Gestern habe ich ein Elsterkind gerettet. Und zwar vor meiner Nachbarin.
Die Nachbarin klingelte mittags ganz aufgeregt: im Hof läge ein toter Vogel, und ob ich ihr bei der Beseitigung helfen würde, bevor die Kinder das entdecken. Ich sagte zu, wollte mich aber zuerst tatortreinigungsgeeignet kleiden. Wir verabredeten uns für in 5 Minuten.
3 Minuten später klingelte die Nachbarin wieder - der Vogel sei doch nicht tot, aber wohl schwer verletzt, er hüpfe wackelig herum. Zwei andere Vögel würden auf ihn einhacken. Wir beschlossen, uns das einmal näher anzuschauen.
Im Hof saß dann also eine kleine Elster. Zwei große Elstern saßen auf der Garage und beoachteten uns misstrauisch. Die kleine Elster hopste auf dem Boden, schien aber unverletzt. Sie hatte schon überall Federn und sah auch sonst ingesamt so aus, als könnte sie wohl schon oder zumindest sehr bald richtig fliegen - wie wäre sie auch sonst in den Hof gekommen?
Unter Aufwand sämtlicher Überzeugungskraft gelang es mir nach einer halben Stunde, die Nachbarin (und die mittlerweile zahlreich dazugekommenen Kinder) davon abzuhalten, die kleine Elster in einem Karton einzusammeln und zum Tierarzt/Tierheim/was-auch immer (ein genauer Plan stand nicht fest) zu fahren. Selbst, wenn sie noch nicht richtig fliegen konnte - die Eltern waren ja in der Nähe, und gut, es gibt Katzen in der Nachbarschaft, aber zwei ausgewachsene Elstern kommen meiner Ansicht nach auch gut mit einer Hauskatze zurecht. Sie sahen sogar schon so aus, als würden sie bald auf eins der Kinder losgehen, wenn wir uns nicht so langsam ein bisschen auf Abstand gehen würden. Und außerdem sah die kleine Elster überhaupt nicht verletzt aus.
Wir einigten uns, zurück ins Haus zu gehen, und am Abend nochmal nachzuschauen. Sollte der Vogel dann dort noch sitzen, würde ich ein Löffelchen Katzenfutter spendieren und man könnte mittels Wasserflasche eine Pfütze herstellen, damit niemand Hunger oder Durst hat.
Als wir um 20 Uhr nochmal schauen gingen, war die Elster aber davongeflogen - vermute ich jedenfalls, es waren nämlich keine Federn oder Blut oder sonstige Überreste zu sehen. Glück gehabt!