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    Donnerstag, 5. März 2020
    WmdedgT 3/2020

    WmdedgT! Schon wieder! Wie die Zeit vergeht!

    Der Morgen begann bei mir holprig, was daran lag, dass die ganze Familie gleichzeitig aufstand. Normal wollen alle zur gleichen Zeit aufstehen, aber nur ich bekomme das hin, dementsprechend habe ich dann Küche und Bad erst einmal für mich. Erst wenn ich mich gesammelt und geduscht habe werfe ich die anderen aus den Betten. Aber heute stand ich gerade erst im Flur und kraulte die Katzen zum Tagesbeginn, als Herr N. an mir vorbeizog ins Bad, dicht gefolgt von M. die genervt an die Tür klopfte.

    Ich trank also erst einmal einen Kaffee aus der neuen Kaffeemaschine und war sehr zufrieden, dann trank ich einen Tee, dann goss ich Blumen und dann waren alle weg und ich hatte freie Bahn.

    Das Meiste vom Vormittag ist schon größtenteils verwischt in der Erinnerung. Allerdings war eine Coronavirus-Entscheidung zu treffen. Ein Mitarbeiter schrieb aus dem Urlaub um zu fragen, ob er am Montag ins Büro kommen könne oder - da aus seiner Urlaubsregion nun die ersten Infektionsfälle gemeldet werden - ob er lieber vorerst zu Hause bleiben solle. Alle aus seiner Reisegruppe fühlten sich gesund und fit und er würde gerne kommen.

    Die Region ist momentan kein ausgewiesenes Risikogebiet. Der Mitarbeiter ist andererseits aber auch gerade nicht in Projekte eingebunden, weil er ja sowieso im Urlaub war, seine Anwesenheit also keineswegs dringlich. Wie entscheiden? Mir scheint, es gibt wenig zu gewinnen mit solchen Entscheidungen. Wenn alles gut geht, wird jegliche Vorsichtsmaßnahme im Nachhinein lächerlich und paranoid wirken. Wenn einem die Situation um die Ohren fliegt, wird jegliche Vorsichtsmaßnahme als zu wenig in Erinnerung bleiben.

    Der nOC und ich überlegten hin und her, es war die erste Entscheidung dieser Art und in einer größeren Organisation muss es irgendwelche Regeln und Abläufe geben, eine Logik, an der man sich orientiert. Man kann nicht den einen bitten, zu Hause zu bleiben, weil er gerade entbehrlich ist aber einen anderen in derselben Situation auffordern, zu kommen, weil man ihn gerade gut gebrauchen kann.

    Wir beschlossen, bei solchen Entscheidungen den Empfehlungen des RKI zu folgen. Die Person war nicht in einem Risikogebiet und verspürt keine Symptome, wir haben keinen Grund, ihm eine freiwillige Quarantäne nahezulegen.

    Später hatte ich dann noch ein längeres Informationstelefonat mit dem Equal Employment Opportunity Officer des Mutterhauses zum Thema romantic relationships in the workplace, aus aktuellem Anlass (nicht aus eigenem Anlass natürlich). Was man da beachten muss, Machtgefälle, Steuerung der Aufgabenverteilung etc.

    Dann war noch ein Meeting, um Streitigkeiten bei der Aufgabenverteilung in einem Team zu beseitigen. Vielleicht gehe ich da zu naiv heran. Wenn es ein kleines Team gibt, sagen wir mal 3-4 Personen, alle selben Raum, und die haben lauter kleine alltägliche Aufgaben, sagen wir mal Briefmarken auf Briefe kleben, Blumen gießen, Kühlschränke auffüllen und sowas, und es gibt eine Liste, was täglich/wöchentlich/etc. zu machen ist, kann ich mir das dann nicht so vorstellen, dass die morgens auf die Liste schauen was ansteht und dann sagt einer so, ich mache mal a-f, könnt ihr euch dann g-7 aufteilen, und dann läuft das? Braucht man für so eine minimalste Organisation jemanden, der allen beteiligten erwachsenen Menschen alle zehn Minuten sagt, was sie jetzt als nächstes zu tun haben? Oder braucht man irgendwas anders, ein Kanban-Board am Ende noch? Die Situation verwirrt mich.

    Mittags war ich wohl auch in der Kantine, aber ich kann mich partout nicht erinnern, was ich gegessen habe. Ich habe wieder eine arg beschleunigte Phase. Das ist so bei mir, es beginnt mit einfach zu viel Energie für einen Tag, dann mache ich alles immer schneller und immer mehr, das spiralisiert sich hoch, es macht unglaublich viel Spaß, ich bin nie müde und nie kalt und nie hungrig und es endet nach ein paar Wochen in heftigster Migräne. Dann ist ein paar Wochen Ruhe, dann beginnt er erneut. Jegliche Maßnahmen zwecklos, ich muss es wohl so hinnehmen. Gerade bin ich, würde ich schätzen, etwa eine Woche vor heftigster Migräne. (Wenn ich vorher mit Gewalt abbremse, das habe ich natürlich auch schon versucht, bekomme ich ebenfalls heftigste Migräne, hatte aber den Spaß vorher nicht. Das ist also keine zufriedenstellende Möglichkeit.)

    Ansonsten viel Kleinkram, ein längeres Meeting in Vorbereitung auf ein ISO Audit, ein noch längeres Meeting zum Umbauprojekt und den neuen völlig wirren Ideen der unerträglichen Architektin, viel Finanzkram, viel nach neuen Leuten schauen, wie es ihnen so geht und ob sie Anliegen (und Arbeit natürlich) haben und dann war es auch schon wieder spät und dunkel draußen, es regnete ein wenig, für mich das perfekte Wetter, zum draußen herumzuspazieren und das tat ich auch, weil ich ein Paket abholen wollte, das zu einem mir völlig unbekannten Paketshop einmal quer durch die Stadt geliefert worden war.

    Was ich nicht bedacht hatte: ich hatte viel Gepäck, nämlich eine Handtasche, eine Tasche mit Unterlagen, die ich für eine Schulung morgen brauche, eine weitere Tasche mit 2 kg Katzenfutter und dann eben noch das Paket. Wie ich es hasse, Taschen zu tragen! Der Spaziergang war also nur mäßig schön und als ich gegen 20 Uhr nach Hause kam, warf ich nur noch alles von mir und bestellte Pizza.

    Eigentlich wäre noch Gesangsstunde gewesen, aber die hatte ich schon mittags abgesagt wegen immer noch wenig Stimme.

    Gleich muss ich noch ein Köfferchen packen, denn morgen gehe ich nicht ins Büro sondern zu einem Seminar.

    Mittwoch, 4. März 2020

    An meinem Konferenztisch sitzt Frau Fragmente und bloggt, ich sitze an meinem Konferenztisch und blogge über Frau Fragmente.

    Frau Fragmente befindet sich in Bezug auf unser Blogprojekt gerade in der ersten Trotzphase. Seit wir hier sitzen - seit etwa einer Stunde - entwarf sie diverse Szenarien, in denen es ihr möglicherweise trotz vereinbartem Blogtermin nicht notwendig wäre, einen Text online zu stellen. Ich schloss diese Möglichkeit in allen Fällen aus. Sie werden also weiterhin wöchentlich, von einer Urlaubsabwesenheit abgesehen, einen Text von Frau Fragmente online finden und sogar an der Urlaubsabwesenheit arbeite ich noch: möglicherweise ist die Routine bis dahin so etabliert, dass Frau Fragmente auch unbetreut bloggt.

    Kurz tat Frau Fragmente nach meiner Absage hinsichtlich "Ausnahmeregelungen" geknickt, sackte in sich zusammen und ließ den Kopf hängen. Das muss uns aber nicht beunruhigen, es ist eine einstudierte Körperbewegung, einer Geste gleich, die sie laut eigenen Aussagen auch im Büro anwendet, wenn der Chef schimpft. Prompt wechselte sie auch ihre Taktik und zog eine Liste aus der Tasche, nicht etwa mit Blogthemen sondern mit Themen, die sie noch mit mir besprechen wollte und auch Themen, die sie mit anderen besprechen wollte und von denen sie mir mal berichten wollte, bei Gelegenheit, also jetzt. Absurder wird es heute nicht mehr, ich habe sie auf die Heimfahrt vertröstet und jetzt wird endlich geschrieben.

    Frau Fragmente trägt heute eine sehr schöne neue Hose, sie bat mich, das zu erwähnen.

    So langsam kommt sie auch in Schreibfluss, so zielstrebig wie beim letzten Mal ist sie aber nicht. Ungefähr 50% Verteilung zwischen Buchstabentasten und Delete-Taste. Mir selbst fällt das Konferenzraumsetting ein wenig schwer, ich springe bekanntlich normalerweise ständig auf und laufe irgendwo hin, das bietet sich hier nicht an. Würde ich den Raum verlassen, wäre ich ja sofort mitten im Büro und käme vermutlich so schnell nicht wieder zurück. Im Raum selbst ist aber absolut nichts, rein gar nichts zu tun. Die Getränke sind bald leer, da könnte ich Nachschub holen, aber sonst fällt mir beim besten Willen nichts ein.

    Viel erlebt habe ich heute nicht. Im Büro gab es eine sehr lustige Situation. Wie ich schon häufiger berichtete, scharmützelt der Sizilianer in meinem Auftrag recht heftig mit der Hausverwaltung, es geht - natürlich - um Kosten und wer sie trägt, im Idealfall nämlich nicht ich. Um rund 35% hat er die Kosten im letzten Jahr senken können, nun wurde die Hausverwaltung aber immer störrischer und um weitere gute Argumente zu finden, las der Sizilianer den Mietvertrag von vorne bis hinten.

    Unglücklicherweise fand er darin eine Passage, die besagt, dass wir absolut total nicht im Recht sind. Über diese Passage staunten wir heute ein wenig, lachten dann viel, ich schnitzte ihm gestenhaft einen Streifen auf die Schulter, weil er, ohne auch nur im Recht zu sein, so viel erreicht hatte und wir beschlossen, das Thema nun elegant peu à peu einschlafen zu lassen. Man darf nicht überreizen.

    Außerhalb des Büros habe ich mich heute morgen über etwas sehr gefreut. Eigentlich begann die Freude schon letzte Nacht. Das kam so: vor ein paar Tagen postete eine Freundin auf Twitter ein Foto von einem Gemälde, von einem Ausschnitt eigentlich nur, das schaute ich mir an und fand es interessant. Als Hintergrund muss man wissen, dass ich "Probleme" mit Bildern habe. Bilder sind mir immer zu viel und nicht linear genug. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll zu schauen, links oben, von unten hoch, Gesamtansicht und dann reinzoomen? Und dann sind da so viele Details, einmal Pinselstriche und Farben, die dann auf einer anderen Ebene ein Bild ergeben und darüber liegt noch einmal eine weitere Ebene, nämlich die Zeitgeschichte und die Autobiographie des Künstlers, das alles auf maximal ein paar Quadratmetern, das ist mir einfach zu viel. Ich bekomme beim Ansehen von Kunst ein Gefühl im Kopf, das Migräne ähnelt, alles zu viel, kompletter Lockdown. Wenn ich in Kunstmuseen gehe, bekomme ich echte Migräne.

    Dennoch interessieren mich Bilder, ich kann sie eben nur in sehr kleinen Häppchen verdauen. Also was tun?

    Ich habe mir angewöhnt, Twitter zu fragen, wenn ich nicht weiß, was zu tun ist. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, vor ein paar Tagen eben auch wieder. Ich fragte nämlich, ob nicht zufällig jemand Lust hätte, einmal pro Woche ein Bild vorzustellen. In kleinen Twitterhäppchen halt. Und tatsächlich hatten Personen Lust, ist das nicht völlig grandios?! Gestern kam die erste Bildvorstellung, Sie können das hier nachlesen, bei dem Bild handelte es sich um Inger am Strand von Edvard Munch, vorgestellt von @fandorin. Wie wunderbar kann das Internet sein! Ich las gestern erst einmal nur, wollte die Beschreibung über Nacht sacken lassen, schaute mir das Bild erst heute morgen an. Und freute mich dann noch einmal, weil ich die Beschreibung im Bild wiederfand, oder das Bild in der Beschreibung, wie auch immer. Schauen Sie einfach selbst.

    Frau Fragmente fragt, wie viel ich eigentlich noch schreiben will. Nicht zielstrebig heute, ich sagte es ja bereits!

    Montag, 2. März 2020

    Ein Tag mit ganz besonders hoher Schlagzahl, heute war wirklich alles: alle krank und überall Stückelei, 5 neue MitarbeiterInnen, Stapel von Kleinkramkrempel, ein Vorstellungsgespräch, drei umfangreichere Sachen, die komplett neu waren, dazwischen immer wieder Leute in die richtige Richtung schicken, Informationen weitergeben und hier und da vertretend einspringen. Das über 10 Stunden ohne Kaffeepause. Irritierenderweise fühle ich mich davon geradezu erfrischt.

    Heute am Abend wollte ich eigentlich zum Karaoke gehen, aber alle Mitsängerinnen sind angeschlagen aus dem einen oder dem anderen Grund, jedenfalls sagten wir ab. Also: ich wollte absagen, wegen des Turbotags im Büro hatte ich es aber vergessen, daher rief ich etwa eine Stunde nach der Zeit sehr zerknirscht an, um den Vorfall zu erklären. Nachdem ich aber nur meinen Namen und "Guten Abend, ich hatte eigentlich eine Reservierung" gesagt hatte, erwiderte mein Gesprächspartner aber schon fröhlich-mitleidsvoll "Ich höre ja, Sie sind sehr krank, das ist gar kein Problem!" Ts. Ich bin gar kein bisschen krank, ich habe nur eine komische Stimme. Egal, ich beließ es dabei. So bekommt der Gesangslehrer seinen Willen, der gestern dringend empfahl, ich solle noch drei oder vier Tage komplett den Mund halten oder aber zumindest keinesfalls singen.

    Montag, 2. März 2020

    Auch heute habe ich nicht so viel gemacht, wie ich erhofft hatte, aber egal, immerhin ein Buch ausgelesen (Carolin Emcke: Wie wir begehren), eine Suppe gekocht, Wäsche gemacht, Migräne medikamentös weggeballert, ausprobiert, ob die Katzen Lust haben, an einer Leine herumgeführt zu werden (definitiv nein!), Eltern angerufen und am Lesezirkel teilgenommen.

    Im Lesezirkel hatten wir das Buch von Kristina Hänel: Das Politische ist persönlich. Tagebuch einer Abtreibungsärztin gelesen. Die Terminfindung mit den sehr umtriebigen Damen vom Lesezirkel ist nie ganz einfach, daher hatte ich das Buch schon vor Wochen, genau gesagt im letzten Jahr gelesen. Und ich hatte wirklich zwischenzeitlich vergessen, wie sehr ich mich beim Lesen aufgeregt habe! Ganz unglaublich aufgeregt darüber, wie es möglich ist, dass in einer aufgeklärten Gesellschaft so wichtige Belange von Frauen einfach totgeschwiegen, tabuisiert werden, im normalen Alltag nicht vorkommen dürfen. Das ist eine Ungeheuerlichkeit und mir ist völlig unbegreiflich, wieso sich das nicht endlich ändert.

    Ansonsten hat mich an dem Buch die Naivität, die ich wahrnahm, sehr berührt. Ich hatte von Frau Hänel ein ganz anderes Bild im Kopf, kein sehr konkretes, aber ich hatte mir vorgestellt, dass sie in allem viel absichtsvoller, viel bewusster vorgegangen wäre. Es war aber wohl eher so, dass sie die Auseinandersetzung mit § 219a nicht gesucht hat, sondern von ihr gefunden wurde, und diese Herausforderung jetzt angenommen hat. Davor habe ich sehr viel Respekt.

    Sonntag, 1. März 2020

    Es war eine gute Idee, nicht zur Chorprobe zu gehen. Im Alltag kann ich zwar wieder ganz gut sprechen (ein Glück! Vor allem für mich!) aber am Abend war ich was Trinken, mit anderen Leuten drumherum und auch Musik, also etwas erhöhte Anforderungen (stimmlich, nicht inhaltlich) an die Konversation, und schon ist wieder alles dahin.

    Ansonsten war es ein sehr entspannter Tag. Erst 10 Stunden geschlafen, dann fuhr ich M zum Training, hatte aber ja gestern schon alle Einkäufe gemacht, so dass nichts zu erledigen war und ich saß eine Stunde mit einem Buch auf dem Parkplatz. Zu Hause nur ein bisschen geräumt, ein bisschen Wäsche, ein bisschen herumgesessen, insgesamt nichts Wesentliches.

    Freitag, 28. Februar 2020

    Ich wachte heute Morgen auf mit leichtem Halskratzen, weiterhin einer Stimmkontrolle wie ein etwa 13jähriger Junge und der revolutionären Idee, das nächste Konzert vom Chor einfach nicht mitzusingen. Dadurch ändern sich alle Pläne, das Wochenende jetzt wird ganz anders sein (eigentlich wären es insgesamt 9 Stunden Probe gewesen), die nächste Woche auch und ich glaube, das ist insgesamt besser so. Wenn auch nicht unbedingt für den Spaß so aber doch für die Stimme (und für den Spaß gehe ich am Montag zum Karaoke).

    Den Rest des Tages war ich hauptsächlich müde, weil ich bis halb eins morgens noch in einer Telefonkonferenz hing. Thema, natürlich: Coronavirus. Es war unerwartet interessant, besonders interessant war, von den Kollegen in China, Hongkong und Japan zu hören. Aber es war halt auch spät und nur noch 5 Stunden bis Weckerklingeln.

    Dafür gab es im Büro außerordentlich viel Kuchen, weil gleich drei Personen ihren letzten Arbeitstag hatten - am Montag kommen fünf neue und damit starte ich auch einen neuen Anlauf, mir alle Namen und Gesichter richtig einzuprägen. Neulich ist es mir zum allerersten Mal passiert, dass jemand vor mir stand und ich wirklich nicht die geringste Ahnung hatte, wer das ist. Das war mir sehr unangenehm. Ich muss unbedingt wieder mehr herumlaufen und mit Leuten sprechen. Der erste Kuchen war gut, der zweite Mittel, den dritten habe ich nicht mehr probiert.

    Abends war ich noch einkaufen. Es gab alles in den Regalen, nur Obst und Gemüse waren so gut wie ausverkauft und ich musste drei Läden ansteuern, um eine Sellerieknolle zu bekommen, die ich halt unbedingt haben wollte.

    Jetzt bin ich müde, aber entspannt, denn anstelle eines "ach herrje wie bekomme ich das nur alles unter"-Wochenende habe ich jetzt ein "oh ich habe fast gar keine Pläne"-Wochenende vor mir. Erst einmal werde ich ausschlafen. Und dann mal sehen.

    Donnerstag, 27. Februar 2020

    Der Tag war ein sehr wilder Ritt, ich kann mich an den Vormittag schon gar nicht mehr erinnern, mittags ergab es sich sehr spontan, dass ich mit dem neuen Oberchef Essen ging um Dinge zu besprechen, die schon zu oft aufgeschoben wurden und die sonst auch in die jetzige Woche nicht mehr gepasst hätten. Am Nachmittag ging es wild weiter und zwischendrin immer Corona, Corona, Corona, wie viel Desinfektionsmittel soll gekauft werden, wie ist der Putzdienst zu instruieren, abgesagte Messen, Fragen, ob Trainings stattfinden können, Fragen zu Corona und Hauptversammlungen, zu internen Homeofficeregelungen nach bestimmten Reisen, jeder will irgendwas wissen.

    Auf dem Heimweg Schnee. Schnee, Hurra!! Allerdings trage ich die Büroschuhe ohne Profil und brauche für die knapp 2 km von der Bahn nach Hause 45 Minuten, so glatt ist es. Aber Schnee!

    Mittwoch, 26. Februar 2020

    An meinem Küchentisch sitzt Frau Fragmente und bloggt, ich sitze an meinem Küchentisch und blogge über Frau Fragmente. Sie hatte erst keine Lust auf dieses Projekt (ich glaube, hauptsächlich nicht auf ihren aktiven Bloganteil) tat das lautstark kund, aber es bedurfte nur einer entschiedenen Ansage und schon tippte sie drauf los. Ich glaube, sie wollte doch.

    Sehr in sich ruhend wirkt sie auf mich heute. Ob das nur im Vergleich auf mich zutrifft, ist für mich schwer einzuschätzen, ich bin heute nämlich sehr wackelig, nicht schlecht gelaunt wackelig, aber es ist einer dieser Tage, an denen ich über die Worte stolpere und über die Füße, an denen der Deckel in hohem Schwung vom Salzbehälter fliegt und das Salz in die Nudelsoße, an denen die Sahneflasche aus dem Kippeln nicht wieder ihre Mitte findet sondern umstürzt, an denen ich mit dem Küchentuch den Bruchteil der Sekunde zu spät an der Arbeitsplatte bin und die Tropfen auf den Boden fallen. Das stört mich alles nicht sehr, es sind Kleinigkeiten und erst in der Summe läuft mein Fass über, die Summe war bisher heute nicht allzu groß und der Tag ist schon fast um, also ist es mir egal, ein wenig belustigt es mich auch.

    Worüber Frau Fragmente schreibt, weiß ich noch nicht. Sie kündigte diverse Ideen an und am meisten interessierte mich der Bruch, der Riss, der Moment, in dem sie an Karneval mit Hasenöhrchen vor den nicht verkleideten Chefs gesessen hätte, aber wenn ich es richtig verstanden habe, gab es den nicht.

    Sie schreibt jedenfalls sehr zielstrebig. Jetzt bin ich froh, dass mir das Wort zielstrebig eingefallen ist, sie ist nämlich nicht im Flow aber lässt sich absichtlich nicht ablenken, obwohl ich bekanntlich die Meisterin der ablenkenden blöden Witze bin, sie will aber halt nicht. Zielstrebig ist exakt das richtige Wort. Frau Fragmente ist ein zielstrebiger Mensch. Tippelditipp, tippelditipp macht es und ich bin echt neugierig, worüber sie schreibt! Und auch neidisch, denn obwohl schon Abend ist, sieht sie total frisch und schick aus. Im Gegensatz zu mir, ich bin heute extrem zerrauft, ich habe mir schon mittags in der Kantine Tomatensoße auf die Bluse getropft, musste seither also mit geschlossenem Bürojäckchen herumlaufen und war dadurch verschwitzt, mittlerweile habe ich in ein ausgeleiertes riesengroße schwarzes Sweatshirt, auf dem "Schlummerforschung" steht gewechselt und beim Abendessen geriet mir noch irgendwas ins Auge, das musste ich auswaschen, weshalb ich jetzt Pandaaugen und teilweise nasse Haare habe. Ist manchmal so, wie gesagt, es ist einer dieser Tage. Sowieso auch ein Hin- und Herrenntag, die Uhr zeigt schon um die 17.000 Schritte an, dabei war heute nichts, ich war noch nicht einmal draußen in der Mittagspause, mir fällt nur einfach ständig noch was ein und ich kann den Aufspringimpuls nicht kontrollieren. Seit wir hier sitzen und bloggen bin ich schon vier Mal aufgesprungen - einmal um die Spülmaschine einzuschalten, einmal um Dinge in die Waschmaschine zu stopfen, einmal um die Katze zu suchen, einmal um ein Soufflé in den Ofen zu stellen. Zusätzlich habe ich eine Tischdecke auf den Tisch gelegt, Sachen auf dem Tisch herumgeräumt, eine Bierflasche geöffnet.

    Aber Frau Fragmente lässt sich nicht beirren, sie schaut noch nicht einmal, was ich mache, vermutlich könnte sie mit dieser entschlossenen Konzentration perfekt in einem Großraumbüro arbeiten! Das mag sie aber nicht. Auch ein Unterschied zwischen uns, ich finde Großraum okay und liebe Büros mit Glastüren, meins hat eine Holztür und wenn ich die schließen muss, weil ich telefoniere oder sowas, fühle ich mich sofort eingesperrt und einsam. Büros mit Glastüren oder -wänden finde ich deshalb super, man kriegt alles mit aber trotzdem können Gespräche nicht mitgehört werden.

    Jetzt schaut Frau Fragmente ein bisschen skeptisch, nicht auf mich natürlich, sondern auf ihren Text. Auf mich hat sie vorhin nur etwas besorgt geschaut, als alles heruntergefallen ist, da hat sie etwa von einem "langen Tag" gemurmelt. Ich muss gleich unbedingt noch einen zusammengehörigeren Eindruck hinterlassen, sonst sorgt sie sich noch. Dabei gibt es keinen Grund zur Sorge, es war noch nicht einmal ein langer Tag. Es ist einfach nur einer dieser Tage, an denen alles nicht ganz so elegant glatt läuft wie gewohnt.

    Montag, 24. Februar 2020

    Man spricht ja öfters mal von einer "belegten Stimme" und ich fragte mich immer schon, was da dann auf den Stimmbändern ist. Nun war meine Stimme natürlich eher begraben als belegt aber kurz nach dem Aufstehen wusste ich dann immerhin, womit, und wie es so ist, wenn man ein Wissen nicht mehr aus dem Hirn löschen kann muss man damit arbeiten. Ich fragte mich, ob man aus dem Farben und Formen, mit denen die Stimme belegt/begraben war, vielleicht genauso wie Silvester beim Blei-(jetzt Wachs-)gießen, die Zukunft vorhersagen könnte. In gewisser Weise natürlich schon, und auch deutlich genauer als beim Wachs-/Bleigießen, unter dem Mikroskop halt.

    Der Tag verging ansonsten trödelig, im Hause von Papa und Mama N waren diverse technische Angelegenheiten zu regeln, unter anderem ein Tablet fertig einrichten, an einem anderen Updates durchführen, Einstellungen an einem Handy ändern, eine versehentlich eingerichtete Kindersicherung am Herd entfernen, richtige Uhrzeit an einem entgleisten Funkwecker einstellen, Radiosender einprogrammieren, Kabelkiste sortieren, Programmierung der Kaffeemaschine ändern - wenn man sowas alles immer im Vorbeigehen erledigt macht man sich gar kein Bild davon, wie technisch ein normaler Haushalt relativ unbemerkt geworden ist. Das waren jedenfalls die Tätigkeiten, die bei Papa und Mama N. seit Weihnachten aufgelaufen waren und wir hatten ja noch nichtmals Uhrumstellung.

    Dann gab es noch eine Berliner-Verkostung, Mama und Schwester N konnten sich nämlich nicht einigen, wo es die Besten gäbe. Die, die Mama N als die besten betrachtete waren lagen optisch sehr weit hinten, waren am Ende aber in Bezug auf Geschmack (Teig und Marmelade) tatsächlich die Besten. Also für alle Anwesenden, generell ist das sicherlich Geschmackssache, aber hier schien die Teigführung doch wirklich überzeugend. Und sie enthielten auch mehr Marmelade als die anderen Testobjekte, was verwunderlich ist, da laut Papa N die Befüller standardmäßig auf 10 Gramm eingestellt sind. Vermutlich kann man das aber tweaken. Früher wurden die Berliner natürlich noch mit Spritzbeutel und Tülle befüllt, da kam es auf den Bäcker an. Heute hält man immer zwei vor ein Gerät, den "Befüller" eben, schiebt sie auf die Tülle bis es "klack" macht und dann ist die Marmelade auch schon drin. Außer man ist Papa Ns ehemaliger Kollege, der mal einen ganze Backwagen mit Berlinern dem Befüller zuführte und bis zum Ende nicht bemerkte, dass der Trichter mit der Marmelade längst leer war.

    Autobahn war ereignislos und langweilig, ich hatte ständig Angst, einzuschlafen. Zu Hause Sofa und die Ruhe genießen.

    Montag, 24. Februar 2020

    Das muss man sich mal vorstellen, da fahre ich für den Veedelszoch (Stadteilumzug) nach Düsseldorf und dann findet der wegen Sturm nicht statt. Sowas ist uns Düsseldorfern ja nicht ganz neu, 1991 hatten wir das am Rosenmontag schon einmal wegen Orkan Vivian, damals wurde im Mai bei bestem Wetter nachgefeiert, daran erinnere ich mich sehr gut. Jedenfalls an den ersten Teil des Tages. Schauen wir mal, ob es hier morgen immer noch stürmt oder ob der große Zug wie geplant ziehen kann.


    Statt Zoch gingen wir also sofort zum Privatkarneval über, traditionell mit selbstgebackenen Berlinern und Altbier bei Freundin P. Hier zeigte sich ein weiteres Mal, dass wir und eben auch die Eltern älter werden. Die Berliner macht traditionell Ps Mutter und seit einiger Zeit gelingen sie nicht mehr wie sonst. Ähnlich ist es auch mit Backwaren von Papa N. Vielleicht können die Augen das Thermometer nicht mehr so gut erkennen, vielleicht zittern die Hände ein wenig bei der Zubereitung, vielleicht ist der Geschmackssinn nicht mehr ganz wie vorher, vielleicht fehlt der entscheidende Tick Reaktionsschnelle, um die exakte Grenze zwischen gebräunt und verbrannt zu erwischen. Ich weiß es nicht. Die Berliner waren jedenfalls dieses Mal recht ölig (Kennzeichen für nicht exakte Temperatur). P und ich entschieden, dass aber in diesem Jahr noch kein Eingreifen notwendig ist, aßen trotzdem mit Genuss und nahmen dann vorsorglich etwas gegen Sodbrennen ein (wie gesagt, wir werden auch nicht jünger, vor 20 Jahren hätten wir das vermutlich noch so weggesteckt).

    Ansonsten noch eine Sache. Dies ist kein politisches Blog. Das liegt nicht an mangelndem Interesse sondern eher an mangelnder Zeit, die meisten Themen sind komplex und bis ich dazu gekommen bin, mich mit einem Thema zu befassen, haben andere das schon umfassender und tiefgehender getan. Eins ist aber ganz eindeutig und klar: ich positioniere mich absolut gegen Rassismus. Wenn Sie mit faschistischem, rassistischem, rechtspopulistischem etc. Gedankengut sympathisieren, wenn Sie also z.B. die AfD wählen, gehen Sie hier weg. Lesen Sie hier nicht, sprechen Sie mich nicht an, schreiben Sie mich nicht an, ich will mit Ihnen und Ihren kruden Theorien nichts zu tun haben. Ich finde Sie einfach nur widerlich.

    November seit 6610 Tagen

    Letzter Regen: 28. April 2024, 22:43 Uhr