Bald Wochenende, das ist gut, ich muss nämlich dringend schlafen. Ich habe heute festgestellt: ich komme mit meiner Energie gut über meinen normalen Tag, aber großartige Reserven für irgendwas Außergewöhnliches sind da momentan einfach nicht. Wenn ich dann also mal zwei Nächte am Stück nicht gut schlafen kann, wird es etwas unangenehm. Aber ist ja auch egal, denn langer Schlaf ist nur noch ca. 24 Stunden entfernt!
Was will ich noch machen am Wochenende? Auf jeden Fall einkaufen, eigentlich auch schon morgen bzw. eigentlich wollte ich schon am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag einkaufen aber habe es nicht geschafft. Irgendwas ist mit der Zeit diese Woche. Heute Morgen sprach auch jemand vom "Vizefreitag" und ich dachte mir hey, interessant, seit wann nennt man denn den Dienstag so?
Schlafen, einkaufen, Hefezopf backen, einen Kofferraum voll mit größeren Briefen und Paketen zur Post bringen, eine Badebekleidungsentscheidung treffen, vier Verabredungen, ein spannendes Buch.
Aber vorher nochmal 24 Stunden auf Restakku.
Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.
Ich habe das Arbeitszimmer sofort erkannt. Zum einen am Schreibtischstuhl, an dem saß ich auch einmal, als ich wichtige Dinge einscannen und verwenden musste und das allein nicht hinbekommen habe. Ob da auch der Wäscheständer im Hintergrund stand, erinnere ich nicht. Auch eine Matratze steht da, sie sieht klein aus, hat Frau Fragmente manchmal Kinder über Nacht da? Oder andere sehr kleine Gäste? Ich weiß es nicht. Auf der Kommode hinter ihr stehen Bilder, also Fotos, ich mag die Fotos gern und habe sie schon öfters betrachtet. Auch ein gelbes Dings steht da, von dem ich nicht weiß, was es ist.
Ich esse nebenher Pizza, die ich bestellt habe, weil der Tag etwas eng getaktet ist (noch etwa bis Mitternacht) und Kochen in diesem Takt keinen Platz fand. Die Pizza habe ich über Lieferando bestellt, dort gibt es jetzt eine Trinkgeld-Option, worüber ich mich sehr gefreut hatte, weil ich ja nie Kleingeld habe. "Das Internet" wollte mir diese Freude aber nehmen und behauptete, das Geld käme nie bei den Boten an. Ich habe das daher bei den letzten beiden Bestellungen bei meinen Boten erfragt (ich bestelle immer bei den selben beiden Pizzerien). Also: ob sie Trinkgeld bekommen, das Leute über die App zahlen. Beide sagten "ja klar". Der eine bekommt es selbst, beim anderen geht es in einen Topf "wie bei Trinkgeld im Restaurant auch" und wird zwischen allen aufgeteilt. Mit dieser Antwort bin ich zufrieden und werde das Feature weiterhin nutzen - die erweiterte Frage, ob ich finde, das Trinkgeld sollte zwischen allen aufgeteilt werden oder dem zustehen, der die zwei Stockwerke hochläuft und wenn beides, in welchen Anteilen, möchte ich mir nicht stellen. Hier übersteigt die Verantwortung, die ich für meine eigene geistige Gesundheit verspüre die Verantwortung, die ich gegenüber der Weltgerechtigkeit insgesamt verspüre. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen.
Wie gestern schon berichtet habe ich einen neuen Laptop. An dem ist noch nicht alles so werbeblockierend eingerichtet, wie ich es gerne hätte und deshalb bekomme ich nun sehr viel Werbung für sehr hässliche Schuhe. Das ist eine lustige Geschichte - ich habe nämlich hässliche Schuhe bestellt. Natürlich nicht absichtlich, aber schon sehenden Auges. Das war am Sonntag, da suchte ich Sommerschuhe und beriet mich mit der Online-Kaffeerunde zum Sommerschuhkauf. Ich fand vier meinen Kriterien entsprechende Modelle und schlug sie der Runde vor, alle waren sich sehr einig, dass Modell Nr. 4 keinesfalls geht. Ich stehe total auf Beratung und frage sehr gern nach der Meinung anderer Leute, höre dann auch zu und berücksichtige das Gesagte, was aber keinesfalls häufig dazu führt, dass ich den Ratschlägen folge. Oft sogar eher im Gegenteil, dann denke ich mir "ach, wenn das jetzt schon das Schlimmste ist, was diese sowieso immer pessimistische Person sich vorstellen kann, dann ist es ja wirklich nicht dramatisch und ich probiere das einfach mal aus". Ich hörte mir also die Kritik zu Schuh Nr. 4 an, betrachtete ihn mit dieser Kritik im Ohr und dachte mir "ich sehe da aber was, das funktionieren könnte". Das stellte sich gestern, als der Schuh kam, dann als Irrtum heraus. Da geht gar nichts, ich sende ihn zurück, allerdings ahnt die Werbung das noch nicht und schlägt mir daher nun ähnliche Schuhe vor, die aber allesamt in die Richtung gehen, die die Kaffeerunde wohl bei der Betrachtung auch im Kopf hatte und nicht in den kleinen Sonderbereich, den ich durchschimmern sah und für den dieser Schuh wirklich auch Potenzial gehabt hätte - nur leider nicht realisierte. Schade. Ich muss jetzt wohl mit hässlichen Schuhen als Werbung leben, bis ich wieder hübsche Schuhe gekauft habe. Naja oder bis überall der Werbeblocker installiert ist.
Frau Fragmente sieht heute wieder erholt aus, sie sagt, es macht ihr im Büro zur Zeit Spaß. Mit ihren Haaren ist sie unzufrieden, hat aber bald einen Friseurtermin. Ich sehe an den Haaren nichts Nachteiliges, sie sind schon über kinnlang und da sehe ich dann sowieso keine detaillierten Unterschiede mehr.
Den letzten Absatz hatte ich gerade gelöscht, weil ich dachte, der davor ist ein besseres Ende und wir hören jetzt mal langsam auf zu schreiben. In diesem Moment eröffnet mir Frau Fragmente jedoch, dass sie erst bei ca. 30 % ist. Wie kann sowas kommen? Ob sie wieder was Ernsthaftes schreibt? Sie schlug mir aber schon vor, in der verbleibenden Zeit könnte ich "Leisure Time" machen: Pizza essen (ist schon alle) oder noch einen Nachtisch (gute Idee) oder herumsurfen. All das werde ich tun und schauen, ob sich dabei noch irgendwas zum Aufschreiben ergibt.
Leisure Time kommt mir heute auch entgegen, denn wie gesagt, der Tag ist eng getaktet. Heute war der wöchentliche Schultag, also Wecker um 6 Uhr, als das Kind zur Schule geschickt war ging ich ins Büro, dort war viel zu tun, ich vergaß die Pause und aß nur Studentenfutter und ein Brötchen, auf dem Heimweg dann ein Bahndebakel und fast 1,5 Stunden Fahrzeit, zu Hause die Erkenntnis, dass das Kind in demselben Bahndebakel feststeckt, also sofort ins Auto und 1,5 Stunden herumgefahren (Stau), Punktlandung zum Blogtermin mit Frau Fragmente, nebenher Pizza bestellt, hier sind wir nun und um 22:15 Uhr fahre ich wieder los, um das Kind abzuholen und mit ihr dann noch den Wocheneinkauf zu erledigen (Supermarkt hat bis Mitternacht auf - darf man mittlerweile wieder zu zweit rein?). Also wie gesagt, weder Leisure Time noch Dessert kommen ungelegen. Frau Fragmente ist eine kluge Frau.
Endlich, endlich, endlich. Das neue Notebook ist da und es ist schnell und leicht und hat Akku und alles ist unkompliziert. Das ist für mich das wichtigste an Technik: sie möge unkompliziert und damit unauffällig sein.
Beim alten Notebook war es so: ich wollte z.B. etwas bloggen, auch eine Mail schreiben und nach dem Wetter schauen und ein Wort googeln, also vier offene Tabs (lächerlich wenig) aber das Wechseln zwischen ihnen dauerte jedes Mal mindestens 10 Sekunden. Also das Blog angeklickt, gewartet, gedacht "das wird nichts" und zum Wetter geklickt, gewartet, gedacht "das wird nichts", weitergeklickt zur Mail, da kam dann was, angefangen, die Mail zu schreiben, plötzlich im Feld für die Postleitzahl beim Wetter gewesen, dann ging das Blog auf, da hatte ich längst vergessen, was ich da wollte und den vierten Tab sowieso. Das ist kein Zustand. Jetzt kann ich wie ein Vogel von hier nach da flattern, genau so, wie es in meinem Kopf zugeht, alles ist fast sofort verfügbar, keine Wartezeiten während derer ich die Neugier verliere. Ich bin sehr froh.
Einen Tag muss ich mich noch gedulden - hoffentlich nur einen - bis das neue Notebook ankommt und ich mich wieder in normaler Geschwindigkeit durchs Internet bewegen kann. Die Langsamkeit des alten Laptops, den ich im Schrank fand, stresst mich außerordentlich. Und nichts geht gleichzeitig. Sehr anstrengend.
Dieser Tag war um Ausruhen da, zum Runterkommen und zum Heilen der kleinen körperlichen und seelischen Blessuren. Die Gelassenheit ist doch einfach sehr fragil im Moment, schon kleine unerwartete Stöße bringen mich sehr aus dem Gleichgewicht. Genau gesagt ist die absolute Zuversicht eine Show, aber warum auch nicht, es war schon immer ein guter Plan, das Gewünschte und Erhoffte zu spielen, bis es dann irgendwann eintritt. Besser eine gute, unterhaltsame Show als ödes Gejammer.
Das war ein ganz unnötig spannender Tag, aber am Ende war alles gut (bzw. ob die zweite Hälfte gut war sagt mir dann in ein paar Tagen die Corona-WarnApp).
Bekanntlich habe ich Probleme mit der Entspannung, weil es mich nicht entspannt, "nichts" zu machen. Nun habe ich aber herausgefunden, dass es eine Sache gibt, die mich nach einiger Zeit (ca. 1 Stunde) absolut tiefenentspannt: in einem See schwimmen!
Die Tage nehmen schon wieder unglaublich Fahrt auf und das ist schön. Aber ich zähle auch runter bis zum Urlaub - 24 Tage noch, dann drei Wochen frei. Die ich wirklich, wirklich brauche.
Frau Fragmente sitzt an ihrem Schreibtisch im Schlafzimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Frau Fragmente wird heute meinen Blogwunsch erfüllen und in einem irrationalen Moment sagte ich gerade "dann darfst Du Dir auch etwas aussuchen, worüber ich schreibe, das gehört sich dann ja so". Ich hätte mir sofort hinterher die Zunge rausreißen können, denn nichts hasse ich mehr, als Auftragsschreiben, aber nun ist es passiert: Frau Fragmente möchte, dass ich über die Regeln unseres Blogtreffens hier schreibe. "Gibt es Regeln?" fragte ich einigermaßen frappiert. "Frage an Dich!" erwiderte Frau Fragmente.
Natürlich gibt es Regeln. Ganz voran "Anwesenheit" und zwar regelmäßige. Aber wir haben in der heißesten Coronaphase nicht ausgesetzt, als zumindest ich teilweise kaum wusste, wie ich heiße oder wie ich vom Schreibtischstuhl aufstehen sollte ohne umzufallen. Mir fällt daher derzeit nichts ein, was zu einem Aussetzen führen könnte. Wenn der Reiter des fahlen Pferdes uns unbeeindruckt lässt, dann die anderen drei wohl auch.
Weitere Regel: Pünktlichkeit. Auch an dieser Regel ist das interessante, dass sie zwar sehr wichtig ist, aber im Blogkontext gleichzeitig komplett irrelevant. Denn ich warte zwar mit Sicherheit nie länger als 15 Minuten auf irgendjemanden, aber Frau Fragmente ist mit mindestens derselben Sicherheit immer pünktlich.
Wenn pünktliche Anwesenheit gegeben ist, folgt der Rest von selbst: es muss etwas geschrieben werden. Was ist im Grund egal, dass Frau Fragmente nicht einfach nur "etwas etwas etwas etwas" schreibt ergibt sich schon aus ihrer Persönlichkeitsstruktur.
Ich kann daher generell empfehlen, sich - wann immer es sich einrichten lässt - ausschließlich mit Personen zu treffen, die so sind, wie man es mag. Fish sagte es schon: "The company I choose is solidly singular, totally trustworthy, straight and sincere, polished, experienced, witty and charming". Frau Fragmente bietet all das, wozu braucht es dann Regeln.
Frau Fragmente sieht heute übrigens sehr erholt aus. Sie hat Urlaub und war in der Sonne, man sieht Sommersprossen, wenn sie dicht an die Kamera geht und das tut sie heute häufig. Ist mir sonst noch nie aufgefallen, was macht sie wohl, vielleicht schaut sie meine Frisur genau an, die sitzt heute nämlich hervorragend.
Ansonsten habe ich uns gerade zwei Karten für den Badesee gekauft. Das kann man online, Tageskarten, wir werden also Freitag am frühen Nachmittag schwimmen gehen, Frau Fragmente und ich. Ich habe für meine Verhältnisse viel gekauft in letzter Zeit. Falls Sie sich erinnern, eigentlich kaufe ich seit dem Jahreswechsel 2018 auf 2019 ja gar nichts Dingliches mehr, weil ich schon zu viel habe. Nun waren aber ein paar Sachen zu ersetzen, unter anderem Sneakers, denn Frau Fragmente schätzt es ja nicht, wenn ich Schnürschuhe zur Ankle-Length-Hose trage. Die Sneakers, die ich noch besaß, scheinen an den Zehen durch, das lenkt mich beim Gehen ab. Ich fand dann online neue, bin aber ehrlich gesagt sehr unsicher, ob Frau Fragmente sie den Schnürschuhen vorziehen wird, denn sie sind nicht unauffällig.
Frau Fragmente pflegt eher ein gewisses Understatement. während ich gerne mal einfach einen Aufschlag mache, nur so aus Spaß. Das ist ein fundamentaler Unterschied zwischen uns. Frau Fragmente hat Pläne und Ziele, ich hingegen nutze Gelegenheiten. Dass die Gelegenheiten sich bieten, führe ich teilweise selbst herbei, allerdings keine vorab definierten Gelegenheiten, sondern allgemein irgendwelche Gelegenheiten. Ich breche einfach Strukturen auf und schaue dann, was da so herumliegt und was ich daraus machen könnte. Deshalb mag ich Veränderungen so an sich, als Prinzip. Frau Fragmente hingegen sagt "change is never good!"
Das sieht man auch bei unserem Blogtermin. Wenn ich mich an den Rechner setze, mache ich als erstes Kamera und Ton an und dann gehe ich nochmal eine Schlangengurke holen, kratze mir die Nase, trinke was, streichele die Katzen, schaue was auf dem Handy. Wenn Frau Fragmente sich einloggt, sehe ich sie erst nicht und höre sie nicht, nach einiger Zeit spricht sie dann und sagt Dinge wie "ich mache gleich das Video an, ich bereite hier nur noch etwas vor" - "Was um Himmels Willen bereitest Du vor??" frage ich und sie sagt "Ich lege meinen Notizblock bereit und dergleichen". Auf dem Notizblock hat sie, das erwähnte ich schonmal, ihre geplanten Blogthemen. Ich habe weder Notizblock noch Themen (außer manchmal), ich setze mich halt vor die Kamera, schaue was ich sehe und schreibe, was mir dazu einfällt.
Das ist aber natürlich keine Regel unseres Treffens sondern nur ein Ausdruck unserer Persönlichkeiten. Ob sich das durch eine Regel umgestalten ließe, bezweifle ich. Würde Fragmente sagen "du musst aber ab jetzt immer einen Notizblock mit Thema haben" wäre ich vermutlich mittwochs um 20:30 bald leider verhindert. Der fünfte Reiter, der mich aus dem Spiel kickt, trüge einen grauen Anzug und wäre verbeamtet. Wenn ich hingegen Frau Fragmente Notizen verbieten würde oder die Regel "als erstes Kamera ein!" aufstellen würde, müsste sie sich wohl bald mittwochs abends um ihre Mutter kümmern; der Fünfte reitet bei ihr auf einem Chamäleon.
Was können wir daraus mitnehmen: Regeln brauchen wir erst da, wo wir uns die Personen nicht mehr aussuchen können.
Heute festgestellt, dass ich meine Aufmerksamkeit anders steuern muss. Ich starre dauernd auf Masken. Ich zähle sie und ordne sie ein. zwei schwarz, zwei weiß, drei OP, einmal rosa Blümchen, einmal blaue Streifen. Das summe ich dann den halben Tag im Kopf umher, bis ich abends in der Bahn neue Masken sehen und einen neuen Text im Kopf habe. Im Büro kann ich zu jeder Person sagen, welche Art von Maske sie trägt. Unterschiedliche natürlich an unterschiedlichen Tagen. Das muss umgehend aufhören, ich werde ab sofort nichts mehr über Masken schreiben und dann auch hoffentlich nichts mehr über Masken denken. Es gibt sie, man trägt sie, es gibt nichts darüber zu sagen, es gibt nichts zu sehen.