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    Dienstag, 18. Juli 2017
    Cape Cornwall - Pothcurno Beach - Saint Michael's Mount (nachgereicht)

    Das Frühstück kam heute in der kornischen Variante daher, nämlich mit Hog's Pudding. Den Black Pudding beim englischen/schottischen Frühstück bestelle ich sonst immer ab, aber etwas Neues muss natürlich probiert werden. Hog's Pudding enthält Schweinefleisch, Fett, Innereien und Hafermehl, wird zu einer hellen Wurst geformt und dann in Scheiben geschnitten gebraten. Das war sehr lecker.

    Dann machten wir uns auf den Weg, um das Ende des Landes zu besichtigen. Das Reisebüro hatte vorgewarnt, das offizielle Land's End sei Touristennepp in Extremform. Sie schlugen vor, einfach auf eine Nachbarklippe zu fahren, nach Cape Cornwall nämlich, dort sei es nicht so überlaufen und sehr stimmungsvoll. Danach wollten wir uns dieses Mal richten und programmierten das Navi entsprechend.



    Sehen Sie hier die Straße? Nee, wir auch nicht, also meistens nicht. Ich wurde zunehmend unsicher, ob das mit dem Navi wohl alles so seine Richtigkeit hat - ich habe ja immer Angst mit etwas Deppigem in die Zeitung zu kommen. "German tourists brexit at Land's End" oder so etwas. Herr N. fluchte wie besessen, ich rezitierte gebetsmühlenartig "nicht so überlaufen - das hat das Reisebüro gesagt!". Hinter uns war noch ein Wagen mit einheimischem Kennzeichen, der Fahrer gab weder wilde Handzeichen noch richtete er grienend eine Kamera auf uns. Wir fuhren also weiter bis zu einer kleinen Grasfläche auf der ca. 3 Autos parken konnten. Unseres war das erste, das englische Fahrzeug hinter uns das zweite. Mehr kamen den Vormittag über nicht. Es war aber sehr, sehr schön dort.



    (Das kleine schwarze in der Mitte des Bildes oben ist wohl wer?)



    Dann fuhren wir weiter an ein anderes Stück Küste, um das Minack Theatre anzuschen - ein in Fels gehauenes Freilichttheater direkt am / über dem Meer. Sehr enge und kurvige Gässchen ging es hinauf, dann gab es einen Parkplatz und auf dem Parkplatz diese Aussicht:



    (Google hat auch noch ein Panoramabild erstellt, das ich - trotz des offensichtlichen Bruchs in der Mitte - auch sehr hübsch finde:)



    Wir schauten alle drei hinunter, dann schauten wir uns alle drei an, dann stiegen wir umgehend wieder ins Auto und fuhren hinunter zum Strand und gingen Schwimmen statt ins Theater. Ich schickte erst Herrn N und Mademoiselle vor, um die Lage zu sondieren, also insbesondere, ob sich der Aufwand für mich lohnt. Herr N befand, das Wasser wäre sehr kalt und die Brandung sehr stark, er sah Probleme mit Bein.v2. Das Wasser war dann aber doch zu verlockend. Und gar nicht so kalt, 18 Grad hatte es, das stand irgendwo.



    Hinein ging es auch ganz gut, nur etwas schneller als geplant, es geht auf Muschelsand recht zügig bergab und die Brandung war wirklich sehr stark, so dass ich mich nicht auf den Beinen halten konnte und mich einfach hineinwarf. Das war sehr, sehr toll. Ich plantschte mit Mademoiselle etwa eine halbe Stunde herum, weit herausschwimmen war wegen der Wellen nicht möglich und zusätzlich kann Bein.v2 im Exoskelett noch keine Schwimmbewegungen ausführen. Aber was gibt es Besseres, als sich einfach auf den Wellen treiben zu lassen?

    Irgendwann musste ich mich aber doch der Frage stellen, wie ich nun wieder an Land kommen könnte. Zur Not rückwärts auf dem Hintern hochrutschen, das geht natürlich immer, aber ich erhoffte es mir eleganter. Bis ins brusthohe Wasser tastete ich mich hervor, dann nahm Mademoiselle meine Hand und wir warteten auf eine gute Welle mit dem Plan, den Schwung dieser auszunutzen um einfach aufrecht die Steigung hinaufzugehen. Die Welle kam, aber war etwas wuchtiger als gedacht, sie spülte uns die Steigung hinauf aber so schnell, dass ich letztendlich sehr schwungvoll mit drei großen Sätzen einbeinig auf dem gesunden Bein bis auf den trockenen Sand hüpfte. Mademoiselles Hand bewahrte mich davor, dort dann nach vorne auf die Nase umzukippen. Ob es elegant aussah, weiß ich nicht, aber es war sehr einfach und der Lifeguard gab mir aus seinem Liegestuhl ein Thumbs-up.

    Weiter fuhren wir zum St. Michael's Mount. Der ist das kornische Pendant zum Mont Saint Michel in der Bretagne.



    Bei Ebbe ist er über einen Steinpfad (der bei Flut eben unter Wasser ist) zu Fuß erreichbar, das hatte mich interessiert, also hatte ich den Gezeitenkalender konsultiert und den Besuch auf den Nachmittag gelegt. Als wir ankamen, stand das Wasser noch über kniehoch auf dem Pfad, also spazierten wir noch etwas am Strand und aßen Eis, bis es sich auf knöchelhoch zurückgezogen hatte, und gingen dann zur Insel hinüber.



    Drüben angekommen huschten wir dann von Schattenplatz zu Schattenplatz, Mademoiselle und Herr N stöberten in einem Geschenkeladen, in der Zeit fand ich einen Sitzplatz in einer schattigen Holzhütte mit diversen Senioren und Hunden und alle gemeinsam stöhnten wir über die Sonne und die Hitze. Herr N und Mademoiselle kamen dazu, niemand von uns hatte so richtig Lust, aus dieser Hütte hinauszugehen um in der Sonne den Hügel hinaufzulaufen und Gebäude anzuschauen. Als wir uns das eingestanden hatten, drehten wir einfach wieder um, über den Steinpfad durchs Meer und ins klimatisierte Auto und dann in die Unterkunft und unter die Dusche.

    Abendessen gab es am "Hausstrand" in einem Lokal, das sowohl Reisebüro als auch Gastgeber empfohlen hatten, aber ich fand es gar nicht so toll. Es war sehr modern mit Stühlen aus Plastik und kantinenartigen Tischen, sehr laut, dazu noch Musik, das Essen war ebenfalls moderne englische Küche und völlig okay, aber die Preise auch recht modern.



    Deshalb sparten wir uns ein Dessert oder einen Digestif und gingen "nach Hause", von Sonne und Strand und Herumlaufen waren wir sowieso alle ziemlich müde.

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