Heute erlebte ich ein wirklich großes Abenteuer, und zwar reparierte ich die Waschmaschine.
Schon vor ein paar Tagen war mir aufgefallen, dass nach beendetem Waschgang immer noch ein kleines Symbol blinkte. Mit Symbolen habe ich so meine Probleme, es fällt mir schon immer schwer, das richtige WC in Gaststätten zu finden, wenn man dort irgendwie kreativ geworden ist, und auch, wenn meine Schwiegermutter in Whatsapp-Nachrichten hinter "M. musste ins Krankenhaus!" einen blauen Delfin einfügt, vermute ich den Interpretationsfehler zunächst bei mir.
Ich konsultierte also die Betriebsanleitung der Waschmaschine, die ich immer relativ greifbar habe. Ich blättere häufig mal darin - Waschmaschinenbetriebsanleitungen sind interessanter, als man denkt, da will ich jetzt aber nicht zu viel verraten, schauen Sie doch einfach mal in Ihre eigene. Jedenfalls heißt diese kleine Waschschüssel mit Dampf darüber, dass irgendwie noch Waschlauge da ist.
Ich ließ diese Information einen Tag sacken und beschloss dann heute Vormittag, das Flusensieb zu reinigen. Das Flusensieb ging aber nicht auf, in keine Richtung, auch nicht mit einem Handtuch, auch nicht mit einer Zange, auch nicht mit Rütteln, auch nicht mit Dagegentreten und Fluchen.
Was tut man da - man konsultiert das Internet. Dort findet man schematische Zeichnungen, wie Flusensiebe und Laugenpumpen und die verbindenden Schläuche aufgebaut sind und kann sich so ein Bild davon machen, was sich da wie auch mal verklemmen kann. Und relativ bald stößt man auch auf dieses Video, in dem ein Herr M1Molter darstellt, wie man ein verklemmtes Flusensieb durch Zugriff aus dem Inneren der Waschmaschine heraus öffnen kann.
Die Schritte dazu wirkten relativ einfach und Herr M1Molter erschien mir vertrauenswürdig. So beschloss ich, seinem Beispiel der Waschmaschinenreparatur zu folgen. Ich konsultierte noch rasch Papa N. ob ich bei meinem Unterfangen irgeneinen Punkt, der zu einer komplett abweichenden Einschätzung der Situation führen würde, übersehen hätte. Papa N. sagte: "Mach mal. Zur Not kannst Du immer bei uns wieder einziehen." Also begann ich.
Ich zerrte die Waschmaschine aus ihrem Platz in der Küchenzeile, sofort verschwanden natürlich beide Katzen in der entstandenen Lücke. Ich fand dort erstaunlich viele Glasscherben, diverses Katzenspielzeug, ein paar abgebrannte Wunderkerzen und sonst nichts erwähnenswertes. Der Stecker und alle Schläuche ließen sich leicht beseitigen, dann war ich klug und holte eine Decke und zog Schuhe an, kippte dann die Waschmaschine auf die Decke, wobei ich sie elegant auf einem beschuhten Fuß ruhen ließ, um mir nicht die Finger zu klemmen, und diesen dann gaaaanz vorsichtig darunter wegzog. Nun konnte ich auch schon die gesamte Waschmaschine auf der Decke durch den Raum an eine für meine Bastelarbeiten geeignete Stelle zerren.
Die meisten Waschmaschinen, so sagt Herr M1Molter, sind unten offen. Meine auch. Ich musste also nur den Schlauch, der zu Pumpe führt, von dieser entfernen und dann herumgrabbeln, bis der Fremdkörper lokalisiet ist. Der Schlauch ist mit etwas befestigt, das sich nach Art des Handwerkerhumors "Schnellverschluss" nennt. Der Schnellverschluss kostete mich etwa eine Viertelstunde und ich schrammte diverse Male mit den Händen ab und an irgendwas anderem entlang und als die Katzen kamen, und das Blut auflecken wollten, fand ich, es sei an der Zeit, einen alternativen Lösungsweg zu beschreiten. Nämlich den der Zange.
Dann ging es auch wirklich fix, zapp, war der Schlauch ab, es schaute schon etwas hervor, das wie ein Büschel nasser Katzenhaare aussah, ich zog, hm, vielleicht doch eher ein Stückchen Stoff, zog weiter, vielleicht ein Futter, das sich aus irgendwas gelöst hat, zog noch weiter, möglicherweise eine Schuhsohle?! Es war eine komplette Socke. Und ich hatte sie schon vermisst! Ich habe mir neulich Socken mit Füchsen drauf gekauft, eine fehlte gleich nach dem ersten Waschgang. Das Flusensieb als Fuchsbau, irgendwie rührend, gleich war ich mit der Socke wieder nicht nur vereint sondern auch versöhnt.
Schnell alle Anschlüsse wieder dran, die Katzen verjagen, und dann, ach: die Waschmaschine wieder aufrichten. Hmja, dieser Schritt wirkt beim Herrn M1Molter sehr elegant und kurz, fast ganz so ähnlich lief es natürlich auch bei mir.
Und jetzt wäscht sie wieder und schnurrt beim Pumpen wie ein Kätzchen. Und die Fuchssocke ist auch wieder da.
"What has it got in its pocketses?" - mit dieser Frage befinden wir uns natürlich in illustrer Gesellschaft.
Hätte die Dame im Supermarkt in die Tasche geschaut, hätte Sie folgendes gefunden:
Geldbörse mit: Perso, Führerschein, 2 Kreditkarten, 2 EC-Karten, RMV-Jahreskate, Book-n-drive-Karte, Krankenkassenkarte von mir und Mademoiselle, Packstationkarte, Payback-Karte, BahnCard von mir und Mademoiselle, Ausweis Stadtbibliothek von mir und Mademoiselle, Familienkarte Hessen, Apothekenkarte meiner Eltern (ups!), ADAC-Dings, Starbucks-Karte, unzählige Sanifair-Bons, und Bonus-Stempelkarten für Kaffees, Bagels, Schuhe, gebrannte Mandeln, Augenbrauenzupfen (müsste man alles mal aussortieren...), Bargeld und ein Plektrum (für den Fall, dass ich mal irgendwo spontan Gitarre spiele und dringlichst ein Plektrum benötige, was in gewisser Weise unwahrscheinlich ist, denn ich kann gar nicht mit Plektrum spielen, mir fehlt die nötige Technik. Aber ich habe das Gefühl, die Geschichte mit dem Plektrum und mir ist noch nicht zu Ende. In Wirklichkeit sind es sogar zwei, ein hartes, ein weiches, aber ich weiß den Plural von Plektrum nicht. Plektren? Plektra?)
Schlüsselbund mit Haustürschlüsseln (oben/unten), Briefkastenschlüsseln (innen/außen), Kellerschlüssel, Fahrradschlüssel
Schlüsselbund mit Starbucks-Karte, Zugangskarte fürs Büro, Generalschlüssel für dort, Schlüssel für meinen Raum (der natürlich redundant ist, aber eigentlich möchte ich den Generalschlüssel aus offensichtlichen Gründen gar nicht mit mir herumragen, er ist deshalb an einem separaten Bund am Schlüsselbund, täglich nehme ich mir vor, ihn abzuklipsen und in der Schreibtischschublade zu lagern, immer, wenn ich mal daran denke, stehe ich wenige Stunden später vor einer verschlossenen Tür, durch die ich unbedingt eilig hindurch muss und dann ist der Schlüssel auf einem anderen Stockwerk in meinem Schreibtisch... und so weiter.)
Firmenhandy
Privathandy
Kalender (ja, aus Papier, spotten Sie nur, ich komme mit digitalen Kalendern nicht klar)
Einkaufsbeutel - von Frau Herzbruch genäht, schwarz mit weißen Punkten oder, man kann ihn wenden, weiß-schwarz gestreift. Sehr schick!
Semesterprogramm der Jugendkunstschule
Handschuhe
Waschlappen - den brauche ich, um morgens den Fahrradsattel trocken zu wischen
Ladekabel
Kindle
Handgelenkschiene, die ich tragen sollte, wenn ich etwas mit den Händen mache, also z.B. tippe, die ich aber genau dann nicht trage, weil mir die Tätigkeiten dann zu lang dauern. Ich habe sie aber immer bei mir, um meinem Handgelenk guten Willen zu demonstrieren, ich glaube, es hilft auch schon.
Miniregenschirm
Kleine Extratasche mit:
mp3Player
Einem Kuli, der mir nicht gehört sondern einer Bekannten, die ihn mir mit den Worten ausgeliehen hat, dass sie an diesem Kuli sehr hängt und ihn unbedingt zurückhaben möchte - leider habe ich sie seitdem nicht mehr gesehen und habe ihre Nummer/Adresse nicht, ich trage den Stift also jetzt so lange mit mir herum, bis ich ihr wieder über den Weg laufe.
Handcreme
2 Lipgloss (einmal rot, einmal "natural")
Mascara (schwarz)
Kajal (schwarz)
Einwegkontaktlinsen
Brillenputztücher, komische antiseptische Tücher und andere abgepackte komische Tücher unklarer Genese (bzw ich weiß, wo die herkommen, aus der offiziellen Firmenevakuierungsnotfalltasche im Büro, sie sind abgelaufen, wurden ausgetauscht und statt in den Müll habe ich die alten eben... nunja.)
Vistenkartendings mit Visitenkarten drin (meinen und fremden, ab und zu gebe ich versehentlich fremde weiter...)
Mini-Klappbürste
ca. 10 Haargummis (obwohl doch meine Haare jetzt zu kurz für Haargummis sind!)
Nagellack (farblos)
USB-Stick
Zahnseide
Karabineraken
Parfümpröbchen (Acqua di Giò)
2x Ibuprofen 400
Tampons
Nagelfeile
Kleine Plastikhülle mit Pflaster
Ansteckbutton "Nieder mit IT!"
Ein Füllfederhalter
Falls Sie es jetzt völlig unverständlicherweise nicht sofort gemerkt haben sollten: kein Nasenspray!
Gar nicht so interessant also, aber deutlich zu privat, um es im Supermarkt zu entblößen. Das mache ich dann lieber im Internet.
Im Supermarkt (ja, schon wieder, ich kann auch nichts dafür!)
Kassiererin: Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen Blick in die Taschen werfe?
Frau N: In meine Taschen? Diese Handtasche und diesen Sportbeutel?
Kassiererin: Genau.
Frau N: Durchaus!
Kassiererin: Wie meinen Sie das?
Frau N: Ich meine, dass ich sehr viel dagegen habe. So viel, dass ich das vorsichtshalber lieber mit "Ich will das nicht" abkürze, bevor wir noch streiten!
Kassiererin: Gut, dann eben nicht.
??
Am Witzigsten bin ich übrigens, wenn ich Türkisch spreche. Ich vermute sehr, es liegt weniger an den inhaltlichen Äußerungen als an der Aussprache, aber jedenfalls werde ich von Mutterprachlerinnen immer mal wieder aufgeordert, einfache Sätze zum Besten zu geben und dann wird enorm viel gekichert.
Ich habe in meinem Leben exakt 100 Stunden Türkisch gelernt. Ich meine nicht 100 Stunden Unterricht, sondern es waren insgesamt 6000 Minuten, in denen ich mich mit der Sprache auseinandergesetzt habe (weshalb ich schon gar nicht inhaltlich witzig sein kann, dazu fehlt mir ja das Vokabular.
Es handelte sich dabei a) um ein Experiment, nämlich wollte ich wissen, wie weit man mit 100 Stunden kommt und b) um Neugier, ich wollte nämlich auch gern wissen, worüber Personen in der S-Bahn auf Türkisch sprechen.
Zu a) habe ich herausgefunden: die Grammatik ist unproblematisch, man kann in 100 Stunden eine wirkliche Menge an Grammatik lernen, wenn man es strukturiert angeht. Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit, Verneinung, Fragen, all das war möglich. Eng wird es mit dem Wortschatz, da kann man 100 Stunden nicht so richtig viel reißen. Passiv verstehe ich zwar erstaunlich viel, aktiv verwenden kann ich aber so gut wie nichts.
Zu b) habe ich festgestellt, dass türkisch sprechende ältere Herren in der Bahn sich erstaunlich oft über den Garten unterhalten und was dort alles wächst. Das ist wirklich auffällig! Deshalb bin ich im Gemüsevokabular auch recht firm, womit ich dann wiederum im Dönerladen den Verkäufer erheitern kann. Alle anderen reden über genau dieselben Sachen wie deutschsprachige S-Bahn-Fahrer(innen) auch. Über die Schule, die Arbeit, die Eltern, Frauen, Männer, Sport und so weiter. Ist ja eigentlich auch logisch, im Nachhinein kann ich mir jetzt auch nicht mehr erklären, warum ich meinte, das herausfinden zu wollen. Machmal hat man eben sowas.
Insgesamt also: 100 Stunden geben schon einen ziemlich guten Eindruck von einer Sprache, reichen für Konversationskompetenz aber nicht aus. Ich würde gerne irgendwann weitermachen, es gibt aber so viele Dinge, die ich irgendwann weitermachen möchte. Mal sehen. Jetzt lerne ich erstmal "Speedreading".
Einer hüpfte oft im Gang plötzlich im Pferdchengalopp und manchmal wieherte er kurz.
Einer schlich die Wand entlang, einen Arm nach vorn, einen nach hinten, geduckt wie eine Ratte.
Einer schreitet mit langen Schritten durch den Flur, den Blick immer in die Weite auf den Horizont gerichtet. Auch, wenn er mit mir spricht.
Einer läuft immer mit verschlossenem, missmutigem Gesicht durchs Büro und wenn man „Hey, X, wie geht es Dir?“ ruft, kommt er rein, setzt sich auf die Tischkante und erzählt mindestens 45 Minuten lang.
Einer wieselt lautlos heran, steht plötzlich hinter meinem Schreibtisch und schaut mir über die Schulter.
Einer rennt mit dem Funkheadset bis in die Teeküche, Schweißperlen auf der Stirn, rollt mit den Augen, wenn man das Wort an ihn richtet und ich halte gern Abstand, damit nicht ich die Mund-zu-Mund-Beatmung machen muss, wenn er umkippt.
Einer reisst meine Tür jedes Mal so schwungvoll auf, dass ich zusammenzucke.
Einer federt wie Happy Buddha auf den Fußballen und schiebt sein Wohlstandsbäuchlein vor sich her und wenn er gerade ein Anliegen hat, strahlt er mich an als sei ich der Mittelpunkt seiner Welt, und wenn nicht, lässt er mir auch gern mal die Tür vor der Nase zufallen.
Einer schlurft und schnuffelt dabei am Ärmel des Pullis, den er sich um die Schultern gelegt hat.
Einer klopft an Glastüren, öffnet diese dann einen Spalt und windet den Oberkörper hinein. Die Händchen umklammern den Türrahmen, das Gesicht grinst wie das eines unheimlichen Clowns. Man wünscht und fürchtet gleichsam, dass er die Kontrolle über den Fuß, der die schwere Brandschutztür aufhält, verliert.
Einer steht jedes Mal in der offenen Tür und sagt „Guten Tag, Frau Vorname Nachname!“ und dann nichts mehr.
Die muss man doch alle gernhaben…
Manche Tage brennen sich ins Gedächtnis ein. Erstaunlicherweise sind das oft nicht die, die man sich eigentlich unbedingt merken wollte. Jedenfalls geht das mir so, ich erinnere mich dunkel, dass ich als Kind in verschiedenen Momenten dachte: "Das will ich mir jetzt unbedingt merken, bis zum Ende meines Lebens" (Augen zusammenkneifen und ganz fest daran denken). Worum es dabei ging, welche Erinnerung ich unbedingt behalten wollte, habe ich aber in allen Fällen vergessen. Ungefähr genauso, wie mir neulich bei einer Folge TBBT einfiel, dass ich mich ja auch damals, so mit ca. 15 Jahren mit einer Handvoll Freunden für einen zukünftigen Zeitpunkt an einem bestimmten Ort verabredet hatte, wo wir uns dann alle nochmal treffen wollten, "wenn wir alt sind", egal, was in der Zwischenzeit geschähe. Ich habe die dumpfe Vermutung, dass "wenn wir alt sind" irgendwann in meinen 30ern gewesen sein könnte, kann mich aber beim besten Willen auch noch nichtmals mehr an den vereinbarten Ort entsinnen.
Wie gesagt, andere Tage bleiben eingebrannt. An einem war ich wohl genauso alt, wie als ich diese ominöse Verabredung traf. Vielleicht waren es sogar dieselben Sommerferien und einen Teil davon verbrachte ich mit meiner Schwester in Schottland. Wir machten eine Rucksackreise, schliefen hauptsächlich in Jugendherbergen und Bothies, fuhren per Anhalter und kletterten auf Berge.
Letzteres war für mich ganz neu - meiner Schwester lebte damals schon in Schottland und hatte begonnen, Munros (das sind eigenständige Gipfel mit einer Höhe von mindestens 3.000 Fuß) zu sammeln ("Munro bagging"). Rund 280 gibt es davon, also reichlich zu tun und auch diese Ferien wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Wir trafen uns also mit einer Gruppe anderer Bergsteiger im Glen Coe und beschlossen, die Aonach Eagach Ridge entlangzuklettern. Die Aonach Eagach Ridge ist ein Berggrat, etwa 10 km lang, und man kann auf dieser Strecke gleich zwei Munros einsammeln (Meall Dearg und Sgorr nam Fiannaidh), das war vielleicht ausschlaggebend.
(Qualität der Fotos ist der Tatsache geschuldet, dass sie aus einem 80er-Jahre-Fotoalbum abfotografiert wurden...)
Nun ist die Aonach Eagach Ridge ein Grat, den man definitv nicht ohne Bergwandererfahrung angehen sollte. Zum einen muss man tatsächlich auch etwas klettern, nicht nur gehen, und dann ist die Ridge auch stellenweise äußerst schmal. Und dazu ist sie mit 10 km eben recht lang - wir waren ca. 7 Stunden unterwegs. Und es gibt, wenn man einmal auf dem Bergrücken ist, kein Zurück. Wobei, es gibt natürlich schon ein /urück, aber eben auch nur das: es gibt definitiv kein seitliches Ausweichen, das sind alles Steilhänge. Einmal auf der Ridge, geht man vorwärts oder rückwärts, komme was wolle.
Bei uns kam dann irgendwann Nebel. Das war nicht so schlimm, der Weg ist recht eindeutig, vielleicht war es sogar vorteilhaft, dass ich nicht mehr so gut nach unten sehen konnte, denn es gibt eine Stelle, die sich die "Crazy Pinnacles" nennt, dort klettert man mit dem Rücken zum Abgrund um Säulen herum und außer zwei fußbreit Gestein ist da drunter dann - nichts. Regen wäre mir an dieser Stelle wohl deutlich weniger Recht gewesen, an glibschigen Steinen kann man sich nicht gut festklammern.
Eigentlich habe ich über all das aber gar nicht nachgedacht, denn: ich fand das alles so absolut wunderbar und habe jede Sekunde genossen. Ich habe noch immer die tiefen Steilhänge vor Augen, einen kleinen See irgendwo unten, wie die Nebelfetzen vorüberzogen, manchmal Sonne dazwischen und die verschleierten bizarren Steinformationen.
Bergsteigen ist nie so meins geworden. Ich gehe nicht gerne bergauf und ich gehe nicht gerne bergab, damit hat sich das Thema natürlich schon ziemlich erschöpft. Ich klettere aber unheimlich gern und gucke von irgendwo oben nach irgendwo unten.
Insofern - ja, die Aonach Eagach würde ich nochmal klettern. Am liebsten bei Schnee, aber dann natürlich auch nur mit Profis und mit Seil. Bei Schnee und Eis, denke ich, ist das sonst eine Nummer zu groß.
[Das ist ein Beitrag zu Projekt .txt. Die übrigen Beiträge sind hier.]
Tofu esse ich übrigens auch gerne, allerdings nicht, wenn ich gerade Schnitzel essen möchte.
So gut wie immer esse ich Tofu außer Haus. Selbst zubereitet gelingt er mir nicht, bleibt geschmacklos, wenn auch von der Konsistenz her angenehm. Frau Herzbruch wollte mich einmal in der Kunst des Tofu-Bratens unterweisen, die sie vorgab, aus dem Handgelenk zu beherrschen. Das Ergebnis war allerdings etwas, an dem man sich die Zähne ausbeißen konnte. Frau Herzbruch sagte, es läge am Ausgangsmaterial oder am Öl, ich denke, es lag daran, dass wir uns verquatscht und den Tofu etwa eine Dreiviertelstunde lang vergessen hatten. Man weiß es nicht.
Außer Haus halte ich Tofu aber meist für eine gute Wahl, insbesondere bei Lieferdiensten zweifelhafter Qualität, denn schlecht zubereiteten Tofu finde ich immer noch okay, während ich schlecht zubereitetes Fleisch sofort ausspucken muss.
Den leckersten Tofu, den ich bisher gegessen habe, gibt es im Vipho in Frankfurt. Außen knuspring, innen zergeht er cremig auf der Zunge. Pefekt gewürzt. Leider habe ich keine Erinnerung, wie die Speise hieß, das ich dort beim letzten mal aß, aber wenn ich nächste Woche dort wieder bin, werde ich vielleicht einfach nach dem Gericht mit dem allermeisten Tofu fragen.
Das Lokal, in dem es vor ein paar Jahren noch ganz ausgezeichnete Schnitzel gab, ist jetzt "modern", sprich: lauter Tofu auf der Karte. Das einzige verfügbare Schnitzel ist vom Geflügel. Auf den Pommes ist schwarzer Pfeffer.
Ich bin zu alt für sowas.
Sämtliches Pulver für diese Woche verschossen, morgen muss die gesamte Familie aber nochmal im Morgenrauen eine weitere weiterführende Schule besichtigen. Sonntag dann nur schlafen, auf der Couch sitzen, auf der Couch liegen, schlafen. Die Hand ist natürlich auch kaputt, macht aber nichts, ich weiß ja, wovon und dementsprechend auch, wie es weg geht.
Ab nächster Woche folgt dann ein neuer Versuch, immer abgrundtief entspannt zu sein, sich nicht provozieren zu lassen und auf alles mit heiterer Gelassenheit zu reagieren.
Kurz nach 8, der Mann schleppt einen neuen Katzenkratzbaum in die Wohnung. Den bau ich natürlich rasch noch auf. Ich habe schonmal einen Katzenkratzbaum aufgebaut, das Geheimnis - das in der Aufbauanleitung jedoch nicht preisgegeben wurde - war: man muss beim Kratzbaum oben anfangen. Nicht unten. Ich glaube, man muss bei Katzenkratzbäumen nie unten anfangen.
Ich bau den mal schnell auf.
In der Anleitung steht, man muss bei diesem Baum in der Mitte beginnen. Oha. Ich beginne in der Mitte. Der Mann ist auf dem Klo. Ich bin sehr zügig im Katzekratzbaumaufbau. Als ich fast fertig bin denke ich mir, dass ich gleich twittern werde, dass ich so lange zum Aufbau eines Kratzbaums brauche, wie der Mann auf dem Klo.
Als ich fast ganz fertig bin bemerke ich: es geht so nicht weiter. Man kann nicht drei Säulen, die in "Schritt 1: Befestigen Sie zunächst die zwei LARGE-Säulen an der mittleren Platte, bevor Sie weitere Aufbauschritte unternehmen!" an einer Platte befestigt wurden, auf eine andere Platte drehen. Es ist rein geometrisch nicht möglich. Ich baue wieder auseinander.
Der Mann ist auf dem Klo fertig, ich bin aber immer noch sehr schnell. Man muss ja nicht alles twittern. Ich mache weiter, in unter einer halben Stunde schaffe ich den Aufbau noch locker, das ist durchaus eine Zeit, mit der man prahlen kann. Bald darauf bin ich auch fertig. Ich rufe den Mann, damit wir den Baum - der ja auf dem Kopf steht - umdrehen. Wir packen den Baum und ich sehe, dass ein Sitz falschherum befestigt ist. Nämlich mit der flauschigen Seite außen und der glatten innen. Ist den Katzen vermutlich egal, aber dieser Katzenkratzbaum wurde extra erworben, um sichtbaren Flausch im Wohnzimmer zu reduzieren.
Ich versuche, nur die eine Seite nochmal abzubauen und den Sitz mit ein bisschen Tricksen umzudrehen. Der Versuch schlägt fehl. Ich baue wieder ganz ab. Mittlerweile habe ich die 8 Säulen 2x fest- und wieder losegeschraubt. Die größe Schwachstelle an meinem Körper sind ja meine Handgelenke - es ist also gut möglich, dass ich morgen nicht in der Lage sein werde, zu tippen, ich sage das nur mal so in den Raum (die Fußgelenke sind die zweite Schwachstelle, aber mit den Füßen kann ich nicht schreiben, deshalb ist das irrelvant).
Beim letzten Zusammenbau bin ich überhaupt nicht mehr schnell und entsprechend genervt. Es ist über eine Stunde vergangen. Wozu baue ich hier abends Katzenkratzbäume zusammen, wenn es hinterher nichts gibt, womit ich mich brüsten könnte? Das Spiel ist längst verloren, wo ist da die Motivation, missmutig lasse ich Herrn N. die letzten Schrauben festziehen.
Immerhin: die kleine Katze, die sonst nie zufrieden ist, ist zufrieden.
Lernen Sie hier und heute: Katzenkratzbäume baut man doch immer von oben nach unten auf.