Frau Fragmente sitzt in ihrem sehr unordentlichen Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze in meiner komplett im- und explodierten TARDIS und blogge über Frau Fragmente.
Nebenher warten wir auf die Pressekonferenz mit Frau Dr. Merkel nach den Beratungen mit den Ministerpräsident:innen. Das kann aber ja noch dauern. Außerdem warten wir - auch nebenher - auf unsere Impftermine. Auch das kann natürlich noch dauern. Heute gab es eine KatWarn-Meldung, dass in Hessen nun sehr kurzfristig viele Impftermine für die Prioritätsgruppe 2 unter 65 Jahren zur Verfügung stünden. Ich rief daraufhin die Impfservice-Nummer an um zu erfragen, wie das kommt, dass es diese Meldung über KatWarn gibt aber gleichzeitig Personen (wie Frau Fragmente und ich), die schon seit letzter Woche registriert sind, keinen haben. Das konnte mir der Impfservice nicht sagen, denn er war "von der KatWarn-Meldung sehr überrascht". So viel dazu.
"Du wirst nie erraten, worüber ich heute schreibe", sagt Fragmente. "Über was Lustiges!" sage ich mehr hoffend als glaubend. "Weil ich ja auch so lustig bin", sagt Fragmente, "das ist ja meine Kernkompetenz". Wir werden sehen. Ich erinnere mich an keine Situation, in der in unserer Beziehung nicht ich die Rolle des Kasperls belegt hätte.
Ich habe heute meine Twitter-Freundschaft mit DPD beendet. Also: dem Paketdienst. Wir haben viel miteinander geschrieben in den letzten Wochen, ich glaube, ich habe mehr mit DPD geschrieben als mit Frau Herzbruch. Anders als bei Kommunikation mit Frau Herzbruch führte das Geschriebene aber zu nichts. Das ist mit Frau Herzbruch eher umgekehrt, da führt eins zum anderen und man muss dann schreibend manchmal kurz ein wenig abbremsen. Wie auch immer, DPD und ich sind jetzt keine Freund:innen mehr.
Gerüchteweise berät Frau Dr. Merkel mit den Ministerpräsident:innen unter anderem darüber, ob Personen, die in Präsenz am Arbeitsplatz sind, einmal wöchentlich (am Arbeitsplatz? von ihrem Arbeitgeber?) coronagetestet werden sollen. Ich bin ja generell schon pandemiegenervt und muss hier ganz deutlich sagen: da bin ich raus. Meine Technikerin sagt mir heute morgen, sie würde ganz gern ein paar Leuten was ins Gehirn rammen, aber ich selbst schiebe sicher niemandem ein Stäbchen in Nase oder Mund. Ich glaube sehr an die 1,5 Meter Abstand, gerade auch beruflich, ich möchte beruflich niemanden berühren, ganz große Ausnahme: zum Zwecke der Wiederbelebung, aber auch das möchte ich nicht, sähe hier aber die ethische Verpflichtung, mich über meine persönliche Präferenz hinwegzusetzen. Für Frau Dr. Merkel und die Ministerpräsident:innen mache ich das nicht.
Fragmente schlägt jetzt irgendwas nach. "So ein Blogeintrag wird das, so einer, bei dem man Dinge nachschlagen muss!". Vielleicht ist sie doch heute das Kasperl unter uns.
Sonst habe ich gar nicht viel zu erzählen, ich habe heute von früh bis ziemlich spät gearbeitet, weil einfach so vieles sehr dringend war. Fertig wird man bei der Arbeit, die ich mache, ja nie, das ist normal und damit muss man sich arrangieren. Aber in einem gewissen Zeitrahmen sollte sich alles bewegen und da wurde es langsam knapp. Morgen noch ein langer Tag, dann sollte ich mich wieder in einem komfortablen Mittel zwischen den Terminen befinden, muss nicht mehr kurz angebunden am Telefon sein und kann ganz allgemein wieder projizieren, dass alles komplett unter Kontrolle ist und quasi mit links passiert während rechts im Milchkaffee rührt.
Zwei sehr schöne Gespräche hatte ich heute auch - wegen internen Verwirrungen und später Lockdown konnte ich keine Jahresendgespräche machen, jetzt ist es auch etwas spät, sie als Jahresanfangsgespräche zu titulieren aber sprechen möchte ich schon. Ich mag das sehr, wenn mal wirklich Zeit zum sprechen ist, nicht eine Information, die man mitteilt, schon vorher im Kopf ist sondern ein Bild beim Sprechen entsteht, ein Netz an Informationen, in dem sich beide dann bewegen, die eine Ecke noch beleuchten, einen weiteren Aspekt hervorziehen und so weiter. Dass mir das Spaß macht, liegt vielleicht daran, dass ich alle, mit denen ich arbeiten, wirklich gern mag. Also: als Menschen. Bei der Arbeitsweise, der Priorisierung, der Sichtweise von Abläufen gibt es natürlich immer auch Differenzen, aber die anderen Meinungen interessieren mich, vieles weiß ich selbst einfach nicht, weil es nicht so richtig meinen Radarbereich kreuzt und vieles wirkt auf mich aus meiner Perspektive anders als aus der Perspektive der Mitarbeiter:innen. Ich habe danach meistens viel zum Nachdenken und viele neue Puzzleteile, mit denen ich spielen kann. Ob das umgekehrt genauso ist?
Fragmente ist halb fertig, sagt sie, sie atmet sehr schwer, es scheint echt ein höchst anstrengender Text zu sein. Oder sie verarscht mich gerade von vorn bis hinten, natürlich. Ich bin echt gespannt!
Außerdem bin ich überfressen. Ich habe eine Gemüsephase derzeit, vielleicht liegt es am nahenden Frühling? Kennen Sie das, wenn Sie Unmengen an Gemüse essen und dann wirklich unglaublich satt, schon voll sind - aber irgenwie auch hohl? So, als wären zwischen den verzehrten Karotten, Kohlrabi, Äpfeln und Sellerie noch Hohlräume, die dringend mit Schokolade aufgefüllt werden müssten.
Dieser veranwortungsvollen Tätigkeit gehe ich nun nach. Und dann lerne ich, bis Fragmente fertig ist - und die Ministerpräsident:innen und Frau Dr. Merkel, noch ein paar Runden Türkisch.