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    Freitag, 14. Juli 2017
    1. Reisetag: Dover / Winchelsea

    Um 6 Uhr heute Morgen sollte es losgehen, also saßen wir um kurz vor halb 7 dann tatsächlich im Auto. Die erste Hälfte der Fahrt überlegte ich, was wir alles Wesentliches vergessen haben könnten, nachdem Herr N. mir aber auch nicht nur dreimal versichert hatte, er habe seinen Ausweis eingesteckt sondern ihn mir auch vorzeigte, war klar: nichts Wesentliches. Die zweite Hälfte der Fahrt konnte ich also in Ruhe überlegen, was wohl wäre, falls wir die Fähre verpassen.

    Nicht, dass das überhaupt je zur Debatte gestanden hätte. Die Fähre fuhr um 16 Uhr, bis 14:30 Uhr sollte man allerspätestens eingecheckt haben, stand auf der Buchung, sonst würde man in der Hochsaison keinesfalls mehr mitgenommen. Wir waren aber ja sehr zeitig unterwegs und standen daher um 13:40 schon am Check-in, mit dem Ergebnis, dass wir noch auf der 14-Uhr-Fähre untergebracht wurden.





    Fähre ist definitiv anders als füher ("früher" bedeutet hier: vor ca. 25 Jahren). Damals war die Fähre ein raues Pflaster, Sitzplätze gab es nicht für jeden, Gestalten lagen in Schlafsäcken in den Gängen aber die allermeisten Reisenden verbrachten die erste Stunde der Überfahrt damit, möglichst viel steuerfreien Alkohol in sich hineinzuschütten und die zweite Stunde damit, diesen über die Reling wieder zu erbrechen. Heute kann man auf der Fähre im Restaurant oder in der Snackbar oder im Kinderbereich sitzen oder auch an Deck im Raucher- oder Nichtraucherbereich oder natürlich auch in der VIP-Lounge. Keine Schlafsäcke, niemand hing über der Reling. Immerhin, die weißen Felsen von Dover waren noch da. Wer weiß, wie lange.



    Von Dover aus fuhren wir forsch erst einmal in die falsche Himmelsrichtung, wurden aber beim Umkehren mit einem fantastischen Blick über den Hafen belohnt. Dann ging es noch eine Stunde über die südenglischen Dörfer. Ich kenne Südengland überhaupt nicht gut, nur London und Oxford, es ist aber schon eine sehr hübsche Gegend, sehr grün und schafig. Linksfahren ist unkompliziert, da die meisten Straßen sowieso nur eine Spur haben. Nicht, dass ich fahren würde, ich habe ja Bein.v2, aber mache natürlich viele hilfreiche Bemerkungen, unter anderem schreie ich bei jedem Anfahren vom Straßenrand oder Parkplatz sehr laut "LINKS!!!". Und manchmal schreie ich mittendrin auch "Aaaaahhh!", weil man es als Beifahrerin ja nicht gewohnt ist, den Gegenverkehr so auf sich zurauschen zu sehen, das wirkt dann doch sehr nah, näher als sonst.

    Unsere erste Unterkunft befindet sich in Winchelsea und ist ein wirklich sehr altes Häuschen, die Bausubstanz stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Haus an sich ist, würde ich behaupten, Tudorstil.



    Alles ist sehr verwinkelt, schief und mit enorm viel Stein.





    Bei den Türen muss ich mich ducken, da unser Zimmer im Obergeschoss unter dem Giebel ist, stoßen wir uns darin nicht die Köpfe an, nur auf ein paar Balken muss man achtgeben.



    Und im ganzen Haus sind hübsche Dinge verteilt: Porzellan, Bilder, Spiegel, Kannen, Vasen - im Urlaub kann ich das genießen, zu Hause würde ich natürlich binnen kürzester Zeit wahnsinnig (wer soll das alles sauberhalten??).





    Drumherum sind lauter blühende und grüne Pflanzen, Wiesen, Karnickel, Schafe, Möwen und ein Bienenstock.





    Winchelsea an sich ist auch ein interessanter Ort, das ursprüngliche Winchelsea hat sich nämlich um 1300 das Meer geholt und die Bewohner - damals deutlich mehr als heute - wurden dann ein Stück weiter hügelaufwärts angesiedelt, wobei der neue Ort dann durchgeplant wurde und die Straßen an einem Raster ausgerichtet wurden. Unter der Stadt sind riesige Weinkeller, weil hier damals ein wichtiger Hafen für Weinhandel war.

    Abends hatte ich in einem indischen Restaurant in der Nähe reserviert - die sind meiner Meinung nach in England/Schottland immer noch ein gutes Stück besser als in Deutschland. Und zum Glück hatten wir reserviert, es wäre sonst nämlich nichts frei gewesen, als wir ankamen.





    Und das Essen war natürlich ausgezeichnet.

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