weder Frau T. noch Herr H. auf der Kandidatenliste standen, waren diese Stimmen ungültig. Ich hoffe sehr, dass die vier Personen absichtlich so handelten, sonst weiß ich nämlich auch nicht.
Im zweiten Durchgang (Wahl der Stellvertreterin) gab es keine ungültingen Stimmen, aber es fehlten zwei. Es waren nur noch 17 Zettelchen im Schuhkarton. Jede der 19 Personen behauptete aber, ihren Zettel eingeworfen zu haben. Sehr mysteriös. Da die übrigen 17 Stimmen ausnahmslos für Frau G. waren, beschloss ich in meiner (nun doch wichtiger als erwarteten) Funktion als Wahlleiterin, großzügig darüber hinwegzusehen und die fehlenden Stimmen als "ungültig" einzutragen.
Ob es schon ein Buch gibt, in dem LehrerInnen über ihre Erlebnisse bei Elternbeiratswahlen berichten? Ich glaube, ich würde es kaufen.
Ich sehe harte Zeiten in Bezug auf das Kraulschwimmen voraus. 20 Uhr ist wirklich keine Zeit, zu der es mich noch zu Abenteuern treibt, der Herbst tut sein Übriges, es ist sehr schwierig, sich nicht einfach eine kuschlige Decke über den Kopf zu ziehen und so zu tun, als wäre irgendein anderer Wochentag.
Wir haben es aber geschafft. Wir, und noch zwei andere, nämlich Luigi der Elektriker und Hanni oder Nanni, sagen wir: Nanni. "Nur vier!", stöhnte Luigi schon, bevor wir uns auf den Bahnen angeordnet hatten. "Puh. Boah! Oh Mann!"
"Wir konzentrieren uns heute auf die Atmung", sagte der Kraulschwimmlehrer. "Und leider", sein strenger Blick schweifte über die Gruppe, dabei rutschte er aus, ging in die Knie und fiel fast ins Wasser, "sind die, für diese Übung besonders wichtig wäre, heute nicht da. Aber Euch wird sie auch nicht schaden!".
Also übten wir die Atmung, und zwar erstmal jeden zweiten Zug Atmen, dann durchdenken, was daran nicht so praktisch ist, dann auf jedem vierten Zug Atmen, dann durchdenken, was daran nicht so praktisch ist, dann auf jedem dritten Zug atmen und dann durchdenken was daran so besonders gut ist, "the way to go!", sagte der Schwimmlehrer, und dann noch auf jedem fünften Zug atmen, ohne speziellen Grund, nur, weil wir es konnten. Meine Euphorie wurde nur getrübt, weil die Kraulschwimmpartnerin schon bei der allerersten Übung durch ein Missverständnis auf jedem sechsten (!) Zug geatment hatte, was zwar nicht so gut ist, aber sehr bewundernswert.
Nachdem wir alle genug geatmet hatten, kam etwas ganz Neues, nämlich: Kraulrückenschwimmen. Das hatten wir noch nie gemacht, wobei Luigi und Nanni schon, die machen den Fortgeschrittenenkurs nämlich zum zweiten Mal. Erstmal nur die die Beine - auf dem Rücken im Wasser liegen, die Arme neben dem Körper, und Kraulbeine. Sehr entspannt! Außerordentlich entspannt! Jedenfalls auf den ersten 6-8 Bahnen, danach wird es ganz schön anstrengend und auch nicht besser, wenn man die Arme statt neben dem Körper über dem Kopf ausstrecken soll.
Aber dann kam das Allerbeste, das, worauf ich seit Monaten hinfiebere: Entchen! Kleine, gelbe Quietscheentchen, die Kraulschwimmpartnerin ließ ihres gleich Wasser auf mich spritzen, diese Entchen setzten wir uns auf die Stirn und schwammen dann damit auf dem Rücken. Man weiß ja nie, was alles in einem steckt, auch im Altersbereich ü40 wird man manchmal noch überrascht, und zwar: Rückenschwimmen mit einer Quietscheente auf der Stirn ist etwas, das mir total liegt! Eine Kernkompetenz, die ich an mir selbst noch gar nicht wahrgenommen hatte! Angeblich gibt es ja diese Milliarden Quietscheenten, die im Schwarm auf irgendwelchen Weltmeeren heumtreiben: das ist mein neuer Safe Place. Milliarden gelbe Entchen und ich mittendrin, mit einer davon auf meiner Stirn, einträchtig treiben wir durch die Karibik.
Irritierenderweise wussten nicht alle TeilnehmerInnen das Entchenschwimmen so sehr zu schätzen wie ich. Ich würde das ja nur noch machen. Schade, dass es keine olympische Disziplin ist.
Besonders Luigi tat sich schwer, nämlich mit der Körperspannung, er hatte viel zu viel davon, statt milde im Wasser zu treiben ragte sein Oberkörper wie bei einem Motorboot in voller Fahrt heraus. Daher kamen wir in den Genuss, als Übung einfach ein bisschen im Wasser herumzutreiben, auch sehr angenehm, Luigi ging uns dabei aber fast verloren, er trieb in die Beckenmitte und reagierte nicht auf Rufe, fast schon wollten wir eine Ente nach ihm werfen, da raffte er sich aber doch noch aus dem Wasser wieder auf.
Sehr unvermittelt kamen dann noch Rückenkraularme dazu, man nimmt den Arm mit dem Daumen zuerst aus dem Wasser, dreht ihn am Kopf um, so dass die Handfläche nach außen zeigt, und führt ihn mit dem kleinen Finger zuerst ins Wasser zurück. Etwas verwirrend, wenn man in der Dreidimensionalität leicht herausgefordert ist, so wie ich. Zusäzlich muss man darauf achten den Arm nicht kreuz und quer zu schleudern, sondern gerade am Ohr vorbeizuführen. Daher zuvor die Übung mit den ausgestreckten Armen am Kopf. So fügt sich alles zusammen. Der Kraulschwimmlehrer hat ein Konzept.
"Die zweite Hälfte Atmen und die zweite Hälfte Rückenkraulen kommt dann ein andermal", sagte der Kraulschwimmlehrer. Was genau diese zweite Hälfte ist, ist mir unklar, andererseits aber auch egal: mich interessiert viel mehr die zweite Hälfte Entchenschwimmen!
Und zum Tagesabschluss schickt die Kraulschwimmpartnerin mir sowas:
Heute war es sehr lustig in der Schule, bzw. an der Schule, ich gehe ja nicht mehr in die Schule, außer, ich muss im Sekretariat Verrücktheiten klären, so wie gestern, aber wie gesagt, das ist eine andere Geschichte. Eigentlich gehe ich ja auch nicht mehr an die Schule, aber heute war es so, dass Mademoiselle partout nicht entscheiden konnte, ob die lila oder die roten Chucks besser zur Jeans passen, es waren dann die lila, aber die waren so verknotet und gingen nicht auf und dann tönte es aus dem Flur "SCHEISSE MAMA ICH GLAUBE ICH MUSS IN DEN NEUBAU!!"
Die Schule hat zwei Gebäudeteile. Einen Altbau, einen Neubau, beide liegen etwa 5 Minuten Fußweg auseinander, je nachdem, wo man im Neubau hin will, geht man am Park lang, unter der Bahn durch und dann in einen "Schulweg" hinein von hinten ans Gebäude, oder man geht am Park lang, unter der Bahn durch und dann durch ein Wohngebiet und von vorne zum Haupteingang. Mademoiselle sagte, es sind nicht alle Gebäudeteile von jedem Eingang aus erreichbar, das glaube ich eigentlich nicht, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn ich war noch nie im Neubau. Nur einmal in der Mensa. Aber das ist wieder ein bisschen wo anders.
Jedenfalls: die Unterstufe ist eigentlich nur im Altbau. Immer und ausschließlich, sonst würde es zu kompliziert. Also außer für: Mittagessen, Bio, Musik, Kunst und Sport in den B-Wochen (glaube ich). Und ein Teil der AGs, wobei da noch unklar ist, was wo stattfindet, das steht auf der Infotafel und die hatte einen Bluescreen, als die Klasse dorthin geführt wurde, um sich über AGs zu informieren. Sagte man mir.
Kurz: zum Neubau ist Mademoiselle 5 Minuten länger unterwegs, sie war aber wegen der Schuhe ja schon 5 Minuten später als sonst, "Mama es ist noch nie wer zu spät gekommen, ich kann doch nicht die erste sein, die zu spät kommt!", erklang es, und "fährst du mich??"
Ich ließ mich erweichen und fuhr, nur kurz angemerkt: "Fährst Du mich" ist bei uns nicht ganz so luxuriös wie es klingt, sondern bedeutet: Auf dem Fahrradgepäckträger. An der Ampel vor der Bahnunterführung hatten wir die Verzögerung herausgeholt und trafen auf andere Kinder aus Mademoiselles Klasse. Sie stieg ab und ging weg, Richtung Hintereingang Neubau. Ich hatte bemerkt, dass mein Reifen etwas Luft vertragen könnte (vorn, nicht hinten, die Flickaktion mit dem Zauberspray hält nach wie vor!), es war eine ruhige Ecke, also holte ich die Luftpumpe raus, naja, kann sein, dass ich erst das Handy herausholte und mich ein paar Minuten entspannte.
Ich hörte den Schulgong.
Ich sah eine kleine Gruppe Kinder Richtung Neubau Haupteingang rennen, sie kamen mir grob bekannt vor, mindestens eins davon sicher aus Mademoiselles Klasse.
Ich sah weitere fremde Kinder und auch Erwachsene Richtung Neubau Hintereingang rennen, kannte keine/n davon.
Ich wurde auf dem Gehweg von einem elterlichen Taxidienst beinah über den Haufen gefahren. Eine geschätzt Mittelstufenschülerin stieg aus, bauchfrei, ohne Jacke, auf Socken, sie rief "ICH HASSE DICH!" ins Auto, knallte die Tür zu, aus dem Fenster flogen Turnschuhe in ihre Richtung. sie ging Richtung Hintereingang. Die Schuhe ließ sie liegen.
Ich hörte den zweiten Schulgong.
Ein Erwachsener mit "Lehrertasche" rannte aus dem Neubau Hauteingang Richtung Altbau.
Das Mädchen auf Socken kam zurück, holte ihre Schuhe und ging Richtung Haupteingang.
Eine Klasse wurde von einer Lehrerin aus dem Neubau Hintereingang Richtung Altbau geführt.
Mademoiselles Klassenlehrerin kam schnellen Schrittes und ging Richtung Haupteingang. Sie kennt mich noch nicht (möge es möglichst lange so bleiben!), aber ich grüßte kurz.
Ein Pulk Kinder, mittendrin Mademoiselle, stürmte aus dem Hintereingang Richtung Altbau. Sie sah mich nicht. Der Pulk wurde geführt von einer Frau, die ein Kind an der Hand hatte und ihm immer mal wieder aufs Haar küsste. Vermutlich die Mutter?
Ein paar Kinder rannten aus dem Altbau Richtung Neubau Haupt- und Hintereingang.
Ein Pulk Kinder, vorne darin Mademoiselle, stürmte aus Richtung Altbau zum Neubau Haupteingang. Sie sah mich nicht.
Die haareküssende Frau rannte der Kindergruppe hinterher in den Haupteingang Neubau.
Mademoiselles Klassenlehrerin kam schnellen Schrittes aus dem Hintereingang und ging zum Altbau. Alle sehr umtriebig, dachte ich mir. (Ich ging übrigens davon aus, dass Mademoiselle Musik bei der Fachlehrerin hat, nicht irgendwelchen Unterricht bei der Klassenlehrerin. Sonst hätte ich schon was gesagt…)
Es wurde ruhig auf der Straße. Ich pumpte mein Fahrrad auf.
Die Schulsekretärin hastete aus dem Neubau Hintereingang Richtung Altbau vorbei. Ich grüßte kurz. Die Schulsekretärin kennt mich von gestern (die andere Geschichte).
Wieder der Schülerpulk mit Mademoiselle. Sie kamen aus dem Hintereingang, blieben an der Kreuzung stehen, diskutierten wild, gingen in den Haupteingang. Sie sah mich nicht.
Wieder die Mutter. Sie blieb an der Kreuzung stehen, schaute in beide Richtungen, ging Richtung Altbau.
Wieder Mademosielles Klassenlehrerin. Sie sprach in ihr Handy. Blieb stehen. Aus Richtung Altbau kam die Mutter zu ihr. Dem Gespräch entnahm ich, dass Mademoiselles Klasse vermisst wurde. "Aber eben waren die doch alle zusammen noch hier!", sagte die Mutter. "Hat Ihr Kind denn kein Handy dabei, auf dem wir mal anrufen können?", fragte die Lehrerin. Die Mutter telefonierte. Das Handy schien aber hausordnungskonform ausgeschaltet zu sein.
"Das muss ich denen noch sagen, dass sie morgens auf den Vertretungsplan schauen müssen. Am besten online, bevor sie gleich ins falsche Gebäude losgehen!", sagte die Klassenlehrerin. Seufzend machten sich beide auf Richtung Haupteingang Neubau.
Schnell und recht erheitert fuhr ich davon.
Die aktuelle Woche ist vollgestopft mit zig Terminen, ich habe ein bisschen Angst, dass mir irgendwas davon aus dem Kopf fallen könnte, deshalb halte ich ihn sehr gerade und kann an wenig anders denken.
Ich freue mich schon auf die zwei Stunden, die ich am Freitag einfach so im Auto vor einer Turnhalle verbringen kann. Vielleicht regnet es ja, dann kann ich den Tropfen zuschauen, wie sie die Windschutzscheibe herunterrinnen. Das wird toll!
Was mich immer ein bisschen aufregt, ist Lasagne: so viel Redundanz in der Zubereitung findet man wohl in wenigen anderen Gerichten. Zwei verschiedene Soßen werden zubereitet, mit mindestens einer davon könnte man auch so schon ohne weiteres Getue Nudeln servieren, und niemand hätte Grund zur Klage. Aber nein noch eine zweite Soße UND dann noch Käse obendrauf, wo doch Käse an sich auch schon ein akzeptabes Abendessen darstellt. Völlig absurd. Deshalb schimpfe ich immer leise vor mich hin, wenn ich Lasagne zubereite. Diese Zeitverschwendung, lauter einzeln essbare Dinge aufwendig zusammenzufügen! Es macht mich wahnsinnig. Leider schmeckt mir Lasagne aber ziemich gut, so dass ich immer wieder in diese Zubereitungsfalle tappe. Auch heute wieder. Ich tröste mich damit, dass ich gestern ja überhaupt nichts gemacht habe. Das wiegt den Aufwand des Arrangierens von eigentlich bereits fertigem Essen in diversen Schichen zumindest ein bisschen auf.