Heute begab es sich, dass ich spontan und ohne dies je beabsichtigt zu haben, zwei Stunden lang auf einem Stadteilfest schätzungsweise 30 Kinder in Schmetterlinge verwandelt habe. Wie es dazu kam? Nunja, es war wie immer halt, was soll man noch großartig erkären. Es lief nicht gut am Schminktisch, von drei Schminktanten verließen zwei ihre Position, ohne dass die Nachfolgerin eingetroffen wäre. Und weil die versammelte Kinderschaft zwischen weinen und prügeln und die versammelte Elternschaft zwischen prügeln und prügeln und die verbleibende Schminktante zwischen weinen und Flucht ergreifen schwankte, setzte ich mich auf einen der freien Plätze und sagte: "Ich kann ja mal aushelfen, bis die Nachhut kommt." Kurz darauf sagte ich noch: "Ich kann aber nur Schmetterlinge." Das war kein Problem und ich kann jetzt "Schmetterling" auf Türkisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch und Polnisch sagen - Arabisch, Urdu und Thailändisch habe ich schon wieder vergessen.
Zwischendrin saß plötzlich ein weinendes Mädchen auf der Bank, das gar nicht geschminkt werden wollte. Dass ich nur Kinder anmale, die gerne möchten, wollte der Vater nicht hören - es sei für die Mutter, die fände das doch so niedlich. Ich bot dem Herrn an, ihn selbst als Schmetterling zu bemalen, das fände seine Frau sicher wenn nicht niedlich so aber sicher doch sehr lustig. Es gab einen kleinen Tumult und der Vater zog unter wütendem Geschimpfe davon.
Sonst blieb alles ruhig, nur brach auch meine zweite Stunde am Schminktisch an, ohne dass die Ablöse der nicht gekommenen Ablöse eingetroffen wäre. Zum Glück hatte die eine der Damen vom Rotes-Kreuz-Stand nebenan aber seit geraumer Zeit so herübergeschielt, als wolle sie unbedingt auch einmal zig fremde Kinder anmalen und würde sich nur noch nicht so richtig trauen. Nach nur wenigen Minuten Ermunterung, während derer sie mir - ob aus Freude oder als Abwendungsversuch sei dahingestellt - diverse Fahrradsattelbezüge, Kugelschreiber und Luftballons schenkte - war sie rekrutiert und ich konnte meiner Wege ziehen.
Heute vor zig Jahren:
Nur Schule und schlafen.