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    Donnerstag, 17. Januar 2019

    Seit ein paar Tagen erfasse ich nun minutiös (also 15-minutiös) meine Zeit im Büro und kann jetzt schon sagen: das war eine der beklopptesten Ideen, die ich seit langem hatte. Und zwar aus den folgenden guten Gründen:

    Grund 1:
    Ich bin ein höchst kompetitiver Mensch Teil 1. Wenn da Zeit genau erfasst wird, will ich MEHR. Das ist wie Edelsteine sammeln in einem Hausglas in Hogwarts. Ich will mehr Minuten. Folglich arbeite ich viel zu viel.

    Grund 2:
    Ich bin ein höchst kompetitiver Mensch Teil 2. Wenn da Zeit genau erfasst wird, will ich mit den einzelnen Aufgaben MÖGLICHST SCHNELL FERTIG SEIN. Ich beeile mich beim zu viel arbeiten also auch noch die ganze Zeit.

    Grund 3:
    Ich mache ungern unnötige Dinge. Wenn also der Timer läuft, habe ich keine Lust, in zwischendrin an- und abzuschalten. Ich mache also beim zu viel und zu schnell arbeiten keine Pausen.

    Grund 4:
    Das Ergebnis ist höchst deprimierend, ich mache nämlich den ganzen Tag überhaupt nichts, das ich vorzeigen könnte. Die allermeiste Zeit geht dafür drauf, die Lösung von Problemen einzuleiten, die andere verursacht haben. Die zweitmeiste Zeit geht dafür drauf, mir Jammern und Klagen anzuhören (manchmal auch Schimpfen, aber das ist immerhin unterhaltsam) und dann irgendwas Beschwichtigendes/Aufmunterndes/Hilfreiches zu sagen. Und die drittmeiste Zeit verbringe ich damit, Leuten Sachen zu sagen, die ich ihnen schonmal gesagt habe, sie an etwas zu erinnern oder ihnen etwas zurückzugeben, das unvollständig/fehlerhaft ist.

    Im bisherigen Durchschnitt kommen pro Tag 17 Personen in mein Büro, ich spreche 82 Minuten am Telefon und verschicke 59 Mails. Für letzteres habe ich immerhin eine tolle Lösung gefunden, die mir sehr viel Zeit spart, nämlich "Quick Parts". Die schon angesprochenen Wiederholungen/Erinnerungen habe ich weitestgehend automatisiert, so dass ich nur einmal klicken und den Empfänger eingeben muss. Da hab ich mich für einen Moment doch sehr clever gefühlt. Andererseits kann diesen Teil meiner Arbeit nun auch ein Roboter/Praktikant erledigen - naja, außer, dass der halt nicht weiß, wann welche Nachricht angezeigt ist.

    Aus Spaß habe ich mir jeden Tag noch den merkwürdigsten Satz notiert, den ich gesagt habe - merkwürdig im Sinne von "wie konnte eine Situation entstehen, in der es notwendig wurde, diesen Satz zu sagen". Diese Sätze waren:

    Donnerstag: "Wenn ich von einem Euro-Konto einen Euro-Betrag auf ein Euro-Konto überweise, brauche ich keinen Wechselkurs."

    (Freitag hatte ich Urlaub, daher kein Satz)

    Montag: "Das Türschloss ist Teil einer Schließanlage, deshalb können wir es nicht durch eins, das du noch zu Hause hast, austauschen."

    Dienstag: "Es gibt keinen wichtigen Grund, leere Tupperdosen in der Büroküche zu lagern."

    Mittwoch: "Für eine Zahlung von knapp 70.000 Euro brauche ich einen Beleg."

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