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    Dienstag, 16. Mai 2017

    Äh - ja.

    Mit Mademoiselle war ich heute bei einer dieser standardmäßigen Kinderuntersuchungen. J1.

    Es gab einen kurzen, merkwürdigen Moment, als das Kind aufgerufen wurde und ich reflexartig mit aufstand und die Sprechstundenfrau dann sagte "Sie müssen nicht mitkommen, wenn es für Sie ok ist" und Mademoiselle sagte "Du kannst ruhig hierbleiben" und ich mich also wieder hinsetzte und mein Buch weiterlas.

    Und las. Und las. Und dann war das Buch aus und eine Stunde um. Ich las noch ein paar Buchanfänge, konnte aber weiter nichts herunterladen, weil der Kinderarzt den wartenden Eltern kein offenes WLan zur Verfügung stellt. Also schaute ich ein bisschen ins Handy und kam nach 1,5 Stunden auf die Idee, dass das vielleicht eine Art von Test war, also ein Eltern-Test, ob die ihre Kinder ausreichend loslassen können oder ob sie sich auf die Suche machen in der Arztpraxis bzw. nach welcher Zeit sie sich auf die Suche machen.

    Ich machte mich natürlich nicht auf die Suche. Noch nicht. Ich rechnete durch, dass es ja mittlerweile 17:30 Uhr war und die Praxis nur bis 18 Uhr geöffnet, in spätestens einer halben Stunde würde sich also alles von selbst regeln und ich hätte den Test sowieso bestanden. Nunja, außer, Mademoiselle wäre mit der Untersuchung längst durch, hätte mich komplett vergessen und wäre nach Hause gegangen. Auch nicht ganz auszuschließen. Dann wäre ich natürlich um 18 Uhr die deppige Mutter, die von ihrem Kind vergessen wurde und das noch nichtmals bemerkt! Weil sie ins Handy schaut! Jugendamtalarm!

    Als ich noch nach einem Ausweg aus der Zwickmühle zwischen Helikoptermutter und Kindeswohlgefährderin durch Vernachlässigung suchte, wurde ich dann aber doch noch ins Untersuchungszimmer gerufen. Es hatte einfach nur alles etwas länger gedauert, wegen eines Notfallpatienten.

    Beruhigend aber: auf dem Heimweg erzählte mir Mademoiselle, dass sie die Situation auch für einen Test gehalten habe. Mit versteckten Kameras vielleicht, die schauen, ob sie sehr viel herumhampelt, Bücher aus den Regalen nimmt oder eher den Arztcomputer hackt.

    Definitiv mein Kind.

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