Kopf, Du bist ein komisches Ding. Da lässt Du mich gestern mehrfach mit Stuhl und Taschenlampe bewaffnet das Bücherregal nach diesem einen Buch, dass ich verleihen möchte, absuchen, und noch den ganzen Nachmittag darüber grübeln, wo es sich verstecken könnte - ohne einen Ton zu sagen. Und als die Buchsuche schon längst im Restchaos des Tages untergegangen ist und ich entspannt auf der Couch sitze: da schickst Du mir, wie so oft, nicht eine kleine Erinnerung, in der Art von "es könnte doch sein, dass..." - nein. Du projizierst mir ein Bild, täuschend echt und in Farbe, von dem Buch mit dem grauenhaften rosa-beblümchenten Einband, wie es im Rapunzelturmbüro auf dem obersten Regalbrett des Schrankes ganz links unten liegt, und darüber noch ein kleineres gelbes Heftchen. Ohne Erklärung oder Erinnerung in Richtung "wie kam das dahin?", einfach nur dieses Bild, so echt dass ich fast denke, ich könnte hineingreifen.
Kopf, ich vermute, dass in Dir drin ein kleines Männchen wohnt. Ein hutzeliges, älteres, aber sehr flinkes Männchen mit einer speziellen Art von Humor. Benötige ich eine Information, die nicht gerade ganz sofort abrufbar ist, steigt das Männchen in die Tiefen der Gehirnwindungen hinab, verschwindet auf unabsehbare Zeit und was es dort tut, lässt es keinen wissen. Wenn dann die Information gefunden ist (und es ihm - und nur ihm! - gerade passend erscheint), produziert es eben ein solches Bild wie das des Verbleibungsortes des Buches. Den Hergang behält es für sich, es zeigt nur die Ergebnisse - arbeitet also auf höchste Weise eigenständig. Und oft auch ungefragt bis hin zu ungebeten, denn wenn gerade nichts Wesentliches zu tun ist, scheint es sich in Eigenregie in die Erinnerungen aufzumachen und dort Dinge zu tun - Informationen zu sortieren, Verknüpfungen zu erstellen, und das eine oder andere Bild auszuwerfen, das doch vielleicht wirklich nicht nötig gewesen wäre. Das verzeihe ich ihm aber, denn auch, wenn man ihm mit Befehlen nicht kommen kann, so ist es doch, wenn es brennt zuverlässig zur Stelle: ich kann gar nicht sagen, in wie vielen Prüfungen oder brenzligen Situationen dieses Männchen - man weiß nicht wie - eine Antwort ganz nach vorn ins Bewusstsein warf, als ich noch nicht einmal ahnte, dass sie sich überhaupt irgendwo in meinem Kopf befindet.
Danke dafür, Du komisches Ding.
Übrigens fällt mir nichts mehr zum Schreiben ein. Ich schreibe das jetzt, weil meine Erfahrungswerte mit mir selbst und anderen ergeben haben, dass immer, wenn man sowas ankündigt, genau das Gegenteil eintritt, und man sich ein bisschen belustigen kann.
Jogi Löw Bildchen im Hanuta. Das ist ein Zeichen!
is noch immer so warm
...
glaub ich
(gut, im Büro eigentlich nich
hab aber auch gar keine Socken an)
Großes Bier, indischer Rum, Cuba libre, Jägermeister. Umringt von vielen kleinen jungen Männern. Vom Nachbarn Einladung zur Porno-Party im Sonnenstudio erhalten. "4cl Sperma 2 Euro" (oder umgekehrt?) steht darauf. Ehrlich gesagt musste ich bisher nie dafür bezahlen, aber man wird ja nicht jünger. Und das alles auf den hohen Schuhen und vor 22 Uhr.
isso warm...
Diese manchen Leute auf dem Spielplatz, die ihrem Kind fortwährend rhetorische Fragen über den Alltagsablauf stellen. Nicht, um ein Gespräch zu führen, sondern um die gesamte Menschheit an ihren Verhaltensweisen teilhaben zu lassen. Daher auch immer ein paar Dezibel lauter als nötig und immer mit Einschätzungen versetzt, deren Teilhaber man eigentlich lieber nicht geworden wäre.
Dabei sprechen diese Leute dann auch noch einen Tick zu zögerlich. Nicht einfach langsam, sondern unrhythmisch. So, als fließe ihnen die Sprache nicht in den Mund, sondern als müssten sie sie mühevoll zusammenpuzzlen - hier ein Teilchen, dort ein Teilchen.
Es ist ein gewisser Trost, dass sie allesamt keinerlei demagogische Talente besitzen.
Gleich nach der Kindergartenablieferung über den Wochenmarkt geschlendert und erstaunt festgestellt, dass noch gar nicht alle Lieferungen da waren. War ich tatsächlich noch nie so früh auf dem Wochenmarkt? Vermutlich. Der Wagen mit diesen Schweinereien (Oliven, eingelegte mediterrane Gemüsesorten, Käse-Käse-Käse) hatte aber schon geöffnet und war gut bestückt. Ja, was soll ich denn tun? Ich konnte doch gar nicht anders!!
Eigentlich wollte ich ja nur ein Löffelchen schwarze Oliven für den Salat kaufen. Und ein kleines Probierschälchen von der Sambal-Olek-Frischkäsecreme. "Eigentlich" ist auch so ein Wort, bei dem man schon verloren hat, denn es besagt, dass man sich nicht vor dem Schweinereienwagenmann die Finger in die Ohren und zwei Tampons in die Nase steckt und bei jedem seiner weiteren Worte laut "lalala laaaaaa!!!" brüllt. Naja. Knapp 20 Euro für eine Schippe Oliven, ein paar Döschen mit so Käsesachen wie "Schafskäse-pikant", "Südafrika", "Ruccola-Parmesan-Creme" und Pepperonisalat ist gar nicht soooo arg, wenn man bedenkt, dass ich nebenher ja befrühstückt wurde, mit frisch aufgebackenem Sesamring und allen-Käsesorten-einmal-quer-durch-den-Laden. Dass passiert auch alles nur, weil die Dattel-Schafskäsemischung aus war. Sonst hätte ich das alles gar nicht probieren müssen.
Weil der große Geldschein dann sowieso angebrochen war, zog es mich ich dann gleich weiter in den Riesensupermarkt, der nur per Auto erreichbar ist, denn ich erinnerte mich, dass letzends einer davon mitten in der Stadt eröffnet hatte. Es handelt sich dabei übrigens um ALDI. Ich mag ALDI ja. Habe den Laden aber über ein Jahrzehnt boykottiert, weil mich das mit Außerhalb und Parkplätzen davor so gernevt hat. Isch abe ja gar keine Auto. Letztendlich ist es aber, nunja. Der blau-weiße Raffinadezucker, der Eierlikör in dieser speziellen Flasche, der Duft nach Tandil... das ist so ein bisschen "zu Hause". Dass der Rest des großen Geldscheins für ALDI nicht reichte, mus sich nicht extra sagen. Dafür bin ich nun für den Feiertag ausgerüstet. Für alle noch kommenden Feiertage in diesem Jahr und noch länger. Tatsächlich sollte ich eine richtig große Party feiern.
Nachdem ich die diversen Taschen in die Wohnung gewuchtet hatte, befand ich auch, dass dies "eigentlich" genug Sport für heute morgen sei. Schon verloren, auf geht's...
Am ersten Urlaubstag gleich erstmal im Büro gewesen. Aus keinem beruflichen Grund - aber das Kind wollte gern hin um mal wieder von oben runter zu gucken. Also bei der Gelegenheit ein paar Besprechungskekse und Zuckerstücke geschnorrt, eine Mittagessenverabredung gemacht, ein paar Ausmalbilder aus dem Internet gedruckt, einen Textmarker und drei Überraschungseifiguren eingesteckt, dem Chef mit dem Kind gemeinsam etwas vorgesungen, und Aufzugführer gespielt, was auf 24 Stockwerken richtig Spaß macht. Nebenher noch einen winzigen Skandal aufgedeckt (und dabei einer bewundernswerten Chuzpe begegnet) und eine winzige Katastrophe verhindert (und dabei spannenden Entwicklungen auf die Spur gekommen).
Die fremde Frühstücksverabredung hingegen war weniger souverän, so dass ich sie noch vor dem Frühstück quasi verscheucht habe. Dafür dann eine fremde Frau kennengelernt, also hat es mit diesem Punkt auf der Liste doch noch geklappt.
Die meisten anderen Verabredungen dieser Woche wurden dann heute einmal komplett durcheinandergewürfelt und neu sortiert. Das Kompositum "Magen-Darm" beschreibt in diesem Zusammenhang alles. Kinder kriegen halt Krankheiten, sag ich immer, aber nach dem letzten Wäschefiasko ist "Magen-Darm" etwas, dem ich konsequent und bis zur Vereinsiedlung aus dem Weg gehe. Insofern scheidet jeder, der gestern noch "Magen-Darm" hatte, als potentielle Verabredung mit Kind in dieser Woche aus.
Übrigens schreibe ich das alles nur, weil ich mich seit nunmehr über drei Stunden nicht aufraffen kann, eine PIN für eine Überweisung aus der Tasche neben dem Schreibtisch zu suchen. Sozusagen als krönenden Höhepunkt meiner aufschiebenden Maßnahmen. In dieser Tasche sind nämlich die Unterlagen für die Steuererklärung und ich bekomme schon trockene Finger und Schweißausbrüche wegen gerade-noch-gesehener-und-umgehend-verlegter-Belege, wenn ich nur daran denke. Und Schulterverspannungen auch.
Diese PINs sind sowieso eine nervige Erfindung. Ich mache jetzt Telefonbanking.
Ich habe gern Erdnussbutter im Kühlschrank. Allerdings esse ich gar keine Erdnussbutter - nur wirklich außerordentlich selten, alle paar Jahre mal, und dann auf ungetoastetem Toast mit Erdnussflips oder Chips und Zucker. So wie Allison.
Dementsprechend kaufe ich so gut wie nie Erdnussbutter ein. Vorgestern aber. Und jetzt freue ich mich darüber, dass sie da ist. Und dass sie heute morgen aufmerksamerweise auf den Frühstückstisch gestellt wurde. Auch, wenn ich sie nicht gegessen habe.